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Gefechtshelm (Bundeswehr)

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Stahlhelm M56

Nach der Gründung der Bundeswehr wurde am 1. Oktober 1955 die Einfuhrgenehmigung für einen in Belgien hergestellten, leicht veränderten US-amerikanischen Stahlhelm M1 erteilt, der ab Juni 1956 zur Truppe kam. Kurze Zeit später wurde der Helm in Deutschland nachgebaut. Ausschlaggebend für diese Wahl war die Arbeit der Dienststelle Blank gewesen, die von Oktober 1950 bis 1955 unter anderem für die Uniformierung einer zukünftigen deutschen Armee zuständig war. Die optische Annäherung an das US-Vorbild sollte auch die Westbindung der Bundeswehr während des Kalten Krieges deutlich machen. Der neue, rund 1,5 kg schwere, zweiteilige Helm, der aus Manganhartstahl[1] bestand, besaß einen grauen bzw. grünen, faserverstärkten Kunststoffinnenhelm mit einem Webband-Helmfutter; über den Innenhelm wurde die eigentliche Stahlhelmkalotte gestülpt. Im Gegensatz zu den ausgereiften einteiligen deutschen Stahlhelmen M35 bis M42 mit dem Innenfutter M31 bot das zweiteilige amerikanische Konzept weniger Schutz und konnte aufgrund von Konstruktionsmängeln dem Träger während des Schießens, Anschleichens oder anderen im Ernstfall lebensbedrohlichen Situationen leicht über die Augen rutschen.

Das Problem wurde rasch erkannt. Anfragen der Industrie noch 1957 zu einer Rückkehr zum deutschen Stahlhelm M35 wurden jedoch abgelehnt, da dieser nach Meinung der Verantwortlichen „zu viele grade Flächen“ gehabt haben soll und somit ihrer Meinung nach den Anforderungen nicht mehr entsprach.[2] Diese politisch vorgeschobene Argumentation wurde jedoch nicht durchgehend vertreten, da der 1951 aufgestellte paramilitärisch organisierte Bundesgrenzschutz (BGS) mit seinem Gefechtshelm M35/53 direkt auf den einteiligen deutschen Stahlhelm M35 bis M42 zurückgriff.

Ergebnis der Gespräche war ein Kompromiss. Das bewährte einteilige deutsche Helmkonzept wurde wieder aufgegriffen, gleichzeitig aber an der politischen Entscheidung für den US-Stahlhelm nicht gerüttelt. Zudem sollten Schwächen beim Stahl der Kalotte beseitigt werden. Im August 1958 erteilte der damalige Verteidigungsminister Franz Josef Strauß die Genehmigung zur Einführung eines einteiligen Helms. Auf der europaweiten Suche nach einem geeigneten Hersteller für eine Kalotte aus besserem Stahl wurden die Verantwortlichen in Schweden fündig. Am 5. Januar 1959 wurde die Einfuhrgenehmigung für den neuen Stahlhelm ausgestellt. Bis zu diesem Zeitpunkt waren von dem Bundeswehr-Stahlhelm M56 zwischen Juni 1956 bis Oktober 1958 rund 190.000 Stück hergestellt worden.

Für Paraden und Postenstehen (Protokollhelm) wurde 1956 ein Helm der Firma Schuberth aus Kunststoff eingesetzt, der nur 235 Gramm wog.[1]

Stahlhelm M 1A1 (M60, M62, M62 modifiziert, M 1A1LL)

Für einen Großtest mit rund 40.000 Stück[3] wurde die von der schwedischen Eskiltuna Stålpressnings AB hergestellte Kalotte aus rostfreiem Nickelstahl 1959 eingeführt. Im Gegensatz zum bisherigen Stahlhelm M56 war das schwedische Erzeugnis aus einer Stahlplatte gefertigt. Man stellte zudem fest, dass bei der schwedischen Legierung weniger Echo beim Sprechen verursacht wurde als beim bisherigen Helm.[3] Das lederne Innenfutter M60 mit Zentralschraube, das von der Firma Römer hergestellt wurde (dort offiziell als Innenfutter FJ 60 bezeichnet), war als M53 (I 53) ursprünglich für die Helme des BGS entwickelt worden und somit dem Innenfutter M31 ähnlich. Im Oktober 1961 wurde der M 1A1 (M60) bei der Bundeswehr eingeführt. Das Gewicht des Helmes lag je nach Größe zwischen 1,2 bis 1,4 kg. Der M60 besaß wie seine Nachfolger einen matten Rauanstrich in Gelboliv RAL 6014.[4]

Neben dem Helmfutter FJ 60 der Firma Römer etablierte sich das Futter I 60 der Firma Schuberth, das in der Lederverarbeitung noch näher der Innenausstattung M31 angeglichen war. Jedoch wurde auch das Futter FJ 60 bis um 1985 hergestellt.

Bereits ab 1962 kam mit dem M62 und dem Helmfutter I 60 eine erste überarbeitete Version des M 1A1 an die Truppe. Hersteller der Helmkalotte war zunächst die Firma VDN/Busch Vereinigte Deutsche Nickelwerke AG, doch auch die Firmen PSL (Paul Schulze, Lübeck) und SW (Schuberth Helme) erhielten Großaufträge.

Zu Beginn der 1970er Jahre wurde mit verschiedenen Varianten des M 1A1 experimentiert. Im Februar 1981 wurde dann der M62 (modifiziert) vorgestellt. Er besaß einen Nackenriemen, der für einen noch zuverlässigeren Halt des Helmes auf dem Kopf des Trägers sorgen sollte. Dieses von den Fallschirmjägern in den 1930er Jahren wiederentdeckte Konzept war erstmals erfolgreich von den römischen Legionen jahrhundertelang eingesetzt worden.[5]

Nach Einführung der in Belgien produzierten Variante des US-Helms bei den Fallschirmjägern wurde rasch deutlich, dass er den Anforderungen der Truppe nicht genügte. Neben dem unzulänglichen Infanteriehelm experimentierte die Bundeswehr daher ausgiebig auch an einem geeigneteren Helm für die Fallschirmjäger. Es erfolgte eine Reihe von Tests mit diversen Helmvarianten, speziell auch auf Basis des deutschen Fallschirmjägerhelms M38, dessen jüngste Weiterentwicklung aus Manganhartstahl 1957 bei einem Großtest von Fallschirmjägern und motorisierten Truppen erfolgreich getestet wurde. Dabei wurde festgestellt, dass sich die amerikanische Form des Helmes „praktisch nicht bewährt“ hatte und die Truppe „nur ‚einen brauchbaren Helm‘ verlangte“.[6] Letztendlich setzte sich gegen besseres Wissen wiederum die amerikanische Helmkalotte, jetzt mit „eingedeutschter Innenausstattung“ als Stahlhelm M 1A1LL durch. Nachdem im November 1959 die Bestellung für einen Fallschirmjägerhelm erteilt worden war, erfolgte im August 1961 die Auslieferung mit einer Innenausstattung, welche die Firma Schuberth lieferte.

Gefechtshelm M92

Bereits in den 1970er Jahren wurde geplant, einen Gefechtshelm aus Kunststoff in der Bundeswehr einzuführen. Gründe dafür waren der erwartete Gewichtsvorteil und dessen bessere ballistische Eigenschaften gegenüber Stahl. Da in den 1970er Jahren die Entwicklung geeigneter Kunststoffe für die Großserienproduktion noch in den Kinderschuhen steckte, konnte in diesem Bereich erst ab Mitte der 1980er Jahre weitergearbeitet werden. Man entschied, einen Helm aus Aramid zu projektieren, der nicht schwerer als der bisherige Stahlhelm, also rund 1,4 kg, sein sollte.

Die mit der Entwicklung befasste Firma Schuberth orientierte sich an dem Ende der 1970er Jahre eingeführten PASGT-Helm der US-Army, der aus der Aramidfaser Kevlar bestand. Da dieser moderne US-Helm bewusst die bewährte Form des deutschen Stahlhelms M35 aufgriff und modern interpretierte, gab auch der neue deutsche Gefechtshelm, der am 15. Januar 1992 eingeführt wurde, die alte amerikanische Linienführung auf und näherte sich optisch dem M35 an.

An den Gefechtshelm M92 können multifunktionale Zusätze angebracht werden wie ein integriertes Funkgerät, ein Infrarotsichtgerät und ähnliches.

Für den M92-Gefechtshelm sind im Einsatz und bei Übungen Überzüge aus diversen Tarnstoffen üblich.

Das unerlaubte Tragen einer Uniform der Bundeswehr stellt einen Straftatbestand nach § 132a I Nr. 4 StGB dar.

Einzelnachweise

  1. a b Die Zeit, 4. Oktober 1956 Nr. 40, S. 2.
  2. Wehr und Wirtschaft, Stuttgarter Verlagskontor, Stuttgart 1957, S. 57.
  3. a b Wehr und Wirtschaft, Stuttgarter Verlagskontor, Stuttgart 1959, S. 36.
  4. Johannes Denecke: Tarnanstriche des deutschen Heeres 1914 bis heute. Bernard & Graefe, Bonn 1999, ISBN 3-7637-5990-5.
  5. Marcus Junkelmann: Die Legionen des Augustus Verlag Phillipp von Zabern, Mainz 1986, ISBN 3-8053-0886-8, S. 171.
  6. Wehr und Wirtschaft, Stuttgarter Verlagskontor, Stuttgart 1957, S. 91.
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