Freundeskreis Reichsführer SS
Der Freundeskreis Reichsführer-SS, auch Freundeskreis Himmler, Kepplerkreis, wurde als Freundeskreis der Wirtschaft im Jahre 1932 von Wilhelm Keppler, eines Mitglieds der NSDAP seit 1927, gegründet. Die Mitglieder gelten als spätere Gewinner der Arisierung. Ähnliche Zirkel waren der F-Kreis und eine als Industrielleneingabe bezeichnete Initiative.
Die Mitglieder spendeten von 1935 bis 1944 jährlich ungefähr 1 Million Reichsmark an Heinrich Himmler. Dafür wurde das "Sonderkonto S" bei der J. H. Stein Bank in Köln eingerichtet, wie aus dem Schreiben vom 25. Februar 1936 von Otto Steinbrinck und Kurt Freiherr von Schröder an Emil Heinrich Meyer, Vorstandsmitglied der Dresdner Bank, hervorgeht. Kurt Freiherr von Schröder war Teilhaber und Verwalter des Kontos.
Wilhelm Keppler wurde später im Rahmen der Nürnberger Prozesse verhört. Er benannte eine Reihe von Mitgliedern, die dem Freundeskreis mindestens zeitweise angehört haben sollen, aus dem Gedächtnis.
Andere Dokumente belegen anhand der Spendenlisten die aktive Beteiligung. Das Schreiben des Bankiers Kurt Freiherr von Schröder an Heinrich Himmler vom 21. September 1943 enthält einer Liste von Beiträgen in der Gesamthöhe von 1.100 000,- RM für das Jahr 1943. Dieses Schreiben wird im Nürnberger IG-Farben-Prozess als Beweisstück US-322 bzw. EC-453 aufgeführt.
Mitglieder
Alphabetisch nach Nachnamen, ? für Funktion nicht bekannt, die Ziffern in den Klammern bezeichnen die Quellen.
- Hermann Behrends, Dr. jur., Generalleutnant der Polizei und Gruppenführer der Waffen-SS, Höherer SS- und Polizeiführer in Serbien und Montenegro sowie Stabsführer der Volksdeutschen Mittelstelle (1, 2, 3)
- Rudolf Bingel, Siemens-Halske (1, 2)
- Gottfried Graf von Bismarck-Schönhausen, Regierungspräsident in Stettin und später in Potsdam (1, 2)
- Karl Blessing, später Bundesbankchef (1, 2)
- Wilhelm Börger, Arbeitsministerium (1, 2)
- Heinrich Bütefisch, IG Farben (1, 2)
- Kurt Dellmann, SS-Obersturmführer (2)
- Friedrich Karl Dermietzel, Stellvertreter des Reichsarztes-SS, SS-Brigadeführer (1, 2, 8)
- Hans Fischböck, Reichskommissar im Vierjahresplan (1, 2)
- Friedrich Flick, Mitteldeutsche Stahlwerke (1, 2)
- Herbert Ludwig Wilhelm Göring, Wirtschaftsministerium, Vetter von Hermann Göring (1, 2)
- Karl Ferdinand Ritter van Halt, Deutsche Bank (1, 2)
- Franz Hayler, Staatssekretär im Wirtschaftsministerium (1, 2)
- Ewald Hecker, Ilseder Hütte (1)
- Emil Helfferich, Aufsichtsratsvorsitzender der Hapag (1, 2)
- Erich Hilgenfeldt, Leiter der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (1, 2)
- Richard Kaselowsky, August Oetker Backpulver, Bielefeld (1, 2)
- Hans Kehrl, SS-Oberführer (7)
- Wilhelm Keppler, Staatssekretär im Außenministerium (1, 2)
- Fritz Kiehn, Papierfabrikant und SS-Obersturmbannführer (6)
- Wilhelm Kleinmann, Staatssekretär im Reichsverkehrsministerium (2)
- Fritz Kranefuss, Brabag, Himmlers Adjutant (1, 2)
- Carl Vincent Krogmann, Oberbürgermeister in Hamburg (1, 2)
- Karl Lindemann, Norddeutscher Lloyd, Melchers&Co., Bremen (1, 2)
- Freiherr von Lüdinghausen (7)
- Emil Heinrich Meyer, Vorstand der Dresdner Bank (1, 2)
- Werner Naumann, Staatssekretär im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda (1, 2)
- Otto Ohlendorf, Staatssekretär im Wirtschaftsministerium (1, 2)
- Alfred Olscher, Reichskreditgesellschaft (1, 2)
- Oswald Pohl, Leiter des Wirtschaftsamtes der SS (1, 2)
- Karl Rasche, Dresdner Bank (1, 2)
- Herbert Reichenberger, SS-Untersturmführer (7)
- Friedrich Reinhart, Aufsichtsratsvorsitzender der Commerzbank (1, 2)
- Hellmut Röhnert, Rheinmetall-Borsig (5)
- Erwin Roesener, ? (2)
- August Rosterg, Wintershall Kali-Konzern (1, 2)
- Hjalmar Schacht, Wirtschaftsminister, Reichsbankpräsident (4)
- Ernst Schäfer, SS-Standartenführer des SS-Amtes Ahnenerbe (1, 2)
- Walter Schieber, Leiter des Rüstungslieferungsamtes im Rüstungsministerium (2)
- Heinrich Schmidt, Wintershall Kali-Konzern (1, 2)
- Kurt Schmitt, früher Wirtschaftsminister, dann Rheinmetall-Borsig (2)
- Kurt Freiherr von Schröder, Bankier, J. H. Stein Bank (1, 2)
- Wolfram Sievers, Leiter des Amtes Ahnenerbe (1, 2)
- Otto Steinbrinck , Gewerkschaft Preußen (1, 2)
- Albert Vögler, Vereinigte Stahlwerke AG (1, 2) - seine Mitgliedschaft wird von (9) mit gewichtigen Gründen bezweifelt
- Wilhelm Voss, Hermann-Göring-Werke (1, 2)
- Hermann Waldhecker, Direktor der Reichsbank (1, 2)
- Hans Walz, Boschwerke (1, 2)
- Franz Heinrich Witthoeft, ? (2)
- Karl Wolff, ?(1, 2)
- Walther Wüst, ? (2)
Quellen
- Liste nach Aussage von Wilhelm Keppler, Nürnberg Military Tribunal, Volume VI, Page 287
- Liste nach Friedemann Bedürftig, Christian Zentner; Das große Lexikon des Dritten Reiches.; 1992; ISBN 3-89350-5636
- T. Bütow, F. Bindernagel, Ein KZ in der Nachbarschaft, Köln 2003, ISBN 3-412-09303-3, S. 48. Hinweis: der Schreibfehler im Namen "Behrens" resultiert aus den Angaben der alliierten Dokumente (1).
- Biographisches Lexikon zur deutschen Geschichte, Berlin 1971, S. 596
- Sachwörterbuch der Geschichte, Bd. 1, Berlin 1969, S. 639
- Hartmut Berghoff und Cornelia Rauh-Kühne: Fritz K. - Ein deutsches Leben im 20. Jahrhundert. Stuttgart und München (Deutsche Verlags-Anstalt), 2000 (2)
- Fall 5, Berlin 1965, S. 301
- Ernst Klee, Das Personenlexikon zum Dritten Reich, 2003, ISBN 3100393090 S. 105, Die inkorrekte Schreibweise "Fritz Dermitzel" ist auf alliierte Dokumente zurückzuführen
- Henry A. Turner, Die Großunternehmer und der Aufstieg Hitlers, Siedler Verlag Berlin 1985, ISBN 3-88680-143-8