Benutzer:N. Kölli/Stauseeholz
Als Stauseeholz wird das Holz von Bäumen bezeichnet die von einem Stausee überflutet wurden. Die abgestorbenen, im Wasser stehenden Baumstämme sind durch den fehlenden Kontakt zur Luft gut konserviert und können selbst nach Jahrzehnten unter Wasser mit speziellen Sägen geerntet und als Nutzholz verwendet werden. Der Begriff Stauseeholz bezeichnet ein Handelssortiment im internationalen Holzhandel und schließt viele meist tropische Holzarten mit ein.
Weltweites Vorkommen
Weltweit gibt es über 45 000 Stauseen mit einer Tiefe von mindestens 15 Metern. Viele von ihnen sind über bewaldete Gebiete gestaut, schätzungsweise gibt es ca. 35 000 km² Wald in Stauseen. Das mögliche Erntevolumen der überfluteten Wälder wird auf ca. 500 Mio m³ Holz geschätzt. [1] Ein wichtiger Stausee für die Stauseeholzernte ist der Brokopondo-Stausee in Suriname. Er hat eine Fläche von ca. 1.560 km² und sein nutzbares Holzvolumen wird auf über 10 Mio m³ geschätzt.
Ernte
Die Ernte von Stauseeholz ist kostspielig da die Fällung sehr aufwendig ist. Meist geschieht sie motormanuell, also durch Taucher, die mit hydraulischen Kettensägen die Bäume unter Wasser absägen. Der Stamm wird mit Auftriebskörpern versehen und mit Seilen gesichert, damit er nicht auf den Grund des Sees sinkt. In dem trüben Wasser viele Meter unter der Wasseroberfläche herrschen auch mit Taucherlampen äußerst schlechte Sichtbedingungen, neben der sehr abenteuerlichen Fällmethode sind noch andere Gefahren für den Taucher durch Alligatoren und Schlangen vorhanden. Ausser der motormanuellen Unterwasserholzernte gibt es maschinelle Ernteverfahren, bei denen Tauchroboter und Schwimmkräne eingesetzt werden.[2]
Die Unterwasserernte hat viele Vorteile gegenüber der konventionellen Holzernte in den Tropen. Es müssen keine Rückewege und Waldstraßen angelegt werden, Fällschäden am bestehenden Baumbestand finden nicht statt, Wildtiere werden nicht gestört, Jagdreviere der indigenen Bevölkerung werden nicht verletzt und es kommt nicht zu Bodenverdichtung durch schwere Maschinen. Häufig werden in den Tropen selektiv spezielle Bäume einer bestimmten Art geerntet. Bei der Holzernte im Stausee wird beim Einschlag kaum auf die Baumart geachtet und eher flächenweise geerntet. Die Sortierung nach Holzartart findet dann beim Einschnitt im Sägewerk statt.
Verarbeitung
Einschnitt
Der Einschnitt des Holzes sollte bald nach der Ernte erfolgen. In der Regel geschieht dies direkt am Ufer des Stausees, um lange Transportwege des schweren Holzes zu vermeiden. Das Sägewerk am Brokkopondomeer wurde extra für den Einschnitt des Stauseeholzes gegründet. Dort wird das Holz mit Bandsägen älterer Bauart eingeschnitten. Auf hochtechnische Maschinen wird verzichtet, damit die Arbeiter vor Ort Instandhaltungsarbeiten und Reperaturen selbstständig übernehmen können.
Trocknung
Durch die lange Wasserlagerung lässt sich das Stauseeholz schneller und einfacher trocknen als frisch gefälltes Holz. Trocknungsrisse treten bei Stauseeholz aufgrund der Spannungsverluste bei der Wasserlagerung weniger auf als bei frisch gefälltem Holz.
Produkte
Stauseeholz kann vielseitig genutzt werden, je nach Holzart ist es gut für den Außenbereich geeignet und kann z.B. für Terassendielen und Gartenmöbel verwendet werden. Im Innenausbau findet es z.B Verwendung als Parkett und Massivholzdielen. Prinzipiell ist jedes herkömmliche Anwendungsgebiet von Holz auch für Stauseeholz denkbar.
Holzqualität
Die Holzqualität von Stauseeholz kann mit der Holzqualität der gleichen Holzart aus Naturwäldern verglichen werden. Mehrere Untersuchungen haben gezeigt, dass die Originaleigenschaften der Holzarten bei Stauseeholz weitestgehend erhalten sind. Es wurden sogar Verbesserungen beim Stehvermögen (Dimensionsstabilität) und dem Trocknungsverhalten beobachtet. Das kann durch die jahrzentelange Süsswasserlagerung begründet werden, bei der sich die natürlichen Wuchsspannungen im Laufe der Jahre abgebaut haben.
Handel
Stauseeholz unterliegt unabhängig von der Holzart keinen Handelsbeschränkungen. Das bietet dem Handel eine attraktive Chance Holzarten zu handeln welche durch das Washingtoner Artenschutzübereinkommen CITES nicht mehr oder nur eingeschränkt gehandelt werden dürfen. Als Stauseeholz gehandelte Holzarten sind beispielsweise Pakoeli, Garapa, Massaranduba, Andiroba, Greenheart, Walaba oder Teak.
Umwelteinflüsse
Stauseen werden häufig ohne Rücksicht auf die vorhandene Vegetation angelegt. Im 20. Jahrhundert hat man riesige Gebiete des Tropischen Regenwaldes überflutet, ohne vorher das Holz zu ernten. Heute steckt in dem vorhandenen, gut konservierten Holzvorrat der Staussen ein großes Potential, um Naturwälder zu schonen. Es gibt jedoch noch weitere Argumente die für die Nutzung des Stauseeholzes sprechen: bei der Zersetzung von Holz entstehen klimaschädliche Faulgase wie z.B. Methan, diese können sich langfristig nicht nur negativ auf die Atmosphäre sondern auch auf die Flora und Fauna des Gewässers auswirken.
Siehe auch
Literatur
- Fachzeitschrift Wand Boden Decke, 4 April 2009
- Parkett Magazin, Juni 2008
- Holz-Zentralblatt, 28. November 2008 Nr. 48
- http://www.stauseeholz.de/presse.php
- | Badische zeitung
Einzelnachweise
<references>