Jenbach
Marktgemeinde Jenbach
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Wappen | Österreichkarte | |
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Basisdaten | ||
Staat: | ![]() | |
Land: | ![]() | |
Politischer Bezirk: | Schwaz | |
Kfz-Kennzeichen: | SZ | |
Fläche: | 15,23 km² | |
Koordinaten: | 47° 24′ N, 11° 47′ O | |
Höhe: | 563 m ü. A. | |
Einwohner: | 7.600 (1. Jän. 2024) | |
Bevölkerungsdichte: | 499 Einw. pro km² | |
Postleitzahl: | 6200 | |
Vorwahl: | 05244 | |
Gemeindekennziffer: | 7 09 17 | |
NUTS-Region | AT335 | |
Adresse der Gemeinde- verwaltung: |
Südtiroler Platz 2 6200 Jenbach | |
Website: | ||
Politik | ||
Bürgermeister: | Dietmar Wallner[1] (ÖVP) | |
Gemeinderat: (Wahljahr: 2010) (19 Mitglieder) |
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Lage von Jenbach im Bezirk Schwaz | ||
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![]() Gemeindeamt von Jenbach | ||
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria |
Jenbach ist eine Marktgemeinde mit 7600 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2024) im Bezirk Schwaz, Tirol, Österreich. Die Gemeinde liegt im Gerichtsbezirk Schwaz.
Geografie
Lage
Jenbach liegt im Unterinntal 36 km östlich der Landeshauptstadt Innsbruck zwischen den Ausläufern des Karwendelgebirges und dem Rofangebirge, südlich des Achensees. Touristisch gehört Jenbach zur Silberregion Karwendel.
Nachbargemeinden
Buch in Tirol, Eben am Achensee, Stans, Wiesing
Etymologie
Unter Ortsansäßigen wird oft angenommen, der Ortsname leite sich von „Jenseits des Baches“ ab, aufgrund des ähnlichen Wortlautes. Frühere Namen Jenbachs, wie Umbach oder Ymbach, deuten jedoch auf eine andere Möglichkeit hin, nämlich dass sich „Jenbach“ von „Um den Bach [herum]“ ableitet, was mit der Geschichte Jenbachs als eine Siedlung am Bach gut vereinbar wäre. Die Schreibweise „Innbach“ vom Fluss Inn ist eine weitere Theorie für die Namensherkunft [2]. Eine eindeutige Herkunftsfeststellung kann jedoch nicht getroffen werden.
Geschichte
Vor- und Frühgeschichte
In Jenbach konnten Besiedelungen aus dem Ende der frühen Bronzezeit und aus der frühen La-Tène-Zeit nachgewiesen werden.
Erstmalige Erwähnung und Mittelalter
Das erste Mal wurde Jenbach in einer Urkunde von 1269 erwähnt. Ab 1410 entstanden in Jenbach - unter Führung der Fugger - Schmelzhütten für die Verhüttung von Silber und Kupfer vom Schwazer Erzberg.
Neuzeit
Nach dem Versiegen des Erzreichtums bei Schwaz und der Stilllegung der Kupfer- und Silberhütte wurde ab 1685 eine Eisenhütte betrieben. Diese war 1773/74 bis auf ein Drittelanteil auf das Ärar übergegangen; 1865 wurde der Staat Alleinbesitzer. 1870 wurde die Hütte an die „Salzburg-Tiroler-Montangesellschaft“ verkauft. 1881 erwarben Julius & Theodor Reitlinger um 75.000 Gulden im dritten Anlauf von dieser Gesellschaft das Werk und modernisierten es. Unter anderem wurde eine Drahtseilbahn zur Erzförderung auf die Schwader errichtet. Ab 1916 übernahm der Sohn von Julius, Friedrich Reitlinger, den Betrieb.
Zeit des Nationalsozialismus
1938, nach dem Suizid Friedrich Reitlingers, im Zuge des Anschlusses, ging das Werk zunächst in Staatsbesitz über und wurde 1939 an Ernst Heinkel verkauft („arisiert“).
Zweiter Weltkrieg
Am 22. Februar 1945 warfen im Rahmen der alliierten Operation Clarion (deutsch: Fanfarenstoss) sechs B-24 Liberator-Bomber rund 12 t Bomben auf das Primärziel, den Güterbahnhof, um Bewegungen der Reichsbahn (z. B. Truppennachschub) in Deutschland und Österreich für die bevorstehende Invasion zu unterbinden[3]. Fünf Tage später, beim 2. Bombenangriff, warfen um 14:20 Uhr sieben B-24 Bomber der 12. US-Luftflotte rund 19 t Bomben wieder auf den Bahnhof und auf das Gelände der kriegswirtschaftlich nicht bedeutsamen Sensen-Union. Vermutlich wurde deren großes Betriebsgelände mit den ortsansässigen und strategisch wichtigen Heinkel-Flugzeugwerken verwechselt. Heinkel in Jenbach lieferte unter anderem Zubehörteile für den Raketenjäger Me-163, die V1-Flugbombe und die V2-Rakete. Der Bahnhof von Jenbach war nur ein Ausweichziel des Luftangriffs auf Augsburg. Es kamen dabei acht Menschen um und 35 Häuser wurden zum Teil schwer beschädigt [4]. Im April 1945 strömten vor der in Süddeutschland schnell vorrückenden Französischen Befreiungsarmee (CC1 bis CC5) unter General Charles de Gaulle immer mehr versprengte SS-Einheiten, unter ihnen auch der Generalstab Heinrich Himmlers, nach Jenbach und suchten in den Alpentäler Schutz in der angeblich vorhandenen Alpenfestung. Sie verbreiteten alleine schon durch die bloße Anzahl und ihre fanatische Entschlossenheit „bis zur letzten Kugel zu kämpfen“ Angst und Schrecken im Dorf. [5]. Am 20. April 1945 erfolgte der letzte schwere Luftangriff, eine Kombination aus Bordwaffenbeschuss von mittleren Bombern der 75th Wing der USAAF und Bombenabwürfen mit „Fliegenden Festungen“ Boeing B-17, bei denen es aber zum Glück keine Personenschäden gab[6].
Nachkriegszeit bis heute
Die Heinkel-Werke wurden nach 1945 nicht restituiert, sondern verblieben bis 1955 unter „öffentlicher Verwaltung“. 1959 wurde die „Jenbacher Werke Aktiengesellschaft“ gegründet, die an der Wiener Börse notierte. Die Firma stellte nun unter anderem Lokomotiven und Dieselmotoren her. 1998 erfolgte ein Besitzerwechsel und eine Namensänderung in „JENBACHER AG“. 2003 wurde die AG von General Electric (GE) übernommen. Die jetzige „GE Jenbacher AG“ ist Weltmarktführer in der Herstellung von Gasmotoren zur dezentralen Stromgewinnung und Blockheizkraftwerken (BHKW) im Bereich von 0,3 - 3 MW (Megawatt).
Im Jahr 2006 ist die Gemeinde dem Klimabündnis Tirol beigetreten.
Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung

Kultur und Sehenswürdigkeiten
Wirtschaft und Verkehr

Wirtschaftliche Bedeutung hat der Ort heute durch die GE Jenbacher, Siko Solar, TIWAG, Katzenberger, Gubert (Beton) und Holz Binder. Im 20. Jahrhundert erzeugten die Jenbacher Werke Eisenbahnwaggons, Diesellokomotiven, Kompressoren u. v. a. Heute werden in der GE Jenbacher praktisch nur noch Blockheizkraftwerke bzw. Gasmotoren erzeugt und in die ganze Welt exportiert. Siko Solar und TIWAG beschäftigen sich mit Energie. Katzenberger und Gubert stellen Beton und Betonfertigteile her. Holz Binder stellt vor allem Leimbinder für Dachkonstruktionen her. Der „Kasbach“ dient einigen Kleinkraftwerken zur Stromversorgung.
Jenbach hat u. a. eine HTL für Gebäudetechnik, Maschinenbau und Wirtschaftsingenieurwesen.
Der Bahnhof Jenbach ist Schnellzugshalt und hat als Besonderheit Bahnstrecken in drei verschiedenen Spurweiten:
- 1435 mm (Normalspur) der ÖBB-Hauptbahn (Unterinntalbahn)
- 1000 mm der Achenseebahn
- 760 mm der Zillertalbahn
Persönlichkeiten
- Anton Blünegger (* 1940), Politiker, Gemeinderat in Jenbach
- Sigmund Haffner (1699–1772), Politiker
- Roland Hattenberger (* 1948), Fußballspieler
- Alois Leitner (* 1924), Politiker und Bauernbunddirektor
- Wolfgang Meixner (* 1961), Historiker
- Simon Moser (1901–1988), Philosoph
- Johann Georg Obrist (1843–1901), Philologe, Lehrer und Dichter
- Ernst Pfretzschner (1882–1943), Architekt
- Norbert Pfretzschner (1850–1927), Bildhauer und Schriftsteller
- Norbert Pfretzschner senior (1817–1905), Politiker und Erfinder
- Hans Pontiller (1887–1970), Bildhauer
- Friedrich Reitlinger (1877–1938), Industrieller, Betriebsleiter der Jenbacher Werke
- Ernst Schmid (* 1958), Schriftsteller
Weblinks
- Geschichte-Tirol: Jenbach
- Informationen des örtlichen Tourismusverbands über Jenbach
- 70917 – Jenbach. Gemeindedaten der Statistik Austria
Einzelnachweise und Quellen
- ↑ http://tirol.orf.at/news/stories/2571868/
- ↑ http://www.jenbach.at/gemeindeamt/html/13_Namenskunde-Historisches.pdf
- ↑ Thomas Albrich/Arno Giesinger: Im Bombenkrieg, Tirol und Vorarlberg, 1943 – 1945, Seite 244
- ↑ Thomas Albrich/Arno Giesinger: Im Bombenkrieg, Tirol und Vorarlberg, 1943 – 1945, ISBN 3-85218-087-2, 9783852180878, Seite 245
- ↑ Gemeindechronik von Jenbach
- ↑ Thomas Albrich/Arno Giesinger: Im Bombenkrieg, Tirol und Vorarlberg, 1943 – 1945, Seite 253