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Bewusstseinsstrom

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Der Begriff Bewusstseinsstrom (engl. stream of consciousness) bezeichnet in der Literaturwissenschaft eine Erzähltechnik, die in ungeordneter Folge Bewusstseinsinhalte einer oder mehrerer Romanfiguren wiedergibt.

Technik

Der Autor versucht, den Ablauf von Bewusstseinsvorgängen (Wahrnehmungen, Gedanken, Gefühle, Reflexionen) einer Person so wiederzugeben, wie sie im menschlichen Bewusstsein ablaufen. Hierbei tritt der Autor ganz hinter seiner Romanfigur zurück, setzt deren Bewusstsein dem Leser ohne die durch den Erzähler geschaffene Distanz aus. Der Eindruck entsteht, der Autor verschmelze mit der Romanfigur. Dabei wird häufig auf Formen wie den inneren Monolog oder die erlebte Rede zurückgegriffen. Der Verzicht auf Satzzeichen oder der Einhaltung grammatischer Regeln läßt den Eindruck eines authentischen Gedankenflusses entstehen.

Entwicklung

Der Begriff "stream of consciousness" wurde erstmals von dem amerikanischen Psychologen William James in dessen 1890 erschienen Hauptwerk "The principles of psychology" (New York: H. Holt and company) verwendet. Er beschrieb mit dem Begriff den Romans "Les lauriers sont coupés" des französischen Schriftstellers Edouard Dujardin (erschienen 1888, Paris: Librairie de la revue indépendante). In die Literaturkritik fand der Begriff "Stream of consciousness" erstmals in einer Rezension der Autorin May Sinclair (1863-1946) Verwendung, um das Werk "Pilgrimage" von Dorothy Richardson (1873-1957) zu charakterisieren.

Die Technik fand besonderen Anklang im englischen und amerikanischen Modernismus, der sich im späten 19. Jahrhundert als Gegenbewegung zum literarischen Realismus und Naturalismus etablierte. Im deutschen Sprachraum wurde dieses Stilmittel erstmals von Arthur Schnitzler in dessen Novellen "Leutnant Gustl" und Fräulein Else konsequent eingesetzt.

Bekannte Romane im Stil des Bewusstseinsstroms

Berühmt für die Verwendung dieser Technik sind beispielsweise die Romane Mrs Dalloway und The Waves von Virginia Woolf, Ulysses von James Joyce, J.D. Salingers Catcher in the Rye und Berlin Alexanderplatz von Alfred Döblin.