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Aprilia SL 1000 Falco

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Aprilia
SL 1000
Hersteller Aprilia
Verkaufsbezeichnung Falco
Produktionszeitraum 1999 bis 2003
Klasse Motorrad
Bauart Sporttourer
Motordaten
Flüssigkeitsgekühlter V-Motor mit zwei Zylindern
Hubraum (cm³) 998
Leistung (kW/PS) 83/113 bei 9250 min-1
Drehmoment (N m) 69 bei 7000 min-1
Höchst­geschwindigkeit (km/h) 255
Getriebe 6 Gänge
Antrieb Kettenantrieb
Bremsen vorn 320 mm Doppelscheibenbremse, hinten 220 mm Scheibenbremse
Radstand (mm) 1415
Maße (L × B × H, mm): 2065 × 750 × 1180
Sitzhöhe (cm) 82
Leergewicht (kg) 222

Die Aprilia SL 1000 Falco ist ein teilverkleidetes Motorrad des italienischen Zweiradherstellers Aprilia, das von 1999 bis 2003 im italienischen Noale produziert wurde. Der Sporttourer[1] wurde 1999 auf der Zweiradmesse EICMA in Mailand präsentiert. Die Verkaufsbezeichnung Falco ist das italienische Wort für einen Greifvogel der Gattung Falken.

Konstruktion

Der Viertaktmotor wurde vom österreichischen Motorhersteller Rotax produziert und ist eine leistungsreduzierte Version des Superbikes Aprilia RSV Mille mit Vorlage:KW2Ps, bei der zwei Abgasanlagen und ein geändertes Kennfeld der Benzineinspritzung die Maximalleistung reduzieren zugunsten eines höheren Drehmoments im unteren und mittleren Drehzahlbreich.[2]

Antrieb

Der flüssigkeitsgekühlte Zweizylindermotor erzeugt aus 998 cm³ Hubraum eine Nennleistung von Vorlage:KW2Ps und ein maximales Drehmoment von 69 Nm bei einer Drehzahl von 7000 min-1. Der quer eingebaute V-Motor hat einen Zylinderwinkel von 60 Grad. Die zwei Zylinder haben eine Bohrung von 97 mm Durchmesser, die Kolben einen Hub von 67,5 mm. Das Verdichtungsverhältnis des Viertaktmotors beträgt 10,8:1. Zwei Ausgleichswellen reduzieren Vibrationen. Der Drehzahlbegrenzer setzt bei einer Drehzahl von 10.500/min ein.[3] Jeder Zylinderkopf hat zwei kettengetriebe, obenliegende Nockenwellen, welche über Kipphebel zwei Einlass- und zwei Auslassventile ansteuern.

Das Motorrad beschleunigt in 3,2 Sekunden[4] von 0 auf 100 km/h und erreicht laut Fahrzeugschein eine Höchstgeschwindigkeit von 255 km/h.[4]

Elektrische Anlage

Die Starterbatterie hat eine Kapazität von 12 Amperestunden und versorgt den elektrischen Anlasser. Der zentral im Cockpit angeordnete, analoge Drehzahlmesser hat zu beiden Seiten eine Flüssigkristallanzeige.

Kraftstoffversorgung

Die Gemischbildung erfolgt durch ein computergesteuerte Benzineinspritzung, bei der der Kraftstoff über das Saugrohr eingespritzt wird. Der Kraftstofftank hat ein Volumen von 21 Liter,[4] davon sind 4,5 Liter Reserve. Der durchschnittliche Kraftstoffverbrauch beträgt 7,5 Liter auf 100 km.[3] Die theoretische Reichweite beträgt 250 km. Der Hersteller empfiehlt die Verwendung von bleifreiem Motorenbenzin mit einer Klopffestigkeit von mindestens 95 Oktan. Die 2-in-2-Auspuffanlage mündet in zwei Endschalldämpfer zu beiden Seiten des Hinterrads. Eine Abgasnachbehandlung erfolgt nicht.

Fahrwerk

Die Falco hat eine kantige Halbschalenverkleidung. Der Motorradrahmen besteht aus zwei übereinander angeordneten, dünnen Leichtmetallstücken.[3] Der Brückenrahmen besteht aus Aluminium.[1] Eine Upside-Down-Gabel mit 53 mm Standrohrdurchmesser von Showa führt das Vorderrad, zwei 320 mm Scheibenbremsen von Brembo verzögert es. An der Hinterrad-Schwinge dämpft ein Federbein von Sachs, das sich in Federvorspannung und Zugstufendämpfung einstellen lässt.

Am Vorderreifen verzögert eine Doppelscheibenbremse mit Drei-Kolben-Bremssätteln, hinten eine Scheibenbremse mit Zwei-Kolben-Bremssattel. Das Trockengewicht beträgt 190 kg, fahrbereit wiegt sie 222 kg. Ein kombiniertes, teilintegrales Antiblockiersystem unterstützt die Verzögerung an beiden Bremsen. Die hydraulisch betätigte Rutschkupplung hat eine Vorrichtung, welche durch einen inneren Unterdruck aktiviert wird und die Funktion einer Anti-Hopping-Kupplung hat, um ein Stempeln des Hinterrads beim scharfen Bremsen zu verhindern.[5]

Marktsituation

Die Falco war weder so radikal ausgelegt wie die "Renn-Replica" Mille, noch war sie ein klassischer Sporttourer wie die Aprilia RST 1000 Futura. Sie war eher wie ein sehr sportlicher Roadster konzipiert.[6] Motorräder mit vergleichbarer Motorcharakteristik und Fahrwerksgeometrie waren die Suzuki TL1000 und die Ducati ST4.[7] Zum Verkaufsstart kostete das Motorrad 19.990 DM. Obwohl sich die Falco als zuverlässiges und leistungsstarkes Sportmotorrad bewährte, waren die Verkaufszahlen enttäuschend, so dass die Produktion bereits nach vier Jahren eingestellt wurde.

Kritiken

„Laufkultur ist nicht gerade die Paradedisziplin des Aprilia-Twins mit 60 Grad Zylinderwinkel, bei dem vor allem das Kettenpeitschen und die störrische Leistungsentfaltung unter 3000/min ziemlich nervt. Doch auch in höheren Drehzahlregionen macht sich der hemdsärmlige Motor durch deutliche Vibrationen in den Lenkerhälften, Sitzbank und Fußrasten bemerkbar.“

Matthias Schröter: Motorrad, Ausgabe 15/2001[7]

„Die Falco mag ja vom Werk her als Sporttourer gedacht sein, ein 176 cm großer Fahrer kann das „tourer” aber getrost streichen. Die Sitzposition auf der Falco ist eindeutig sportlich - mehr Sportlichkeit braucht im realen Leben kein Mensch. [...] Der Motor läuft bei niedrigen Drehzahlen ruppig rau, die Kupplungshand ruft im Stau nach einer Pause. Kleine Fahrer kommen nur schlecht auf den Boden, die sportliche Sitzposition lässt die Handgelenke schmerzen.“

Marcus Lacroix: bma, Ausgabe 07/2002[5]

“Less is sometimes more. By making its roadster less extreme than the RSV Mille sportster it's based on, Aprilia broadened its appeal and produced a motorcycle that's both easier and more fun to ride.”

„Weniger ist manchmal mehr. Indem der Roadster weniger extrem als die RSV Mille, auf der sie basiert, ausgelegt ist, erweitert Aprilia dessen Reiz und schafft ein Motorrad, das leichter und vergnüglicher zu fahren ist.“

Motorcycling News[2]

Literatur

Commons: Aprilia SL 1000 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Stefan Kaschel: Dynamiker unter sich. In: Motorrad, Ausgabe 13/2000. 28. Juni 2000, abgerufen am 8. Januar 2015 (deutsch).
  2. a b Aprilia SL1000 Falco (1999-2005) Review. In: Motorcycle News (MCN). 12. Dezember 2006, abgerufen am 8. Januar 2015 (englisch).
  3. a b c Ingo Gach: Egoist. In: bikerszene.de. Abgerufen am 8. Januar 2015 (deutsch).
  4. a b c Mathias Heerwagen: Der Geheimtipp. In: Motorrad, Ausgabe 12/2010. 8. November 2010, abgerufen am 8. Januar 2015 (deutsch).
  5. a b Marcus Lacroix: Aprilia SL 1000 Falco. In: bma, Ausgabe 07/2002. 1. Juli 2002, abgerufen am 8. Januar 2015 (deutsch).
  6. Superbike Magazine. Ausgabe Dezember 2000.
  7. a b Matthias Schröter: Symphatie-Jäger. In: Motorrad, Ausgabe 15/2001. 16. Juli 2001, abgerufen am 8. Januar 2015 (deutsch).