Gesetze zur Homosexualität
In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts wandelte sich der Beischlaf zwischen Männern, der unter den Begriff Sodomie gefasst wurde, von einer zwar sündigen, aber meist völlig legalen Praxis zu einem Verbrechen, das fast überall in Europa mit der Todesstrafe bedroht wurde. Im Zuge der Französischen Revolution kam es zu einer Reihe von Reformen, die entweder die komplette Abschaffung der Sodomie-Gesetze wie in Frankreich oder zumindest die Umwandlung in eine Gefängnisstrafe zur Folge hatten.
Heute sind homosexuelle Handlungen in fast allen westlichen Industrieländern straffrei. Sodomie-Gesetze existieren jedoch auch weiterhin in der so genannten Dritten Welt. Oft handelt es sich dabei um ein Erbe der europäischen Kolonialgeschichte, manchmal auch, wie in verschiedenen islamischen Staaten, um die Wiederbelebung religiöser Gesetze, die in früheren Zeiten nur selten angewandt worden waren.
Der seit der Reichsgründung geltende und von den Nazis erheblich verschärfte § 175 StGB ("Unzucht zwischen Männern") wurde 1957 in der DDR und 1969 in der Bundesrepublik auf sexuelle Handlungen mit Jugendlichen unter 21 Jahren beschränkt. Dieses so genannte Schutzalter wurde 1968 (Ost) bzw. 1973 (West) auf 18 Jahre herabgesetzt. 1989 strich die Volkskammer der DDR ihre gegen Homosexualität gerichtete Sondergesetzgebung (§ 151) ersatzlos, das Schutzalter lag also wie bei Heterosexuellen bei 14 Jahren.
Dieses Schutzalter war in den neuen Bundesländern bis zum 9. März 1994 rechtswirksam, zeitgleich existierte in den alten Bundesländern ein Schutzalter von 18 Jahren nach § 175. Der deutsche Bundestag vereinheitlichte 1994 durch Aufhebung des § 175 das Schutzalter für Homo- und Heterosexuelle auf 14/16 Jahre im Zuge der Rechtsangleichung nach der Wiedervereinigung. Dadurch sank mit Wirkung zum 10. März 1994 das Schutzalter für Homosexuelle in Westdeutschland, während es in Ostdeutschland für Homo- und Heterosexuelle in Teilbereichen stieg.
Bis ins letzte Viertel des 20. Jahrhunderts waren in vielen amerikanischen Bundesstaaten homosexuelle Handlungen bzw. sexuelle Praktiken, die unter Homosexuellen besonders verbreitet sind, unter zum Teil hohe Freiheitsstrafen und Geldbußen gestellt. Der erste Staat, die seine "Sodomy Laws" aufhob, war Illinois (1962). In den 1970er Jahren folgten 25 weitere Staaten, danach geriet die Liberalisierung wieder ins Stocken. Am längsten bestanden Sodomy Laws in Kansas, Louisiana, Mississippi, North Carolina, Oklahoma, South Carolina, Texas, Utah und Virginia. Durch eine Entscheidung des U. S. Supreme Court (Lawrence versus Texas) wurden im Jahre 2003 auch diese Gesetze außer Kraft gesetzt.
Von der Bundesgesetzgebung ist Homosexualität nicht direkt betroffen. Allerdings werden in sogenannten "Defense of Marriage Act" deutliche Unterschiede zwischen homosexuellen und heterosexuellen Beziehungen getroffen. In den Streitkräften wird mit der sogenannten "Don't Ask, Don't Tell"-Politik Homosexualität bewusst nicht thematisiert.
Im Jahre 1988 trat in England ein Gesetz in Kraft, das unter dem Signum Clause 28 bekannt wurde. In ihm wird festgelegt, dass die Kommunalbehörden dazu angehalten sind Homosexualität (inklusive Material, das Homosexualität enthält) nicht absichtlich zu befürworten. Des weiteren darf Homosexualität in der Schule nicht als gleichwärtige Lebensgemeinschaft gegenüber der Familie dargestellt werden. Die britische Labour Regierung unter Tony Blair konnte im Jahr 2000 nicht durchsetzen, das homophobe Gesetz ersatzlos wieder abzuschaffen. Gegen Clause 28 gab es insbesondere nach dessen Einführung zahlreiche Proteste, an denen sich auch der Sänger Boy George mit dem Titel Clause 28 beteiligte.
Artikel 76 des Offenses against the Person Act ahndet schwulen Sex nach einem Gesetz aus der britischen Kolonialzeit als "das abscheuliche Verbrechen der Sodomie" (the abhominable crime of buggery) mit bis zu 10 Jahren Gefängnis, verbunden mit schwerer Zwangsarbeit. Akte körperlicher Intimität zwischen Männern werden nach Artikel 79 mit bis zu 2 Jahren Haft bestraft mit der Möglichkeit, zu schwerer Zwangsarbeit verurteilt zu werden.
Am 13. April 2004 erließ die Regierung von Sansibar ein Gesetz, das für homosexuelle Handlungen zwischen Männern 25 Jahre Gefängnis vorsieht. Dies entspricht der Strafe für Mord. Homosexuelle Handlungen zwischen Frauen können mit sieben Jahren Gefängnis bestraft werden.