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Wolfgang Sitte

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Wolfgang Sitte (* 12. Dezember 1925 in Wien; † 16. Juni 2006[1] in Salzburg) war ein österreichischer Geograph und Didaktiker des Unterrichtsgegenstandes Geographie und Wirtschaftskunde.

Leben

Sitte wurde als zweiter Sohn einer Beamtenfamilie in Wien geboren (sein Bruder Karl fiel 1942 in Russland). Er besuchte in Wien zunächst das Schottengymnasium, nach dessen Auflösung 1938 dann das Piaristengymnasieum in Wien VIII. Nach Kriegsdienst, Verwundung und Kriegsgefangenschaft in den Rheinwiesenlagern und danach in Frankreich, von wo er 1946 heimkehrte, begann er auch aufgrund dieser Erlebnisse an der Universität Wien ein Geschichtsstudium. Daneben belegte der begeisterte Bergsteiger die Fächer Geographie, Geologie. Sein Studium schloss er mit der Lehramtsprüfung (Magisterium) ab.

Es folgte ab 1953 eine Lehrtätigkeit an verschiedenen Gymnasien in Wien. Daneben beschäftigte Sitte sich mit Unterrichtsmethodik, da er auch Stunden an einer Lehrerbildungsanstalt in Wien XVIII hatte. Ende der 1960er Jahre holte ihn der Geograph Hans Bobek für die Lehrveranstaltungen zur Wirtschaftskunde und zur Methodik des Geographie und Wirtschaftskunde-Unterrichts ans Institut für Geographie der Universität Wien. Sitte gestaltete diese Nebenfachlehrveranstaltung zu den ersten Lehrveranstaltungen zur Fachdidaktik Geographie und Wirtschaftskunde in Österreich um. Ab 1972 lehrte er auch bis zu seiner Pensionierung an der Pädagogischen Akademie (heute PH) des Bundes in Wien. In dieser Funktion war er auch in verschiedenen Lehrplanarbeitsgruppen [2] tätig. Der S I GW-Lehrplan 1985 in Österreich trug ganz wesentlich seine Handschrift [3] . Dieser Lehrplan leitete den Paradigmenwechsel zu GW ein [4]. Einflüsse seiner Schriften sind aber auch bei späteren S II Lehrplänen feststellbar.

1978 gründete er die wichtigste Zeitschrift für Fachdidaktik des Unterrichtsgegenstandes „GW-UNTERRICHT“, die den Aufbruch zur Erneuerung des Unterrichtsgegenstandes wesentlich förderte und begleitete[5]."GW-Unterricht" [6] ist seit 2009 auch frei online verfügbar. Sittes reichhaltiges Schrifttum ist in ihrem online-Inhaltsverzeichnis [7] gut dokumentiert. Schon vorher (ab 1963 bis H. 129/2005) war er in der Lehrerfortbildungszeitschrift des Unterrichtsministeriums für S II Lehrer, den "Wissenschaftlichen Nachrichten"[8] als Spartenherausgeber des Abschnitts "Wirtschafts- und Sozialgeographie" zuständig und verfasste dort unzählige Beiträge.

Mitte der 1970er Jahre initiierte er mit dem damaligen Studienassistenten Helmut Wohlschlägl die ersten Seminare in Fachdidaktik an einem österreichischen Universitätsinstitut .[9] An der Universität Wien gab er dann 2001 wiederum gemeinsam mit Univ. Prof. Dr. Helmut Wohlschlägl ein eigenes „Handbuch zu GW in Österreich“ heraus, das später auch online verfügbar gemacht worden ist[10]. Daneben war Prof. Mag. Dr. h.c. Wolfgang Sitte auch als Schulbuchautor[11] und in der Lehrerfortbildung tätig [12] . Unter anderem initiierte er die gemeinsam mit Univ. Prof. J. Strobl und Mag. A. Koller zu Ostern an der Uni Salzburg veranstalteten Geoinformatisemnare. Er war beteiligt bei der Ausrichtung des 21. Deutschen Schulgeographentages in Salzburg 1988 und des 28. Deutschen Geographentags September 2002 in Wien, wo er auch eine Arbeitsgruppe leitete.

2006 bekam er von der Universität Salzburg für sein langjähriges Wirken die Ehrendktorwürde [13]. bzw. vgl. auch hier [14] - Fotos davon [15]. Für sein Lebenswerk bekam er in diesem Jahr auch von der Österreichischen Geographischen Gesellschaft die Ehrenmitgliedschaft verliehen. In seinen letzten Lebenswochen verfasste er noch in seiner Zeitschrift eine Zusammenschau der in den "Mitteilungen der Österreichischen Geographischen Gesellschaft" [16] erschienenen Beiträge zur Entwicklung des Unterrichtsgegenstandes in Österreich.

Einzelnachweise

  1. Zum Ableben von Dr. Wolfgang Sitte
  2. vgl. dazu in den Kap. 4-7 in: "Die Entwicklung des Unterrichtsgegenstandes Geographie, Erdkunde, Geographie u. Wirtschaftskunde an den allgemeinbildenden Schulen (APS und AHS) in Österreich nach 1945" Diss. Univie. 1989
  3. dazu W.S. 2001 "GW - Entwicklung und Konzept des Unterrichtsfaches
  4. dazu W.S. 2001 zum Lehrplan auf der Unterstufe 1985
  5. Heft 1 / 1978 von GW-UNTERRICHT
  6. GW-Unterricht.at
  7. online-Inhaltsverzeichnis der gedruckten Hefte von GW-Unterricht
  8. Zs. Wissenschaftliche Nachrichten
  9. Es entstand daraus das Buch "Schulgeographie im Wandel" Wien 1975, das die Grundlage legte für die spätere Reformphase.
  10. Sitte Wolfgang, Helmut Wohlschlägl, hg. 2001: Beiträge zur Didaktik des "Geographie und Wirtschaftskunde" - Unterrichts. Institut für Geographie der Uni Wien
  11. vgl. dazu Ch. Sitte "Unterricht ? Schulbuch ? – eine Angelegenheit vieler Filter : Gedanken & Gesprächsnotizen zu Wolfgang Sitte's Nachlaß in einer Reihe von Schulbüchern“. In GW-Unterricht 105/2007 S. 76-84
  12. [ vgl. dazu Vielhaber Ch."Wolfgang Sitte im Gespräch" in GW-Unterricht 100 / 2005 S. 12-25]
  13. Ehrendoktorwürde - Pressemeldung der Universität Salzburg 26.1.2006
  14. auf dem gw.eduhi,at 2006
  15. Laudatio Fotos davon
  16. vgl. in: 150 Jahre ÖGG
  • HAUBRICH H. (2005): Schulgeographie im Wandel - Spotlights zum internationalen Wandel der Ziel- und Inhaltsorientierung des geographieunterrichts - Eine Abhandlung aus Anlass des 80. Geburtstags von W. Sitte. In: GW-Unterricht H. 100. S. 26-32
  • VIELHABER Ch. (2005): Wolfgang Sitte im Gespräch: 80 Jahre - ein Leben für Geographie und Wirtschaftskunde. In: GW-Unterricht H. 100. S. 12-25
  • VIELHABER Ch. (2005): Wolfgang Sitte 80 Jahre. In: Mitteilungen der österr. Geographischen Gesellschaft Bd. 147. S. 295-300
  • VIELHABER Ch., H. WOHLSCHLÄGL (2006): Zum Ableben von Wolfgang Sitte. In: Mitteilungen der österr. Geographischen Gesellschaft Bd. 148, S. 397 ff
  • WOHLSCHLÄGL H., Ch. SITTE (1986): "Geographie und Wirtschaftskunde" - Unterricht in Österreich Mitte der achtziger Jahre. Wolfgang Sitte zum 60. Geburtstag. Sonderheft GW-Unterricht Nr. 23. 307 Seiten
  • WOHLSCHLÄGL H.: Wolfgang Sitte zum 60. Geburtstag. In: Mitteilungen der österr. Geographischen Gesellschaft Bd. 127 1985. S.170 - 175