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Jüdische Opfer des Nationalsozialismus (Nettetal)

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Der Kreis der Jüdischen Opfer des Nationalsozialismus umfasst in Bezug auf Nettetal etwa 200 Personen jüdischen Glaubens, die zu Beginn der 1930er Jahre in einer Beziehung zur heutigen Stadt, das heißt zu den Orten Breyell, Hinsbeck, Kaldenkirchen, Leuth, Lobberich oder Schaag standen, da sie hier geboren wurden oder lebten, mit einem der Bürger verheiratet oder dessen Sohn oder Tochter waren. Von ihnen kehrten nach dem Ende des NS-Diktatur nur zwei aus den Konzentrationslagern zurück; die übrigen waren zum größten Teil von den Nationalsozialisten ermordet worden, eine Minderheit hatte sich durch Flucht nach Amerika retten können.

Für etwa 50 der jüdischen Bürger, die Opfer des Nationalsozialismus wurden und ihren letzten freiwilligen Wohnsitz im Gebiet der Stadt Nettetal hatten, wurden hier in den vergangenen Jahren Stolpersteine verlegt.

Opfer der Reichspogromnacht

Das erste jüdische Todesopfer der Nationalsozialisten aus Nettetal war Eva Sanders, die zweite Ehefrau des Lobbericher Viehhändlers Abraham Sanders. Die 87-jährige Frau wurde in der Reichspogromnacht von einem Stein getroffen; sie starb sechs Wochen später, am 23. Dezember 1938, an den erlittenen Verletzungen.[1]

Internierungen in Dachau

Nach der Reichspogromnacht wurden die meisten männlichen und unter 65-jährigen Juden in „Schutzhaft“ genommen; 16 Nettetaler Juden wurden am 17. November 1938 ins KZ Dachau gebracht und nach einigen Wochen oder Monaten wieder entlassen, sofern sie die KZ-Haft überlebt hatten, und nachdem ihnen deutlich gemacht worden war, dass es bei dieser Verhaftungswelle vor allem um die Einschüchterung, Ausplünderung und schließlich die Vertreibung der Juden aus dem Reich gegangen war.[2]

  1. Siegfried Bamberger, geboren am 7. Juni 1884 in Neidenstein, Arbeiter in Mönchengladbach, Ehemann von Regina Rebekka Levy aus Breyell, vom 17. November 1938 bis zum 1. Dezember 1938 in Dachau inhaftiert
  2. Abraham Cohen, geboren am 30. Oktober 1889 in Kaldenkirchen, Viehhändler in Kaldenkirchen, vom 17. November 1938 bis zum 22. Dezember 1938 in Dachau inhaftiert
  3. Simon Harf, geboren am 3. November 1905 in Beckrath, Arbeiter in Kaldenkirchen, vom 17. Novembe 1938 bis zum 11. Februar 1939 in Dachau inhaftiert
  4. Kurt Höflich, geboren am 20. September 1902 in Breyell, Kaufmann in Breyell, vom 17. November 1938 bis zum 9. Februar 1939 in Dachau inhaftiert
  5. Fritz Klaber, geboren am 6.11.1904 in Breyell, Gehilfe in Breyell, vom 17. November 1938 bis zum 16. Februar 1939 in Dachau inhaftiert
  6. Hermann Levy, geboren am 9. Dezember 1909 in Breyell, Viehhändler in Korschenbroich, vom 17. November 1938 bis zum 29. Dezember 1938 in Dachau inhaftiert
  7. Emil Levy, geboren am 6. März 1909 Breyell, Landwirt in Breyell, ab dem 17. November 1938 in Dachau inhaftiert, dort am 9. Februar 1939 gestorben
  8. Max Levy, geboren am 27. August 1907 in Breyell, Viehhändler in Breyell, vom 17. November 1938 bis zum 23. Februar 1939 in Dachau inhaftiert
  9. Max Lion, geboren am 4. Februar 1905 in Kaldenkirchen, Kaufmann in Kaldenkirchen, vom 17. November 1938 bis zum 10. Januar 1939 in Dachau inhaftiert
  10. Albert Sanders, geboren am 17. Juni 1895 in Kaldenkirchen, Metzger in Kaldenkirchen, vom 17. November 1938 bis zum 18. Januar 1939 in Dachau inhaftiert
  11. Isaak Sanders, geboren am 19. Juli 1895 in Kaldenkirchen, wohnte in Süchteln, vom 17. November 1938 bis zum 15. Dezember 1938 in Dachau inhaftiert
  12. Sally Sanders, geboren am 7. Februar 1885 in Lobberich, Metzger in Lobberich, ab dem 17. November 1938 in Dachau inhaftiert, die Entlassung ist nicht verzeichnet
  13. Siegfried Sanders, geboren am 24. Januar 1903 in Kaldenkirchen, Kaufmann in Kaldenkirchen, vom 17. November 1938 bis zum 22. Dezember 1938 in Dachau inhaftiert
  14. Sally Simon, geboren am 7. März 1907 in Kaldenkirchen, Arbeiter in Kaldenkirchen, vom 17. November 1938 bis zum 4. Februar 1939 in Dachau inhaftiert
  15. Arthur Zanders, geboren am 8. Januar 1884 in Lobberich, Landwirt in Lobberich, vom 17. November 1938 bis zum 29. Dezember 193 in Dachau inhaftiert
  16. Otto Zanders, geboren am 21. September 1886 in Lobberich, landwirtschaftlicher Arbeiter in Lobberich, vom 17. November 1938 bis zum 29. Dezember 1938 in Dachau inhaftiert

Einer der Dachau-Häftlinge (Emil Levy) wurde bereits dort ermordet, vier flohen nach der Freilassung ins Ausland (Fritz Klaber, Hermann Levy, Albert Sanders, Siegfried Sanders), einer wurde in das Ghetto Litzmannstadt in Łódź deportiert (Isaak Sanders), einer in das Vernichtungslager Sobibor (Siegfried Bamberger), und neun wurden 1942 ins Ghetto Riga deportiert (Abraham Cohen, Simon Harf, Kurt Höflich, Max Levy, Max Lion, Sally Sanders, Sally Simon, Arthur Zanders, Otto Zanders) – von ihnen kehrte nur einer, Sally Sanders, nach Ende des Krieges wieder zurück.

Deportationen in das Ghetto Litzmannstadt

In der zweiten Oktoberhälfte 1941 wurden Deportationen aus der Rheinprovinz (inklusive dem Saargebiet und Luxemburg) in das Ghetto Litzmannstadt durchgeführt: am 16. Oktober ab Trier und Luxemburg (512/560 Personen), am 22. Oktober ab Köln (1018), am 27. Oktober 1941 ab Düsseldorf (1011/983) und am 30. Oktober erneut ab Köln (973/1011).[3] Diese Transporte gelten als "Beginn der systematischen Deportation der jüdischen Bevölkerung aus dem Deutschen Reich".[4]

Die Juden, die von Düsseldorf aus deportiert werden sollten, mussten sich am Vortag, am Sonntag, den 26. Oktober 1941, im Schlacht- und Viehhof Düsseldorf einfinden, in dem sie die Nacht verbrachten. Am Tag darauf, am Montag, den 27. Oktober 1941, wurden sie vom nahe gelegenen Bahnhof Düsseldorf-Derendorf aus in das Ghetto Litzmannstadt deportiert. Hier kamen sie am 28. Oktober 1941 an.[5]

Unter diesen Juden war auch eine Familie, die bis 1936 in Kaldenkirchen, dann in Süchteln und ab 1939 in Düsseldorf gewohnt hatte:

  1. Isaak Sanders, geboren am 19. Juli 1895 in Kaldenkirchen[6]
  2. Sophia Sanders geborene Baum, geboren am 26. November 1901 in Süchteln[6]
  3. Erich Sanders, geboren am 29. Mai 1930 in Kaldenkirchen[6]

Isaak Sanders verhungerte am 8. Juli 1942 in Litzmannstadt, Sophia Sanders starb hier am 7. September an "Herzversagen", der 12-jährige Erich Sanders wurde vier Tage später ins Vernichtungslager Kulmhof gebracht und dort vergast.

Deportationen nach Minsk 1941

Zwischen dem 11. November und 5. Dezember 1941 wurden in sieben Zügen aus Hamburg, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Berlin, Brünn, Bremen und Wien rund 7000 Juden in das Ghetto Minsk deportiert.

Die Deportation von 993 Juden von Düsseldorf aus begann am Montag, den 10. November 1941, vom Bahnhof Düsseldorf-Derendorf aus und endete nach vielen Unterbrechungen am Samstag, den 15. November 1941 im Ghetto Minsk. Der Hauptmann der Ordnungspolizei Wilhelm Meurin (1906-1944) notierte: „Die Juden waren um diese Zeit ziemlich weich, da der Zug vielfach unbeheizt liegengeblieben war und vor allem seit Einfahrt ins russische Gebiet keine Möglichkeit mehr gegeben war, Wasser zu fassen...“[7]

Von den Nettetaler Juden waren fünf betroffen, die in Düsseldorf lebten:

  1. Eva Cohen, geboren am 20. August 1887 in Kaldenkirchen, Arbeiterin[8]
  2. Karolina Isaac geborene Moses, geboren am 24. September 1884 in Kaldenkirchen, Schneiderin[9]
  3. Fritz Isaac, geboren am 6. Februar 1896 in Düsseldorf, wohl ihr Ehemann[9]
  4. Sally Moser, geboren am 24. September 1884 in Kaldenkirchen, Polsterer[10]
  5. Jenny Moser geborene Heidt, geboren am 17. Juni 1892 in Warburg[10]

Die Schicksale dieser fünf Personen sind nicht bekannt, sie sind verschollen und wurden mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ermordet.

Am Freitag, den 14. November 1941, ging ein Transport vom Bahnhof Berlin-Grunewald nach Minsk, der 5. „Osttransport“ (DA 54), mit dem die in Berlin lebende Johanna Wreschinski geborene Rose, geboren am 20. Juli 1896 in Kaldenkirchen, deportiert wurde. Mit ihr wurden Heinrich Wreschinski und Helga Wreschinski deportiert, vermutlich ihr Ehemann und ihre Tochter. Der Transport erreichte Minsk am Dienstag, den 18. November. Auch ihr Schicksal ist nicht bekannt, auch bein ihnen ist davon auszugehen, dass sie ermordet wurden.[11]

Deportation nach Riga

Im Dezember 1941 wurden in zwei Transporten knapp 2000 unter 65-jährige Juden aus dem Rheinland nach Riga deportiert. Der erste Transport ging am 7. Dezember mit 1011 Juden von Köln ab, der zweite am 11. Dezember mit 1007 Juden von Düsseldorf.[12]

Am 10. Dezember 1941 wurden die unter 65-jährigen Juden aus dem heutigen Nettetal auf den Straßen abgeführt, da sie die Bürgersteige nicht mehr betreten sollten. Auch sie wurden nach Düsseldorf zum Schlachthof gebracht; 124 Juden aus dem Kreisgebiet Kempen wurden hier zusammengeführt:[13] „Wir standen in der nassen Halle, ca. 24 Stunden. Jeder einzelne wurde einer Leibesvisitation unterzogen, und es wurden ihm alle wertvollen Sachen, doppelte Leibwäsche und das gesamte Reisegepäck abgenommen, ebenso alle Papiere. Am anderen Morgen standen wir stundenlang an einem Düsseldorfer Güterbahnhof. Die Kinder lagen im Schnee und weinten. Endlich fuhr unser Extrazug ab nach Riga. Wir waren 3 Tage [vom 11. bis zum 13. Dezember] unterwegs in einem ungeheizten Zuge ohne Wasser und Verpflegung. Abends kamen wir in Riga an und wurden bei 40° Kälte erst am anderen Morgen ausgeladen – Skirotava Güterbahnhof.“[14]

43 Nettetaler Juden wurden nach Riga deportiert:

  1. Jakob Cahn, geboren am 3. November 1877 in Sindorf, Hilfsarbeiter[15]
  2. Rosa Cahn geborene Sanders, geboren am 11. Juni 1891 in Kaldenkirchen[15]
  3. Walter Cahn, geboren am 28. September 1924 Kaldenkirchen, Gärtner[15]
  4. Else Cohen geborene Levy, geboren am 8. April 1900 in Breyell, ohne Beruf[15]
  5. Abraham Cohen, geboren am 31. Oktober 1889 in Kaldenkirchen, Melker[16]
  6. Johanna Devries, geboren am 9. Januar 1880 in Goch[17]
  7. Emil Goldbach, geboren am 22. November 1892 in Dortmund-Brackel, Bauhilfsarbeiter[18]
  8. Selma Goldbach geborene Strauß, geboren am 4. April 1890 in Herschbach[18]
  9. Simon Harf, geboren am 3. November 1905 in Beckrath, Hilfsarbeiter (in dem Transport befanden sich 22 Personen mit Namen Harf, die wohl alle der Familie Simons zuzuordnen sind)[19]
  10. Lina Harf geborene Sanders, geboren am 18. November 1906 in Kaldenkirchen, Hausfrau[19]
  11. Ruth Harf, geboren am 1. März 1938 in Kaldenkirchen[19]
  12. Albert Harf, geboren am 7. Juni 1887 in Beckrath, ohne Beruf[20]
  13. Adele Harf geborene Zanders, geboren am 19. Oktober 1888 in Lobberich, ohne Beruf[20]
  14. Erich Hoffstadt, geboren am 1. April 1923 in Straelen, Viehwärter (mit seinen Eltern Samuel (1886) und Helene geborene Simon (1887),sowie seinen Geschwistern Emil (1928) und Frieda (1931))[21]
  15. Ernst Höflich, geboren am 20. September 1902 in Breyell, Hilfsarbeiter (richtig: Curt Höflich)[21]
  16. Irma Höflich geborene Marx, geboren am 11. Juni 1906 in Rachtik, Hausfrau[21]
  17. Regina Höflich, geboren am 8. Juni 1898 in Breyell, Näherin[21]
  18. Grete Kaufmann, geboren am 13. November 1885 in Dortmund (Margarete Kaufmann geborene Kahn)[22]
  19. Ilse Klaber geborene Kaufmann, geboren am 29. Juni 1911 in Kornelimünster, Näherin[23]
  20. Gerda Klaber, geboren am 17. Dezember 1936 in Aachen (richtig: Werner Klaber)[23]
  21. Jettchen Levy, geboren am 5. März 1904 in Breyell, Näherin[24]
  22. Erna Levy geboreneBloch, geboren am 6. April 1912 in Dortmund[24]
  23. Max Levy, geboren am 17. August 1907 inBreyell, Tiefbauarbeiter[24]
  24. Hilde Levy geboreneKlein, geboren am 4. Januar 1911 in Korschenbroich, ohne Beruf[25]
  25. Max Lion, geboren am 4. Februar 1905 in Kaldenkirchen, Arbeiter[26]
  26. Elisabeth Lion geborene Jaffé, geboren am 27. Dezember 1909 in Aachen, ohne Beruf[26]
  27. Hedwig Lion, geboren am 14. Mai 1932 in Kaldenkirchen, ohne Beruf[26]
  28. Max Rosenthal, geboren am 18. November 1885 in Waltrop, Bauarbeiter[27]
  29. Martha Rosenthal geborene Stern, geboren am 31. Januar 1889 in Lobberich, ohne Beruf[27]
  30. Helene Rothenstein geborene Hoffstedt, geboren am 24. Dezember 1874 in Kaldenkirchen, ohne Beruf[27]
  31. Sally Sanders, geboren am 18. Januar 1904 in Lobberich, Zigarrenmacher[28]
  32. Henny Sanders geboreneLeven, geboren am 24. November 1904 in Wickrath, ohne Beruf[28]
  33. Sally Sanders, geboren am 7. Februar 1885 in Lobberich, Arbeiter[28]
  34. Minna Sanders geborene Sanders, geboren am 12. April 1898 in Straelen, ohne Beruf[28]
  35. Sally Simon, geboren am 7. März 1907 in Kaldenkirchen, Arbeiter[29]
  36. Otto Zanders, geboren am 21. November 1886 in Lobberich, Arbeiter[30]
  37. Johanna Zanders geborene Strauß, geboren am 29. April 1891 in Herschbach, ohne Beruf[30]
  38. Bruno Zanders, geboren am 13. April 1931 in Lobberich, ohne Beruf[30]
  39. Arthur Zanders, geboren am 8. Januar 1884 in Lobberich, Arbeiter[31]
  40. Thekla Zanders, geboren am 18. Oktober 1893 in Kirchseiffen, ohne Beruf[31]
  41. Ilse Zanders, geboren am 31. Oktober 1921 in Lobberich, Hausgehilfin[31]
  42. Helga Zanders, geboren am 25. April 1927 in Lobberich, Näherin[31]
  43. Helene Zanders, geboren am 7. November 1892 in Lobberich, Näherin[31]

Der Transport vom 11. Dezember 1941 wurde vom Polizeibeamten Paul Salitter begleitet und aus Sicht der Behörden beschrieben („Salitter-Bericht“).[32]

Am 2. November 1943 wurde das Ghetto in Riga aufgelöst, die Überlebenden wurden ab Juni 1943 in das KZ Riga-Kaiserwald gebracht, das im März 1943 errichtet worden war, um jüdische Einwohner der besetzten baltischen Gebiete gefangen zu halten.

34 der 43 Nettetaler Juden wurden in Riga ermordet, darunter alle Kinder, Jugendliche und jungen Erwachsenen (Walter Cahn, Ruth Harf, Erich Hoffstadt, Werner Klaber, Hedwig Lion, Bruno Zanders, Ilse Zanders und Helga Zanders). Sechs überlebten Riga und wurden ins KZ Stutthof gebracht und dort ermordet (Else Cohen, Adele Harf, Irma Höflich, Erna Levy, Minna Sanders und Helene Zanders). Arthur Zanders wurde in Auschwitz ermordet, Max Lion starb auf der Flucht, nur Elisabeth Lion überlebte sowohl Riga als auch Stutthof und kehrte zurück.

Deportationen nach Izbica

Am 24. März 1942 wurden 989 Juden von Nürnberg in das Ghetto Izbica deportiert, einem Durchgangsghetto für die Vernichtungslager, insbesondere Belzec und Sobibor. Der Zug erreichte Izbica am 27. März. Unter den Deportierten waren Selma Männlein geborene Sander, geboren am 13. Januar 1889 in Hinsbeck, sowie Max Männlein und Therese Männlein, wohl ihr Ehemann und ihre Tochter.[33]

Am 22. April 1942 verließ ein Zug mit 942/842 Juden aus dem Rheinland Düsseldorf mit dem Ghetto Izbica als Ziel, das am 24. April 1942 erreicht wurde. [34]

Unter den Deportierten vom 22. April waren acht Nettetaler Juden, die zuletzt in Essen, Krefeld oder Mönchengladbach gewohnt hatten:

  1. Regine Rebekka Bamberger geborene Levy, geboren am 11. Januar 1877 in Breyell
  2. Siegfried Bamberger, geboren am 7. Juni 1884 Neidenstein
  3. Günther Grunewald, geboren am 3. März 1923 in Kaldenkirchen
  4. Charlotte Rollmann geborene Sanders, geboren am 26. Oktober 1885 in Boxmeer
  5. Salomon Rollmann, geboren am 15. Juni 1884 in Herzebrock
  6. Siegmund Zanders, geboren am 4. August 1882 in Lobberich
  7. Maria Anna Zanders geborene Bähr, geboren am 18.7.1886 in Heinsberg
  8. Helmut Hermann Zanders, geboren am 21. März 1923 in Lobberich

Die im April 1942 nach Izbica deportierten Juden wurden im gleichen Jahr nach Sobibor oder Belzec gebracht und dort ermordet.

Am 15. Juni 1942 wurden 1003 Juden ab Koblenz, Köln und Düsseldorf mit dem Transport „Da 22“ Richtung Izbica deportiert, das am 19. Juni erreicht wurde: „Nach der „Selektion“ auf einem Nebengleis in Lublin wurden zunächst etwa 100 Männer aus dem Transport „Da 22“ in das Lager Majdanek gebracht. Vermutlich wurde der Zug anschließend direkt nach Sobibor geleitet, ohne zuvor noch das Durchgangsghetto von Izbica zu berühren.“[35]Hier wurden die Deportierten dann wohl sofort ermordet.[36]

Unter den Opfern waren drei jüdische Familien mit Bezug zu Nettetal, die zuletzt in Essen, Kaldenkirchen oder Krefeld gewohnt hatten:

  1. Wilhelmine Ehrenbaum geborene Sanders, geboren am 2. November 1893 in Kaldenkirchen
  2. Hermann Ehrenbaum, geboren am 13. April 1886 in Tessin (bei Rostock)
  3. Ernst Grunewald, geboren am 5. September 1894 in Kaldenkirchen
  4. Johanna Grunewald geborene Servos, geboren am 2. Mai 1892 in Anrath
  5. Hans Grunewald, geboren am 13. Juni 1926 in Kaldenkirchen
  6. Emil Simon, geboren am 16.7.1876 in Krefeld
  7. Friederika Simon geborene Sanders, geboren am 24. April 1878 in Kaldenkirchen

Deportationen nach Minsk 1942

„Im Anschluss an die Deportationswelle zwischen März und Mai 1942 in die Durchgangslager des Distrikts Lublin im Generalgouvernement wurden im Juni und Juli 1942 sämtliche Transporte aus Deutschland, die nicht nach Theresienstadt gingen, mit hoher Wahrscheinlichkeit direkt in die Vernichtung geleitet, in der ersten Junihälfte nach Sobibor, dann nach Auschwitz und Minsk. So verließ nur wenige Tage nach den beiden Sammeltransporten vom 11.7. und 13.7. mit jüdischen Menschen aus ganz Deutschland in Richtung Auschwitz am 20.7. ein dritter Transport Köln in Richtung Minsk, um die darin verschleppten Menschen unmittelbar nach der Ankunft am Zielort zu ermorden. […] Die Ankunft des Transportzuges, bestehend aus einem Personenwagen und 31 Güterwagen, wird durch die Bahn am 24.7. um 5.45 Uhr bestätigt. Noch am gleichen Tag, am 24.7.42, wurden die Menschen aus dem Kölner Transport [in der nahe Misnk gelegenen Tötungsstätte Maly Trostinez] ermordet. Dies geht aus dem "Tätigkeitsbericht" der Gruppe des SS-Unterscharführers Arlt vom 3. August hervor, in dem es heißt: "Am 21., 22. und 23.7. werden neue Gruben ausgehoben. Am 24.7. trifft bereits wieder ein Transport mit 1000 Juden aus dem Reich hier ein. Vom 25.7. bis 27.7. werden neue Gruben ausgehoben. Am 28.7. Großaktion im Minsker russ. Ghetto. 6000 Juden werden zur Grube gebracht. Am 29.7. 3000 deutsche Juden werden zur Grube gebracht. Die nächsten Tage waren wieder mit Waffenreinigen und Sacheninstandsetzen ausgefüllt."[37]

Unter den Opfern war Helene Herz geborene Sanders, geboren am 7. Juni 1890 Kaldenkirchen, mit ihrem Ehemann Alexander und den Kindern Frieda und Günther.

Deportation nach Theresienstadt

Am 15. Juni 1942 begannen die Deportationen der über 65 Jahre alten Juden aus der Rheinprovinz ins Ghetto Theresienstadt. Bis Ende Juli wurden in vier Transporten mehr als 4000 Juden deportiert: Am 15. Juni ab Köln (963), am 21. Juli ab Düsseldorf (965), am 25. Juli ab Aachen und Düsseldorf (980) und am 27. Juli ab Luxemburg, Trier, Koblenz und Köln (1165); die Transporte erreichten Theresienstadt am gleichen, spätestens am nächsten Tag.[38] Die letzten Nettetaler Juden stiegen in Düsseldorf in den Transport vom 25. Juli ein, der sie am 26. Juli in Theresienstadt einlieferte.

Das Ghetto Theresienstadt war 1940 als Gefängnis eingerichtet und Ende 1941 zum Sammel- und Durchgangslager erweitert worden. Auf der Wannseekonferenz im Januar 1942 war Theresienstadt als „Altersghetto“ für über 65 Jahre alte Juden aus Deutschland bestimmt worden.

  1. Robert Grunewald, geboren am 31.7.1867 in Kaldenkirchen, Krefeld, Neußerstr. 63[39]
  2. Jacob Hoffstadt, geboren am 14. März 1871 in Kaldenkirchen, Straelen, Adolf-Hitler-St. 24
  3. Karl Höflich, geboren am1. Juni 1872 in Breyell, Breyell
  4. Lisette Höflich, geboren am 23.7.1864 in Bracht, Breyell
  5. Babette Klaber geborene Lichtenfeld, geboren am 27. Februar 1872 in Hochhausen), Breyell, Gier 29[40]
  6. Abraham Levy, geboren am 25. Oktober 1871 in Breyell, Breyell, Vorbruch[41]
  7. Josef Levy, geboren am 28. März 1866 in Breyell, Breyell, Gier[41]
  8. Berta Levy geborene Levy, geboren am 2. Januar 1872 in Meiningen, Breyell, Gier 29[41]
  9. Emma Levy geborene Sassen, geboren am 21. Februar 1869 in Anrath, Breyell, Gier 19 (richtig: Gier 29)[41]
  10. Friederike Levy, geboren am 23.7.1860 in Breyell, Breyell, Vorbruch[41]
  11. Ida Levy geborene Krebs, geboren am 1.7.1881 in Reichenberg), Breyell, Vorbruch 3[42]
  12. Karl Levy, geboren am 12. März 1870 in Breyell, Breyell, Gier 29[42]
  13. Pauline Levy geborene Kleemann, geboren am 6. April 1872 in Theilheim, Breyell, Gier 29[42]
  14. Rosina Levy geborene Krebs, geboren am 24. Mai 1869 in Reichenberg, Breyell, Vorbruch 3[42]
  15. Salomon Levy, geboren am 19. November 1869 in Bracht, Grefrath, Bahnstr. 14[43]
  16. Samuel Levy, geboren am 19.7.1869 in Breyell, Breyell, Vorbruch 3[43]
  17. Berta Lion geborene Sanders, geboren am 14. Dezember 1861 in Kaldenkirchen, Kaldenkirchen, Adolf-Hitler-Platz 3[43]
  18. Jakob Lion, geboren am 28. Oktober 1865 in Kaldenkirchen, Kaldenkirchen, Adolf-Hitler-Platz 3[44]
  19. Johanna Sanders, geboren am 15. April 1887 in Boxmeer, Kaldenkirchen, Adolf-Hitler-Platz 3[45]
  20. Josef Sanders, geboren am 23. Februar 1867 in Kaldenkirchen, Straelen, Adolf-Hitler-Str. 24[45]
  21. Johanna Sanders geborene Abraham, geboren am 28. März 1870 in Worpswede, Straelen, Adolf-Hitler-Str. 24[45]

Die nach Theresienstadt deportierten 21 Nettetaler Juden wurden alle in Theresienstadt (4), Treblinka (14) oder schließlich Auschwitz (3) ermordet, niemand von ihnen kehrte zurück:

  • Am 21. September 1942 wurden mit dem Transport „Bp“ 2020 Menschen aus Theresienstadt nach Treblinka gebracht, der Transport erreichte das Vernichtungslager wohl am 23. September. Die Gefangenen wurden unmittelbar nach ihrer Ankunft ermordet. Unter ihnen waren: Jacob Hoffstadt, Josef Sanders, Johanna Sanders geborene Abraham, Abraham Levy, Rosina Levy geborene Krebs, Salomon Levy, Jacob Lion und Bertha Lion geborene Levy.
  • Am 26. September 1942 wurden mit dem Transport „Br“ 2004 Menschen aus Theresienstadt nach Treblinka gebracht, der Transport erreichte das Vernichtungslager wohl am 28. September. Die Gefangenen wurden unmittelbar nach ihrer Ankunft ermordet. Unter ihnen waren: Lisette Höflich, Josef Levy, Emma Levy geborene Sassen, Carl Levy, Samuel Levy und Ida Levy geborene Krebs[46]
  • In Theresienstadt wurden ermordet: Berta Levy geborene Levy (am 6. August 1942), Friederike Levy (am 12. September 1942), Robert Grunewald (am 4. Februar 1943) und Babette Klaber geborene Lichtenfeld (am 13. März 1944).
  • In Auschwitz wurden ermordet: Johanna Sanders (Deportation von 2000/2929 Menschen am 23. Januar 1943 mit dem Transport „Cr“, Ankunft in Auschwitz am 24. Januar) sowie Carl Höflich und Pauline Levy geborene Kleemann (Deportation von 2503 Menschen am 15. Mai 1944 mit dem Transport „Dz“, Ankunft in Auschwitz am 16. Mai).[47]

Emanuel Hofstadt aus Straelen, der am 5. Mai 1864 in Kaldenkirchen geboren wurde, und zuletzt am Adolf-Hitler-Str. 24 wohnte, sollte ebenfalls mit diesem Transport deportiert werden, er starb aber eine gute Woche vorher, am 16. Juli 1942 wohl eines natürlichen Todes.[48]

Internierung der in die Niederlande geflohenen Juden

Die niederländischen und die in die Niederlande geflohenen deutschen Juden wurden –soweit sie nicht (erneut) geflohen waren oder sich erfolgreich verstecken konnten – in einem von fünf Konzentrationslagern in den Niederlanden interniert, um sie in die Vernichtungslager zu deportieren. Darunter waren 23 Juden mit Beziehungen zu Nettetal, von denen 22 im Durchgangslager Westerbork, und eine im KZ Herzogenbusch) gefangen gehalten wurden; zwei starben bereits vor der Deportation, 15 wurden deportiert und in Auschwitz oder Sobibor ermordet, einer konnte fliehen und überlebte, drei wurden in Theresienstadt befreit, und einer überlebte Auschwitz, starb aber drei Jahre nach Kriegsende an den Nachwirkungen, einer überlebte Auschwitz und das KZ Mittelbau-Dora und kehrte zurück.

  1. Emmy Bonn geborene Leyens, geboren am 11. August 1888 in Schwanenberg, ermordet in Sobibor
  2. Walter Bonn, geboren am 5. Juni 1912 in Kaldenkirchen, ermordet in Auschwitz
  3. Hermine Bonn geborene Hertz, geboren am 13. Dezember 1918 in Voorburg, ermordet in Auschwitz
  4. Hans Günter Bonn, geboren am 30.7.1921 in Kaldenkirchen, 1942 von Westerbork nach Auschwitz deportiert, Überlebender, 1948 an den Folgen von Experimenten, die an ihm vorgenommen wurden, gestorben
  5. Henriette Defries geborene Holländer, geboren am 15. September 1865 in Eschweiler, ermordet im Durchgangslager Vught
  6. Johanna Hirsch geborene Levy, geboren am 8. Dezember 1874 in Breyell, ermordet in Auschwitz
  7. Max Hirsch, geboren am 8. Februar 1873 in Rommerskirchen, ermordet in Auschwitz
  8. Jacques Keizer, geboren am 25. März 1878 in Venlo, ermordet in Westerbork
  9. Regina Keizer geborene Bonn, geboren am 1. März 1880 in Bracht, ermordet in Auschwitz
  10. Paul Simon Keizer, geboren am 29. Juni 1909 in Kaldenkirchen, 1944 von Westerbork nach Theresienstadt deportiert, Überlebender
  11. Mira Keizer geborene Glücks, geboren am 3. Mai 1923 in Slunj, 1944 von Westerbork nach Theresienstadt deportiert, Überlebende
  12. Nada Keizer, geboren am 24. Dezember 1942 in Amsterdam, 1944 von Westerbork nach Theresienstadt deportiert, Überlebende
  13. Rosetta Keizer, geboren am 23. Juli 1911 in Kaldenkirchen, ermordet in Auschwitz
  14. Fritz Klaber, geboren am 6. November 1904 in Breyell, in Westerbork interniert, geflohen, Überlebender
  15. Julius Sanders, geboren am 18. Mai 1898 in Kaldenkirchen, ermordet in Auschwitz
  16. Frieda Sanders geborene Goldschmitt, geboren am 6. September in 1910 Essen, ermordet in Auschwitz
  17. Hermann Sanders, geboren am 17. Oktober 1885 in Kaldenkirchen, ermordet in Auschwitz
  18. Jenny Sanders, geboren am 1. Juni 1892 in Grefrath, ermordet in Westerbork
  19. Rolf Sanders, geboren am 11. September 1920 in Grefrath, ermordet in Auschwitz
  20. Helga Sanders, geboren am 8. November 1923 in Grefrath, ermordet in Auschwitz
  21. Walter Sanders, geboren am 7. Oktober 1925 in Lobberich, 1944/45 in Auschwitz und im KZ Mittelbau-Dora, überlebte
  22. Edith Sanders, geboren am 5. März 1928 in Lobberich, ermordet in Auschwitz
  23. Egon Sanders, geboren am 5. März 1928 in Lobberich, ermordet in Auschwitz

Mit dem Transport vom

  • 10. August 1942 wurden 559 Menschen - 288 Männer und Jungen, 271 Frauen und Mädchen - nach Auschwitz gebracht, darunter Frieda Sanders; sie kamen am 11. August in Auschwitz an. Nach der "Selektion" wurden 164 Männer und 131 Frauen als Häftlinge registriert; die anderen 264 Menschen werden in den Gaskammern getötet.[49]. Frieda Sanders überstand wohl die erste Selektion und wurde erst später ermordet, sie wurde zum 27. September 1942 für tot erklärt.
  • 28. September 1942 wurden 610 Menschen nach Auschwitz gebracht, unter ihnen Ralf und Helga Sanders; sie kamen am 30. September 1942 in Auschwitz an. 119 Frauen und 37 Männer werden als Häftlinge übernommen; die anderen 454 Menschen werden in den Gaskammern getötet.[50] Ralf und Helga Sanders wurden sofort ermordet und später zum 30. September 1942 für tot erklärt.
  • 19. Oktober 1942 wurden 1327 Menschen nach Auschwitz gebracht, darunter Max und Johanna Hirsch, Edith und Egon Sanders; sie kamen am 21. Oktober 1942 in Auschwitz an. Nach der ""Selektion"" werden 497 Männer als Häftlinge registriert; die anderen 830 Menschen werden in den Gaskammern ermordet.[51] Max und Johanna Hirsch, sowie Edith und Egon Sanders waren unter denjenigen, die umgehend ermordet wurden; sie wurden später zum 22. Oktober 1942 für tot erklärt.
  • 25. Mai 1943 wurden 2862 Menschen nach Sobibor gebracht, darunter Emmy Bonn; sie kamen am 28. Mai 1943 in Sobibor an, Emmy Bonn wurde sofort ermordet und später zum 28. Mai 1943 für tot erklärt.
  • 18. Januar 1944 wurden 870 Menschen nach Theresienstadt deportiert, darunter Hermann Sanders; sie kamen am 20. Januar 1944 in Theresienstadt an. [52]Hermann Sanders wurde am 16. Mai 1944 nach Auschwitz gebracht, dort ermordet und später zum 7. Juli 1944 für tot erklärt.[53]
  • 5. April 1944 wurden 289 Menschen nach Theresienstadt gebracht, sie kamen am 7. April 1944 an. Unter ihnen befanden sich Paul Simon, Mira und Nada Keizer; alle drei wurden am 5. Mai 1945 von der Roten Armee befreit.

Bei sechs Deportierten (Walter, Hermine und Hans Günther Bonn, Regina und Rosetta Keizer sowie Julius Sanders ist nur das Jahr der Deportation bekannt, bei Walter Sanders nicht einmal das.[54]

KZ Riga-Kaiserwald, die Krebsbachaktion und das KZ Stutthof

Das KZ Riga-Kaiserwald wurde im März 1943 errichtet, um jüdische Einwohner der besetzten baltischen Gebiete gefangen zu halten. Insbesondere wurden hier ab Juni 1943 die Überlebenden des Ghettos Riga und der Ghettos in Liepāja, Daugavpils und Vilnius interniert. Wegen des Vorrückens der Roten Armee auf die baltischen Länder, wurde im Sommer 1944 damit begonnen, die Gefangenen ins KZ Stutthof im Gau Danzig-Westpreußen zu „evakuieren“. Hinter diesem Tarnwort können aus Sicht der NS-Täter zwei Vorgänge stehen: Abtransport oder Massenmord der Häftlinge bevor alliierte Truppen das Lagergebiet erreichen. Diejenigen, von denen man annahm, dass sie die Fahrt nicht überstehen werden, wurden erschossen.

„Am 28. Juli 1944 fand die sogenannte Krebsbachaktion statt. Die bei dieser Aktion federführenden SS-Angehörigen Krebsbach und Wisner ließen die Häftlinge in Kolonnen antreten [...] Die Männer erhielten den Befehl, vor dem SS-Personal hin und her zu laufen. Wer nicht schnell genug lief, wurde ausgesondert. Per Handzeichen bestimmten Wisner und Krebsbach die zum Tode bestimmten.[ ...] Der Selektion, die den ganzen Tag andauerte, fielen bis zu 1000 Männer und Frauen, überwiegend Ältere und Schwache, zum Opfer.“[55]

Unter den an diesem Tag ermordeten Häftlingen war vermutlich auch die 33-jährige Hilde Klein, die Ehefrau von Hermann Levy[56]

„Bald darauf, Sonntag früh den 6. August 1944, mussten wir plötzlich alle antreten. Man brachte uns zum Hafen, und wir sahen einen großen Ostseedampfer, einen Truppentransporter, in den wir hineingetrieben wurden. Nach dreitägiger Fahrt kamen wir in Danzig an. Dort wurden wir mit Stockhieben ausgeladen und in Kähne verfrachtet bis Stutthof. Nachdem wir auch hier mit Stockhieben ausgeladen wurden, ging der Weg in das KZ-Stutthof, eine Welt für sich, unübersehbar groß. ...“[57]

  1. Irma Höflich geborene Marx, geboren am 11. Juni 1906 in Rachtik, ermordet in Stutthof
  2. Erna Levy geborene Bloch, geboren am 6. April 1912 in Dortmund, ermordet in Stutthof
  3. Else Cohen geborene Levy, geboren am 8. April 1900 in Breyell, ermordet in Stutthof
  4. Elisabeth Lion geborene Jaffé, geboren am 27. Dezember 1909 in Aachen, überlebte
  5. Adele Harf geborene Zanders, geboren am 19. Oktober 1888 in Lobberich, ermordet in Stutthof
  6. Rudi Harf, geboren am 17. Januar 1924, ermordet in Stutthof
  7. Helene Zanders, geboren am 7. November 1892 in Lobberich, ermordet in Stutthof
  8. Wilhelmine Sanders geborene Sanders, geboren am 12. April 1898 in Straelen, ermordet in Stutthof

Breyell

(folgt)

Hinsbeck

„Im geldrischen Gebietsteil der Stadt Nettetal, also in Hinsbeck, Leuth und Lobberich, gab es gegen Ende des 18. Jahrhunderts [1782] amtlich-zeitgenössischer Aussage zufolge keine Juden. […] In Hinsbeck blieb es noch lange dabei: Die vom Landrat in Geldern erstellten Statistiken weisen für 1843, 1847 und 1858 ausdrücklich keine Juden aus.“ 1889 ist in Hinsbeck die Geburt eines jüdischen Mädchens bezeugt. Im Mai 1927 wohnten in Hinsbeck sieben Juden, ein halbes Jahr später sechs, darunter keine schulpflichtigen Kinder. Die Hinsbecker Juden „gehören eigentlich der Synagogengemeinde Geldern an, haben sich jedoch wegen der weiten Entfernung von Geldern durch Vereinbarung der Filialsynagogengemeinde Kaldenkirchen, die zur Synagogengemeinde Kempen gehört, angeschlossen. […] Die Zugehörigkeit der Hinsbecker Juden zur Kaldenkirchener Gemeinde wird 1937 nochmals bestätigt.“

„Bei den Hinsbecker Juden [von 1927] handelte es sich um die Familien der beiden Viehhändler Jakob und Philipp Sanders in der Neustraße“, die 1869 bzw. 1871 in Kaldenkirchen geboren wurden und nach Hinsbeck zugezogen waren: Neben Philipp und Jacob, deren Ehefrauen Pauline und Sara, sowie drei (bzw. zwei) der vier Kinder der beiden Familien.[58]

„1934 wird ihnen amtlich attestiert, daß sie zurückhaltende und unpolitische Einwohner der Gemeinde waren. […] Auch eine Anfrage der Stapo Düsseldorf bei der Gemeindeverwaltung Hinsbeck im Herbst 1935 förderte nichts Nachteiliges über sie zutage. […] Jakob Sanders mit Familie und Philipp Sanders gelang 1941 die Emigration in die USA. Den Viehhandel hatten sie schon 1938 eingestellt.“ „Die Flucht der letzten Familienmitglieder erfolgte im Herbst 1941 über Lissabon mit dem letzten Flüchtlingsschiff, das von hier aus die USA ansteuerte.“[59]. Die Flucht muss zwischen dem 21. Juni und 23. Oktober erfolgt sein,[60] für Jacob Sanders ist der 30. Juni bekannt (siehe unten), der gleiche Termin für seinen Bruder und seine Schwägerin ist wahrscheinlich.

Die Familie Sander/Männlein

  • Selma Männlein, geborene Sander, geboren am 13. Januar 1889 in Hinsbeck, Tochter von Leonhard Sander und Jenny Sander geborene May; sie wurde am 24. März 1942 ab Nürnberg nach Izbica deportiert; mit ihr deportiert wurden Max (geboren am 29. August 1885 in Erlangen) und Therese Männlein (geboren am 18. Juni 1877 in Erlangen), wobei aufgrund der Reihenfolge (Max, Selma, Therese) davon ausgegangen werden kann, dass Max ihr Ehemann war. Max, Selma und Therese Männlein wohnten zuletzt in Nürnberg, Bucher Str. 20a[61]

Die Familie Philipp Sanders/Pauline Schuster

  • Philipp Sanders, geboren am 27. Juli 1869 in Kaldenkirchen, war ein Sohn von Salomon Sanders, 44 Jahre alt, Handelsmann in Kaldenkirchen, und Adelheid Vasen, 35 Jahre al; er war Viehhändler und verheiratet mit Pauline Sanders geborene Schuster, geboren am 14. November 1875 in Nordheim vor der Rhön, war vermutlich die Tochter von Seckel Schuster, Viehhändler in Nordheim, und Johanna Schuster geborene Baum. Das Ehepaar wohnte in Hinsbeck in der Neustr. 16 (heute Neustr. 18) und hate zwei Töchter, Erna und Herta. 1941 – vermutlich am 30. Juni – flohen beide nach New York. Philipp Sanders starb am 13. Januar 1952 in Paramus/NJ im Alter von 82 Jahren; Pauline Sanders wohnte zuletzt in New York und starb am 20. September 1971 in Paramus/NJ im Alter von 95 Jahren. [62]
  • Erna Rosalie Stern, geborene Sanders, wurde am 5. Juli 1901 in Hinsbeck geboren; sie war die Tochter von Philipp Sanders und Pauline Sanders, geborene Schuster, sowie die Ehefrau von Alfred Stern, geboren am 26. Mai 1895 in Neustadt an der Saale, Sohn von Sigmund Stern (gestorben 17.11.1931), Händler in Neustadt, und Anna Blum. Alfred Stern besuchte die Katholische Volkschule in Neustadt, 1906-1912 die Oberrealschule in Würzburg, und machte danach eine Lehre in Frankfurt am Main. Er war Soldat im Ersten Weltkrieg, dann ab 1918 im elterlichen Kurz-, Weiß- und Wollwarengroßhandel „A. Stern’s Sohn“ tätig, der 1938 aufgeben werden musste. Alfred Stern war im Ortsvorstand der DDP politisch aktiv. Er heiratete in erster Ehe (Trauschein Neustadt 1924) Bertha Levy, mit der er eine Tochrter, Johanna (später: Hanna) hatte. Er wurde am 10. November 1938 verhaftet und nach der notariellen Abtretung des elterlichen Hauses wieder entlassen. Bis zum 11. September 1939 wohnte das Ehepaar in Neustadt, siedelte dann mit Alfred Sterns Mutter nach Mainz über, um die Auswanderung vorzubereiten. In Mainz wurde Alfred und Erna Stern am 12. Februar 1940 ein Reisepass ausgestellt, mit dem sie am 29. Februar in die Schweiz mit Ziel Genua einreisten; in Genua bestieg das Ehepaar die SS Manhattan, die am 8. März ablegte und am 18. März New York erreichte. Kurz darauf (1940) wohnten sie in Manhattan, zumindest 1943 und 1968 dann im Haus 705 West 170th Street im Bezirk Washington Heights. Alfred Stern starb im März 1978, 82 Jahre alt, mit dem letzten Wohnsitz New York City; Erna Stern starb am 12. Dezember 1989, 88 Jahre alt.[63]
    • Alfreds Mutter Anna Stern geborene Blum wurde am am 28. Juli 1871 in Aufhausen (Württemberg) geboren; sie wohnte zuletzt als Witwe in Mainz, Adam-Karrillon-Str. 13; Anna Stern wurde am 27. September 1942 ab Darmstadt nach Theresienstadt deportiert, wo sie am 7. Dezember 1942 ermordet wurde.[64]
    • Alfreds Tochter Johanna Stern (genannt Hanna) kam mit dem letzten Kindertransport vor Kriegsbeginn nach England. Sie wohnte in Middlesbrough bei Etty und Lionel Levy, ist in der Stadt 1943 und 1946 bezeugt. Ihr Vater gibt an, sie sei in England „angenommen“ worden, womit er wohl eine Adoption meint. [65]
  • Herta Anny Kösterich, geborene Sanders, wurde am 27. April 1910 in Hinsbeck geboren; sie war die Tochter von Philipp Sanders und Pauline Sanders, geborene Schuster; sie heiratete 1936 in Wiesbaden Hermann Kösterich aus Frankfurt am Main (geboren am 1. Oktober 1910), Sohn von Joseph Kösterich (geboren am 14. November 1873) und Bertha Kösterich geborene NN (geboren am 6. Januar 1880); im gleichen Jahr reisten beide – ebenso wie seine Eltern – in die USA ein, am 12. März 1937 wurden sie eingebürgert. 1938 bot Hermann Koesterich in Washington Heights seine Dienste als koscherer Metzger an. 1940 lebten Hermann und Herta mit seinen Eltern und seinem Bruder Bert (* wohl 1922) in Manhattan; am 27. Juli 1943 wurde er mit der Berufsbezeichnung „Lehrer (Sekundarstufe)“ für bis zu sechs Monate nach Kriegsende einberufen. Herta Koesterich starb am 10. Januar 1997, 86 Jahre alt, sie lebte zuletzt in Fort Lee (New Jersey); ein Sterbeeintrag für Hermann Kösterich ist nicht auffindbar.[66]

Die Familie Jacob Sanders/Sara Reich

  • Jacob Sanders, geboren am 23. November 1871 Kaldenkirchen, war ein Sohn von Salomon Sanders, 48 Jahre alt [d.h. geboren 1822/23], Metzger in Kaldenkirchen, und Adelheid Vasen, 38 Jahre alt [d.h. geboren 1832/33], sowie der jüngere Bruder von Philipp Sanders; er war Viehhändler, hatte im Jahr 1900 in Kaldenkirchen Sara Reich geheiratet, die am 17. Februar 1873 Eubigheim als Tochter von Leopold Reich, Handelsmann in Eubigheim, und Bertha Schloß geboren wurde; das Ehepaar und seine beiden Kinder Else und Lothar wohnten ebenfalls ins Hinsbeck in der Neustr. 16 (heute Neustr. 18); Sara Sanders starb am 8. Juli 1935 in Hinsbeck, 62 Jahre alt, und wude in Kaldenkirchen auf dem jüdischen Friedhof bestattet; Jacob Sanders emigrierte am 30. Juni 1941 in die USA, er lebte 1941 in New York und starb im Mai 1951.[67]
  • Else Rosa Landauer, geborene Sanders, geboren am 29. April 1901 in Hinsbeck, war die Tochter von Jacob Sanders, Händler in Hinsbeck, und Sara Sanders, geborene Reich; sie heiratete in erster Ehe NN Schwarz und wohnte Anfang 1932 als Witwe (wieder) in Hinsbeck; sie heiratete am 16. Februar 1932 in zweiter Ehe in Frankfurt am Main Arthur Landauer, geboren am 25. Oktober 1895 in Tuttlingen, 1932 Kaufmann in Tuttlingen, Sohn von Ferdinand Landauer, Kaufmann, und Friederike Landauer geborene Holzmann; die gemeinsame Tochter Ursula wurde zwischen November 1932 und April 1933 geboren. Arthur, Else und Ursula Landauer flohen im November 1937 nach New York, im Jahr 1940 lebten sie in Manhattan/NY, West 147th Street; Arthur Landauer starb im Februar 1988 im Alter von 92 Jahren, seine letzte Wohnung hatte er in New York; Elsa Landauer (in den USA „Elsie“ genannt) starb am 21. November 1996 ebenfalls in New York City im Alter von 95 Jahren. [68]
  • Leo Lothar Sanders, geboren am 11. November 1908 in Hinsbeck, Sohn von Jakob Sanders und Sara Sanders, geborene Reich, wohnte ebenfalls in Hinsbeck in der Neustr. 16 (heute Neustr. 18); er floh 1935 nach New York und lebte 1940 mit seine Ehefrau Lieselotte Sanders, geborene Tasche in Manhattan; Lieselotte Tasche wurde am 7. August 1911 in Krefeld geboren, sie begleitete Lothar Sanders auf der Flucht und heiratete ihn unmittelbar nach der Ankunft in den USA; anlässlich der Eheschließung konvertierte sie zum Judentum und nahm dazu den Vornamen Ruth an (amtlich hieß sie weiter Lieselotte); Lothar Sanders starb am 17. Oktober 1992 in New York, 82 Jahre alt, Lieselotte Sanders starb am 10. November 2004 im Alter von 93 Jahren, ihre letzte Wohnung hatte sie in New York [69]

Die Stolpersteine für

  • Philipp Sanders, Pauline Sanders, Erna Stern und Herta Kösterich
  • Jacob Sanders, Sara Sanders, Else Landauer und Lothar Sanders

wurden am 9. November 2014 in Hinsbeck vor dem Haus Neustr. 18, dem Wohnhaus der Familie Sanders, verlegt.

Leuth

„Im geldrischen Gebietsteil der Stadt Nettetal, also in Hinsbeck, Leuth und Lobberich, gab es gegen Ende des 18. Jahrhunderts [1782] amtlich-zeitgenössischer Aussage zufolge keine Juden.“ Für Leuth galt diese Aussage 1858 weiter und auch noch im Mai 1927.[70]

Lobberich

„Im geldrischen Gebietsteil der Stadt Nettetal, also in Hinsbeck, Leuth und Lobberich, gab es gegen Ende des 18. Jahrhunderts [1782] amtlich-zeitgenössischer Aussage zufolge keine Juden. […] Um die Mitte des 19. Jahrhunderts lebten in Lobberich die Juden Samuel und Joseph Zanders [bei denen ebenfalls angenommen werden kann, dass sie aus Kaldenkirchen gebürtig und hierher umgezogen waren]. 1858 wird die Zahl der Familienmitglieder des Samuel mit acht und des Joseph mit zwei angegeben. […] Als Berufe werden bei den Lobbericher Sanders 1875 genannt: Metzger, Handelsmann, Handelsgehilfe. […] Die Volkszählung vom 2. Dezember 1895 weist [für Lobberich] 17 Juden bei 7.541 Einwohnern insgesamt aus […] 1905 waren es elf, 1910 18, 1925 ebenfalls 18.“

Die letzten 13 Lobbericher Juden wurden am 11. Dezember 1941 von Düsseldorf aus nach Riga deportiert. „Bei den Abgeschobenen handelt es sich um die Familien Sally Sanders, Otto Zanders, Arthur Zanders, Emil Goldbach und Max Rosenthal.“ [71]

Die Familie Goldbach

  • Emil Goldbach, geboren am 22. November 1892 in Dortmund-Brackel, Sohn von Hermann Goldbach und Sara Goldbach geborene Stern, war verheiratet mit Selma Goldbach geborene Strauß, die am 4. April 1890 in Herschbach als Tochter von Moses Strauß und Kätchen Simon geboren wurde. Das Ehepaar Goldbach wohnte seit 1939 in Lobberich, wo bereits Selmas Schwester Johanna Zanders geborene Strauß lebte. Emil Goldbach war in den letzten Jahren Bauarbeiter in Krefeld und wird 1941 als Bauhilfsarbeiter bezeichnet. Emil und Selma Goldbach wurden am 11. Dezember 1941 ab Düsseldorf nach Riga deportiert und dort ermordet[72][73]

Die Familie Rosenthal

  • Martha Rosenthal geborene Stern, geboren am 31. Januar 1889 in Lobberich, Tochter von Meyer Stern, Kaufmann in Lobberich, und Eva Stern, geborene Lehmann, heiratete 1921 in Lobberich Max Rosenthal, der am 18. November 1885 in Waltrop als Sohn von Isaac Rosenthal und Dora Rosenthal geborene Schindmüller geboren wurde. Das Ehepaar lebte in Lobberich, er war dort Manufakturwarenhändler, wird aber 1941 als Bauarbeiter in Krefeld bezeichnet. Am 11. Dezember 1941 wurden Max und Martha Rosenthal ab Düsseldorf nach Riga deportiert; Martha Rosenthal hat Riga nicht lebend erreicht, Max Rosenthal wurde dort ermordet.[74]

Die Familie Abraham Sanders/Regina Zacharias

  • Eva Sanders geborene Sanders, geboren am 26. Mai 1851 in Kaldenkirchen, war die Tochter von Benjamin Sanders,39 Jahre alt [d.h. geboren 1811/12], Handelsmann in Kaldenkirchen, und Charlotte Sanders, geborene Neumann; sie heiratete (Aufgebot 1891) den verwitweten Lobbericher Metzger und Viehhändler Abraham Sanders. Eva Sanders lebte bei ihrem Stiefsohn Sally Sanders im Haus Süchtelner Str. 20 in Lobberuch; hier wurde sie in der Pogromnacht von einem Stein getroffen und starb am 23. Dezember 1938 an den Folgen der erlittenen Verletzungen.[75]
  • Sally Sanders, geboren am 7. Februar 1885 in Lobberich, war der Sohn von Abraham Sanders, Viehhändler in Lobberich, und Regina Sanders, geborene Zacharias; von Beruf war er Metzger; er diente als Soldat im Ersten Weltkrieg, in dem er mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet wurde. Er war verheiratet mit Wilhelmine Sanders geborene Sanders, genannt Mina, Minni und Mintjen, die am 12. April 1898 in Straelen als Tochter von Samuel Sanders und Rosa Sanders geborene Krebs, geboren wurde. Das Ehepaar hatte drei Kinder: Walter (1925) und die Zwillinge Edith und Egon (1928), die Familie wohnte in Lobberich im Haus Süchtelner Str. 20. Ab dem 17. November 1938 war Sally Sanders in Dachau interniert, von wo er zurückkehrte (die Entlassung aus Dachau ist nicht dokumentiert); im Jahr 1939 brachten die Eltern ihre Kinder in die Niederlande in vorläufige Sicherheit. In diesen Jahren verdiente er seinen Lebensunterhalt als Landarbeiter in Lobberich. Am 11. Dezember 1941 wurden Sally und Mina Sanders ab Düsseldorf nach Riga deportiert; Mina wurde später [1944] nach Stutthof gebracht und dort ermordet, Sally überlebte Riga (und wohl auch Stutthof) und kehrte nach dem Krieg nach Deutschland zurück. [76]
  • Walter Sanders, geboren am 7. Oktober 1925 in Lobberich, als ältester Sohn von Sally Sanders und Mina Sanders geborene Sanders, war der Bruder von Edith und Egon Sanders und wohnte in Lobberich auf der Süchtelner Str. im Haus Nr. 20. Kurz vor der Pogromnacht, am 7. Oktober 1938 feierte er seine Bar Mitzwa, im Jahr darauf, 1939, wurden er und seine Geschwister von ihren Eltern in die Niederlande in vorläufige Sicherheit geschickt. Er wurd in Westerbork interniert und dann deportiert; 1944/45 war er in Auschwitz und im KZ Mittelbau-Dora. „Als Häftling mit der Nummer 175530 hat er Auschwitz überlebt, weil er als Hochdruckschweißer gebraucht wurde.“ Walter Sanders kehrte nach der Befreiung nach Lobberich zurück. Er starb am 3. Juli 2001 in Mönchengladbach und wurde auf dem jüdischen Friedhof in Krefeld bestattet.[77]
  • Edith Sanders und Egon Sanders wurde am 5. März 1928 in Lobberich als Kinder von Sally Sanders und Mina Sanders und Geschwister von Walter Sanders geboren. Sie wohnten in Lobberich auf der Süchtelner Str. im Haus Nr. 20, bis sie 1939 von ihren Eltern in die Niederlande und in vorläufige Sicherheit geschickt wurden. Die Zwillinge lebten am 1. September 1939 in Den Haag, Schenkstraat 217, bei dem aus Wien stammenden Ehepaar Richard Wieselthier (* 1885) und Lilly Wieselthier geborene Adler (* 1889); nach dem Tod des Paares am 15. Mai 1940 wurden sie vom Jüdischen Rat (Joodsche Raad) beim Obsthändler David van der Ham und seiner Familie in Den Haag, Terwestenstraat 230, untergebracht. Später wurden sie in Westerbork interniert, am 19. Oktober 1942 dann nach Auschwitz deportiert, wo sie am 21. Oktober 1942 ankamen und dort (ebenso wie David van der Ham und Rachel van der Ham geborene Hakker) zur Ermordung ausselektiert wurden; zum 22. Oktober 1942 wurden sie für tot erklärt.[78]

Die Familie Siegmund Zanders/Maria Anna Bähr

Die Lobbericher Familie Zanders ist eine Nebenlinie der Breyell-Kaldenkirchener Familie Sanders (siehe oben). Sie stammt ab von Salmon Zanders (1789-1864), Metzger in Bracht, und seiner Ehefrau Veronica Schnucks, deren Sohn Samuel Zanders (1822-1867), Handelsmann und Gemeindevorsteher in Bracht, und dessen Ehefrau Adelheid Franken (1819-1884), und dem Enkel Max Zanders (1849-1926), der sich als Viehhändler in Lobberich niederließ, und dessen Ehefrau Sara Heumann (1852-1918).

  • Siegmund Zanders, geboren am 4. August 1882 in Lobberich, war ein Sohn von Maximilian (Max) Zanders, Viehhändler in Lobberich, und Sara Zanders, geborene Heumann, Bruder von Arthur und Otto Zanders; verheiratet war er mit Maria Anna Zanders geborene Bähr, die am 18. Juli 1886 in Heinsberg als Tochter von Jakob Bähr, Metzger, und Rosa Bähr geborene Daniels, geboren wurde. Das Ehepaar hatte drei Kinder: Edith (1914), Kurt (1915) und Helmut Hermann (1923), alle in Lobberich geboren. 1930 zog die Familie nach Krefeld um, wohnte zuletzt im Haus Breite Str. 5. Am 22. April 1942 wurden Siegmund, Maria Anna und Helmut Hermann Zanders ab Düsseldorf nach Izbica deportiert, wurden im gleichen Jahr nach Sobibor oder Belzec gebracht und dort ermordet.[79]
  • Edith Zanders, geboren am 21. Februar 1914 in Lobberich, war die Tochter von Siegmund Zanders und Sara Heumann; sie machte 1933 Abitur in jüdischer Religionslehre, floh Ende Oktober/Anfang November 1938 auf der „Oceania“ von Triest nach Buenos Aires; sie heiratete NN Silber, lebte in Buenos Aires und starb im Jahr 2011. [80]
  • Kurt Zanders, geboren am 4. Juli 1915 in Lobberich, Sohn von Siegmund Zanders und Sara Heumann, floh spätestens 1938 nach England, wo er seinen Namen in Keith Saunders änderte. [81]
  • Arthur Zanders, geboren am 8. Januar 1884 in Lobberich, Sohn von Max Zanders und Sara Zanders, geborene Heumann, war Viehhändler in Lobberich; er heiratete Thekla Zanders geborene Rothschild, die am 18. Oktober 1893 in Kirschseiffen (Hellenthal) als Tochter von Hermann Rotschild und Julie Rothschild geborene Samuel geboren wurde. Das Ehepaar wohnte in Lobberich in der Bahnstr. 53 und hatte zwei Töchter, Ilse (geboren am 31. Oktober 1921 in Lobberich) und Helga (geboren am 25. April 1927 in Lobberich), die Berufe als Näherin (Ilse) bzw. Hausgehilfin (Helga) ausübten. Arthur Zanders arbeitete zur Zeit der Pogromnacht als Landwirt, war vom 17. November 1938 bis zum 19. Dezember 1938 in „Schutzhaft“ in Dachau, und war später als Bauarbeiter in Krefeld tätig. Am 11. Dezember 1941 wurden Arthur, Thekla, Ilse und Helga Zanders nach Riga deportiert; Thekla, Ilse und Helga wurden in Riga ermordet; Arthur ist in Kaunas bezeugt, wurde am 1. August 1944 nach Dachau und am 8. Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet[82]
  • Otto Zanders, geboren am 21. November 1886 in Lobberich, war ein Sohn von Max Zanders, Händler in Lobberich, und Sara Zanders, geborene Heumann; er arbeitete als Viehhändler und heiratete 1925 Johanna Zanders, geborene Strauß, die am 29. April 1891 in Herschbach als Tochter von Moses Strauß und Kätchen Simon geboren wurde und die Schwester von Selma Goldbach, geborene Strauß, war. Das Ehepaar wohnte in Lobberich auf der Süchtelner Str. 43 und hatte einen Sohn, Bruno (geboren am 13. April 1931 in Lobberich). Zur Zeit der Pogromnacht lebte Otto Zanders als landwirtschaftlicher Arbeiter in Lobberich, war dann vom 17. November 1938 bis zum 29. Dezember 1938 in „Schutzhaft“ in Dachau. Zuletzt war er als Bauarbeiter in Krefeld tätig. Am 11. Dezember 1941 wurden Otto, Thekla und Bruno Zanders ab Düsseldorf nach Riga deportiert, wo sie ermordet wurden. [83]
  • Adele Harf, geborene Zanders, geboren am 19. Oktober 1888 Lobberich, Tochter von Max Zanders, Viehhändler in Lobberich, und Sara Zanders, geborene Heumann; sie heiratete 1922 in Lobberich denWickrather Viehhändler Albert Harf, der am 7. Juni 1887 in Beckrath als Sohn von Salomon Harf und Sibilla Harf geborene Blech geboren wurde. Das Ehepaar hatte zwei Kinder, Rudi (geboren am 17. Januar 1924) und Irene (* 1926), die Familie wohnte vor dem Krieg in Herrath und dann am Emil-Esser-Platz 1 in Wickrath. Am 11. Dezember 1941 wurden Albert, Adele, Rudi und Irene Harf ab Düsseldorf nach Riga deportiert. Albert Harf wurde 1942 in Riga ermordet, Adele, Rudi und Irene Harf wurden am 1. Oktober 1944 nach Stutthof deportiert. Adele und Rudi Harf wurden in Stutthof ermordet. Irene Harf wurde befreit und überlebte den Holocaust; sie heiratete den KZ-Überlebenden Jakob Dahl (geboren am 10. Januar 1916) und bekam zwei Töchter; Jakob Dahl starb am 12. Oktober 1968, Irene Dahl geborene Harf am 11. August 2000; beide sind auf die jüdischen Friedhof in Dormagen bestattet.[84]
  • Helene Zanders, geboren am 7. November 1892 in Lobberich, war eine Tochter von Max Zanders und Adele Zanders geborene Heumann; sie wohnte in Lobberich und war ledig, 1941 wird sie als Näherin bezeichnet; am 11. Dezember 1941 wurde sie ab Düsseldorf nach Riga deportiert, [1944] nach Stutthof, wo sie ermordet wurde [85]

Die Stolpersteine für Albert, Adele, Rudi und Irene Harf liegen vor dem Haus Emil-Esser-Platz 1 in Mönchengladbach-Wickrath.[86]

Den Lobbericher Juden wurde durch eine Gedenktafel gedacht, die ebenfalls 13 Namen umfasst, die allerdings nicht den zuvor genannten 13 entsprechen: [87] „Eheleute / Max Rosenthal + Frau Martha / Familie / Sally Sanders + Frau Mina + / Kinder - Egon + Edith / Familie / Arthur Zanders Frau Thekla / + Kinder – Ilse + Helga / Familie / Otto Zanders + Frau Johanna / Kind Bruno“

Die Gedenktafel befindet sich zwischen der Alten Kirchen und dem Ingenhovenpark. Stolpersteine wurden in Lobberich vor diesem Hintergrund bislang nicht verlegt.

Kaldenkirchen

(folgt)

Schaag

Eine größere jüdische Gruppe hat in Schaag nicht existiert, Ende der 1930er Jahre gehörten lediglich zwei Einwohner aus der Brachter und später Breyeller Familie Höflich (siehe oben) dem jüdischen Glauben an. Beide wurden von den Nationalsozialisten ermordet.

  • Sara Höflich, genannt Lisette, geboren am 23. Juni 1864 in Bracht, Tochter von Levi Höflich, Handelsmann in Bracht, dann Metzger in Breyell, und Anna Höflich geborene Levy, Schwester von Carl Höflich (siehe oben), ledig, Mutter von Regina Höflich, Händlerin; sie wohnte am 10. März 1939 in Breyell, Speck 48c (heute Schaag, Speck 80/82), zuletzt in Breyell, Vorbruch 3a; Sara/Lisette Höflich wurde am 25. Juli 1942 ab Düsseldorf nach Theresienstadt (Transport VII/2 Zug Da 71, Häftlingsnummer 540) und am 26. September 1942 nach Treblinka deportiert (Transport Br, Häftlingsnummer 626). Dort wurde sie wohl noch im gleichen Monat ermordet.[88]
  • Regina Höflich, geboren am 8. Juni 1898 in Breyell, Tochter von Lisette Höflich, Näherin, ledig; sie wohnte am 10. März 1939 in Breyell, Speck 48c (heute Schaag, Speck 80/82), zuletzt in Breyell, Felderend 21; Regina Höflich wurde am 11. Dezember 1941 ab Düsseldorf nach Riga deportiert und dort ermordet.[89]

Die Stolpersteine für Lisette und Regina Höflich wurden am 10. Dezember 2013 vor dem Haus Speck 80/82 verlegt.[90]

Quellen

Literatur

  • Dieter Hangebruch: In der Gewalt der Gestapo. Das Schicksal der Juden des Kreises (1933-1945). Heimatbuch des Kreises Viersen, Teil 1, 1978, S. 152-170, Teil 2. 1979, S. 239-260
  • Leo Peters: Aus der Geschichte der Juden im Gebiet der heutigen Stadt Nettetal, in: Gerhard Rehm (Hg.): Geschichte der Juden im Kreis Viersen, Schriftenreihe des Kreises Viersen 38, 1991, S. 175-208
  • Dieter Peters: Land zwischen Rhein und Maas / Land tussen Rijn en Maas. Genealogische Daten von jüdischen Friedhöfen in der ehemaligen Rheinprovinz und in der niederländischen Provinz Limburg, Kleve 1993.
  • Frank Kauwertz: Die drei Eisheiligen. Geschichten und Dokumente wider das Vergessen, 1999, (online in aktualisierter Fassung unter: http://the3saints.org/)
  • Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945, Bundesarchiv, Koblenz 1986 (online in aktualisierter Fassung unter: http://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch)
  • Philipp Lynders: Die Schüler Hermann und Richard Levy aus der Quarta 1922/23, in: Festschrift zum 125-jährigen Bestehen des Städtischen Gymnasiums Dülken, 1997
  • Alfred Gottwald, Diana Schulle: Die Judendeportationen aus dem Deutschen Reich von 1941-1945. Eine kommentierte Chronologie, 2005
  • Bernhard Keuck: Juden in Straelen, 2013
  • Familienbuch Euregio (http://familienbuch-euregio.eu/)

Anmerkungen

  1. Die Quellenangaben finden sich weiter unten bei den individuellen Biografien.
  2. Heiko Pollmeier, Inhaftierung und Lagererfahrung deutscher Juden, in: Jahrbuch für Antisemitismusforschung, 1992, S 115; siehe auch Dirk Riedel, Ordnungshüter und Massenmörder im Dienst der „Volksgemeinschaft“: Der KZ-Kommandant Hans Loritz, Reihe Geschichte der Konzentrationslager 1933-1945, Band 12, S. 202f., 2010. Die Namen, Geburts- und Haftdaten entsprechen den Registern der KZ-Gedenkstätte Dachau; weitere Juden, denen die Internierung in Dachau drohte, da sie das passende Alter hatten und sich im Reich aufhielten, waren Ernst Grunewald (* 1894), Sally Moser (* 1884), Max Rosenthal (* 1885), Hermann Sanders (* 1885), Sally Sanders (* 1904) und Siegmund Zanders (* 1882); zu ihnen liegen in der KZ-Gedenkstätte Dachau jedoch keine Informationen vor.
  3. Gedenkbuch online ([1]), die genauen Zahlen sind nicht mehr feststellbar.
  4. [2]
  5. Kauwertz, S. 510: 5.11.1941 Lodz
  6. a b c [3] für die Abfahrt am 27. Oktober, [4] (Nr. 796-798); für die Ankunft in Litzmannstadt am 5. November 1941, siehe Kauwertz, S. 510
  7. Gedenkbuch online ([5]); Meurin-Bericht, Wiener Library 1113/1, zitiert in [6]
  8. [7]
  9. a b [8]
  10. a b [9]
  11. [10], nach Gottwaldt/Schulle; Gedenkbuch online ([11])
  12. [12]; Gedenkbuch online ([13])
  13. Rheinische Post/Grenzland-Kurier vom 10. Dezember 2011 Seite C7: [14] Vom Bahnhof aus in den Tod]
  14. Erna Valk aus Goch in ihrem Bericht für die Wiener Library, Ghetto Riga und Konzentrationslager Stutthof P.III. No. 367 (online: [15]); siehe auch Hangebruch: „…denn mit dem hier geschilderten Transport wurden die meisten Juden aus dem Kreisgebiet Kempen, vor allem die jüngeren und mittleren Jahrgänge, zum Ort der „Endlösung“ gebracht“ (Hangebruch, 1, S. 165).
  15. a b c d [16]
  16. [17]
  17. Ohne Eintrag in den Transportlisten
  18. a b [18]
  19. a b c [19]
  20. a b [20]
  21. a b c d [21]
  22. [22]
  23. a b [23]
  24. a b c [24]
  25. [25]
  26. a b c [26]
  27. a b c [27]
  28. a b c d [28]
  29. [29]
  30. a b c [30]
  31. a b c d e [31]
  32. „Bericht des Hauptmanns der Schutzpolizei Paul Salitter über die Deportation von Juden nach Riga, 26.12.1941“ (online: [32])
  33. Gedenkbuch online ([33] mit der ungefähren Angabe „1000“)
  34. Gedenkbuch online ([34])
  35. Gottwald, Schulle: Judendeportationen, S. 217ff; Gedenkbuch online ([35]),
  36. Andererseits: „19.06.42, Generalgouvernement: Vorübergehende Unterbrechung der Massenmorde in Belzec und Sobibor, weil aufgrund fehlender Transportkapazitäten zwanzig Tage lang keine Deportationszüge eingesetzt werden können. Vom 9. Juli ab fahren wieder zwei Züge pro Woche von Krakau nach Belzec. Am 20. Juli werden die regelmäßigen Transporte von Warschau ins Vernichtungslager Treblinka aufgenommen. Die Haupteisenbahnstrecke nach Sobibor bleibt jedoch zunächst noch unterbrochen, da sie repariert werden muß.“ ([36])
  37. [37], Gedenkbuch online ([38])
  38. Gedenkbuch online ([39])
  39. [40]
  40. Alles [41]
  41. a b c d e [42]
  42. a b c d [43]
  43. a b c [44]
  44. [45]
  45. a b c [46]
  46. [47]
  47. [48]
  48. [49]
  49. Danuta Czech, Kalendarium der Ereignisse im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau 1939-1945, 1989, S. 270
  50. Czech, a.a.O., S. 311
  51. Czech, a.a.O., S. 323
  52. Bei den hier deportierten Personen umfasst Personen, die sich „um den Aufbau und den Lagerbetrieb von Westerbork“ oder „um die Entjudung der Niederlande“ verdient gemacht haben, Veteranen des Ersten Weltkriegs etc. und deren Angehörige, sowie um Kinder, die deren Eltern in Theresienstadt gefangen gehalten werden, vgl. Wolfgang Benz, Dimension des Völkermords. Die Zahl der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus, 1991.
  53. Dieser Transport von 2503 Menschen (1736 Frauen und Mädchen, 707 Männer und Jungen) werden in ein „Familienlager“ eingesperrt, das zu Propagandazwecken benutzt wird, vgl. Czech, a.a.O., S. 776
  54. [50]
  55. Franziska Jahn, Riga – Kaiserwald-Stammlager, in: Wolfgang Benz/Barbara Distel (Hrsg.), Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, Bd. 8, München 2008, S. 28 und S. 51
  56. Laut Alfred Winter (siehe unten)
  57. Erna Valk, a.a.0.
  58. Es kann angenommen werden, dass die beiden 1901 geborenen Töchter Else und Erna auswärtig berufstätig oder verheiratet waren.
  59. Der gesamte Abschnitt: Leo Peters, S. 175f. Der Begriff „Familie“ in Peters Text kann sich nur auf Pauline Sanders, die Ehefrau Jacobs beziehen, da Philipp Sanders Witwer war und die nachfolgende Generation sich in den USA befand, zum Teil bereits seit 1935 (siehe unten). Eine Aussage von Zeitzeugen, dass Jacob, Else, Philipp, Pauline, Erna und Herta Sanders auf dem gleichen Schiff in die USA flohen, ist demnach nicht korrekt.
  60. Der 21. Juni ergibt sich aus der Information, dass die Schwägerin Jacobs bis zu diesem Tag in Hinsbeck wohnte (siehe unten); am 23. Oktober 1941 stoppte Heinrich Müller, Chef der Gestapo, auf Anordnung Heinrich Himmlers die Auswanderung der Juden aus dem „Altreich“ mit sofortiger Wirkung
  61. Geburtsurkunde 4/1889, [51]; [52]; Gedenkbuch online ([53])
  62. Geburtsurkunde Kaldenkirchen 53/1869; Hangebruch 2, S. 256 (dort: er: geboren in Hinsbeck, gestorben New York 1951, sie: gestorben New York 1973); Kauwertz, S. 511; [54]; zu den Eltern Pauline Schusters vgl. [55]
  63. Kennkarte Alfred Sterns im Stadtarchiv Bad Neustadt an der Saale); Alfred Stern, Erinnerungen an Bad-Neustadt/Saale, Typoskript New York, 13. Dezember 1968, Stadtarchiv Neustadt, Nachlass AMB; Melderegister Neustadt; Trauschein und Reisepass, Leo Baeck Institut, New York, online unter [56]); Daten zur Schiffspassage online unter [57] (Datum der Abfahrt aus der Biografie von Hans Robert Korngold, dem Bruder von Erich Wolfgang Korngold) und [58] (Datum der Ankunft); US-Zensus 1940 online unter [59]; US-Sozialverischerung online unter [60], Todesanzeige für Anna Blum, in: Aufbau, 29. Oktober 1943, S.18 [61] (mit Todestag 6. Dezember 1942); Kauwertz, S. 511 (mit exaktem Todestag, als Sterbeort gibt er bei beiden Paramus/NJ an)
  64. [62], Gedenkbuch online ([63])
  65. [64] (Nr. 16)
  66. Geburtsurkunde; Naturalization records; US-Zensus 1940 ([65] und [66]), US-Army ([67]), US-Sozialversicherung ([68]); Kauwertz, S. 191 (kurzes Selbstzeugnis von „Hertha Kösterich, New York“), S. 511 (Heirat, mit Paramus/NJ als Sterbeort); Stephen M.Lowenstein, Frankfurt on the Hudson: The Jewish Community of Washington Heights 1933-82 (1989), S. 277
  67. Geburtsurkunde Kaldenkirchen 78/1871 mit Eintrag 23. November 1871, Findbuch Kaldenkirchen Nr. 577, Hangebruch 2, S. 256 (dort: * 21.11.1871; Kauwertz, S. 511 (dortzu Jacob: * 24.11.1871); [69]; vom 14. Mai bis zum 21. Juni 1941 wohnten die Witwe Meta Frank geborene Reich (* 23. März 1881 Eubigheim) und Leopoldina Reich (* 17. März 1887 Eubigheim), beide aus Reckendorf, jüngere Schwestern der bereits verstorbenen Sara, in Hinsbeck bei der Familie Sanders, Neustr. 18; ihre Rückkehr nach Reckendorf war offensichtlich durch die Emigration der Familie Sanders begründet; beide wurden von den Nationalsozialisten ermordet: Meta wurde am 25. April 1942 nach Krasnystaw deportiert und im Raum Lublin ermordet, Leopoldine am 23. Februar 1942 nach Theresienstadt und von dort am 23. Januar 1943 nach Auschwitz ([70]), Gedenkbuch online ([71] und [72]
  68. Geburtsurkunde Hinsbeck 37/1901, Heiratsurkunde 88/1932, Tuttlinger Heimatblätter 1984, S. 80 (zur Auswanderung der Landauers), US-Census 1940 ([73] und [74]), [75], [76]; der Zeitraum für die Geburt Ursulas ergibt sich aus dem Datum der Eheschließung, der Tatsache, dass sie im November 1937 vier Jahre und im April 1940 sieben Jahre alt war; Kauwertz, S. 511 (dort: * 29. April 1903, gestorben 1998)
  69. Geburtsurkunde, US-Zensus 1940 ([77] und [78]);, Hangebruch 2, S. 256, Kauwertz, S. 511; [79]
  70. Leo Peters, S. 175
  71. Zitate dieses Abschnitts aus: Leo Peters, S. 175f
  72. Geburtsurkunde; [80]; Leo Peters. S. 177; [81]; Bernhard Hemmerle, Zur Geschichte der jüdischen Mitbürger in Herschbach, Seite 6 (online Geschichte der juedischen Mitbuerger.pdf)
  73. In der Literatur findet man die Aussagen: „Beide [Emil und Selma Goldbach] waren zunächst im Arbeitslager Tagschacht, Friedrichssegen; von wurden von dort aus 1942 deportiert“ und „Die Wohnanlage "Tagschacht" wurde von 1941 - 1942 als Arbeitslager für die Juden der Umgebung genutzt. 1942 werden sie von dort aus in 2 Deportationen in Konzentrations- und Vernichtungslager verschleppt. Der erste Transport von Friedrichssegen aus fand am 10. Juni (27 vorwiegend jüngere Personen) und der zweite am 28. August 1942 (23 Personen) statt“, Hemmerle, a.a.O, S. 9, und [82]. Da Emil und Selma Goldbach bereits 1939 nach Lobberich zogen und im Dezember 1941 ab Düsseldorf nach Riga deportiert wurde, kann die Aussage zur Grube Friedrichssegen nicht korrekt sein.Eine „Liste der jüdischen Opfer, die vorübergehend auf dem Tagschacht untergebracht waren:“ enthält den Namen Goldbach nicht, wohl aber „Strauß, Selma geborene Strauß, [geboren] 18.11.1897 in Herschbach“ ([83]); es handelt sich dabei um die Schwägerin von Selma Goldbach geborene Strauß.
  74. Geburtsurkunde Lobberich 17/1889, Geburtsurkunde Waltrop, Heiratsurkunde 40/1921, [84], Gedenkbuch online ([85]), Hangebruch 2, S. 254, Leo Peters, S. 177f, Kauwertz, S. 511 (dort für Martha: ermordet nach 1941 in Riga; für Max: 1938 Dachau – die Internierung Max Rosenthals in Dachau wird von der KZ-Gedenkstätte Dachau nicht bestätigt
  75. Geburtsurkunde 41/1851; Findbuch Kaldenkirchen Nr. 1909; Sterbeurkunde 88/1938; Leo Peters, S. 177; Kauwertz, S. 49 und S. 511, Aussage von Siegfried Sanders bei Kauwertz, S. 79
  76. Geburtsurkunde Lobberich 30/1885; KZ-Gedenkstätte Dachau (ohne Datum der Entlassung); Hangebruch 2, S. 256; Leo Peters S. 177/178, Kauwertz, S. 511 (dort zu Sally: ermordet nach 1941 in Riga, und zu Mina: * 15. April 1898 und ermordet nach 1941 in Riga)), [86], [87], Gedenkbuch online ([88])
  77. Hangebruch 2, S. 256; Leo Peters, S. 177/178; Kauwertz, S. 511, Walter Sanders bei Kauwertz, S. 193ff
  78. Gedenkbuch online ([89] und [90]); [91] und [92], Leo Peters, S. 177, Kauwertz, S. 511
  79. Geburtsurkunde Lobberich 136/1882, Geburtsurkunde Heinsberg; [93]; Gedenkbuch online ([94] und [95]); Kauwertz, S. 513 (dort: Sigmund und Deportation am 20. April 1942); Siegmund Zanders wurde am 25 Januar 1952 vom AG Krefeld zum 31. Dezember 1945 für tot erklärt
  80. Kauwertz, S. 513; ihr Schiffsbillet (Berlin 19. Oktober 1938) befindet sich in den Sammlungen des Jüdischen Museums in Berlin (Inventar-Nr. 2006/67/4/1-2); Abbildung des Billets unter [96]; siehe auch: „Argentinien: Ein neues Leben“ (Reportage über Edith Silber geborene Zanders, in: Jungle World 43, 26.10.2005, [97]), [98]
  81. Kauwertz, S. 513, Metropolitan Police: Aliens Registration Office, MEPO 35/53/3, 1.1.1939-31.12.1947 (online [99])
  82. Geburtsurkunde Lobberich 6/1884; Geburtsurkunde Kirchseiffen, KZ-Gedenkstätte Dachau; [100]; Gedenkbuch online ([101], [102], [103] und [104]); Hangebruch 2, S. 260; Leo Peters, S. 177; Kauwertz, S. 511
  83. Geburtsurkunde Lobberich 224/1896; KZ-Gedenkstätte Dachau; [105], Gedenkbuch online ([106] und [107], ), Hangebruch 2, S. 260 (dort: * 21.9.1886); Leo Peters, S. 177; Kauwertz, S. 511 (dort für Otto: * 21.09.1886); Bernhard Hemmerle, Zur Geschichte der jüdischen Mitbürger in Herschbach, S. 6 (Geschichte der juedischen Mitbuerger.pdf); Otto Zanders wurde am 2. Januar 1950 vom AG Lobberich zum 8. Mai 1945 für tot erklärt
  84. Geburtsurkunde Lobberich 254/1888; Heiratsurkunde 70/1922; [108]; Gedenkblatt unter [109], [110] bzw. [111], ein Gedenkblatt für die überlebende Irene Harf liegt nicht vor, Gedenkbuch online ([112]); Kauwertz, S. 513; [113]
  85. [114]; Gedenkblatt unter [115] (mit Geburtsort Wickrath); Gedenkbuch online ([116]); Hangebruch 2, S. 260 (dort: * 7.11.1927); Kauwertz, S. 513 (dort: * 7.11.1992, wohnte zuletzt in Köln)
  86. [117]
  87. Abbildung siehe Leo Peters, S. 177
  88. Geburtsurkunde 38/1864; [118] (dort: * 23. Juli 1864); FA Dülken; Häftlingsliste des Lagers Theresienstadt ([119]); Gedenkblatt unter [120]; Hangebruch 2, S. 245 (dort: * 23. Juli 1864); Leo Peters, S. 181; Kauwertz, S. 512 (dort: ermordet nach 1942 Theresienstadt)
  89. [121]; FA Dülken; Gedenkblatt unter [122]; Hangebruch 2, S. 245; Leo Peters, S. 181; Kauwertz, S. 512
  90. [123]