Robert FitzWalter

Robert FitzWalter (auch Robert Fitzwalter) (* um 1180; † 9. Dezember 1235), Lord of Dunmow, war ein anglonormannischer Adliger. Er war einer der Führer der Rebellion gegen König Johann Ohneland, die zum Abschluss der Magna Carta und zum Ersten Krieg der Barone führte.
Herkunft
Robert FitzWalter war ein Sohn von Walter FitzRobert, Lord of Dunmow in Essex, und von Matilda, einer Tochter von Richard de Luci, dem Justitiar des englischen Königs Heinrich II.. Sein Großvater Robert war ein jüngerer Sohn von Richard de Bienfaite gewesen, so dass er einer Seitenlinie der Familie Clare angehörte und mit Richard de Clare, 3. Earl of Hertford und dessen Sohn Gilbert verwandt war.
Er erbte nach dem Tod seines Vaters 1198 dessen Besitzungen, zu denen neben Baynard’s Castle in der City of London umfangreicher Landbesitz in Essex und in Nordengland gehörte. Durch seine Heirat mit Gunnora, der Tochter und Erbin von Robert de Valognes, vergrößerte er seinen Grundbesitz, so dass er zu einem der mächtigsten Barone Englands wurde, der dem König mit insgesamt 98 Knight’s fee lehenspflichtig war.
Teilnahme an den Kämpfen in der Normandie
Während der Eroberung der Normandie durch Frankreich war FitzWalter zusammen mit Saer de Quincy Kommandant der strategisch wichtigen Burg Vaudreuil in der östlichen Normandie. Beim Herannahen der französischen Truppen übergaben sie 1203 die Festung kampflos, obwohl sie noch kurz zuvor mit Nachschub versorgt worden waren und die Burgbesatzung ihren Sold erhalten hatte. Für die feige Übergabe wurde er von den Franzosen verachtet,[1] während König Johann behauptete, dass die Burg auf seinen Befehl hin übergeben worden sei, um die Katastrophe zu verschleiern.[2]

Rebell gegen den König
Die genauen Ursachen für FitzWalters Opposition gegenüber dem König sind unbekannt. Roger von Wendover nennt einen Streit mit dem Abt von St Albans über die Priorei von Binham als Ursache. Neben anderen Streitereien hätte der Abt einen neuen Prior ernannt, ohne FitzWalter, der Rechte an der Priorei beanspruchte, zu fragen. FitzWalter hatte zu der Zeit den König auf dessen Feldzug nach Irland begleitet. Nach seiner Rückkehr von dem Feldzug hätte FitzWalter Binham belagert, worauf der König in dem Streit zu Gunsten der Abtei entschieden hätte. Nach einer anderen Version hätte der König FitzWalters Tochter Matilda verführen wollen, und nach einer dritten Version hätte der König FitzWalters Schwiegersohn Geoffrey FitzGeoffrey de Mandeville wegen Mordes an einem Edelmann hängen wollen, wovon ihn nur FitzWalters Drohungen hätten abbringen konnten.
Angeblich wollte er zusammen mit Eustace de Vesci König Johann während dessen geplanten Feldzugs nach Wales 1212 töten oder den Walisern ausliefern.[3] Die Verschwörung wurde jedoch dem König verraten, und FitzWalter musste zusammen mit de Vesci ins Exil flüchten. Im Gegenzug zerstörte der König zwei Burgen FitzWalters, Benington Castle in Hertfordshire sowie Castle Baynard in London, außerdem unternahm er einen Feldzug nach Nordengland und besetzte die Besitzungen FitzWalters. FitzWalter flüchtete nach Frankreich, wo er sich dem ebenfalls im Exil lebenden Stephen Langton, Erzbischof von Canterbury, anschloss. Diesem gegenüber stellte er sich als Märtyrer, der dem exkommunizierten König nicht länger dienen konnte, dar.[4] Dadurch gelang es ihm und de Vesci, dass der Papst ihre Rückkehr und die Rückgabe ihrer Besitzungen 1213 zu einer Bedingung der Aufhebung der Exkommunikation des Königs machte. Auch nach der Rückgabe seiner Güter weigerte er sich mit anderen Baronen, an dem geplanten Feldzug von König Johann nach Frankreich teilzunehmen, da seine Lehenspflicht nicht Kämpfe für die Besitzungen des Königs im weit entfernten Poitou umfassen würde. Als der König Ende 1214 von seinem fehlgeschlagenen Feldzug zurückkehrte, gehörte FitzWalter wieder zu den Führern der rebellischen Adligen, die sich gegen die Erhebung des Schildgeldes durch den König auflehnten. Im Januar 1215 war er einer der Barone, die dem König ihre Beschwerden und eine Forderung nach der Charter vortrugen.

Ende April ging er zur offenen Rebellion über und vereinigte seine Streitmacht mit denen der anderen aufständischen Barone. Am 3. Mai 1215 kündigten sie ihren Treueeid gegenüber dem König auf. Die Rebellen wählten FitzWalter zu ihrem Anführer, und er nahm den Titel Marshal of the Army of God an. Als Führer der Rebellen gehörte FitzWalter zu den Adligen, die im Juni 1215 die Magna Carta mit bezeugten. Anschließend übergab ihm der König die Verwaltung von Hertford Castle, die er seit langem beanspruchte. Dennoch blieb FitzWalter der Führer der Aufständischen, die unter dem Vorwand, dass noch nicht alle Auflagen der Magna Carta erfüllt seien, die City of London besetzt hielten. Während der nun folgenden bewaffneten Auseinandersetzung mit dem König verschanzte er sich mit seiner Streitmacht in London. Im Oktober 1215 scheiterte sein Versuch, das belagerte Rochester Castle zu entsetzen, nachdem königliche Truppen die Brücke über den Medway zerstört hatten. Er zog sich wieder nach London zurück, worauf die Burgbesatzung sich am 30. November 1215 ergeben musste.
Zu Beginn 1216 reiste er mit Saer de Quincy nach Frankreich, um dem französischen Prinzen Ludwig die englische Krone anzubieten. Nach der Ankunft des Prinzen in London führte FitzWalter am 3. Juni zusammen mit Mayor William Hardel die Barone und Bürger an, die Ludwig in der St Paul’s Cathedral als neuem König huldigten.
Auch nach dem Tod von König Johann blieb FitzWalter auf der Seite von Prinz Ludwig. Im April 1217 gehörte er zu dem Heer, das das belagerte Mountsorrel Castle, eine Burg Saer de Quincys, entsetzen sollte. Das Belagerungsheer zog sich nach Lincoln zurück, worauf es zur Schlacht von Lincoln kam. In der Schlacht wurde FitzWalter gefangen genommen. Er kam erst im September nach dem Frieden von Kingston, der den Krieg der Barone beendete, wieder frei und erhielt aufgrund der Amnestie des Regenten William Marshal seine Besitzungen zurück. Im Oktober huldigte er dem neuen König Heinrich III. und schwor ihm die Treue.
Kreuzzug und späteres Leben
1219 nahm FitzWalter zusammen mit seinem alten Waffengefährten Saer de Quincy am fünften Kreuzzug und der Eroberung von Damiette teil. Nach seiner Rückkehr nach England führte er ein friedliches Leben. Er söhnte sich endgültig mit dem jungen König aus und bezeugte am 11. Februar 1225 erneut die Anerkennung der Magna Carta durch den nun volljährigen König. Er wurde in Dunmow Priory begraben.
Familie und Nachkommen
Aus seiner ersten Ehe mit Gunnora, einer Tochter von Robert de Valognes, hatte FitzWalter zwei Kinder:
- Matilda ∞ Geoffrey FitzGeoffrey de Mandeville, 2. Earl of Essex
- Robert
Nach Gunnoras Tod heiratete er nach 1207 Rohese, mit er der mindestens zwei weitere Kinder hatte:
- Walter
- Christina ∞ William FitzGeoffrey de Mandeville, 3. Earl of Essex
Da sein ältester Sohn Robert vor ihm ohne männliche Nachkommen gestorben war, wurde sein noch minderjähriger Sohn Walter aus seiner zweiten Ehe sein Erbe.
Der Schriftsteller Anthony Munday setzte in seinen um 1600 erschienenen Robin-Hood-Stücken die Figur der Maid Marian mit FitzWalters 1212 verstorbener Tochter Matilda gleich.[5]
Bewertung
FitzWalter wurde schon von den mittelalterlichen Chronisten negativ beurteilt. Der französische König Philipp II. bezeichnete FitzWalter gegenüber William Marshal als eine Fackel, die man benutzte und anschließend in die Senkgrube warf.[6] Der Historiker Winfrid Warren bezeichnete ihn als verrufen und bösartig. Wegen seiner Streitsucht sei er von seinen Standesgenossen nur wegen seines Reichtums, seiner weitläufigen Verwandtschaft und seiner Aggressivität als Führer der Barone akzeptiert worden. Letztlich sei er ein einfaches adliges Raubein gewesen, das nur das Blut des Königs sehen wollte.[7] Nigel Saul hält ihm vor, den politischen Streit zur Durchsetzung persönlicher Interessen genutzt zu haben. Andererseits war er in seiner Gegnerschaft gegenüber dem König unerschütterlich, und sein Eintreten für den minderjährigen Heinrich III. und seine Teilnahme am Kreuzzug lassen sein späteres Leben in einem günstigeren Licht erscheinen.[8]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Wilfred L. Warren: King John. University of California Press, Berkeley, 1978. ISBN 0-520-03610-7, S. 230
- ↑ Wilfred L. Warren: King John. University of California Press, Berkeley, 1978. ISBN 0-520-03610-7, S. 86
- ↑ Wilfred L. Warren: King John. University of California Press, Berkeley, 1978. ISBN 0-520-03610-7, S. 200
- ↑ Wilfred L. Warren: King John. University of California Press, Berkeley, 1978. ISBN 0-520-03610-7, S. 202
- ↑ University of Rochester: Teams Middle English Texts; Introduction to the Munday Plays. Abgerufen am 8. Januar 2015.
- ↑ Wilfred L. Warren: King John. University of California Press, Berkeley, 1978. ISBN 0-520-03610-7, S. 231
- ↑ Wilfred L. Warren: King John. University of California Press, Berkeley, 1978. ISBN 0-520-03610-7, S. 230
- ↑ Magna Carta 800th Anniversary: Robert Fitzwalter. Abgerufen am 8. Januar 2015.
Personendaten | |
---|---|
NAME | Robert FitzWalter |
ALTERNATIVNAMEN | Robert Fitzwalter |
KURZBESCHREIBUNG | anglonormannischer Adliger und Rebell |
GEBURTSDATUM | um 1180 |
STERBEDATUM | 9. Dezember 1235 |