Pablo Iglesias Turrión

Pablo Manuel Iglesias Turrión (* 17. Oktober 1978 in Madrid) ist ein spanischer Politiker und Generalsekretär der neuen Bewegung und politischen Partei Podemos. Der Politologe, Professor für Politikwissenschaften an der Universidad Complutense de Madrid, Fernsehkommentator und -moderator wurde bei der Europawahl 2014 als Spitzenkandidat seiner Liste zum Mitglied des Europäischen Parlaments gewählt. Seine im März 2014 gegründete Partei, die auf Anhieb knappe 8 % der Stimmen erlangte, schloss sich der Fraktion GUE-NGL an.[1][2]
Leben
Politische Aktivitäten
Pablo Iglesias ist der Sohn einer linken Gewerkschafterin und benannt nach dem der Gründer der spanischen Sozialistischen Partei Partido Socialista Obrero Español (PSOE) und der sozialistisch ausgerichteten Gewerkschaft Unión General de Trabajadores (UGT), Pablo Iglesias (1850–1925), der einen Tag später seinen Geburtstag hatte.
Pablo Iglesias Turrión ist in einem Madrider Arbeiterviertel aufgewachsen. Er war bereits sehr früh politisch organisiert und zwar stets in Bewegungen oder Organisationen mit linker Orientierung, zunächst im Kommunistischen Jugendverband Spaniens (die Unión de Juventudes Comunistas de España ), wo er zwischen 1994 und 1999 Mitglied war.[3] Im Jahr 2001 nahm er an der Bewegung der Globalisierungskritiker teil. Später war er im Rahmen der sozialen Proteste in Spanien sehr aktiv. Gemeinsam mit anderen Professoren und Dozenten seiner Fakultät, wie Juan Carlos Monedero, Carolina Bescansa und Ariel Jerez, initiierte er alternative Medienprojekte, wie das Programm „La Tuerka“ („Die Schraubenmutter“), das bald über das Internet verbreitet wurde und beim Publikum beträchtlichen Zuspruch gewann. Pablo Iglesias selbst, wurde wegen seiner Medienkompetenz (er ist ein talentierter Vermittler, der in den sozialen Netzen sehr bald beträchtlich mehr Anhänger, als viele gestandene spanische Politiker gewann) sowohl gelobt, als auch kritisiert. Innerhalb der Podemos wurde seine führende Rolle erneut bestätigt, nachdem die von ihm angeführte Liste mit 86,8 % der Stimmen die offenen Wahlen zu einem Team gewann, das den Auftrag hatte, für Herbst 2014 eine konstituierende Versammlung der neu gegründeten Partei zu organisieren. Dabei wurde allerdings kritisiert, dass die Fristen zu kurz waren, um weitere Kandidaturen aufstellen zu können, sodass nur ein weiteres Team konkurrieren konnte.[4] Direkt nach seinem Wahlerfolg erklärte Iglesias, seine Bewegung wolle sich künftig „nicht auf eine Zuschauerrolle beschränken“, sondern „das politische System in Spanien ändern, das die Banken rette und den Rest der Gesellschaft sich selbst überlasse“.[5] Pablo Iglesias wurde schließlich für die Kandidatur der Podemos, die fünf Sitze im Europaparlament erhielt, zum Europaabgeordneten gewählt. Am 25. Juni 2014 wählte die Konföderale Fraktion der Vereinten Europäischen Linken, der Podemos beigetreten war, ihn als ihren Kandidaten für den Vorsitz des Europäischen Parlaments.[6][7]
Akademische Laufbahn und Beiträge
Pablo Iglesias hat an der Universidad Complutense de Madrid studiert, zuerst Jura, mit Erlangung des akademischen Grads eines Lizenziaten in Jura (2001) und danach Politikwissenschaften, wo er sein Diplom 2004 erlangte. Er promovierte ebenfalls an der Complutense, mit einer Doktorarbeit über die neuen Formen des „Ungehorsams“ in einer global agierenden Zivilgesellschaft. Er dokumentierte diesbezüglich einen Vergleich zwischen Bewegungen in Italien und in Spanien im Zeitfenster von 2000 bis 2005.[8] Er bekam 2008 den Doktortitel in Politik- und Verwaltungswissenschaften zusammen mit einem Sonderpreis für ausgezeichnete Leistungen. Darüber hinaus schloss er 2010 an der Universidad Carlos III (ebenso in Madrid) ein Masterstudium in Humanwissenschaften mit Schwerpunkt Kulturwissenschaften ab, sowie einen Master of Arts in Communication, mit Schwerpunkt Philosophie, Film und Psychoanalyse. Er lehrt seit 2008 an der Universidad Complutense, wo er einen Lehrstuhl als ordentlicher Professor für Politikwissenschaften innehat.[9]
Werke
- Pablo Iglesias Turrión, Jesús Espandín (Herausgeber): Bolivia en Movimiento. Acción colectiva y poder político. El Viejo Topo, Madrid 2007, ISBN 978-84-96831-25-4, S. 376.
- Pablo Iglesias Turrión: Multitud y acción colectiva postnacional. Complutense de Madrid, Servicio de Publicaciones, Madrid 2009, ISBN 978-84-692-1016-1, S. 574.
- Pablo Iglesias Turrión: Desobedientes. Popular, Madrid 2009, ISBN 978-84-7884-498-2, S. 249.
- Pablo Iglesias Turrión, Juan Carlos Monedero: ¡Que no nos representan!: El debate sobre el sistema electoral español. Popular, Madrid 2011, ISBN 978-84-7884-515-6, S. 127.
- Pablo Iglesias Turrión, Hrsg: Cuando las películas votan. Lecciones de ciencias sociales a través del cine. Catarata, Madrid 2013, ISBN 978-84-8319-831-5, S. 255.
- Pablo Iglesias Turrión: Maquiavelo frente a la gran pantalla. Cine y política. Akal, Madrid 2013, ISBN 978-84-460-3876-4, S. 158.
- Pablo Iglesias Turrión, Ricardo Romero Laullón: Conversación entre Pablo Iglesias y Nega LCDM. ¡Abajo el régimen! (= Más Madera). Icaria, Madrid 2013, ISBN 978-84-9888-543-9, S. 120.
Einzelnachweise
- ↑ Thomas Urban: Erfolgreicher Parteigründer Iglesias Kämpfer gegen Spaniens Monarchie. In: Süddeutsche Zeitung. 5. Juni 2014 (sueddeutsche.de).
- ↑ André Scheer: Stühlerücken in Brüssel. In: Junge Welt. 13. Juni 2014 (online).
- ↑ Iglesias will politische Alternative sein. Abgerufen am 26. Juni 2014.
- ↑ José Precedo: Las bases de Podemos se enfrentan a sus fundadores para exigir democracia interna. deutsch:Die Basis der Podemos konfrontiert ihre Gründer, um interne Demokratie zu fordern. In: El País. 9. Juni 2014 (oline [abgerufen am 12. Juni 2014]).
- ↑ Cornelia Derichsweiler: Spaniens neue Linkspartei.Die Stimme der Empörten. In: Neue Zürcher Zeitung. 1. Juni 2014 ([www.nzz.ch/aktuell/startseite/die-stimme-der-empoerten-1.18313548 online] [abgerufen am 26. Juni 1014]).
- ↑ Ignacio Fariza: Pablo Iglesias, candidato de la Izquierda Unitaria a la presidencia de la Eurocámara. deutsch: Pablo Iglesias, Kandidat der Vereinten Linken für den Vorsitz des Europäischen Parlaments. In: El País. 25. Juni 2014 (elpais.com [abgerufen am 26. Juni 2014]).
- ↑ Europa Press: Pablo Iglesias, elegido candidato a presidir el Parlamento Europeo por la Izquierda Unitaria Europea. deutsch: Pablo Iglesias von der Vereinten Linken zum Kandidaten für den Vorsitz des Europäischen Parlaments gewählt. In: El Mundo. 25. Juni 2014 (online [abgerufen am 26. Juni 2014]).
- ↑ Pablo Iglesias Turrión: Multitud y acción colectiva postnacional: un estudio comparado de los desobedientes: de Italia a Madrid (2000–2005). Universidad Complutense de Madrid, 2009, ISBN 978-84-692-1016-1 (online [abgerufen am 26. Juli 2014]).
- ↑ Currículo (Kurze akademische Vorstellung auf der Seite der Universidad Complutense de Madrid). Abgerufen am 25. Juni 2014 (spanisch).
Weblinks
- Curriculum Vitae Pablo Iglesias Turrión. (PDF) Abgerufen am 26. Juni 2014 (spanisch).
- Pablo Iglesias Turrión in der Abgeordneten-Datenbank des Europäischen Parlaments
Personendaten | |
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NAME | Iglesias Turrión, Pablo |
ALTERNATIVNAMEN | Iglesias Turrión, Pablo Manuel (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | spanischer Politiker (Podemos) |
GEBURTSDATUM | 17. Oktober 1978 |
GEBURTSORT | Madrid |