Benito Mussolini


Benito Amilcare Andrea Mussolini (* 29. Juli 1883 in Dovia di Predappio bei Forlì in der Emilia-Romagna; † 28. April 1945 in Giulino di Mezzegra bei Dongo am Comer See - erschossen) war von 1922 bis 1943 faschistischer Diktator Italiens. Mussolini war während der gesamten Zeit Ministerpräsident und Capo del Governo, außerdem zeitweise u.a. auch Außen- und Innenminister. Seine offiziellen Anreden als Capo del Governo lauteten Sua Eccellenza (Euer Exzellenz) bzw. Cavaliere (Ritter), wobei die Letztere für den Regierungschef Italiens bis heute üblich ist. Als Führer der faschistischen Bewegung bzw. des faschistischen Regimes führte er den Titel Duce del Fascismo.
Leben
Mussolinis Vater war ein politisch linksgerichteter Demagoge in der italienischen Romagna, der seinem Sohn bewusst den Vornamen des mexikanischen Revolutionärs Benito Juárez gab. Entsprechend entwickelte sich Mussolini, der von Beruf Volksschullehrer war. Zunächst engagierte er sich ab 1901 beim sozialistischen Partito Socialista Italiano (PSI) und stieg dort bis 1912 in das Exekutiv-Komitee auf. Er wurde Chefredakteur der linksgerichteten Tageszeitung „Avanti“ (deutsch: „Vorwärts“). Wegen Desertion, Aufrufen zu Generalstreiks (z.B. gegen den italienischen Einmarsch in Libyen 1911) und ähnlichen Aktionen verbüßte Mussolini mehrere kurze Haftstrafen.
Obwohl Mussolini 1914 das Anti-Kriegsmanifest des PSI unterzeichnete, gründete er kurz darauf die Fasci d'Azione Rivoluzionaria (FAR - Bünde der revolutionären Aktion), die für den Kriegseintritt Italiens eintrat. Daraufhin wurde Mussolini aus dem PSI ausgeschlossen.
Nach dem Ersten Weltkrieg, aus dem er schwer verwundet zurückkehrte, beteiligte sich Mussolini im März 1919 in Mailand an der Gründung der Fasci di Combattimento („Kampfbünde“ - Squadristen), die eine autoritäre Ordnung und die Revision der Versailler Verträge zugunsten Italiens forderten, zumal Frankreich und Großbritannien einige ihrer gemachten Zusagen nicht mehr einhalten wollten und so die Legende des „Versehrten Sieges“ landesweit die Runde machte. Die „Squadren“, die paramilitärischen Verbände der „Fasci“, übten unter Mussolinis Oberbefehl jahrelang Terror gegen Gewerkschafter, linke Parteien und unliebsame Politiker in Nord- und Mittelitalien aus.
Zwei Jahre später zogen die Faschisten unter Mussolinis Führung mit 34 Abgeordneten in das italienische Parlament ein. Mussolini wandelte die Fasci im November 1921 in die Nationale Faschistische Partei (PNF) um.
Während einer sich zuspitzenden innenpolitischen Krise ging Mussolini mit faschistischen Milizen, den Squadristen, in Straßenkämpfen, vor allem aber in sogenannten „Strafexpeditionen“ in ländlichen Gebieten und mit Fabrikbesetzungen, gegen die Gewerkschaften, die Sozialisten und die gemäßigten Parteien vor. Die Squadren finanzierten sich u.a. durch Werksschutz-Aufträge der Industrie. Der italienische Staat ließ aus Furcht vor einer proletarischen Revolution nach russischem Vorbild die mehrheitlich aus mittelständischen Verhältnissen stammenden, aber auch aus vielen Studenten und ehemaligen Soldaten bestehenden Fasci gewähren. Die Mitgliederzahlen der Fasci stiegen von 20.000 im Jahr 1920 auf nahezu 200.000 im Jahr 1921. Aufgrund der Unruhen traten in kurzer Folge mehrere Regierungen zurück.
Daraufhin organisierte Mussolini 1922 mit 26.000 Faschisten einen Sternmarsch (später aus Propagandagründen „Marcia su Roma“ - Marsch auf Rom genannt, so auch der Titel des Tagebuches von Italo Balbo), der am 28. Oktober nach zwei Tagen vor der Hauptstadt eintraf. Mussolini selbst reiste später im Schlafwagen von Mailand aus an. Wohl aus Angst um seinen Thron weigerte sich König Viktor Emanuel III., den Belagerungszustand auszurufen, und ernannte Mussolini zum Ministerpräsidenten.
Die ersten zwei Jahre regierte Mussolini noch im parlamentarischen Rahmen, begann dann aber die Opposition herauszufordern und zu versuchen seine eigene Macht zu erweitern, was ihm in der nächsten Zeit mit einer Reihe von Sondergesetzen und mit Hilfe oder zumindest der stillschweigenden Billigung des Königs Viktor Emanuel III. auch gelang.
1924 wurde der sozialistische Oppositionspolitiker Matteotti erschossen. Indizien deuten darauf hin, dass Mussolini wahrscheinlich selbst den Auftrag für diesen Mord gegeben hat. In der Folge zogen die Oppositionsparteien, deren Einfluss bereits im Juli 1923 durch ein neues Wahlgesetz eingeschränkt wurde, demonstrativ aus dem Parlament aus. Mussolini nutzt die Matteotti-Krise, um die Vorherrschaft des PNF weiter auszubauen. Am 3. Januar 1925 erklärte er in einer Parlamentsrede seine politische Verantwortung für das Attentat. Im Allgemeinen wird mit diesem Datum der eigentliche Beginn der faschistischen Diktatur verbunden. 1926 wurden die Oppositionsparteien verboten, zu den Wahlen 1928 traten nur noch vom PNF zugelassene Kandidaten an. Spezielle Gesetze schafften den institutionellen Rahmen, unter anderem den Gran Consiglio del Fascismo (den Faschistischen Großrat), der als gemischtes Partei- und Staatsorgan fungierte. Damit war die Umstrukturierung des italienischen Staates zu einem Einparteienstaat und somit zu einer Diktatur abgeschlossen.

Anfänglich stand Mussolini Adolf Hitler sehr kritisch gegenüber. Insbesondere für Hitlers Rassentheorien hatte er als Italiener nur Spott übrig - „Wenn diese Theorien richtig wären, müssten die Lappen die höchsten Kulturträger sein“. Außerdem fühlte er sich als Wächter der Unabhängigkeit Österreichs und ließ 1934 nach der Ermordung von Bundeskanzler Dollfuß eine Division am Brennerpass aufmarschieren. Erst seine Besetzung Abessiniens und der spanische Bürgerkrieg führte ihn ab 1936 zur Annäherung an das nationalsozialistische Deutschland.
Im gleichen Jahr verkündete Mussolini die „Achse Rom-Berlin“ und gab damit einen Bündnisvertrag mit Adolf Hitler bekannt. 1937 trat Italien aus dem Völkerbund aus und dem Antikomintern-Pakt zwischen dem Deutschen Reich und Japan bei. 1938 führte Italien auf Anregung der deutschen Regierung antisemitische Rassengesetze ein. Während der Krise um die Tschechoslowakei im Jahre 1938 bemühte er sich um Vermittlung, da er - zu Recht - einen Krieg befürchtete.
Im April 1939 besetzte Mussolini im Handstreich Albanien, was die Fähigkeiten seiner zum großen Teil schlecht ausgebildeten und ausgerüsteten Streitkräfte bereits auf das Äußerste strapazierte. Als die Deutschen durch ihren Einmarsch in Polen den Auftakt zum Zweiten Weltkrieg setzten, verhielt sich Mussolini zunächst abwartend. Erst 1940, als deutsche Truppen die Kanalküste erreichten und ihm der Sieg sicher erschien, erklärte er England und Frankreich den Krieg - allerdings blieb der italienische Vormarsch trotz mehrfacher zahlenmäßiger Überlegenheit gegenüber der dortigen französischen Streitmacht nach der Eroberung einiger Städte bereits in den Alpen stecken. Sein Einmarsch in Griechenland im Oktober desselben Jahres scheiterte kläglich an dilettantischer Planung, maßloser Selbstüberschätzung und dem entschlossenen Widerstand der Griechen. Die Briten intervenierten und leisteten Luftunterstützung, mit deren Hilfe der griechische General Papagos die Invasoren zurrückschlug. Tausende italienische Soldaten gerieten in Gefangenschaft. Die Italiener wurden immer weiter nach Albanien fast bis nach Tirana zurückgedrängt. Erst mit der deutschen Invasion gegen Griechenland konnte Mussolini einen erfolgreichen Gegenangriff starten.
Da die Briten eine Luftschlacht um ihr Land ausfechten mussten, glaubte Mussolini, dass die schwachen Kolonialgarnisonen in Afrika schnell überrannt werden und auf keine britische Unterstützung zählen könnten. Doch auch hier gelang es nach italienischen Anfangserfolgen (Besetzung von Britisch-Somaliland) den zahlmäßig weit schwächeren Streitkräften des Commonwealth, nicht nur die Invasion abzuwehren, sondern auch alle italienischen Besitzungen in Ostafrika zu okkupieren. In Nordafrika starteten die Italiener von Libyen aus einen Angriff auf Ägypten. Doch obwohl sie ihre vorgeschobene Stellung zu befestigen und auszubauen versuchten, wurden sie bei der britischen Gegenoffensive zum Rückzug gezwungen und in Libyen vernichtend geschlagen.
Bereits im Laufe des Jahres 1941 verlor Mussolini den Großteil seiner Kolonialgebiete. Schon Ende 1940 versenkten britische Flugzeuge einen großen Teil der italienischen Mittelmeerflotte und brachen so die italienische Seeherrschaft. Mussolinis Konzept eines „Parallelkriegs“ war damit gescheitert. Die deshalb zwangsläufig immer enger werdende Bindung an Deutschland, die Teilnahme am Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941 und die Kriegserklärung an die USA im Dezember besiegelten die militärische Niederlage Italiens und auch das politische Schicksal des „Duce“.
Nach der Landung der Alliierten auf Sizilien setzte der Faschistische Großrat Mussolini am 25. Juli 1943 mit einfachem Mehrheitsbeschluss ab. Mussolini wurde als er seine Demission vom Amt des Ministerpräsidenten einreichen wollte auf Befehl von König Viktor Emanuel III. verhaftet und an wechselnden Orten interniert. Inzwischen verhandelte Marschall Pietro Badoglio mit den US-Amerikanern und schloss mit ihnen einen Waffenstillstand, der am 8. September 1943 öffentlich gemacht wurde. Deutsche Truppen besetzten daraufhin Italien (sog. „Zweiter Marsch auf Rom“), befreiten Mussolini vom Gran Sasso in den Abruzzen und installierten unter seiner Führung das Marionettenregime der radikalfaschistischen Italienischen Sozialrepublik (Repubblica Sociale Italiana, auch: Republik von Salò). Das letzte Mal sah er Hitler am 20. Juli 1944 nach dem gescheiterten Attentat.
Im Frühjahr 1945 war die Lage Deutschlands und seiner Verbündeten aussichtslos. Nach gescheiterten Verhandlungen mit den Partisanen (siehe auch: Resistenza) versuchte Mussolini über die Schweiz nach Deutschland zu fliehen. Er wurde jedoch in Dongo am Comer See am 27. April 1945 nach einem kurzen Feuergefecht mit den ihn begleitenden deutschen Truppen von kommunistischen Widerstandskämpfern gefangen genommen und ohne Gerichtsverfahren zusammen mit seiner Geliebten Clara Petacci am 28. April 1945 in Giulino di Mezzegra bei Dongo erschossen. Die Leichen von Mussolini, seiner Geliebten und anderer faschistischer Potentaten wurden danach geschändet und öffentlich an einer Tankstelle am Piazzale Loreto in Mailand kopfüber aufgehängt, um eine Verstümmelung bis zur Unkenntlichkeit zu verhindern.
Bis heute existieren in Italien Theorien, die besagen, dass Mussolini und seine Gefährten sterben „mussten“, weil sie einen großen Teil des italienischen Staatsschatzes bei sich trugen (in Italien meist als oro di Dongo bezeichnet). Der größte Teil des Geldes sei in den folgenden Jahren in den Wiederaufbau der Kommunistischen Partei Italiens (PCI) geflossen. Der größte Teil der italienischen wie auch der internationalen Geschichtswissenschaft lehnt diese Darstellung jedoch ab, auch wenn die Finanzierung der Kommunistischen Partei Italiens in der Nachkriegszeit fragwürdig war.
Mussolini wurde kurze Zeit später beigesetzt, sein Leichnam wurde jedoch von Faschisten entführt und erst 1957 im Beisein seiner Witwe, Rachele Mussolini, in Predappio unter dem Liktorenbündel, dem Symbol seiner Machtperiode und des Faschismus, beigesetzt.
Literatur
- Richard J. B. Bosworth: The Italian dictatorship. Problems and perspectives in the interpretation of Mussolini and fascism, Arnold, London 1998, ISBN 0-340-67728-7
- Richard J. B. Bosworth: Mussolini, Arnold, London 2002, ISBN 0-340-73144-3
- Renzo De Felice: Mussolini. Edizinone multimediale in 4 CD-ROM, Einaudi, Turin 2001, ISBN 88-0616-106-7
- Brunello Mantelli: Kurze Geschichte des italienischen Faschismus, Wagenbach, Berlin 1999, ISBN 3-8031-2300-3
- Romano Mussolini, Mein Vater, der Duce.
- Ernst Nolte: Der Faschismus in seiner Epoche. Die action francaise, der italienische Faschismus, der Nationalsozialismus, Piper, München 2000, ISBN 3-492-20365-5
Siehe auch
Weblinks
- www.dhm.de/ LeMO-Biografie
- derstandard.at/ Die Slowenen und Kroaten unter Mussolini
Personendaten | |
---|---|
NAME | Mussolini, Benito Amilcare Andrea |
ALTERNATIVNAMEN | Duce |
KURZBESCHREIBUNG | Italienischer Politiker, Faschistischer Diktator |
GEBURTSDATUM | 29. Juli 1883 |
GEBURTSORT | Dovia di Predappio in der Emilia Romagna |
STERBEDATUM | 28. April 1945 |
STERBEORT | Mezzegra am Comer See |