Johann Reichhart
Johann Reichhart (* 29. April 1893 in Wichenbach bei Wörth an der Donau; † 26. April 1972 ebenda) war der meistbeschäftigte Henker (Scharfrichter) Deutschlands.
Während der Weimarer Republik seit 1924 und der Zeit des Dritten Reiches vollstreckte er etwas über 3.000 Todesurteile mit der Guillotine. Er richtete auch Hans Scholl und Sophie Scholl hin, die bekannten Mitglieder der Widerstandsgruppe Weiße Rose. 156 verurteilte Nazigrößen henkte er nach 1945 im Auftrag der amerikanischen Militärregierung am Galgen. Reichharts Erfahrungen machte sich die amerikanische Justiz zunutze, indem sie den Master Sergeant Woods durch Reichhart im Umgang mit dem Fallbeil und dem Galgen unterrichten ließ. Dieser henkte einige Nazigrößen. Danach wurde er versetzt (Woods erlitt später bei der Reparatur eines elektrischen Stuhls einen tödlichen Unfall). Reichhart gilt als der Scharfrichter, der die meisten Hinrichtungen aller Zeiten vollzog. Dass die amerikanische Militärregierung den unter die Kategorie der nationalsozialistisch belasteten Personen fallenden Reichhart nicht ebenso wie dessen "Scharfrichterkollegen" hinrichtete, lag wohl daran, dass Reichhart einige Neuerungen an der Guillotine einführte, die die Qualen der Hinzurichtenden reduzierten. Außerdem sorgten sie für eine schnellere Ausführung der Hinrichtung. Gerade im Jahr 1944 im Zuge des Attentates auf Adolf Hitler war das den Machthabern nur recht. Die Zahl der Hinrichtungen, über die er genau Buch führte, war im Zusammenhang mit diesem Attentat überproportional angestiegen. Sein Amt machte ihn zu einer einsamen und geächteten Person.
Auch seine Familie ging dadurch zu Bruch, und sein Sohn Hans beging aufgrund der damit verbundenen seelischen Belastungen Selbstmord.
Literatur
- Stefan Amberg (= Will Berthold): Johann Reichhart, der letzte deutsche Henker. München 1982
- Johann Dachs: Tod durch das Fallbeil: Der deutsche Scharfrichter Johann Reichhart (1893-1972). Berlin 2001, ISBN 3548362435
Personendaten | |
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NAME | Reichhart, Johann |
KURZBESCHREIBUNG | letzter Scharfrichter Deutschlands |
GEBURTSDATUM | 29. April 1893 |
GEBURTSORT | Wichenbach' bei Wörth an der Donau |
STERBEDATUM | 26. April 1972 |