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Oreichalkos

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Oreichalkos (zu deutsch: Bergerz) wird erstmals bei Platon in seinem Dialog „Kritias“ erwähnt und dort als „feurig schimmerndes Metall“ (Kritias 116c) beschrieben. Es sei das Material, das die Bewohner von Atlantis „nach dem Gold“ am meisten wertschätzten (Kritias 114e) und womit ihre Königsburg und der darin liegende Tempel überzogen und verziert gewesen sei (Kritias 116c - 116e). Allerdings gab Platon nicht genauer an, welcher Stoff damit gemeint sei und woher er stamme.

Vermutlich Messing

Allgemein vermutet man unter Oreichalkos Messing, eine Legierung aus Kupfer und Zink, die in der Antike eher selten war und daher von Platon den Atlantern zugeschrieben worden sein könnte. Messing scheint sich vom Aussehen her mit Platons Beschreibung zu decken. Gegen Messing spricht, dass es kein abbaubares Erz, sondern eine Legierung ist und eigentlich erst in römischer Zeit breitere Verwendung fand. Allerdings war es in einzelnen Regionen offenbar schon zuvor im Gebrauch. So schreibt der griechische Geograph Strabo: "Nah bei Andeira gibt es einen Stein, der ... Zink absondert, und dies uner Zufügung von Kupfer ergibt die 'Mischung', wie man sagt, die von manchen Orichalkos genannt wird." Andeira befand sich 80 km südöstlich von Troja. Auch in Palästina wurde Messing bereits in der späten Bronzezeit hergestellt.

Pausanias gebraucht den Begriff Oreichalkos etwa 500 Jahre nach Platon einmal in seiner „Perihegese“. Da er den Begriff nicht erklärt und auch sonst kein weiteres Wort darüber verliert, scheint Oreichalkos zu seiner Zeit (etwa 150 n. Chr) allgemein bekannt gewesen zu sein, was die Messingthese, die auch in den meisten Wörterbüchern vertreten wird, stützt.

Im Neugriechischen bedeutet Oreichalkos ebenfalls Messing, seltener Bronze, was die Vermutung erhärtet, es könnte in der Antike dasselbe bedeutet haben.

Die alten Römer übernahmen den Begriff als lat. Aurichalkum und bezeichneten damit eine messingähnliche Kupfer-Zink-Legierung von goldähnlicher Farbe, der man mehr Wert als reinem Kuper beimaß und die zur Münzprägung verwendet wurde. Seit der Münzreform des Augustus wurden der 27,3 Gramm wiegende Sesterz und sein Halbstück Dupondius aus dieser Legierung im Verhältnis von etwa vier Teilen Kupfer zu einem Teil Zink hergestellt. Unter Philippus Arabs sank der Zinkanteil auf bis zu fünf Prozent Vorlage:Ref.

Andere Hypothesen

Da Platons Text in Bezug auf Oreichalkos keine eindeutige Identifizierung erlaubt, gibt es zu fast jeder Hypothese über die Lage von Atlantis auch eine entsprechende zu Oreichalkos. So glaubte der deutsche Archäologe Jürgen Spanuth, der Atlantis auf Helgoland vermutete, Oreichalkos bezeichne Bernstein. Siegfried Schoppe von der Universität Hamburg hält es dagegen für Obsidian, nach seiner Hypothese lag Atlantis im Schwarzmeerbecken. Beide Materialien sind jedoch ungeeignet, um damit "Tempel zu überziehen".

Weitere Deutungen nennen Pyrit und andere schwefelhaltige Eisenerze.

Begriffserweiterung in der Alchemie

In der Alchemie und verschiedenen magischen Systemen versteht man unter Orichalkum verschiedene sagenhafte Legierungen aus je nach Quelle Gold, Silber, Kupfer und Quecksilber oder anderen Ausgangsstoffen. Dem Orichalkum werden übernatürliche Kräfte zugeschrieben, es finden sich phantasievolle Bezeichnungen wie Elfengold dafür und auch hier werden gerne Verbindungen zu einem mythisch interpretierten Atlantis gezogen, all dies ist jedoch sehr spekulativ und verworren und hält wissenschaftlicher Überprüfung nicht stand.

Literatur

Quellen

  • Platon: Timaios und Kritias (= Sämtliche Werke, Bd. 8), gr.-dt., übers. v. Friedrich Schleiermacher, Frankfurt am Main 1991. ISBN 3-458-33108-5

Sekundärliteratur

[1] Vorlage:Fußnote