Erneuerbare Wärme


Als erneuerbare Wärme bezeichnet man die thermische Energie für Heizen, Kühlen und Warmwasserbereitung, die durch erneuerbare Energien wie Geothermie, Solarthermie oder Bioenergie gewonnen wird. Zudem wird die indirekte Nutzung der Sonnenenergie durch Solararchitektur hinzugezählt. Die Umstellung der traditionellen Wärmeversorgung durch fossile Energieträger wie Kohle, Erdöl und Erdgas auf erneuerbare Energien ist Teil der politisch angestrebten Energiewende und wird als „Wärmewende“ bezeichnet.[1]
Entwicklung
Der Wärmesektor benötigt ca. 40 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs und verursacht ca. 20 Prozent der CO2-Emissionen in Deutschland.[1] Der flächenspezifische Heizenergiebedarf von Mehrfamilienhäusern sank dabei zwischen 2003 und 2013 um 16 Prozent, während jedoch aufgrund Flächenvergrößerungen der absolute Heizenergiebedarf insgesamt nur um 9,7 Prozent sank und seit 2008 aufgrund nachlassender Effizienzgewinne konstant blieb. Gleichzeitig ist die Heizkostenbelastung der Haushalte gestiegen, da der Anstieg der Öl- und Gaspreise schneller voranschritt als die Einsparerfolge.[2]
Im Jahr 2013 deckten Erneuerbare Energien ca. 9 Prozent des gesamten deutschen Wärmebedarfs. Über 300.000 Holzpelletheizungen, knapp 500.000 Wärmepumpen und etwa 1,8 Millionen Solarthermieanlagen sind in bzw. auf deutschen Häusern installiert.[3] Im Zuge der Energiewende soll dieser Anteil nach Zielen der Bundesregierung bis 2020 auf 14 Prozent erhöht werden. Bis zum Jahr 2050 soll der Gebäudebestand nahezu klimaneutral sein. Dazu müssen der Energieverbrauch der Gebäude adäquat gesenkt und gleichzeitig der Ausbau erneuerbarer Energien zur Wärmenutzung vorangetrieben werden.[4] Allerdings verläuft die Entwicklung zuletzt eher schleppend. Nur eine von fünf Heizungen entspricht in Deutschland heute dem Stand der Technik. Die Investitionen in Erneuerbare Energien im Gebäudesektor sind sogar rückläufig, so das Bundesumweltministerium.[1]
Unter günstigen politischen Rahmenbedingungen erwartet der Bundesverband Erneuerbare Energie laut Branchenprognose einen Anteil von 25 Prozent erneuerbarer Energien an der Wärmeversorgung bis 2020, was ca. 221 Terawattstunden Wärme entspricht. Hinzu kommt der im Wärmesektor verwendete Strom aus Erneuerbaren Energien (67 Terawattstunden). Damit würden jährlich CO2-Emissionen von ca. 57 Millionen Tonnen und Umweltschäden von ca. 4 Milliarden Euro vermieden sowie die volkswirtschaftlichen Kosten für Energieimporte um 16 Milliarden Euro reduziert.[5] Nach Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung können Investitionen im Wärmesektor von insgesamt 9 Milliarden Euro bis 2020 die Energiekosten um 11 Milliarden Euro verringern und 30.000 Arbeitsplätze schaffen. Die Kosten für fossile Energien hätten sich von 2002 bis 2012 auf rund 1 Billion Euro summiert.[6]
Nach Ansicht des Bundesverbands Erneuerbare Energie muss Kraft-Wärme-Kopplung ausgebaut werden, vor allem mit Biomasse und Geothermie sowie Wasserstoff aus Ökostrom, um die politisch angestrebten Ziele zur Reduktion von Kohlendioxid zu erreichen. Der Einsatz von Solarthermie und Wärmepumpen soll bis 2020 verdoppelt werden.[6]
Rechtliche Grundlagen
Die rechtlichen Rahmenbedingungen für erneuerbare Wärme sind im Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz festgelegt, das am 1. Januar 2009 als Teil des Integrierten Energie- und Klimaprogramms in Kraft trat.[7]. Es führte erstmals eine Pflicht zur Verwendung von erneuerbaren Energien in Neubauten ein. Zweck des Gesetzes ist es, „im Interesse des Klimaschutzes, der Schonung fossiler Ressourcen und der Minderung der Abhängigkeit von Energieimporten eine nachhaltige Entwicklung der Wärme- und Kälteversorgung zu ermöglichen und die Weiterentwicklung der Technologien zur Nutzung erneuerbarer Energien zu fördern“.[7]
Die EU-Richtlinie 2009/28/EG (Erneuerbare-Energien-Richtlinie) vom 23. April 2009 schreibt ebenfalls u. a. die Einführung einer Nutzungspflicht für erneuerbare Energien bei der Wärme- und Kälteerzeugung sowohl für Neubauten als auch unter bestimmten Voraussetzungen für den Gebäudebestand vor.
Staatliche Förderung
In Deutschland werden über das CO2-Gebäudesanierungsprogramm vergünstigte Kredite für die energetische Sanierung von Gebäuden vergeben. In diesem Rahmen sind zwischen 2006 und 2013 ca. 3,4 Millionen Wohnungen saniert worden, was einem Investitionsvolumen von ca. 150 Milliarden Euro entspricht. Damit löste ein Euro staatliche Förderung private Investitionen von 12 Euro aus. Die Sanierungsquote liegt derzeit bei 1 Prozent. Das Bundesumweltministerium strebt eine Verdopplung der Quote an.[1][8]
Das Marktanreizprogramm fördert die Umstellung fossil betriebener Heizungen auf Solarthermie, Bioenergie und Wärmepumpen. Über das Programm sind seit 2012 rund 1,5 Millionen Anlagen gefördert worden.[9]
Kosten
Privathaushalte können im Vergleich zu Ölheizungen Betriebskosten sparen, wie Vergleichsberechnungen belegen. Nach Angaben des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) wurden im Jahr 2009 durchschnittlich 595 Euro je Haushalt an verbrauchsgebundenen Heizkosten eingespart, was Gesamtentlastungen von 2,56 Milliarden Euro im Vergleich zu fossil befeuerten Heizungen entsprach.[10]
Nach Angaben der Agentur für Erneuerbare Energien belief sich der Kostenanteil für Heizöl auf 35 Prozent der gesamten Energiekosten eines typischen Privathaushalts (im Vergleich zu 25 Prozent für Strom, 40 Prozent für Treibstoffe). Die Heizölkosten haben sich demnach seit 2000 bis 2013 verdoppelt. Erdgas hat sich im selben Zeitraum um 70 Prozent verteuert. Aufgrund steigender Öl- und Gaspreise lassen sich Wärmepumpen, Pelletheizungen und Solarwärmeanlagen demnach trotz höherer Anschaffungskosten wirtschaftlicher darstellen als Öl- und Gasheizungen, aufgrund niedrigerer verbrauchsgebundener Kosten.[11] Dies bestätigen Berechnungen von ZDF WISO. [12]
Weblinks
- Studie zu Flexibilitätsreserven aus dem Wärmemarkt durchgeführt vom IFAM im Auftrag des BEE und des AGFW (PDF; 16,1 MB).
- Ausbauprognose der Erneuerbare-Energien-Branche: Wärmeversorgung 2020 (PDF; 2 MB).
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Energiewende braucht Wärmewende. Bundesregierung, 28. Januar 2014, abgerufen am 6. September 2014.
- ↑ DIW: Wärmemonitor Deutschland 2013: Heizenergieverbrauch sinkt, Kosten steigen. 9.10.2014
- ↑ Wärme. Agentur für Erneuerbare Energie, abgerufen am 6. September 2014.
- ↑ Energiewende weiter voranbringen. Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, 1. September 2014, abgerufen am 6. September 2014.
- ↑ Branchenprognose Wärmeversorgung 2020. Bundesverband Erneuerbare Energie e.V. (BEE), abgerufen am 6. September 2014.
- ↑ a b Wissenschaftler und BEE fordern Wärmewende. Bundesverband Erneuerbare Energie e.V. (BEE), 24. August 2014, abgerufen am 6. September 2014.
- ↑ a b Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, abgerufen am 6. September 2014.
- ↑ CO2-Gebäudesanierung – energieeffizient Bauen und Sanieren. Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, abgerufen am 6. September 2014.
- ↑ Heizen mit Erneuerbaren Energien BAFA, abgerufen am 6. September 2014.
- ↑ Andreas Püttner, Frank Musiol: Haushalte können mit erneuerbarer Wärme jedes Jahr hunderte Euro sparen. Kurzstudie Update 2009. Stuttgart, Oktober 20102.
- ↑ Fossile Brennstoffe sind Kostentreiber Nummer eins. AEE-Pressemitteilung, 12. November 2013.
- ↑ Video Wiso: Teure Heizkosten vermeiden in der ZDFmediathek, abgerufen am 26. Januar 2014.