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Berwinkel (Adelsgeschlecht)

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Wappen derer von Berwinkel in Siebmachers Wappenbuch

Berwinkel, auch Bärwinkel, war ein uradeliges Ministerialen- und Rittergeschlecht, das erstmals im Jahre 1181 erwähnt wurde. Die weit verstreuten freien Güter und Lehen der Familie befanden sich auf dem Gebiet des Bistums Halberstadt, des Erzbistums Magdeburg und in der Altmark des Markgrafen von Brandenburg, in deren südlichem Gebiet um Calvörde sie das Halbgericht besaßen. Das Geschlecht erlosch im Mannesstamm in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhundert.

Herkunft

Die von Berwinkel, eines der ältesten und angesehensten Ministerialgeschlechter des Hochstifts Halberstadt, zählte zu der großen Sippschaft, zu welcher auch die von Wolfenbüttel, Grafen von Peine, von der Asseburg, von Bartensleben, von Apenburg und von Winterfeld gehörten. Der Ahnherr all dieser Geschlechter war Widekind von Wolfenbüttel (1089 erwähnt,1118 urk. erw.) und alle führten gemeinschaftlich gleiche oder ähnliche Wappen mit dem Wolf. So entstand eine große Stammes- und Wappengemeinschaft, der angeblich bis zu 20 Familien angehörten. Die Berwinkel und Bartensleben, mit ihren völlig gleichen Wappen, waren durch Höfe, die sie von alters her in Helmstedt besaßen, besonders eng verbunden,[1] auch durch Einheirat in die Familien von Veltheim, von Honlage und von Ditfurth. Das Stammhaus der Familie von Berwinkel, in dem sie noch bis 1360 erwähnt wurde, war das jetzt wüste Dorf Berwinkel, am Großen Fallstein nördl. von Osterwieck, um das Jahr 800 entstanden und im Jahre 1262 als Kirchdorf Berewinkele erwähnt.[2] Der Name und die Lage des Dorfes, könnte - Bärenwinkel - bedeuten, oder der Name leitet sich von der Pflanze Immergrün ab, im ahd. berawinka, mhd. berewinke, später im nhd. (obersächsisch) Bärwinkel.

Beliebte Vornamen in der Familie waren Gunzelin (Güntzel, Günzel = Koseform von Gunther) und Borchard (Burchard oder Koseform Busso). Beide Vornamen kamen so häufig vor, dass oft kaum zwischen Vater, Sohn, Enkel oder Vetter unterschieden werden kann.

Geschichte

Die erste Erwähnung der Familie erfolgte am 20. April 1181 mit dem Hildesheimer Ministeriale Iso de Berwinkele, zusammen mit Burchardus und Widekindus de Wolferbutle in einer Urkunde des Bischofs Adelog von Hildesheim mit dem Kloster Riechenberg.[3]

Bergfried in Alvensleben

Milites Guncelinus de Berewinkele war um 1220 einer der Lehnsleute der Edelherren von Meinersen und besaß als deren AfterlehenHufen und zwei Mühlen in Seggerde und eine Rodung bei Schwanefeld.[4] Gunzelin war Zeuge für Gräfin Adelheid von Ratzeburg, als sie 1224 einige ihrer Güter dem Kloster Hamersleben übereignete.[5] Aus seinen freien Gütern (mansi liberi) in Berklingen, verkaufte Gunzelin 1247 fünf Hufen an das Kloster Mariental, urkundlich bekräftigt und besiegelt unter Königsbann auf dem Grafending zu Denstorf von Graf Gebhard von Wernigerode und neun freien Schöffen.[6] Gunzelins Sohn Günzel wird 1257 als Halberstädter Ministeriale erwähnt und ist Zeuge in einem Kaufvertrag des Bistums Halberstadt mit dem Erzbischof von Magdeburg. Verheiratet mit Luitgard von Veltheim, erwirbt Günzel im Jahre 1260 die Ritterburg in Alvensleben als bischöfliches Lehen, eine der drei Burgen auf dem Hügel über Dorf und Markt Alvensleben - (Bischofsburg, Markgrafenburg und Ritterburg, die gleichzeitig Schutzburg der Bischofsburg war). Als Burgmann wird 1301 und 1321 ein Borchard von Berwinkel genannt, ebenso 1321 ein Güntzel II., ein Bernhard 1354, ein Busso 1363 und 1395, ein Georg 1417 und 1466. Die Ritterburg, zwei weitere Burglehen oder Turmhöfe mit zehn freien Hufen zu Alvensleben und viele jetzt wüste Dörfer, Güter, größere und kleinere Besitzungen an anderen Orten, gehörten der Familie bis zum Ende des 15. Jahrhunderts.[7]

Gebhard de Berwinkele, Günzels Sohn, ist 1267 mit einer Kurie der Grafen von Regenstein belehnt (der Adelshof der Grafen in Halberstadt). Gebhard war 1269 Zeuge in einer Urkunde des Domkapitels von Halberstadt und besaß schon vor 1292 Güter in Wegersleben. Günzels Sohn Borchard, war Stiftsherr zu Goslar und stiftete am 25. Juni 1295 der Stadt Goslar eine Hufe zur Erweiterung des Siechenhofes mit einem doppelten Gebäude und der Kapelle Sankt Pankratius.[8]

Siegel des Borchard von Berwinkel

Borchardus miles de Berwinkele bediente sich im Jahre 1291 eines Siegels mit dem Wolf und den Garben mit der Umschrift: S. BORCHARDI JUNIORI DE B'WINKEL; auch am 23. Juni 1295 als er den Zehnt zu Arlsem an das Kloster Stötterlingenburg verkauft. Ritter Borchard war zwischen 1284 und 1303 Verkäufer, Zeuge und Schenkender, in Urkunden des Klosters Ilsenburg, indem er mit ihnen 1292 Güter in Stempel und Rottmersleben gegen Güter in Hullingerode tauschte, oder als er einen Hof mit 4 Hufen und einen Hof mit ½ Hufe im Dorf Berwinkel am 2. Juli 1303 für 109½ Silbermark an sie verkaufte. Borchard hatte drei Geschwister, Gunzelin, Borchard II. und Ermegard, die mit dem Halberstädter Ministeriale und Burgmann zu Wegeleben Berthold von Ditfurth verheiratet war.[9] Borchard, seine Söhne Gunzelin, Borchard und Johann, seine Brüder und deren drei Söhne, bekamen 1302 die Halberstädter Stifts-Lehen in Osterwieck, Rhoden, Bühne, Stötterlingen, Aderstedt, Berklingen, Gunsleben, Sargstedt, Ausleben, Marbeck, Rottmersleben, Lemsel und Wüstemark, die vorher ihre freien Güter waren. Gleichzeitig übereigneten Borchard und Graf Heinrich von Blankenburg dem Stift zwei Hufen in Nettorp und eine Hufe in Nieder-Runstedt. Am 15. August 1303 war Borchard Zeuge bei Markgraf Hermann von Brandenburg als dieser dem Kloster Arendsee zwei Hufen in Pinnow übereignet. Im Jahre 1309 überläßt Borchard dem Kloster Walkenried eine Hufe in Marbeck und 1311 wird er im Halberstädter Lehnsregister mit Lehen in folgenden Orten geführt: Osterwieck, Berwinkel, Hoppenstedt, Bek/Osterbeck, Bühne, Arksem, Schermcke, Nortrode, Westerrode, Rimbele, Hedeper, Eilenstedt, Ikenrode, Gröningen, Danstedt, Lindede und Bulingerode. Die Ritter Borchard von Berwinkel, von Rumeke und von Goslar versprechen am 25. Juli 1317 den Rittern von Esplingerode, von Sulingen und von Hagen einen befristeten Frieden. Die Urkunde bestätigt Graf Otto der Jüngere von Lutterberg durch sein Siegel.[10] Ihren halben Anteil an der Burg Alvensleben mit allen Rechten und Zubehör verkauften am 29. Juni 1321 der Burghauptmann Konrad Edler von Meinersen und Borchard von Berwinkel mit drei weiteren Burgmannen für 1000 Stendaler Silbermark an den Erzbischof von Magdeburg. Borchard junior, der zuletzt 1325 genannt wird, war der angesehenste und erfolgreichste seines Geschlechts. Ritter, Burgmann, Halberstädter Ministeriale, politisch einflussreich mit guten Beziehungen zu Adel, Bistum, Erzbistum u. Klöstern. Dies belegen die unzähligen Urkunden, in denen er als Vermittler, Zeuge, Käufer, Verkäufer, Schenkender oder Stifter auftritt. Der Aufstieg zu einer der führenden Familien des Hochstifts erfolgte auch durch Borchards ansehnlich erworbenen Allodial- und Lehensbesitz.

Borchards Sohn Johann (Hans) übertrug Bischof Hermann von Halberstadt 1302 eine Anzahl Güter aus Rottmersleben und Wüstemark und erhielt sie 1311 als Lehen zurück. Außerdem wird er 1311 im Lehnsregister mit Lehen in folgenden Orten geführt: Osterwieck, Berwinkel, Rhoden, Peseckendorf, Westermarke, Nortrode, Leueselle und Redelingerode. Sein Sohn, der auch Johann (Henning) hieß, wurde 1366 in einer Urkunde als Mönch des Klosters Kolbatz erwähnt.

Guncelinus de Berwinkele (der Ältere, †1323) war ab 1292 Canonicus und ab 1302 Notar des Bischofs Hermann von Halberstadt, ab 1307 bis 1323 Domherr von Hildesheim und Notar der Bischöfe Heinrich und Otto. Gunzelins Siegel hatte die Umschrift: S. GUNCELINI DE B'WIKELE ; oben Maria mit dem Kinde auf Bogen, darunter ein Heiliger, einen Betenden bei der Hand fassend, über dem Betenden ein kleines Wappen. Aus dem Landbesitz des Domkapitels erhielt Gunzelin d. Ä. sieben Hufen vor dem Dorf Essem. Er stiftete 1320 die Sankt Elisabeth-Kapelle und 1323 die Sankt Vinzenz-Kapelle an der Südseite des Domes, in der zu Ehren des Stifters der Bischof sechs besondere Messen (sex missas) einrichtet. Sein Neffe Gunzelin der Jüngere war in den Jahren von 1319 bis 1329 ebenfalls Domherr zu Hildesheim und außerdem Archidiacon von Eldagsen. Onkel und Neffe bekundeten, dass nach ihrem Tod zwei Lathufen in Barfelde mit den Hörigen an den Bischof zurückfallen sollen.[11]

Zwischen 1271 und 1336 werden mehrere Familienmitglieder in Urkunden des Klosters Huysburg als Zeugen oder Verkäufer erwähnt, wie am 5. Dezember 1323, als die Brüder Gunzelin und Borchard dem Kloster drei Höfe mit drei Hufen in Deersheim verkauften, die sie von Herzog Otto von Braunschweig zu Lehn hatten. Bischof Albrecht von Halberstadt verpfändet 1320 an Gunzelin und Borchard den Zehnt zu Bruchschauen für 260 Silbermark, bis das Dorf 1321 Kloster Walkenried kaufte. An der Urkunde fehlt Borchards Siegel, sein Siegelbewahrer der Pfarrer zu Berwinkel war in Gefangenschaft ! (als Pfarrer wird 1334 Erembert, plebanus erwähnt).[12] In einer Auswahl der ältesten Urkunden deutscher Sprache war Borchard am 20. November 1338 Zeuge in einer Verzichtserklärung der Adelheit von Weren.[13]

Busse van Berwinkele, Burgmann, 1363 auf und zu Alvensleben belehnt, besaß mit weiteren Burgmannen ab 1371 Lehen in Sixdorf, Groß- und Klein-Rottmersleben, Groppendorf und Bornstedt. 1398 waren sie begütert in Dorf und Markt Alvensleben, Neuhaldensleben, Uhrsleben, Bornstedt, Eichenbarleben, Groß Rodensleben, Bodendorf, Drackenstedt und Hundisburg.[14] Im Jahre 1395 vermachte Busso den halben Zehnt zu West-Ingersleben dem Kloster Marienborn. Am 7. Januar 1396 verpfändet Erzbischof Albrecht für 200 Mark die Burg Schermcke an Busso von Berwinkel.[15] 1399 waren die von Berwinkel Pfandherren auf der Burg Alvensleben. Am 15. Juni 1404 verkauften die Brüder Hans, Hildebrand und Heinrich von Berwinkel, als Vormünder für die Kinder Jürgen und Hüner ihres verstorbenen Bruders Hüner, mit Witwe Helene und Tochter Ideke, die Hälfte des erzbischöflichen Lehens Meseberg an das Kloster Hillersleben.[16]

Jasper Edler von Berwynkel (†1425) war von 1398 bis 1423 der 25. Abt des Klosters Huysburg und hat in seiner Amtszeit das Kloster aus Misswirtschaft, Sittenverfall und finanziellen Nöten herausgeführt, den Besitzstand erheblich vergrößert und auf dem Klostergut Röderhof einen großen Fischteich anlegen lassen.[17] Außerdem hat er 1403 das älteste erhaltene Kopiar des Klosters angelegt. Durch seinen notarius publicus Sparenberg ließ Abt Jasper alle Urkunden, Abmachungen und Ereignisse von der Fundation bis in seine Zeit beschreiben und transsumieren.[18]

Ende 1415 war der Tuchhändler Matthias Hadeber (hingerichtet am 23. Juli 1425), einer der späteren Anführer der Halberstädter Schicht (1423-1425), wegen eines privaten Streits mit dem Landadel, einige Zeit der Gefangene des Hinrik van Berwinkel. In einem offenen Brief vom 22. Oktober 1415 teilt Heinrich dem Rat der Stadt Halberstadt die Gefangennahme mit, spricht von Ehre und Treulosigkeit und fühlt sich vermutlich von Hadeber hintergangen.[19] Die Familie Hadeber bat den Rat der Stadt Braunschweig um Hilfe und Heinrich ließ seinen Gefangenen wieder frei, nachdem ihm ein berittener und bewaffneter Diener aus dem Marstall des Rates einen Fehdebrief überbracht hatte. An Pfingstdienstag im Jahr 1416 ergriff hinrich von berewinkel mit seinen Mithelfern die Männer von Sloycz und nahm ihnen 43 Pferde, geschätzt auf 90 Schock Böhmische Groschen (aus: Klageschrift und Schadensrechnung des Markgrafen Friedrich von Brandenburg gegen d. Erzbischof Günther, wegen der seit 1412 durch den Erzbischof und dessen Untersassen in der Mark stattgefundenen Landesbeschädigungen, 24. Mai 1420, Cod.d.B.,2.T., B.III, S.342).

Gunzelin von Berwinkel war von 1409 bis nach 1423 Dechant und Domherr zu Halberstadt. Jutta von Bärenwinkel wird 1416 als Äbtissin des Klosters Sankt Gertrudis in Hedersleben erwähnt. Die Familie besaß bis 1420 einige Jahre die Burg Bartensleben. Jürgen von Berwinkel, wohnhaft zu Alvensleben, verkaufte am 20. Juli 1438 dem Kloster Neuendorf für 50 Rheinische Gulden wiederkäuflich die Dorfstätte Mildehovede mit allem Zubehör. Die Vettern Georg (†1469) und Hildebrand (†1476) vermachten zu ihrem Seelenheil 1442 dem Kloster Mariental einen 500 Morgen großen Acker in der Tundersleber Mark. Jürgen und Hildebrand vergleichen sich mit Ludolph und Heine von Alvensleben am 8. Juli 1452 über die Feldmark Hermsleben. Georg von Berwinkel soll nach seinem Tod im Jahre 1469 in der Kirche von Tundersleben begraben worden sein.

Die Familie von Berwinkel besaß bis 1467 als erzbischöfliches Lehen das Dorf Bartensleben und ab 1446 im Halbgericht das wüste Dorst und Anteile an Uthmöden und Zobbenitz (das Halbgericht war ein umstrittenes Gebiet, dass jeweils vom Erzstift Magdeburg und dem Haus Braunschweig beansprucht wurde). Außerdem war die Familie 1446 von Erzbischof Friedrich u. a. belehnt, mit einem Gut zu Wegersleben, einer Holzung in Pozmesdorf, den Dorfstätten Hüsing, Zerlitz, Grassendorf und Groß- und Klein-Hermsleben an der Grenze des Halbgerichts. Guntzel und Huner van Berwinkel bekamen 1458 vom Stift Halberstadt Ellersdorf mit 24 Hufen und den Zehnt zu Sixdorf; das Lehen wurde 1480 zusammen mit Vetter Borchard erneuert, zusätzlich mit zwei Höfen in Klein-Rottmersleben und dem Zehnt zu Honstete. Erneut belehnt wurden Güntzel und Hüner 1477 von Erzbischof Ernst u. a. mit den Dörfern Hüsing, Zerlitz, Grassendorf und Dorst mit allen Rechten.[20]

Als unter der Herrschaft Erzbischofs Johann (1464-1475) Raubrittertum, Fehden und Kleinkriege der Adeligen des Landes zunahmen, griff er, um die Ordnung wieder herzustellen, diese an und machte Gefangene, zog Burgen und Güter ein oder verhängte hohe Strafen. Unter den vielen Schuldigen traf es auch die Bartensleben, Schulenburg, Alvensleben zu Calvörde und vor allem die Veltheim auf Schloss Harbke, aber besonders hart traf es Güntzel und Hüner von Berwinkel. Sie mussten am 11. April 1470 ihre seit dem Jahre 1446 belehnten Güter zu Wolmirstedt, Barleben, Meitzendorf, Ebendorf, Jersleben, dem wüsten Adinburg mit den wüsten Dorfstätten Hadinburg, Mildehovede, Smerfelde und Hermsleben zur Strafe an den Erzbischof abtreten, weil sie Straßenraub begangen hatten.[21]

Am 4. September 1473 verkauften Hildebrand und sein Sohn Borchard von Berwinkel das Dorf Dorst an Busso von der Schulenburg, bekamen es aber 1477 als Lehen zurück, bis Dorst 1481 endgültig an die Schulenburg ging. Am 19. März 1479 wurde die Dorfstätte Zerlitz (nach Tradition, für einen Stiefel voll Geld) an die Stadt Neuhaldensleben verkauft. Um die gleiche Zeit auch das nahe bei Zerlitz gelegene Revier Grassendorf an die Patrizierfamilie von Gantersleben, außerdem im Jahre 1480 ein Gut und Burglehen zu Alvensleben mit drei Ritterhufen an die von Hordorf und im gleichen Jahr einen Zehnt in Meseberg. Als Georg von Berwinkels Söhne Güntzel und Hüner 1486 ihren halben Zehnt in Nordgermersleben an die Brüder Fritz, Busso und Jürgen von der Schulenburg verkauften, blieb der ehemals reich begüterten Familie nur noch ein kleiner Teil ihrer Besitzungen. Zuverlässige Aussagen über die vielen Veräußerungen sind in den historischen Quellen nicht überliefert. Angeblich mussten sie ihre Besitzungen infolge ihres zuletzt prunkhaften und ausschweifenden Lebenswandels verkaufen. Der Sage nach gaben die Bewohner von Alvensleben, in Erinnerung an die vielen Feste mit Tanz und Musik, ihrer Ritterburg den Namen Musikenburg, weil „der Schall der Trompeten, Hörner und Cymbeln beim Klange der Becher und dem Wirbel der Tänze darinnen fast nie aufgehöret”.[22] Zuletzt wurden Güntzel und Hüner 1477 mit der Burg belehnt, nach ihrem Tod wurde die Burg aufgegeben und verfiel bis zum Jahre 1500. Heute erinnert nur noch der Flurname „Musikenbreite” an sie.

Der Großteil des Geschlechts erlosch mit den Brüdern Güntzel und Hüner (†1487) und ihrem Vetter Borchard (†1492), die zuletzt in den Jahren 1477 und 1481 von Erzbischof Ernst belehnt wurden, 1481 u. a. mit Höfen in Osterwieck, Hoppenstedt, Stötterlingen, Emmeringen, Anderbeck und zwei freien Turmhöfen mit fünf Hufen, sechs Worthen und zehn Lehenhufen im Dorf Alvensleben, daß sie als Afterlehen dem erzbischöflichen Kanzleischreiber Benedikt Frodemann überließen. Nach ihrem Ableben ging der Besitz in Alvensleben an die Herren von Veltheim. Der verbliebene Besitz im Magdeburgischen ging an den Erzbischof, das Halbgericht (Magdeburger Teil) ging nach dem Ableben der Berwinkel an das Amt Alvensleben, das es 1497 an Dietrich von Beventer für 3000 Rheinische florin auf 12 Jahre abgab, der Braunschweiger Teil ging an die von Alvensleben (Calfördische Linie).[23] Ein Zweig der Familie von Berwinkel besaß 1504 ein freies Gut in Hornburg.

Der kurbrandenburgische Obrist Hermann von Bärwinkel, der 1655 für den Großen Kurfürsten in Herford und Lübeck Truppen warb und mit ihnen in Preußen und Polen focht, wurde am 4. August 1662 vom kurbrandenburgischen Obristen Joseph von Catzler zu Rheda in Westphalen im Duell erschossen, eine Witwe, eine Tochter, die mit dem Obersten von Ohr vermählt war, und einen Sohn hinterlassend. Dieser war damals Kornett; mit ihm ist dann das Geschlecht im Mannesstamm endgültig erloschen[24] (Infanterie-Regiment Bärwinkel, der Brandenburg-Preußischen Armee, Stiftung 1645, Formation März 1656 bei Driesen mit 8 Kompanien).[25]

Wappen

Das Wappenschild zeigt nach Kneschke in Rot einen silbernen Wolf, der über zwei goldene Garben springt. Auf dem Helm ein Busch mit Federn. In Siebmachers Wappenbuch „Der abgestorbene Adel der Provinz und Mark Brandenburg“, Tafel 5 ist es in Schwarzweiß ohne Helmzier abgebildet (siehe oben).

Unten links, die erste um 1514 erschienene farbige Wappendarstellung derer von Bartensleben, die in Wappengemeinschaft mit dem Geschlecht von Berwinkel verbunden waren. Des Weiteren ein Ausschnitt und eine Seite der berühmten Oldenburger Bilderhandschrift des Sachsenspiegels von 1336, in der die Grafen von Wernigerode als Vertreter des vierten Heerschildes mit ihrem Forellenwappen und die von Berwinkel als Vertreter des fünften Heerschildes mit ihrem Wolfswappen gezeigt werden (Die verlorene Urschrift des bedeutendsten Rechtsbuches des deutschen Mittelalters der Bilderhandschriften des Sachsenspiegels ist wahrscheinlich Ende des 13. Jahrhunderts im Kloster Ilsenburg entstanden, zu dem die Grafen von Wernigerode und die Herren von Berwinkel engen Kontakt hatten).[26] Zuletzt der im Jahre 1732 gezeichnete Stammbaum derer von Berwinkel.

Einzelnachweise

  1. Geschichte des Geschlechts von Winterfeld 1858, Band 1 von Ludwig Gustav von Winterfeld-Damerow
  2. Harz-Zeitschrift 2005, Harzverein für Geschichte und Altertumskunde e.V., Seite 14-18
  3. Urkundenbuch des Hochstifts Hildesheim und seiner Bischöfe, Erster Teil bis 1221, Seite 391 /hrsg K. Janicke, Verlag Hirzel Leipzig 1896
  4. Die Edelherren von Meinersen, Seite 531, 532 und 552 von Peter Przybilla, Hahnsche Buchhandlung Hannover
  5. Ueber die Gräfin Adelheid von Ratzeburg. In: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde, Band 20, Seite 228-231 von Georg Lisch 1855. In: Geschichte des Augustiner-Klosters Hamersleben, Seite 10-11 von Dr. Stephan Kunze 1835, Fehler: Ravensberg statt Ratzeburg
  6. Zeitschrift des Harz-Vereins für Geschichte und Altertumskunde, Vierter Jahrgang 1871, Band 4, Seite 353
  7. Neuhaldenslebische Kreis-Chronik 1826 von Peter Wilhelm Behrends
  8. Stadtarchiv Goslar, 1295 Findbuch 4
  9. Urkundenbuch des Hochstifts Halberstadt und seiner Bischöfe, Zweiter Teil, Seite 610 /hrsg Dr. Gustav Schmidt, Verlag Hirzel Leipzig 1884
  10. Kulturerbe Niedersachsen, Sammlung: Urkunden des Stadtarchivs Duderstadt
  11. Akademie der Wissenschaften zu Göttingen: Domstift St. Maria Hildesheim in Germanica Sacra
  12. Zeitschrift des historischen Vereins für Niedersachsen, Jahrgang 1860, Band 4, Seite 412
  13. Auswahl der ältesten Urkunden deutscher Sprache, Seite 328 von Ludwig Franz Hoefer 1835
  14. Codex Diplomaticus Alvenslebianus: Urkunden-Sammlung Zur Geschichte Des Geschlechts Von Alvensleben, Volume 1 (German Edition) Mülverstedt
  15. Das Geschlecht von Veltheim, Seite 18 von Georg Schmidt, Halle 1912
  16. Codex diplomaticus Brandenburgensis, Sammlung der Urkunden, Chroniken ..., 1862, Band 22, Seite 460-461 von Adolph Friedrich Riedel
  17. Preußisch-Brandenburgische Miszellen 1804, Band 2, Seite 302-304
  18. Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, MD, Copiar Nr. 753
  19. Urkundenbuch der Stadt Halberstadt, Band 2, Seite 52 /bearb. von Dr. Gustav Schmidt, Halle 1879
  20. Die Wüstungen im Nordthüringgau von Prof. Dr. Gustav Hertel, Halle 1899
  21. Geschichte der Stadt Magdeburg, Dritter Band, Magdeburg 1803, Seite 175 von Heinrich Rathmann
  22. Heimatkunde des Kreises Neuhaldensleben, Neuhaldensleben 1920, Seite 227 von Kantor Bock
  23. Singularia Magdeburgica, oder Merkwürdigkeiten aus der Magdeburgischen Historie 1732, Band 8, Seite 214-224 von Samuel Walther
  24. Neues allgemeines deutsches Adelslexicon 1859, Band 1, Seite 173 von Ernst Heinrich Kneschke
  25. Beiträge zur Geschichte des Brandenburg-Preussischen Staates und Heeres, Band 2, Seite 20 von Julius Mebes, Berlin 1867
  26. Kloster Ilsenburg, Geschichte, Architektur, Bibliothek, Harz-Forschungen Band 19, 2004, Seite 152-181 von Dieter Pötschke