Heinz Melkus
Heinz Melkus | |
---|---|
![]() | |
zur Person | |
Nation | ![]() |
Geburtstag | 20. April 1928 |
Geburtsort | Dresden |
Sterbedatum | 5. September 2005 |
Sterbeort | Dresden |
Karriere | |
wichtigste Erfolge | |
1954 | Bester Privatfahrer der DDR |
1958 | DDR-Meister Formel 3 bis 500 cm3 |
1960 | DDR-Meister Formel Junior bis 1000 cm3 |
1961 | Sieger Pokal für „Frieden und Freundschaft“ |
1963 | Sieger Pokal für „Frieden und Freundschaft“ |
1965 | Sieger Pokal für „Frieden und Freundschaft“ |
1966 | Sieger Pokal für „Frieden und Freundschaft“ |
1967, 1968 | DDR-Meister Formel 3 bis 1300 cm3 |
1972 | DDR-Meister Formel C9 |
1972 | Sieger Pokal für „Frieden und Freundschaft“ |
Heinz Melkus (* 20. April 1928 in Dresden; † 5. September 2005 ebenda) war ein deutscher Automobilrennfahrer und Konstrukteur von Rennwagen.
Die ersten Wettbewerbe bestritt Melkus 1951 mit Rennwagen auf VW- und Veritas-Basis. Später konstruierte er seine Monopostos selbst. Hierzu zählt insbesondere der Melkus 64. Der auch „Lotus des Ostens“ genannte Wagen beherrschte fast ein Jahrzehnt das Rennsportgeschehen in der DDR. In den 1970er-Jahren war Melkus Mitkonstrukteur der Spyderrennwagen PT 73 und SRG MT 77. Während seiner 289 Rennen, von denen er 80 gewann, wurde Melkus zwischen 1958 und 1972 fünfmal DDR-Meister.
Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde er erster BWM-Vertragshändler in den neuen Bundesländern.
Leben
Kindheit und Jugend
Heinz Melkus wurde am 20. April 1928 als Sohn des Ehepaares Karl und Erna Melkus, gebürtige Flutschka in Dresden geboren. Die aus dem Sudetenland stammende Familie wohnte in einem Mehrfamilienhaus in der Ackermannstraße 14 unweit des Dresdner Hauptbahnhofs. Vom Vater, der Direktor der Dresdner Bier-Vertretungsgesellschaft war, erhielt Melkus die österreichische Staatsbürgerschaft, die er erst 1955 in eine deutsche umwandeln ließ. 1934 wurde Heinz Melkus eingeschult. In den Jahren 1936/1937 besuchte er die Volksschule am Pieschener Konkordienplatz und ab 1938 das Realgymnasium der Dreikönigschule. Im nationalsozialistischen Deutschen Jungvolk brachte es Melkus bis zum Jungzugführer.[1] 1942 wechselte er in die Hitlerjugend. Bei der Flieger-HJ erhielt Melkus in Schönfeld auf dem Triebenberg eine Segelflugausbildung. Zudem hielt er Vorträge über den Bau und die Wartung von Segelflugzeugen und absolvierte mehrere Reparaturlehrgänge. Ab 1943 wurde Melkus als Flakhelfer bei der Flak-Batterie 207 in Rochwitz eingesetzt. Nach der mittleren Reife 1944 bewarb er sich als Reserveoffizieranwärter beim Jagdgeschwader 1.[2] Bis Anfang 1945 erwarb Melkus den internationalen Luftfahrtschein für Segelflugzeugführer und beendete die Ausbildung zum Werkstatt- und Ausbildungsleiter für Segelflugzeugbau. Die im Februar 1945 folgenden Luftangriffe auf Dresden überstand die Familie körperlich unbeschadet, wenngleich die Melkus'sche Wohnung durch eine Fliegerbombe zerstört wurde. Die Familie kam daraufhin bei den Großeltern in Bühlau unter. In den letzten Kriegstagen floh Melkus zusammen mit seiner Mutter in das Erzgebirge.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs barg Melkus vom Betriebsfuhrpark des Vaters einen Lastkraftwagen, setzte ihn instand und erwarb nach einer Kurzprüfung mit siebzehn Jahren die Fahrerlaubnis.[3] Mit diesem LKW betätigte er sich als Transportfahrer für Lebensmittel und Brennstoff. Später fuhr er als Fahrer für die Autotransportgemeinschaft (ATG)[4] und danach für die Wernesgrüner Brauerei, die zwischenzeitlich den väterlichen Biervertrieb übernommen hatte.[5] Neben seinem Beruf bildete sich Melkus an der Volkshochschule zum Verkehrskaufmann weiter und schraubte in seiner Freizeit aus diversen Fahrzeugwracks Kraftfahrzeuge zusammen. 1950 stieg Melkus bei der Wernesgrüner Brauerei zum Fuhrparkleiter und Expedienten auf und betreute die Neueinrichtung der Brauereiniederlassungen in Leipzig und Berlin.[6]
Sportliche Karriere
Rennwagensport 1951–1954
Bevor Melkus zum professionellen Motorsport fand, fuhr er bereits seit Ende der 1940er-Jahre bei verschiedenen Motorradclubveranstaltungen. 1950 stieg er auf Personenkraftwagen um. Die ersten Leistungsprüfungsfahrten, so die damalige Bezeichnung für Straßenrennen, fuhr er auf einem von ihm umgebauten Wehrmachts-Kübelwagen mit der aufgesetzten Karosserie eines Steyr 50. Noch im gleichen Jahr tauschte er diesen Wagen bei Rudolf Krause gegen einen BMW 321 ein, mit dem er bis 1952 weitere Leistungsprüfungsfahrten bestritt.[7] Zwischenzeitlich hatte sich Melkus der Sektion Motorrennsport in der Betriebssportgemeinschaft Niedersedlitz angeschlossen, deren Vorsitzender er 1953 wurde.[8]
Seine „Aha“-Momente auf den Motorsport bezogen erlebte Melkus eher zufällig, als er Mitte Juni 1951 bei einem Rennen auf der Autobahnspinne in Dresden-Hellerau für den Getränkestand seiner Brauerei Nachschub lieferte und wegen des dichten Gedränges das Wettkampfgeschehen zwangsweise mit ansehen musste. Enttäuscht von den geringen Geschwindigkeiten der Fahrzeuge beschloss Melkus, einen eigenen Rennwagen zu konstruieren, den er für das nächste Rennen auf dem Sachsenring anmeldete. Es war ein modifizierter VW-Schwimmwagen, der die Kriterien der Klasse G für Fahrzeuge bis 1100 cm3 erfüllte.[9] Nach technischen Problemen im Training qualifizierte sich Melkus auf den letzten Startplatz und erreichte im Rennen den dreizehnten Rang.[10]

Für die Saison 1952 verkaufte Melkus seinen Volkswagen und erwarb einen Veritas mit Alfa-Romeo-Motor, dessen Vorbesitzer Arthur Rosenhammer war. Der Veritas entsprach sowohl dem Reglement der Klasse E für Rennwagen bis 2000 cm3 als auch dem der Formel II.[11] In der Klasse E erreichte Melkus auf Anhieb die DDR-Vizemeisterschaft und in der Formel II den sechsten Rang der Meisterschaftswertung.[12]
1953, mittlerweile war Melkus beruflich mit der Leitung der Brauerrei-Niederlassung Dresden beauftragt worden, trat er mit dem gleichen Wagen nur noch in der Formel II an und erreichte den siebten Platz in der Meisterschaftswertung. Im Verlauf des IX. Internationalen Avusrennens am 12. Juli 1953 fiel Melkus durch einen Pleuelabriss vorzeitig aus, wobei der Alfa-Romeo-Motor seines Wagens irreparabel beschädigt wurde. Als Ersatz hierfür baute er einen 80 PS leistenden französischen Pantin-Flugmotor ein, der ihm in der 1954er Saison zu drei Siegen in Folge und zum zweiten Platz der DDR-Bestenermittlung in der Klasse F bis 1500 cm3 verhalf. Zugleich errang Melkus in diesem Jahr den Titel „Bester Privatfahrer der DDR“. Beim internationalen Avusrennen wurde er Zwölfter. Doch der hohe Reparaturaufwand an seinem Veritas-Eigenbau zwang Melkus, sich nach der Saison von diesem Wagen zu trennen.[13]
Formel 3 1955–1958
1955 wechselte Melkus zur Betriebssportgemeinschaft Post, wo er einen im Bau befindlichen Formel-3-Rennwagen in Monopostoausführung vollendete. Der Wagen mit der Bezeichnung „Eigenbau Post“, der von einem J.A.P.-Motor angetrieben wurde, markierte den Beginn des Konstrukteurs Heinz Melkus.[14] Er trat in der Klasse bis 500 cm3 an, war schnell, aber unzuverlässig, sodass Melkus in dieser Saison lediglich den vierten Rang in der DDR-Meisterschaft einfahren konnte. Neben der Formel 3 bestritt Melkus in diesem Jahr mit einem BMW 321 die Rallye Wartburg, in der er zusammen mit seinem Kopiloten Egon Binner den zweiten Platz erreichte. Ebenfalls 1955 bestand Melkus die Fahrlehrerprüfung und wurde damit jüngster Fahrlehrer der DDR. Als solcher gründete er im selben Jahr seine eigene Fahrschule, die er bis zur Wiedervereinigung 1990 unter dem Namen Heinz Melkus KG betrieb.[15] 1956 trat Melkus in der Meisterschadt erneut mit dem Eigenbau Post an, doch erwies sich der Wagen weiterhin als störanfällig. Höhepunkt der Saison war sein Sieg beim nicht zur Meisterschaft zählenden Rennen auf dem Bautzner Autobahnring. Da der Verkauf des Wagens nach der Saison scheiterte, fuhr Melkus auch 1957 mit dem Eigenbau Post und erreichte den 3. Platz in der DDR-Meisterschaftswertung. Ende 1957 wurde der Wagen ausgeschlachtet. Die Teile wurden zum Bau eines neuen Formel-3-Rennwagens verwendet.[16]
Für 1958 konstruierte Melkus einen neuen Formel-3-Wagen bis 500 cm3, ebenfalls mit J.A.P-Motor. Am Ende der Saison, in der Melkus keinen Meisterschaftslauf gewinnen konnte, war er punktgleich mit Willy Lehmann, wurde aber aufgrund seiner besseren Gesamtplatzierungen in den Läufen zum DDR-Meister erklärt. Inzwischen hatte der ADMV gemäß den Vorgaben der FIA beschlossen, die bisherige Formel 3 mit Jahresende auslaufen zu lassen und stattdessen ab 1959 die seriennähere und kleinere Formel Junior zu etablieren.
Formel Junior 1959–1963
Technische Daten Melkus Ketten-Wartburg „Plättglocke“ 1959 | |
---|---|
![]() | |
Spezifikationen | |
Motor | Dreizylinder-Zweitaktmotor Wartburg 311 980 cm3; 68 PS |
Kraftübertragung | Viergang-Getriebe Wartburg 311 |
Fahrgestell | Stahlrohrrahmen, Radstand 2150 mm Spur vorn/hinten 1280/1280 mm |
Aufbau | Monoposto, Aluminium-Karosserie |
Vorderradaufhängung | Einzelradaufhängung Querlenker oben/unten schräggestellte Motorrad-Federbeine Querstabilisator vorn |
Hinterradaufhängung | Hinterachse De Dion Einzelradaufhängung Querlenker oben/unten schräggestellte Motorrad-Federbeine |
Leergewicht | 400 kg |
Höchstgeschwindigkeit | 170 km/h |
Einsatz | 1959 |
Gemäß dem technischen Reglement der Formel Junior baute Melkus seinen Formel-3-Rennwagen um. Am Ende des Fertigungsprozesses entstand ein völlig neuer Wagen mit einem 60 PS starken Wartburg-Motor. Der von Melkus Plättglocke genannte Wagen, angelehnt an die äußere Form eines Bügeleisens, wurde am 25. April 1959 fertig und anlässlich der Feierlichkeiten zum Ersten Mai in Dresden der Öffentlichkeit präsentiert. Da in diesem Jahr keine DDR-Meisterschaft in dieser Klasse stattfand, fuhr Melkus die meisten Rennen 1959 in Westdeutschland. Am Ende der Saison verkaufte er den Rennwagen.[17]
Technische Daten Melkus Ketten-Wartburg „Entenarsch“ 1960 | |
---|---|
Spezifikationen | |
Motor | Dreizylinder-Zweitaktmotor Wartburg 311 980 cm3; 68 PS |
Kraftübertragung | Viergang-Getriebe Wartburg 311 |
Fahrgestell | Stahlrohrrahmen, Radstand 2150 mm Spur vorn/hinten 1280/1280 mm |
Aufbau | Monoposto, Aluminium-Karosserie |
Vorderradaufhängung | Einzelradaufhängung Querlenker oben/unten schräggestellte Motorrad-Federbeine Querstabilisator vorn |
Hinterradaufhängung | Hinterachse De-Dion Einzelradaufhängung Querlenker oben/unten schräggestellte Motorrad-Federbeine |
Leergewicht | 400 kg |
Höchstgeschwindigkeit | 170 km/h |
Einsatz | 1960 |
1960 gliederte Melkus den Rennwagenbau, der in sein Fahrschulunternehmen integriert war, organisatorisch aus. 1960 war auch das Jahr, in dem in der DDR nach einjähriger Unterbrechung wieder eine Meisterschaft im Formel-Rennsport ausgetragen wurde. Zudem sollten innerhalb der RGW-Staaten ebenfalls die ersten Formel-Junior-Rennen stattfinden. Für die Rennsaison fertigte das Team um Melkus in Kleinserie drei Formel-Junior-Wagen, jeweils ein Fahrzeug für Melkus sowie für die Fahrer Siegmar Bunk und Frieder Rädlein. Äußerlich unterschied sich der Wagen kaum von der 1959er-„Plättglocke“. Doch war der Wagen eine deutliche aerodynamische Weiterentwicklung. Er bekam den Spitznamen „Entenarsch“ und erwies sich im Laufe der Saison als international konkurrenzfähig. Melkus siegte mit ihm beim Auftaktrennen in Halle und wurde Zweiter in Bautzen. Mit einem weiteren Sieg beim Rennen auf dem Sachsenring, der zum Dreifacherfolg seiner Formel-Wagen wurde, einem vierten Platz in Dresden, dem auch noch ein dritter Platz in Staaken folgte, gewann Melkus die erste DDR-Meisterschaft der Formel Junior. 1960 begann Melkus, noch eher verhalten, mit dem Vertrieb seiner Fahrzeuge. Dabei folgte er dem Prinzip, seine Rennwagen nach der Saison zu verkaufen, um so die Neuwagen für die kommende Saison zu finanzieren.[18]

Für die Saison 1961 erhielt der Melkus Ketten-Wartburg (Spitzname „Blechauto“) verkürzte Karosserieteile.[19] Der Rennwagen verhalf Melkus hinter Willy Lehmann mit 22 Punkten zur DDR-Vizemeisterschaft und zum ersten Rang in der Einzelwertung beim Pokal für „Frieden und Freundschaft“. Den schwersten Unfall seiner Rennfahrerkarriere erlebte Melkus bei dem Rennen von der Belgrader Innenstadt hinauf zum Burgberg, als ihm bei der Überquerung einer Straßenbahnschiene ein Stoßdämpfer wegbrach und sich der Wagen daraufhin überschlug. Melkus erlitt dabei mehrere Rippenbrüche.[20]
Technische Daten Melkus Ketten-Wartburg 1962 | |
---|---|
Spezifikationen | |
Motor | Dreizylinder-Zweitaktmotor Wartburg 311 992 cm3; 80 PS |
Kraftübertragung | Vierganggetriebe Wartburg 311 |
Fahrgestell | Stahlrohrrahmen, Radstand 2150 mm Spur vorn/hinten 1280/1280 mm |
Aufbau | Monoposto, Aluminium-Karosserie |
Vorderradaufhängung | Einzelradaufhängung Querlenker oben/unten schräggestellte Motorrad-Federbeine Querstabilisator vorn |
Hinterradaufhängung | Pendelachse Längslenker unten angelenkt schräggestellte Motorrad-Federbeine |
Leergewicht | 360 kg |
Höchstgeschwindigkeit | 220 km/h |
Einsatz | 1962 |
Der Serienbau des 1962er Modells umfasste fünf Fahrzeuge. Im Gegensatz zum Vorjahresmodell hatte der Rennwagen eine konisch nach hinten verlaufende Haube, die Melkus hinter Lehmann erneut zur DDR-Vizemeisterschaft verhalf. Neben den Rennen in der DDR und der Bundesrepublik Deutschland startete Melkus 1962 in Jugoslawien, Polen, Bulgarien und der Tschechoslowakei. Nach der Saison veräußerte er die Fahrzeuge an die sowjetische Stelle für Rennwagenbau, um so den nächstjährigen Wagen finanzieren zu können. Überdies erhielt Melkus in diesem Jahr den Titel Meister des Sports verliehen.[21]
Technische Daten Melkus-Ketten-Wartburg „Melkus 63“ 1963 | |
---|---|
Spezifikationen | |
Motor | Dreizylinder-Zweitaktmotor [Wartburg 311 992 cm3; 90 PS |
Kraftübertragung | Vier- oder Fünfganggetriebe Wartburg 311 |
Fahrgestell | Rohrverband, Radstand 2300 mm Spur vorn/hinten 1300/1350 mm |
Aufbau | Monoposto, Aluminium-Karosserie |
Vorderradaufhängung | Dreieckslenker oben/unten schrägstehende Federbeine |
Hinterradaufhängung | Pendelachse mit Anlenkungspunkten Dreieckslenker oben/unten schrägstehende Federbeine |
Bremsen | Trommelbremsen |
Leergewicht | 400 kg |
Höchstgeschwindigkeit | 215 km/h |
Einsatz | 1963 |
Für die Rennsaison 1963 konstruierte Melkus einen völlig neuen Wagen. Die Serienfertigung umfasste zehn Fahrzeuge. Der Melkus 63 war im Vergleich zum Vorjahresmodell erheblich schmaler und flacher; der Wartburg-Motor leistete in der Saisonmitte etwa 90 PS. Obwohl die Melkus'schen Rennwagen in der letzten Saison der auslaufenden Formel-Junior-Meisteschaft jeweils acht erste und zweite sowie zwölf dritte Plätze einfuhren, reichte es für Melkus in der DDR-Meisterschaft nur für Rang sieben. Im internationalen Vergleich war der Melkus 63 gegenüber der westlichen Konkurrenz von Lotus oder Lola chancenlos. In den Ostblockstaaten dagegen holte sich Melkus nach 1961 erneut den ersten Platz in der Einzelwertung zum Pokal für „Frieden und Freundschaft“. Nach der Rennsaison verkaufte Melkus seine eigenen Wagen wieder an die Sowjetunion.[22]
Formel 3 1964–1971

Mit der Saison 1964 löste gemäß den FIA-Reglement die Formel 3 die bisherige Formel-Junior ab. Melkus konstruierte zu diesem Zweck einen neuen Formelwagen, der die Bezeichnung Melkus 64 und den Spitznamen „Zigarre“ erhielt. Zehn dieser Wagen wurden an die Sowjetunion geliefert. Der Melkus 64 war von Beginn an allen anderen Wagen überlegen. Im Laufe der Saison gab es zwischen Melkus und Willy Lehmann zum Teil erbittert geführte Gefechte, an deren Ende schließlich Max Byczkowski DDR-Meister und Melkus Vizemeister wurde. Dabei belegte sein Melkus 64 die ersten vier Plätze in der Einzelwertung.[23]
Der Melkus 64 beherrschte über die kommenden Jahre hinweg, mit geringfügigen Modifikationen, das Renngeschehen in den Ostblockstaaten. 1965 erreichte Melkus mit diesem Wagen den ersten Platz der Einzelwertung zum „Pokal für Frieden und Freundschaft“. Von 1966 bis 1971 folgten drei weitere Vizemeisterschaften, die 1967 und 1968 im Gewinn der DDR-Meisterschaft gipfelten.[24] Allerdings sah sich der Formelsport der DDR zu diesem Zeitpunkt erneut mit einem Beschluss der FIA konfrontiert, nach dem ab der Saison 1971 der Hubraum der Formel 3 auf 1600 cm3 erhöht werden sollte. Der Motor konnte gemäß den FIA-Anforderungen von beliebiger Bauart sein, musste jedoch innerhalb von zwölf Monaten eine Mindeststückzahl von 5000 vorweisen. Die Entscheidung setzte dem Formelrennsport der DDR das internationale Aus, da im gesamten RGW-Raum kein entsprechender Motor aufzutreiben war.[25] Daher erarbeitete der ADMV zusammen mit der Tschechoslowakei, Polen und der Sowjetunion das Konzept für eine neue Formel-Klasse, die Formel C9. Die Jahresmindeststückzahl von 5000 Motoren konnten dabei nur die Hersteller WAS (Shiguli, Lada), FSO (Polski Fiat) und der VEB AWE (Wartburg) vorweisen. So war dann die Saison 1971 für Melkus die letzte in der Formel 3.[26]
Formel C9 1972–1973
In der neuen Formelklasse, die auf 60 PS reglementiert worden war, errang Melkus 1972 auf Anhieb die DDR-Meisterschaft. Nach seinem dritten Platz in der Gesamtwertung 1973 verkündete er seinen Abschied aus der Formelklasse. Ab 1973 war Melkus Mitglied der Zentralen Kommission für Automobilsport im ADMV.[27]
Weitere Rennen 1974–1980

Von 1974 bis 1980 bestritt Melkus Sportwagenrennen auf einem seiner Melkus RS 1000. Dieses Modell stellte mit 101 Exemplaren den Höhepunkt seiner Konstrukteursarbeit dar und wurde bis 1980 produziert. Neben den Rennen engagierte sich Heinz Melkus weiterhin in seinem Fahrschulbetrieb und war Mitkonstrukteur des Rennwagens SRG MT 77 seines Sohnes Ulli. Mit dem SRG MT 77 fuhr Melkus 1977 zu reinen Testfahrten zwei Rennen in der Formel B8, die 1976 die Formel C9 abgelöst hatte und als Vorläufer der Formel Easter galt. 1980 stieg Melkus in Brünn zum letzten Mal in einen Monopostorennwagen und gewann.[28]
Geschäftsmann ab 1990
Ende 1989 löste Melkus den Gesellschaftsanteil des Staates an seinem Fahrschulbetrieb für 84.000 DM aus, woraufhin er wieder Privatunternehmer wurde. Der Verfall seiner Fahrschule war jedoch durch den Weggang der Fahrlehrer nicht mehr aufzuhalten, sodass die Fahrschule 1992 an einen anderen Nutzer verkauft wurde.[29] Melkus' Werkstattbereich war bereits im Dezember 1989 in einen Autohandel mit KfZ-Werkstatt umgewandelt worden und es bestanden erste Kontakte BMW. Im Mai 1990 eröffnete Melkus als Mitgeschäftsführer und Vertragshändler auf der Leipziger Straße das erste BMW-Autohaus in der DDR. 1994 ließ das Unternehmen für 7,5 Millionen DM in Bühlau ein neues Autohaus errichten, dem auch ein Gebrauchtwagenhandel angeschlossen war. Seit Juni 2004 ist das Autohaus auch offizieller Vertragshändler der Lotus Cars Ltd.[30] 2006 ging das Autohaus unter dem Namen Melkus an einen neuen Gesellschafter über.[31]
Im Jahr 2005 verschlechterte sich der Gesundheitszustand von Heinz Melkus. Er starb am 5. September 2005 im Alter von 78 Jahren und wurde auf dem Friedhof in Bühlau beigesetzt.[32]
Familie
Heinz Melkus war seit 1949 mit der Lehrerin Johanna (Hanni) Lemke verheiratet.[6] Aus der Ehe gingen zwei Söhne hervor. Ulli Melkus, geboren 1950, wurde wie sein Vater Rennfahrer. Er verunglückte 1990 bei einem Verkehrsunfall tödlich. Peter Melkus wurde 1954 geboren und stieg ebenfalls in die Fußstapfen des Vaters.
Formel-Statistik
Pokal für Frieden und Freundschaft
Saison | Team | Rennwagen | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | Punkte | Rang |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1970[33] | MC Post Dresden | Melkus 64 | ![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
28 | 4. | |
5 | 3 | DNF | 4 | ||||||
1971 | MC Post Dresden | Melkus 64 | ? | ![]() |
? | ? | ? | 3. | |
? | 2 | ? | ? | ||||||
1972 | MC Post Dresden | Melkus 64 | ![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
? | 1. | |
5 | 1 | 8 | 7 | ||||||
1973 | MC Post Dresden | Melkus 64 | ![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
? | 4. |
3 | 7 | 4 | 4 | 5 |
DDR-Meisterschaft
Formel 2 1952–1954
Saison | Team | Rennwagen | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | Punkte | Rang |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1952 | BSG Niedersedlitz | Veritas | ![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
2 | 6. | ||
DNA | DNS | 8 | 6 |
Formel 3 1955–1958
Saison | Team | Rennwagen | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | Punkte | Rang |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1955[34] | BSG Post Dresden | Post-J.A.P. | ![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
4 | 4. | ||
2 | DNF | 4 | DNF | |||||||
1956[35] | BSG Post Dresden | Post-J.A.P. | ![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
0,5 | 3. | ||
? | DNF | DNF | DNF | |||||||
1957[36] | BSG Post Dresden | Post-J.A.P. | ![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
4 | 3. | ||
DNF | DNF | 5 | DNF | |||||||
1958[37] | MC Post Dresden | Post-J.A.P. | ![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
16 | 1.[A 1] |
5 | 2 | 3 | 2[A 2] | 8 | DNF |
Formel Junior 1959–1963
1959 fanden keine Meisterschaftsläufe statt.
Saison | Team | Rennwagen | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | Punkte | Rang |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1960[38] | MC Post Dresden | Melkus 60 | ![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
22 | 1. |
1 | DNF | 2 | 1 | 4 | 3 | |||||
1961[39] | MC Post Dresden | Melkus 61 | ![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
22 | 2. |
3 | 1 | 3 | 1 | 2 | 4 | |||||
1962[40] | MC Post Dresden | Melkus 62 | ![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
20 | 2. |
5 | 4 | 3 | 3 | 6 | 3 | |||||
1963[41] | MC Post Dresden | Melkus 63 | ![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
6 | 7. |
DNF | DNF | 4 | 11 | 6 | 3 |
Formel 3 1964–1971
Saison | Team | Rennwagen | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | Punkte | Rang |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1964[42] | MC Post Dresden | Melkus 64 | ![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
26 | 2. |
3 | 2 | DNF | 1 | 9 | DNF | |||||
1965[43] | MC Post Dresden | Melkus 64 | ![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
18 | 3. |
DNF | DNS | 4 | 5 | 4 | DNF | |||||
1966[44] | MC Post Dresden | Melkus 64 | ![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
18 | 4. |
1 | 1 | 16 | 2 | 3 | DNF | |||||
1967[45] | MC Post Dresden | Melkus 64 | ![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
46 | 1. |
3 | 5 | 1 | 1 | 10 | 1 | |||||
1968[46] | MC Post Dresden | Melkus 64 | ![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
28 | 1. | ||
3 | 2 | 1 | 2 | |||||||
1969[47] | MC Post Dresden | Melkus 64 | ![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
18 | 2. | ||
2 | 2 | 1 | DNF | |||||||
1970[48] | MC Post Dresden | Melkus 64 | ![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
22 | 2. | |
3 | DNS | 2 | 6 | 3 | ||||||
1971[49] | MC Post Dresden | Melkus 64 | ![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
30 | 2. | |
1 | 1 | 3 | 5 | 2 |
Formel C9 1972–1973
Saison | Team | Rennwagen | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | Punkte | Rang |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1972[50] | MC Post Dresden | Melkus 64 | ![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
22 | 1. |
1 | ? | 5 | 2 | 2 | |||||
1973[51] | MC Post Dresden | Melkus 64 | ![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
?? | 3. |
4 | ? | 3 | 3 | 3 |
Formel-Gaststarts
Formel B8 1977–1980
In der Formel B8 bestritt Melkus drei Gaststarts.
Saison | Team | Rennwagen | 1 | 2 | Punkte | Rang |
---|---|---|---|---|---|---|
1977 | ? | SEG MT77 | ![]() |
![]() |
? | ? |
4 | 3 | |||||
1980 | ? | SEG MT77 | ![]() |
? | ? | |
1 |
Literatur
- Wolfang Melenk, Mike Jordan: Rennsportlegende Heinz Melkus. Lebenswerk und Sportkarriere des Dresdner Automobilkonstrukteurs und Autorennfahrers. Delius Klasing, Bielefeld 2008, ISBN 978-3-7688-5792-5.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Melenk/Jordan S. 6.
- ↑ Melenk/Jordan S. 7.
- ↑ Melenk/Jordan S. 8.
- ↑ Melenk/Jordan S. 9.
- ↑ Melenk/Jordan S. 10.
- ↑ a b Melenk/Jordan S. 11.
- ↑ Melenk/Jordan S. 12.
- ↑ Melenk/Jordan S. 13.
- ↑ Melenk/Jordan S. 14–16.
- ↑ Melenk/Jordan S. 17.
- ↑ Melenk/Jordan S. 20.
- ↑ Melenk/Jordan S. 126.
- ↑ Melenk/Jordan S. 21–24.
- ↑ Melenk/Jordan S. 25–26.
- ↑ Melenk/Jordan S. 28.
- ↑ Melenk/Jordan S. 27.
- ↑ Melenk/Jordan S. 32-38.
- ↑ Melenk/Jordan S. 39–41.
- ↑ Melenk/Jordan S. 42.
- ↑ Melenk/Jordan S. 44.
- ↑ Melenk/Jordan S. 45–46.
- ↑ Melenk/Jordan S. 49–51.
- ↑ Melenk/Jordan S. 52–55.
- ↑ Melenk/Jordan S. 56–59.
- ↑ Melenk/Jordan S. 61.
- ↑ Melenk/Jordan S. 62–63.
- ↑ Melenk/Jordan S. 14.
- ↑ Melenk/Jordan S. 88–90.
- ↑ Melenk/Jordan S. 31–32.
- ↑ Melenk/Jordan S. 100–102.
- ↑ Melenk/Jordan S. 105.
- ↑ Melenk/Jordan S. 104.
- ↑ Ray Purucker: Motorsport in Osteuropa 1970. http://www.puru.de, abgerufen am 5. Dezember 2014.
- ↑ Saison 1955. http://www.formel3guide.com, abgerufen am 3. Dezember 2014.
- ↑ Saison 1956. http://www.formel3guide.com, abgerufen am 3. Dezember 2014.
- ↑ Saison 1957. http://www.formel3guide.com, abgerufen am 3. Dezember 2014.
- ↑ Saison 1958. http://www.formel3guide.com, abgerufen am 3. Dezember 2014.
- ↑ Saison 1960. http://www.formel3guide.com, abgerufen am 4. Dezember 2014.
- ↑ Saison 1961. http://www.formel3guide.com, abgerufen am 4. Dezember 2014.
- ↑ Saison 1962. http://www.formel3guide.com, abgerufen am 4. Dezember 2014.
- ↑ Saison 1963. http://www.formel3guide.com, abgerufen am 4. Dezember 2014.
- ↑ Saison 1964. http://www.formel3guide.com, abgerufen am 4. Dezember 2014.
- ↑ Saison 1965. http://www.formel3guide.com, abgerufen am 4. Dezember 2014.
- ↑ Saison 1966. http://www.formel3guide.com, abgerufen am 4. Dezember 2014.
- ↑ Saison 1967. http://www.formel3guide.com, abgerufen am 4. Dezember 2014.
- ↑ Saison 1968. http://www.formel3guide.com, abgerufen am 4. Dezember 2014.
- ↑ Saison 1969. http://www.formel3guide.com, abgerufen am 4. Dezember 2014.
- ↑ Saison 1970. http://www.formel3guide.com, abgerufen am 4. Dezember 2014.
- ↑ Saison 1971. http://www.formel3guide.com, abgerufen am 4. Dezember 2014.
- ↑ Ray Purucker: Saison 1972. http://www.puru.de, abgerufen am 5. Dezember 2014.
- ↑ Ray Purucker: Saison 1973. http://www.puru.de, abgerufen am 5. Dezember 2014.
Anmerkungen
- ↑ Melkus und Willy Lehmann waren nach dem letzten Rennen punktgleich. Aufgrund der besserer Gesamtplatzierungen wurde Melkus zum Meister erklärt.
- ↑ Der erste Start wurde wegen Regens abgebrochen. Der zweite Start wurde nicht mehr als Meisterschaftslauf gewertet.
Personendaten | |
---|---|
NAME | Melkus, Heinz |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Automobilrennfahrer und Konstrukteur von Rennwagen |
GEBURTSDATUM | 20. April 1928 |
GEBURTSORT | Dresden |
STERBEDATUM | 5. September 2005 |
STERBEORT | Dresden |