Hauskirche
Als Hauskirche bezeichnet man in christlichen Kirchen die Abhaltung des Gottesdienstes in privaten Häusern statt in speziellen, für den Gottesdienst gebauten Kirchen.
Die urchristliche Gemeinde war als Hauskirche organisiert. In den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts wurde sie wiederentdeckt und zum Konzept einer neuen christlichen Bewegung entwickelt, die sich innerhalb und außerhalb der verfassten Kirchen und Freikirchen ausbreitet.
Biblischer Befund
Obwohl die Juden ein zentrales Heiligtum hatten (Tempel), wurde das Glaubensgut doch wesentlich in der Familie weitergegeben. Die wöchentliche Sabbatfeier und viele jüdische Feste hatten ihren festen Platz in der Familie. So blieb die Glaubensüberlieferung immer lebendig. Das Christentum wurde in diese Kultur hineingeboren. Noch wesentlicher aber ist, dass Jesus selbst dem Haus eine große Bedeutung einräumte. So sandte er seine Jünger aus, Häuser des Friedens zu suchen (Lukas 10). Damit war weniger das Gebäude gemeint, als vielmehr der Familienverband, der dort lebte. Er selbst hielt sich sehr häufig in Privathäusern und auf privaten Feiern auf, nicht selten, um dort zu lehren. So war es selbstverständlich, dass sich die ersten Christen "hin und her in den Häusern" trafen. Der Tempel hatte im Grunde keine Bedeutung mehr. Letztlich war nichts weiter als ein geeigneter Versammlungsort für größere Gruppen, aber kein heiliges Gebäude. Die Briefe des Apostel Paulus belegen, dass auch außerhalb des Judentums das private Haus der bevorzugte Ort war, an dem sich Christen trafen um Gemeinschaft zu pflegen. Kirchengebäude wurden erst durch Kaiser Konstantin üblich, der den christlichen Glauben zur Staatsreligion erhob. Im neuen Testament finden wir vielmehr eine radikale Abkehr von Tempel und Synagoge.
Hauskirchen in der Kirchengeschichte
Die Kaiser Theodotian und Gratian (um 380) beendeten die Religionsfreiheit im römischen Reich. Jeder römische Bürger hatte Kirchenmitglied zu sein. Gottesdienste in Häusern wurden verboten. Dennoch riss die Tradition der Hauskirchen niemals ab. Ihre Spuren sind in der Bewegung Priscillians - des spanischen Edelmanns - zu finden, ebenso wie bei den Bogomilen, Petrobusianer, Patarener, Waldenser und Lollarden. Auch die christlich-keltische Spiritualität ist davon geprägt. Luther schließlich bezeichnete Hausversammlungen als "dritte Form der Messe": "Die dritte Form der Messe sollte eine wahre evangelische Ordnung sein und sollte nicht öffentlich für alle Arten von Menschen abgehalten werden. Diejenigen, die mit Ernst Christ sein wollen und das Evangelium mit der Tat und dem Munde bekennen, müssten sich mit Namen eintragen und sich etwa in einem Hause für sich allein versammeln um zu beten, die Bibel zu lesen, zu taufen, die Sakramente zu empfangen und andere christliche Werke zu tun..." Die Umsetzung dieser Gedanken findet man allerdings mehr bei einem Schüler Luthers: Capar Schwenkfeld. Aber auch bei den Täufern, den Hugenotten, im Pietismus und im Methodismus gab und gibt es diese kleinen Gemeinschaften, die Menschen zu einer klaren "Nachfoge Christi" herausfordern.
Hauskirchen heute
Die wohl größte Aufmerksamkeit hat gegenwärtig die chinesische Hauskirchenbewegung erregt. Mao Zedong hatte im Zuge der Kulturrevolution alle Kirchen verboten. Er verordnete allen Christen die staatlich kontrollierte "Drei-Selbst-Kirche", was Christen in die Verborgenheit der Häuser trieb. Dort breitete sich der christliche Glaube unter starken Verfolgungen unglaublich aus, so dass der Einfluss des Christentums in China heute größer ist denn je zuvor. Aber auch in Indien wächst die Hauskirchenbewegung multiplikativ. Im Westen wird nicht alles "Hauskirche" genannt, was ähnliche Werte repräsentiert. Ihre Grundsätze sind jedoch zu finden im Begriff der "Organic Church"-Bewegung um Neil Cole, oder auch der "Emerging Church"-Bewegung. In Europa ist die Hauskirchenbewegung verhältnismäßig klein. Ein übergreifendes Konzept oder auch nur eine zentrale Webseite gibt es nicht. Bestimmte biblische Werte hingegen sind für Hauskirchen typisch: Gemeinschaft, Mitverantwortung, gemeinsamer Dienst, Schlichtheit. Beziehungen sind wichtiger als Programme. Gebet, Lehrgespräch und Mahlzeiten charakterisieren ein hauskirchliches Treffen.
Hauskirche und Hauskreis
Der Begriff "Hauskreis" wird häufig in Kirchengemeinden verwendet, in denen der kirchliche Gottesdienst zentrale Ausdrucksform des Gemeindelebens ist. Der "Hauskreis" ist dort ein zusätzliches Angebot im Gemeindeprogramm. "Hausgemeinden" und "Hauskirchen" verstehen sich jedoch als vollständige Gemeinde, in der auch getauft und das Abendmahl gefeiert wird. Christen, die zu einer Hauskirche gehören, betonen in der Regel, dass Gott nicht "in Tempeln wohnt, die von Händen gemacht sind". Gott soll "mitten ins Leben" gehören.
Literatur
- Simson, Wolfgang : Häuser, die die Welt verändern, C&P Verlag
- Fitts, Robert: Die Kirche im Haus – Eine Rückkehr zur Einfachheit, GloryWorld-Medien
- Dale, Tony & Felicity: Einfach(e) Kirche, GloryWorld-Medien
- Dowgiewicz, Mike & Sue: Zeiten der Wiederherstellung, GloryWorld-Medien