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Liste von Chemiekatastrophen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Eine Chemiekatastrophe ist die im allgemeinen Sprachgebrauch verwendete Bezeichnung für einen verheerenden Unfall im Umgang mit explosiven oder giftigen Chemikalien.

Explosion von Oppau 1921

Am 21. September 1921 explodierte ein Silo in einem Zweigwerk der BASF in Oppau der Nähe von Ludwigshafen, das mit dem Stickstoffdünger Ammoniumnitrat gefüllt war. Ammoinumnitrat ist explosiv und gemischt mit Öl ein Sprengstoff Da Ammoniumnitrat stark hygroskopisch ist verfestigte sich der Stoff im Silo. Da die Arbeiter mit ihren Spitzhacken nicht sehr weit kamen (und im inneren Teil des Silos Einsurzgefahr durch nachrutschenden Dünger bestand) entschied man sich dafür, den Dünger mit dem Sprengstoff Dynamit aufzulockern. 561 Menschen kamen ums Leben, das Werk wurde völlig zerstört: An der Explosionsstelle wurde ein 100 Meter großer und 20 Meter tiefer Krater herausgeschlagen. Die Menge des Düngemittelgemisches betrug 4500 Tonnen und entsprach somit der Explosivkraft einer kleinen Atombombe von ca. 1-2 Kilotonnen TNT-Äquivalent.

http://www.wortlastig.de/text/oppau.htm

Seveso 1976

Am 10. Juli 1976 wurden bei einem Unfall im norditalienischen Ort Seveso schätzungsweise 2 kg hochgiftigen TCDDs ("Dioxin") freigesetzt.

In einer Anlage, die Trichlorphenol herstellen sollte, kam es durch einen Bedienfehler zu einer Überhitzung, TCDD-Entwicklung und schließlich Explosion.

Der Unfall machte sich vor allem durch den plötzlichen Tod vieler Rinder und Kleintiere in der Umgebung bemerkbar.

Trotz des Unfalls wurde in der Anlage noch eine Woche weiter gearbeitet.

In der Folge wurden 220000 Menschen einer medizinischen Untersuchung unterzogen und 70000 Tiere notgeschlachtet.

Bei rund 200 Menschen wurde eine durch das Gift verursachte Chlorakne festgestellt. Die Häuser von 40 Familien mussten abgerissen, Boden abgetragen und deponiert werden. Es flossen über 150 Millionen Euro an Entschädigungen.

Das Unglück von Seveso führte zu einer Verschärfung der Gesetze und Verordnungen, z.B. in der Europäischen Union (Seveso-Richtlinie) und in Deutschland (Störfall-Verordnung, Chemikaliengesetz).

Giftgasunglück in Bhopal 1984

Die schlimmste Chemiekatastrophe ereignete sich am 3. Dezember 1984 in der Stadt Bhopal im Zentrum Indiens. In einem Werk der Union Carbide of India wurden aus einem Lagertank viele Tonnen des hochgiftigen Methylisocyanats freigesetzt. Tausende Menschen mussten sterben. Die genaue Zahl der Opfer ist unbekannt, da nicht alle Bewohner des betroffenen Elendsviertels registriert waren. Die Zahl der sofort getöteten Menschen liegt im Bereich von 1600-2000, je nach Quelle auch bis zu 10000. Die Folgen des Unglücks, insbesondere die vielen schweren Vergiftungen, führten zu vielen weiteren Todesopfern, deren Zahl inzwischen mit etwa 20000 angegeben wird.

Brand in Schweizerhalle 1986

Am 1. November 1986 brannte eine Lagerhalle der Firma Sandoz in Schweizerhalle (Ortsteil von Pratteln, Kanton Baselland). Die Ursache war glimmendes Berlinerblau. Die mit dem Löschwasser in den Rhein gelangten Chemikalien und Verbrennungsprodukte vernichteten praktisch das gesamte tierische und pflanzliche Leben im Rhein.

Explosion in Toulouse 2001

Am 21. September 2001 kam es in einer Fabrik bei Toulouse in Frankreich zu einer Explosion, bei der 31 Menschen starben. Entgegen ersten Gerüchten, die nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 ebenfalls einen Terrorakt vermuteten, belegen die Untersuchungen des Unglücks einen Unfall. In der Fabrik der AZF (Azote de France) Werk wurden Düngemittel hergestellt. Die Explosion ging ähnlich wie genau 80 Jahre zuvor in Oppau von einem Lager mit Ammoniumnitrat aus.

Literaturhinweise