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Ernst von Pardubitz

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Ernst von Pardubitz (tschechisch: Arnošt z Pardubic), (* 25. März 1297 in Glatz; † 30. Juni 1364 in Raudnitz) war Erzbischof des Erzbistums Prag.


Vorbemerkung

Der Erzbischof Ernst von Pardubitz wird in der Literatur häufig auch als Ernst von Prag oder Arnestus von Pardubitz bezeichnet. Er war der älteste Sohn des vornehmen ostböhmischen Ritters Ernst von Hostinné (Arnošt z Hostinného). Der Vater war Burgherr und Statthalter des böhmischen Königs in Glatz. Um 1325 tauschte er mit Puta von Dubá (Půta z Dubé) seine Herrschaft Vízmburk (Wiesenburg) gegen die Herrschaft Pardubitz (Pardubice). Ab dieser Zeit nannte sich die Familie von Pardubitz (z Pardubic).

Kindheit und Ausbildung

Ernst von Pardubitz verbrachte seine Kindheit in Glatz. Von 1305-1310 war er dort Schüler der Lateinschule der Spitalherren vom Hl. Johannes von Jerusalem, danach besuchte er die Schule des Benediktinerklosters in Braunau. Da Prag um diese Zeit noch keine Universität hatte, studierte er an den Universitäten in Bologna und Padua Theologie und Jura und beendete das Studium als Lizentiat des Kirchenrechts. Anschließend verbrachte er einige Zeit am päpstlichen Hof in Avignon.

Kirchliches und politisches Wirken

Nach der Rückkehr nach Prag wurde Ernst von Pardubitz 1326 Domherr, 1338 Dekan des Prager Domkapitels und 1343 nach dem Tod des Jan IV. von Draschitz Bischof der Diözese Prag. Nach der Erhebung zum Erzbistum wurde er am 30. April 1344 zum ersten Erzbischof von Prag ernannt. Gleichzeitig wurden die Bischofssitze in Olmütz (Olomouc) und Leitomischl (Litomyšl) als Suffragandiözesen dem Erzbistum Prag unterstellt.

Ernst von Pardubitz widmete sich der Organisation des neu gegründeten Erzbistums u. a. durch die Festlegung neuer Statuten und die Anordnung der schriftlichen Verwaltung mit Amtsbüchern und Stiftungsregistern. 1349 hielt er in Prag eine Reformsynode ab, auf der erstmals Provinzialstatuten für sein Erzbistum verabschiedet wurden (Statuta Arnošta z Pardubic).

1344 legte er den Grundstein für den Bau der St.-Veit-Kathedrale auf dem Hradschin, dem böhmischen Königssitz.

1348 war er einer der Mitbegründer der Prager Universität und wurde deren erster Kanzler und wesentlicher Förderer.

Wegen seiner geistigen Nähe zum Orden der Augustiner gründete er in Glatz, Rokycany und Jaroměř Augustinerklöster. Sein Bestreben war eine gute Ausbildung der Priester.

Beziehungen zum Königshaus

Ernst von Pardubitz war dem böhmischen Königshaus eng verbunden. Schon während des Studiums lernte er den späteren Kaiser und König von Böhmen Karl IV. kennen. Beide verband eine tiefe Freundschaft. Er wurde sein Diplomat und Ratgeber. 1347 krönte er Karl IV. zum König von Böhmen. 1346 und 1350 war er als sein Gesandter am päpstlichen Hof in Avignon. 1355 begleitete er ihn als Berater nach Rom. Auch drei der Frauen Karls IV. wurden durch ihn gekrönt. Auf Wunsch Karls IV. krönte er im Jahr 1363 auch den zweijährigen Prinzen Wenzel IV. zum König von Böhmen und überwachte seine Erziehung.

Bedeutung

Durch sein Wirken entfaltete sich in seiner Diözese das religiöse und kirchliche Leben. Seine Reformen und sein politisches Wirken waren entscheidende Grundlagen für die enge Verbindung von kirchlicher und weltlicher Macht für den Bereich der Krone Böhmens (Böhmen, Mähren, Schlesien). Sein Tod war nicht nur für den Kaiser und den jungen König Wenzel ein großer Verlust, sondern auch für das ganze Land, da er neben seiner politischen Weitsichtigkeit auch wegen seiner guten Taten verehrt wurde. Der Historiker František Palacký beschrieb ihn so: „Ein Mann hohen Wuchses, schöner Gestalt und adeligen Gesichts. An Geist, Bildung, Erfahrung und Wissen ist er den führenden Männern seines Alters vergleichbar.“ Nach J. Polz (s. Lit.) "gehörte er zu den gelehrtesten Männern seiner Generation und zu den größten Persönlichkeiten im Umkreis Karls IV."

Testament und Grablege

Ernst von Pardubitz bestimmte, dass aus seinen Mitteln in Glatz anstelle der hölzernen eine steinerne Kirche gebaut werden solle und dass er in dieser Kirche bestattet werden wolle. Am 30. Juni 1364 starb er auf dem erzbischöflichen Schloss in Raudnitz an der Elbe. Sein Leichnam wurde nach Glatz überführt und in der Pfarrkirche, in der er als Knabe eine Marienerscheinung gehabt haben soll, begraben. Wegen seiner Liebe zu Glatz wurde er in der ehemaligen Grafschaft Glatz als der heiligmäßige Arnestus von Pardubitz sehr verehrt. Trotz der politischen Veränderungen gehörte das Glatzer Land bis 1972 zur Erzdiözese Prag.

Das erste Grabmal aus der Zeit von 1364-70 zeigt eine weiße Kalkstein-Figur auf einer Tumba aus rotem Marmor. Es steht im linken Seitenschiff und ist teilweise zerstört. Es wird vermutet, dass die Zerstörungen aus der Zeit der Hussitenkriege stammen.

Ein neues Hochgrab (Kenotaph) wurde 1870 durch den Berliner Bildhauer Johannes Janda aus weißem Marmor geschaffen und im Mittelschiff der Kirche aufgestellt. 1960 wurde es zum linken Seitenschiff versetzt.

Werke

Cancellaria Arnesti [Formelbuch], in: Fr.Tadra, Archiv für österreichische Geschichte 61, 1880, 267 ff

Literatur

  • Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Band VI, Bautz-Verlag, 1993
  • V. Schauber: Pattloch Namenstagskalender, Augsburg 1944
  • V Chaloupecký: Arnošt z Pardubic, I. arcibiskup pražský, Prag 1946
  • J.K. Vyskočil: Arnošt z Pardubic a jeho doba, Prag 1947
  • J. Torsy: Lexikon der deutschen Heiligen, Köln 1959
  • J. Polc: Ernst vom Pardubitz, in: Ferdinand Seibt, Lebensbilder zur Geschichte der böhmischen Länder, Bd. 3, 1978
  • V. Mede: Cesta české a moravské církve staletími, Prag 1982
  • J. Kadlec: Přehled českých církevních dějin, 1, Rom 1987
  • O. Lechner-U. Schütz: Mit den Heiligen durch das Jahr, Freiburg-Basel-Wien 1988
  • J. Torsy: Der Große Namenstagskalender, 1997
  • V. Schauber-H. M. Schindler: Heilige und Namenspatrone im Jahreslauf, Augsburg 1998
  • Die Grafschaft Glatz, Band V: Der Herrgottswinkel Deutschlands, Lüdenscheid 1968
  • Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen: Schlesien, Deutscher Kunstverlag 2005, ISBN 3-422-03109-x
  • Franz Albert, Das Testament des Erzbischofs Ernst von Pardubitz, in: Glatzer Heimatblätter 1928, 81-86


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