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Ar-Raqqa

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Ar-Raqqah oder auch ar-Raqqa umschrieben (in der Antike Callinicum oder auch Kallinikos) ist eine Großstadt in der gleichnamigen Provinz im Nordosten Syriens am Euphrat. Es gehört zur historischen Landschaft Jazira (Nordmesopotamien) und dort zur Region Diyar Mudar.

In altorientalischer Zeit hieß die Stadt Tuttul. Ein Siedlungshügel östlich von ar-Raqqah, Tall Bi'a genannt, birgt noch heute die Ruinen dieser Stadt.

Die hellenistische Stadt Kallinikos gehörte erst dem Seleukiden-, dann dem Partherreich an; seit dem Jahr 195 n.Chr. gehörte die Gegend des Euphratbogens, in der die Stadt liegt, offiziell zum Römischen Reich.

In der Spätantike war Kallinikos ein wichtiger römischer Handels- und Grenzort zum Persien. 388 stürmte hier eine aufgebrachte Menge Christen die örtliche Synagoge und steckte sie in Brand, was zu einer Konfrontation zwischen Kaiser Theodosius I., der gegen die Brandstifter vorgehen wollte, und Ambrosius von Mailand führte. Ein Grund für diesen Akt ist möglicherweise darin zu sehen, dass Jahre zuvor der Sassanidenkönig Schapur II. eine grausame Christenverfolgung initiiert hatte, an der auch Juden mitwirkten. Der oströmische General Belisar erlitt bei Callinicum 531 eine empfindliche Niederlage gegen die Perser.

Im Jahr 635 eroberten die Araber die Region. Im Jahr 770 baute der Kalif al-Mansur baute die Stadt zu einem Stützpunkt gegen Byzanz aus. Harun ar-Raschid machte es zu seiner Residenz. Al-Battani führte hier Anfang des 9. Jahrhunderts astronomische Beobachtungen durch. Die Mongolen zerstörten ar-Raqqah, nachdem sie 1258 das Zweistromland eroberten. Danach war die Stadt verödet. Im Jahr 1516 wurde ar-Raqqah osmanisch. Später wurde sie dem Vilayet Aleppo zugeordnet. Nach der türkischen Niederlage im Ersten Weltkrieg kam es zum französischen Mandatsgebiet Syrien, das 1944 seine Unabhängigkeit erhielt.

Heute ist ar-Raqqah mit rund 200.000 Einwohner die sechstgrößte Stadt Syriens. Etwas westlich der Stadt wurde der Euphrat durch den Assad-Staudamm aufgestaut. Ar-Raqqah liegt an der Straßen- und Bahnverbindung von Dayr az-Zawr nach Aleppo.