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Blumfeld, ein älterer Junggeselle

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Blumfeld ein älterer Junggeselle ist eine Erzählung von Franz Kafka. Sie wurde 1915 verfasst und posthum veröffentlicht. Sie behandelt die skurrilen Schwierigkeiten eines Junggesellen in seinem Privat- und Berufsleben

Zusammenfassung

Blumfeld, eine älterer Junggeselle, steigt eines abends zu seinem Zimmer im 6. Stock hinauf. Dabei geht ihm der Gedanke an einen Hund als Begleiter durch den Kopf. Wegen der zu erwartenden Unannehmlichkeiten verwirft er diesen Gedanken.

Als er sein Zimmer betritt, erwarten ihn dort zwei kleine Celluloidbälle, die eigenständig auf und ab springen auch während Blumfeld seinen weiteren Tätigkeiten nachgeht. Es gelingt ihm nicht, die Bälle zu fangen. Nach einer unruhigen Nacht für Blumfeld kommt am Morgen die Bedienerin, um ihm den Haushalt zu verrichten. Nach ihrem Weggang werden die Bälle wieder besonders aktiv. Als Blumfeld zur Arbeit gehen muss, sperrt er die Bälle in seinem Zimmer ein. Da er sie bei seiner Rückkehr nicht mehr vorfinden möchte, veranlasst er Kinder aus dem Haus, sich die Bälle dort zu holen.

Nun erlebt man Blumfeld in seinem Beruf als Angestellter in einer Wäschefabrik, der Heimarbeiterinnen abfertigt und auszahlt. Nach langen Kämpfen Blumfelds hat man ihm zur Unterstützung zwei Praktikanten zugewiesen. Aber er ist unzufrieden und unglücklich mit den noch sehr kindlichen Helfern. Es kommt zu verschiedenen skurilen Szenen an der Arbeitsstelle, die Blumfeld schwer unter Kontrolle behält.

Interpretation

Das bei Franz Kafka vielfach auftauchende Junggesellenthema spiegelt seine eigene Situation wider mit der Angst vor Bindung und Familie. Gleichzeitig kommt in der vorliegenden Erzählung der Selbsthass über diese Lebenssituation zum Ausdruck. Blumfeld möchte nicht mit dem weiblichen Pendant -der alten Jungfer- gleichgesetzt werden.

Seine Überlegungen zum Thema Hund, sein Umgang mit den Kindern sind umständlich und in seiner spitzfindigen Unbeholfenheit quälend für den Leser. Die beiden mysteriösen Bällchen, die in eigentümliche Interaktion zu ihm treten, sind wie ein peinlicher Makel, der sich nur schwer abschütteln lässt. Sollen die hüpfenden Bällchen weibliche Brüste assoziieren? Bezeichnend ist, dass zwei kleine, schlaue Mädchen ihn von den Bällchen zu befreien versprechen. Abgerundet von dem Bild der häßlichen, unangenehmen Bedienerin, die die privaten Dinge des Blumfeld regelt, zeichnet sich für ihn ein Leben ab, das zwischen armselig, öde und lächerlich angesiedelt ist.

Seine berufliche Existenz ist nicht weniger quälend und erfolglos. Er kommt mit dem Anwachsen seiner Arbeit nicht zurecht, aber auch nicht mit seinen zwei Praktikanten, die man ihm zur Hilfe zugeteilt hat. Hier begegnet man wie im Roman Das Schloss, dem Paar der zwei nutzlosen Helfer, die dort dem Landvermesser das Leben schwer machen. Blumfeld schreibt die Unfähigkeit der Praktikanten ihrer Kindlichkeit zu und fragt sich, ob sie denn nicht sogar noch schulpflichtig sind.

Ebenso wie Blumfeld aber schon in seinem privaten Bereich nicht angemessen mit Kindern umgehen konnte, kann er es auch in seinem Berufsleben nicht. Es kommt zu grotesken Szenen im Kampf um einen Besen, Die Praktikanten scheinen sich vor den vermeintlichen Schlägen Blumfelds zu fürchten. Er ist nicht in der Lage, ihnen gegenüber sein Verständnis für ihre Kindlichkeit zum Ausdruck zu bringen und sie gleichzeitig als Vorgesetzter zu führen, wie es angebracht wäre. Aus Blumfelds dargestelltem Verhalten im privaten und beruflichen Umfeld begründet sich sein Jungesellentum, ohne dass ein gestörtes Verhältnis zu Frauen überhaupt thematisiert werden muss.

Vollständiger Text der Erzählung:

bei Projekt Gutenberg-DE