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Junghans

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Uhrenfabrik Junghans GmbH & Co. KG

Junghans Logo
Junghans Logo
Rechtsform GmbH & Co. KG
Gründung 1861
Sitz Geißhaldenstraße 49
78713 Schramberg
Deutschland Deutschland
Leitung Geschäftsführung
Matthias Stotz (GF)
Mitarbeiterzahl 122
Branche Uhren
Website www.junghans.de

Junghans ist ein Uhrenhersteller, der 1861 in Schramberg im Schwarzwald gegründet wurde und mit zeitweise über 3000 Beschäftigten der größte Uhrenhersteller der Welt war.

Heute wird der Markenname Junghans von zwei voneinander unabhängigen Gesellschaften geführt, der Uhrenfabrik Junghans GmbH & Co. KG und der Junghans Microtec GmbH, die Wehrtechnik herstellt. Beide Gesellschaften sind aus der früheren Gebrüder Junghans AG hervorgegangen.

Firmengeschichte

Produktion von Taschenuhren um 1925
Uhrenfabriken Gebrüder Junghans AG, Luftaufnahme um 1930
ehemaliges Logo

1861 gründete der Kaufmann Erhard Junghans gemeinsam mit seinem Schwager Jakob Zeller-Tobler das Unternehmen in Schramberg. Zunächst wurden in der Fabrik nur Teile für andere Uhrenhersteller fabriziert. Ab 1866 kamen die ersten Uhren der Marke Junghans in den Handel.[1] Erhard Junghans starb im Herbst 1870, worauf die Witwe Luise Junghans die Firmenleitung übernahm. Am 1. Juli 1875 wurde die Firma Junghans von Luise Junghans an die Söhne Erhard d. J. und Arthur verkauft; laut Gesellschaftervertrag übernahm der ältere Sohn Erhard (d. J.) sowohl die kaufmännische wie auch die technische Leitung. In den Jahren nach der Übernahme brachte er eine Reihe von technischen Modernisierungen auf den Weg.[2]

Ende der 1870er Jahre nahm die Firma Junghans auch die Fertigung von Weckern nach amerikanischem Vorbild auf, was zu einer starken Vergrößerung der Firma führte. Bereits 1883 und nochmals 1894 versuchte Junghans eine Fertigung einfacher Taschenuhren aufzubauen. Eine Reihe von Fehlschlägen zwangen das Unternehmen jedoch dazu, diese Bemühungen wieder einzustellen.[3] Erst durch die Fusion mit der Schwenninger Firma Thomas Haller, welche bereits seit Mitte der 1890er Jahre Taschenuhren fabrizierte und vermarktete, konnte Junghans sein Sortiment ab 1900 erfolgreich um die Sparte Taschenuhren erweitern.[4]

1888 präsentierte das Unternehmen einen fünfstrahligen Stern mit einem "J" in dessen Mitte als Markenzeichen. 1890 bekam dieser Stern acht Zacken und ist heute noch das Markenzeichen des Unternehmens.[5] 1903 war Junghans mit mehr als 3000 Beschäftigten und einer Produktion von über drei Millionen Uhren pro Jahr der weltweit größte Uhrenhersteller.

1928 begann Junghans mit der Produktion von Armbanduhren, wobei anfangs eigens zugekaufte Werke von der Firma Thiel in Ruhla verwendet wurden. Ab 1930 fertigte Junghans dann eigene Modelle. Die Fabrikanlagen wurde im Laufe des Zweiten Weltkriegs demontiert, die Wiederaufnahme der Produktion konnte jedoch bereits 1946 mit einem neuen Modell wiederaufgenommen werden.

1951 war Junghans größter Chronometerhersteller in Deutschland. Im Rahmen einer feindlichen Firmenübernahme durch die Firma Diehl in Nürnberg verlor die Familie Junghans im Jahr 1956 Firma und Firmenleitung. Die offizielle Firmenübernahme erfolgte zum 15.11.1956. Die Diehl-Gruppe führte die Geschäftszweige Uhren und Zündertechnik getrennt weiter.[6]

1972 stellte Junghans die offizielle Zeitmessung der Olympischen Sommerspiele in München.

Im Jahr 1986 präsentierte Junghans eine funkgesteuerte Tischuhr, eine der ersten kommerziellen Funkuhren der Welt[7]. 1990 folgte mit der digitalen MEGA 1 die weltweit erste funkgesteuerte Armbanduhr. Das Design wurde von frog design entworfen. 1995 stellte Junghans eine Kombination aus Funkarmbanduhr mit Solarantrieb und Keramikgehäuse vor, die MEGA Solar Ceramic.

Die Diehl-Gruppe verkaufte die Uhrensparte im Jahr 2000 an die Holdinggesellschaft EganaGoldpfeil, die Wehrtechnik, sowie die Firmengebäude in Schramberg verblieben bei Diehl. Die Uhrensparte beschäftigte damals etwa 220 Angestellte, die Wehrtechnik 350.

2004 präsentierte die Uhrenmarke Junghans die Multifrequenz-Funkuhr, die Signale der Zeitzeichensender DCF77 in Europa, JJY in Japan und WWVB in den USA empfängt.

Als Hommage an den Uhrengründer wurde 2006 die Marke Erhard Junghans eingeführt.

Die Junghans Uhren GmbH stellte am 29. August 2008 einen Insolvenzantrag, nachdem der Mutterkonzern EganaGoldpfeil kurz zuvor in finanzielle Schwierigkeiten geraten war.[8] Das Unternehmen beschäftigte zu diesem Zeitpunkt 115 Mitarbeiter. Am 22. Januar 2009 erklärte der Insolvenzverwalter, dass ein Käufer für die Junghans Uhren GmbH gefunden worden sei. Der Schramberger Unternehmer Hans-Jochem Steim übernahm gemeinsam mit seinem Sohn Hannes Steim zum 1. Februar den Geschäftsbetrieb sowie alle Sparten des Unternehmens, das seit 1. Februar 2009 unter dem Namen Uhrenfabrik Junghans GmbH & Co. KG firmiert.[9]. Bereits im Übernahmejahr erzielte die Uhrenfabrik Junghans GmbH & Co. KG einen zweistelligen prozentualen Umsatzzuwachs.

2011 feierte das Unternehmen das 150-jährige Firmenjubiläum mit limitierten Modellen und Neuinterpretationen historischer Serien.

Uhren

Die Uhrenmarke Junghans umfasst alle Uhrentechnologien. Das mechanische Segment beinhaltet Handaufzug und Automatikmodelle, teilweise mit Komplikationen wie Gangreserve, Kalenderwochenanzeige, Mondphase, Chronograph, etc. Der Designklassiker max bill by junghans beruht auf Originaldesigns des Bauhauskünstler Max Bill. Die Technologiesparte bietet Funkuhren mit junghanseigenen Funkwerken, die die Zeitinformationen des europäischen DCF77-, des amerikanischen WWVB- und des japanischen JJY-Senders empfangen. Als Antriebsenergie dienen herkömmliche Knopfzellen beziehungsweise moderne Solartechnologie. Seit 2011 ist die hauseigene Solar/Quarz-Entwicklung auf dem Markt. Die Quarzwerke stammen aus einem weltweiten Sourcing. Spezielle High-Tech-Materialien wie Titan und Keramik sind mit der Funk- und Solartechnologie kombiniert. Mit der Marke Erhard Junghans wird die mechanische Werkeherstellung wieder vorangetrieben. Die Uhren in den Preislagen zwischen 249 bis 18.000 Euro werden in Schramberg – „Made in Germany“ – produziert.

Sonstiges

  • Hans-Heinrich Schmid, der Autor des "Lexikon der Deutschen Uhrenindustrie 1850–1980" erhielt im Jahr 2011 von Nachkommen der Familie Junghans Einblick in das bis dahin nicht zugängliche Familienarchiv Junghans. Durch das Studium dieser Unterlagen konnten viele Fragen der frühen Firmengeschichte des Familienbetriebes Junghans geklärt werden. Diese Unterlagen, darunter auch das Notizenbuch von Arthur Junghans aus seiner Zeit in Amerika, befinden sich heute im Stadtarchiv in Schramberg.
  • Bei der Entführung des Flugzeugs Landshut 1977 musste der Copilot Jürgen Vietor seine Junghans-Armbanduhr zerstören, da der palästinensische Entführer „Captain Martyr Mahmud“ das Logo für den jüdischen Davidstern hielt.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Junghans – Die deutsche Uhr. junghans.de im Februar 2012, abgerufen am 19. November 2014
  2. Junghans. Uhren-wiki, abgerufen am 19. November 2014
  3. Junghans - Erfolgsgeschichte eines deutschen Uhrenherstellers. olfert-co, abgerufen am 19. November 2014
  4. Lexikon der deutschen Uhrenindustrie 1850-1980 Band 2, S.218
  5. 1888 - Der Junghansstern geht auf. junghans.de, abgerufen am 19. November 2014
  6. Lexikon der deutschen Uhrenindustrie 1850-1980 Band 2, S.222
  7. Die ZEIT 40/2002: Erfindungen: Wer hat's erfunden? Funkuhr
  8. Handelsblatt: Uhrenhersteller Junghans insolvent (1. September 2008)
  9. Käufer für Junghans Uhren gefunden (22. Januar 2009)
Commons: Junghans – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 48° 13′ 20,5″ N, 8° 22′ 44,4″ O