Dunkle Wolken
Dunkle Wolken, auch Es geht ein dunkle Wolk herein, ist der Titel eines Volkliedes nach der Liederhandschrift des bayerischen Benediktinerpaters Johannes Werlin aus dem Kloster Seeon. Das Lied selbst ist ein Abschiedslied aus dem dreißigjährigen Krieg.
Werlin und das Volkslied
Die Niederschrift Werlins im Jahr 1646 innerhalb einer Sammlung von knapp 3000 Volkliedern ist die einzige Quelle aus der das Lied überliefert ist. Der Pater hatte es sich zur Aufgabe gemacht, schon damals z.T. weniger gesungene Volkslieder seines und des vorigen Jahrunderts vor dem Vergessen zu bewahren.
Volkslied
Liedtext
Der Liedtext sucht mittels Natursymbolen, wie eben der "dunkle Wolke", Stimmungen und hereinbrechendes Unheil zu beschreiben.
- Es geht ein dunkle Wolk herein,
- mich deucht, es wird ein Regen sein,
- ein Regenaus den Wolken,
- wohl in das grüne Gras.
- Und kommst du, liebe Sonne,
- nit bald, so weset alles im grünen Wald,
- und all die müden Blumen,
- die haben müden Tod.
- Es geht ein dunkle Wolke herein;
- Es soll und muß geschieden sein.
- Ade, feins Lieb, dein Scheiden
- Macht mir das Herz schwer.
Musik
Werlins Notenniederschrift weist kaum Eingriffe des Volksliedsammlers auf, der nicht selten eine Vereinfachung der alten Melodien in Richtung einer zeitgemäßeren Dur-Moll-Tonalität anstrebte, was einige Lieder, die auch aus anderen Quellen überliefert sind, erkennen lassen.
Dr. Hartmut Braun vom Deutschen Volksliedarchiv in Freiburg weist auf die darauf zurückzuführende "große Spannkraft der Melodielinie" hin und die Kongenialität von Text und Musik: "Solche Naturwüchsigkeit findet sich nicht mehr in Liedern von der Mitte des 17. Jahrhunderts an".
Bekannte Aufnahmen
Dunkle Wolken war in den 1960er Jahren des 20. Jahrhundert gesungen von Manfred Krug nur von einer Laute begleitet im Soundtrack des DEFA-Spielfilms Auf der Sonnenseite (erschien nach der Wende innerhalb Krugs Anthology).
Nachdem Beatmusik in der DDR verboten wurde, sangen selbst Rockmusiker wie Achim Menzel dieses Volkslied.
Auch der berühmte Volksliederabend mit Schauspielern des Deutschen Theaters Berlin Deutsche Volkslieder (Premiere: 12. Oktober 1981) brachte das Lied - die bekannte Schauspielerin Elsa Grube-Deister sang. Diese Version erschien ebenso auf einem Tonträger.
Der Jazzpianist Uli Kieckbusch machte Dunkle Wolken 1994 sogar zum Titellied seiner Live-CD Dark Clouds, auf der sich eine 30-minütige Klavierimprovisation auf der Grundlage der von Werlin aufgeschriebenen Noten befindet.
Die Formation Drei Liter Landwein nahm das Lied 1997 für ihre Debut-CD "schenk ein!" auf - Kritiken hoben Dunkle Wolken als Höhepunkt und Publikumsliebling innerhalb der Konzerte der ostdeutschen Folkgruppe hervor.
Sonstiges
Desweiteren hat es zu allen Zeiten Bearbeitungen der E-Musik, z.B. zur Kantate, gegeben. Neuere Fassungen von Johann Nepomuk David (1949) und Dietrich Erdmann (1979) sind hierfür Belege.
Der österreichische Dichter Reinhard Priessnitz nahm die Titelzeile in einem seiner Geidicht auf, widersprach jedoch: "mehrere dunkle Wolken wehen herein".
In der neunteilige Sendereihe des bayerischen Rundfunks Sing mal wieder! von Wolfgang Hartmann aus den Jahren 1999/2000 wurde auch bezüglich der Dunklen Wolken als ein Lied dessen "(politischer und sozialkritischer) Hintergrund sich erst beim näheren Hinsehen erschließt" über den "Singanlass gesprochen, über die Geschichten, Denk- und Verhaltensweisen, die sich (...) ausdrücken. Textdokumente oder Literaturzitate (...) den Liedgehalt spiegeln und noch stärker herausarbeiten" lassen, war ein weiteres Ziel der Reihe.
Die Gruppe Rosenstolz hatte mit Dunkle Wolken einen gleichnamigen Hit, der keine Verbindung zu dem hier beschriebenen Volkslied hat.