Evangelische Kirche in Deutschland
Die Evangelische Kirche in Deutschland (kurz EKD) mit Sitz in Hannover ist eine Gemeinschaft von 23 selbständigen lutherischen, reformierten und unierten Landeskirchen. Alle Gliedkirchen haben uneingeschränkte Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft trotz ihrer voneinander abweichenden Bekenntnisse.
Bedeutung

Die EKD wurde 1945 gegründet und erhielt 1948 ihre Grundordnung. Die 23 Gliedkirchen haben mit der EKD ihre übergreifende institutionelle Gestalt gefunden. Das evangelische Kirchenwesen ist auf allen Ebenen föderal aufgebaut.
Die EKD nimmt die ihr übertragenen Gemeinschaftsaufgaben wahr. Die demokratisch verfassten und gewählten Leitungsgremien der EKD sind Synode, Rat und Kirchenkonferenz. Sie tragen die Verantwortung für die Wahrnehmung der Aufgaben der EKD, die in der kirchlichen Verfassung, der Grundordnung der EKD, festgehalten sind. Die Geschäfte von Synode, Rat und Kirchenkonferenz nimmt das Kirchenamt der EKD wahr.
Die EKD unterhält als Ansprechpartner gegenüber staatlichen Stellen das Amt eines Bevollmächtigten des Rates der EKD bei der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Gemeinschaft.
Geschichte
Bereits zwischen 1852 und 1903 gab es unter den obersten evangelischen Kirchenbehörden Deutschlands regelmäßige Zusammenkünfte in der so genannten Eisenacher Konferenz. Eine feste Institution wurde hieraus jedoch zunächst nicht. 1922 kam es zur Gründung des Deutschen Evangelischen Kirchenbundes, dem die 28 damals bestehenden Landeskirchen des Deutschen Reiches angehörten. 1933 wurde unter dem Einfluss der Nationalsozialisten die Deutsche Evangelische Kirche (DEK) gegründet, mit dem Ziel, eine einheitliche evangelische „Reichskirche“ zu schaffen. Die vorherrschende Kirchenpartei waren damals die "Deutschen Christen" (DC), die offen mit dem Nationalsozialismus sympathisierten. Zahlreiche Landeskirchen wurden ab 1933 von DC-Bischöfen verwaltet. Nur drei Landeskirchen konnten sich der DC-Herrschaft entziehen und blieben "intakt": Württemberg, Bayern und Hannover. Reichsbischof wurde Ludwig Müller, ein überzeugter Nationalsozialist. 1934 formierte sich als Gegenpol zur DEK die so genannte Bekennende Kirche. Ihre bekanntesten Vertreter waren Martin Niemöller und Dietrich Bonhoeffer.
Nach Ende des 2. Weltkriegs unternahmen die führenden Geistlichen der Evangelischen Landeskirchen unter Führung des württembergischen Landesbischofs Theophil Wurm einen neuen Versuch, den unterschiedlichen Kirchen ein gemeinsames Dach zu geben. So entstand 1945 auf einer in Treysa (heute Schwalmstadt) in Hessen stattfindenden Kirchentagung die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD). Sie gab sich am 13. Juli 1948 in Eisenach eine Grundordnung.
Trotz der Teilung Deutschlands blieb die EKD zunächst als Zusammenschluss der evangelischen Landeskirchen beider deutschen Staaten bestehen. Spätestens seit dem Mauerbau 1961 führte dies zu großen organisatorischen Problemen, so dass die EKD ihre gemeinsamen Aufgaben in beiden deutschen Staaten nicht mehr aufrecht erhalten konnte. Auch die Probleme der alltäglichen kirchlichen Tätigkeit unterschieden sich zunehmend. So wurde 1969 der Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR als Zusammenschluss der acht Landeskirchen auf dem Gebiet der DDR gegründet. Nach der Wiedervereinigung beider deutscher Staaten 1990/91 vereinigte sich der Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR wieder mit der EKD.
Siehe auch: Christen und Kirche in der DDR
Rat der EKD
Der Rat der EKD ist das Leitungsgremium der Evangelischen Kirche in Deutschland. Er besteht aus 15 Mitgliedern: neben dem Präses der Synode werden von der Synode und der Kirchenkonferenz gemeinsam 14 weitere gewählt. Aus seiner Mitte wählt er einen Vorsitzenden. Seine Amtszeit beträgt sechs Jahre.
Ratsvorsitzende der EKD
Höchster Repräsentant der EKD ist der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschlands, kurz Ratsvorsitzender der EKD. Dem Bund Evangelischer Kirchen in der DDR stand ein leitender Bischof vor.
Amtsinhaber seit 1945
- 1945 - 1949: Theophil Wurm, Landesbischof von Württemberg
- 1949 - 1961: Otto Dibelius, Bischof von Berlin-Brandenburg
- 1961 - 1967: Kurt Scharf, Präses, ab 1966 Bischof von Berlin-Brandenburg
- 1967 - 1973: Hermann Dietzfelbinger, Landesbischof von Bayern
- 1973 - 1979: Helmut Class, Landesbischof von Württemberg
- 1979 - 1985: Eduard Lohse, Landesbischof von Hannover
- 1985 - 1991: Martin Kruse, Bischof von Berlin-Brandenburg
- 1991 - 1997: Klaus Engelhardt, Landesbischof von Baden
- 1997 - 2003: Manfred Kock, Präses des Rheinlands
- 2003 - heute: Wolfgang Huber, Bischof von Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz
Vorsitzende des Kirchenbundes der DDR (1969 - 1991)
- 1969 - 1981: Albrecht Schönherr, Bischof von Berlin-Brandenburg
- 1981 - 1982: Werner Krusche, Bischof der Kirchenprovinz Sachsen
- 1982 - 1986: Johannes Hempel, Landesbischof von Sachsen
- 1986 - 1990: Werner Leich, Landesbischof von Thüringen
- 1990 - 1991: Christoph Demke, Bischof der Kirchenprovinz Sachsen
Die 23 Gliedkirchen der EKD

Die Grenzen der 23 Gliedkirchen der EKD beruhen im Wesentlichen auf den politischen Grenzen von 1815. Obwohl als Landeskirchen bezeichnet fallen ihre Grenzen regelmäßig nicht mit den Grenzen der heutigen deutschen Länder zusammen. Im folgenden wird daher eine - ungefähre - Zuordnung im Sinne eine ersten Überblickes vorgenommen:
- Evangelische Landeskirche Anhalts - im mittleren Sachsen-Anhalt
- Evangelische Landeskirche in Baden - im westlichen Baden-Württemberg
- Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern - in Bayern
- Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz - in Berlin, Brandenburg, im südöstlichen Mecklenburg-Vorpommern, im nordwestlichen Sachsen
- zum 1. Januar 2004 entstanden aus - Evangelisch-Lutherische Landeskirche in Braunschweig - im südöstlichen Niedersachsen
- Bremische Evangelische Kirche - in Bremen
- Evangelisch-Lutherische Landeskirche Hannovers - in weiten Teilen Niedersachsens, Bremerhaven
- Evangelische Kirche in Hessen und Nassau - im mittleren und südlichen Hessen und östlichen Rheinland-Pfalz
- 1934 bzw. 1945/46 entstanden aus - Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck - im nördlichen Hessen, Exklave im südlichen Thüringen
- 1934 entstanden aus - Lippische Landeskirche - im nordöstlichen Nordrhein-Westfalen
- Evangelisch-Lutherische Landeskirche Mecklenburgs - im westlichen Mecklenburg-Vorpommern
- Nordelbische Evangelisch-Lutherische Kirche - in Hamburg und Schleswig-Holstein
- 1977 entstanden aus - Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg - im nordwestlichen Niedersachsen
- Evangelische Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche) - im südlichen Rheinland-Pfalz und östlichen Saarland
- Pommersche Evangelische Kirche - im nordöstlichen Mecklenburg-Vorpommern
- Evangelisch-reformierte Kirche - Synode evangelisch-reformierter Kirchen in Bayern und Nordwestdeutschland
- Evangelische Kirche im Rheinland - im westlichen Nordrhein-Westfalen, westlichen Rheinland-Pfalz und westlichen Saarland, Exklave im westlichen Hessen
- Evangelische Kirche der Kirchenprovinz Sachsen - in weiten Teilens Sachsen-Anhalt und im nördlichen Thüringen
- Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens - in weiten Teilen Sachsens
- Evangelisch-Lutherische Landeskirche Schaumburg-Lippe - im mittleren Niedersachsen
- Evangelisch-Lutherische Kirche in Thüringen - im mittleren und südlichen Thüringen
- Evangelische Kirche von Westfalen - im östlichen Nordrhein-Westfalen
- Evangelische Landeskirche in Württemberg - im östlichen Baden-Württemberg
Der EKD angeschlossen:
Bis 2003 war auch die Evangelische Kirche der Union Mitglied in der EKD. Diese ging jedoch in der Union Evangelischer Kirchen auf.
Selbstständige Zusammenschlüsse von Mitgliedskirchen der EKD
- Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD)
- Union Evangelischer Kirchen (UEK)
- Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen
- Föderation Evangelischer Kirchen in Mitteldeutschland (EKM)
Werke, Institute und Arbeitsbereiche der EKD
- Diakonisches Werk (DW)
- Evangelischer Entwicklungsdienst (EED)
- Evangelisches Missionswerk in Deutschland e.V. (EMW)
- Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik gGmbH (GEP)
- Evangelisches Zentralarchiv
- Kirchenrechtliches Institut der EKD
- Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW)
- Konfessionskundliches Institut (KI)
- Institut für Kirchenbau und kirchliche Kunst der Gegenwart
- Sozialwissenschaftliches Institut der EKD (SI)
- Evangelische Schulstiftung in der EKD
- Evangelische Arbeitsstelle Fernstudium für kirchliche Dienste
- Evangeliumsrundfunk (ERF)
- Gemeinsame Arbeitsstelle für gottesdienstliche Fragen der EKD
- Burckhardthaus, Evangelisches Institut für Jugend-, Kultur- und Sozialarbeit e.V.
- Frauenstudien- und -bildungszentrum der Evangelischen Kirche in Deutschland
- Aussiedlerseelsorge in der EKD
- Informations- und Dokumentationsstelle der EKD
- Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt
Siehe auch
- evangelisch
- Liste von Kirchen, religiösen Einrichtungen und Institutionen
- Evangelisches Studienwerk e.V. Villigst
Weblinks
- EKD im Internet
- Linkkatalog zum Thema Evangelische (Glaubensrichtung) bei odp.org (ehemals DMOZ)
- Evangeliums-Rundfunk (ERF)
- Evangelische Nachrichtenagentur