Bahnstrecke Vejprty–Annaberg-Buchholz unt Bf
Vejprty–Annaberg-Buchholz unt Bf | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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![]() Ausschnitt der Streckenkarte Sachsen von 1902 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Streckennummer: | 6623; sä. WA | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Kursbuchstrecke (DB): | 517 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Streckenlänge: | 19,016 km | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Spurweite: | 1435 mm (Normalspur) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Streckenklasse: | C3[1] | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Maximale Neigung: | 18,2 ‰ | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Minimaler Radius: | 180 m | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Streckengeschwindigkeit: | 60 km/h | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Die Bahnstrecke Vejprty–Annaberg-Buchholz unt Bf ist eine Nebenbahn in Tschechien und Sachsen. Die Strecke schließt in Vejprty (Weipert) an die Strecke Bahnstrecke Chomutov–Vejprty an, überquert die tschechisch-deutsche Staatsgrenze und führt über Cranzahl nach Annaberg-Buchholz. Sie gehört seit 2001 zum DB-Regionetz Erzgebirgsbahn.
Geschichte
Vorgeschichte und Bau
Schon mit der Inbetriebnahme der Chemnitz-Annaberger Bahn setzte sich das „Annaberger Eisenbahncomitee“ für eine Fortsetzung über den Erzgebirgskamm nach Böhmen ein. Zu jener Zeit bestand auf der Südseite des Erzgebirges nur die Strecke der Aussig-Teplitzer Eisenbahn. Das Annaberger Komitee erwirkte schließlich am 28. August 1865 von der österreichischen Regierung die Erteilung einer Konzession für eine „Sächsisch-Böhmische Verbindungsbahn“ zum Anschluss an die Buschtěhrader Eisenbahn bei Katschitz.[2] Der Deutsche Krieg von 1866 verhinderte jedoch eine Realisierung, sodass die Konzession wieder erlosch.
Am 1. Juli 1868 erhielt die Buschtěhrader Eisenbahn eine neue Konzession für eine Strecke Komotau–Weipert, die zusammen mit der Linie von Prag über Komotau nach Eger genehmigt wurde.[3] Am 29. September 1869 schloss Österreich mit Sachsen einen Staatsvertrag, der die Realisierung der „Eisenbahnanschlüsse an der böhmisch-sächsischen Grenze bei Weipert, Georgswalde und Warnsdorf“ zum Inhalt hatte. Sachsen verpflichtete sich nun, die Strecke von Weipert bis Annaberg bis zum 1. Juli 1871 fertigzustellen. Wenn sich kein privater Investor für den Streckenbau finden sollte, war ein Bau auf Staatskosten vorgesehen.[4]
Für den Streckenbau auf sächsischem Gebiet gründete das Annaberger Eisenbahnkomitee die Gesellschaft der Sächsisch-Böhmischen Verbindungsbahn Annaberg–Weipert, die am 19. April 1870 die Konzession für den Streckenbau von der Landesgrenze nach Annaberg erhielt. Der Deutsch-Französische Krieg, aber auch der strenge Winter von 1870/1871 verzögerten die für 1871 vorgesehene Fertigstellung der Verbindung mehrfach.
Die Buschtěhrader Eisenbahn eröffnete schließlich die Strecke Komotau–Weipert am 1. August 1872. Drei Tage später – am 3. August 1872 – ging auch die Strecke Weipert–Annaberg für den Allgemeinverkehr in Betrieb.[5] Den Betrieb übernahmen die Königlich Sächsische Staatseisenbahnen mit ihren Betriebsmitteln gegen 50 Prozent der Bruttoeinnahmen. Der im Eigentum der Buschtěhrader Eisenbahn stehende Abschnitt Weipert–Landesgrenze wurde auf Pachtbasis betrieben.
Betrieb bis 1945

Bis zum Bau der Strecke über Reitzenhain war die Trasse über Weipert die einzige den Erzgebirgskamm überquerende Eisenbahnverbindung. Als diese am 23. August 1875 in Betrieb ging, verlor die Strecke über Weipert einen erheblichen Teil des Durchgangsverkehrs. Die nun unrentabel gewordene Verbindung wurde am 12. August 1878 vom sächsischen Staat erworben. Die Gesellschaft der Sächsisch-Böhmischen Verbindungsbahn Annaberg–Weipert wurde aufgelöst.
Trotz der Weiterführung der Bahn über die Landesgrenze erfolgte bis 1945 kein durchgängiger Reisezugverkehr zwischen Chemnitz und Komotau. Alle Züge von Chemnitz endeten im Grenzbahnhof Weipert, wo in die Züge der Buschtěhrader Eisenbahn bzw. später der ČSD umgestiegen werden musste. Im Güterverkehr gab es durchgängige Züge, dabei fand in Weipert ein Lokwechsel statt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg
Nach dem Zweiten Weltkrieg kam der grenzüberschreitende Zugverkehr zum Erliegen. Alle Züge aus Richtung Flöha verkehrten nurmehr bis Bärenstein. Aus strategischen Gründen blieb die Gleisverbindung jedoch befahrbar. Bis auf einzelne Dienstfahrten – etwa für Schneeräumeinsätze – fand jedoch kein Zugverkehr mehr statt.
Ab den 1970er Jahren plante die Deutsche Reichsbahn die Einstellung des Zugverkehrs auf dem Abschnitt Bärenstein–Cranzahl. Die Ölkrise von 1981 und die Verlagerung des Wagenladungsverkehr von Jöhstadt nach Bärenstein infolge der Stilllegung der Schmalspurbahn Wolkenstein–Jöhstadt ließen diesen Plan jedoch obsolet werden. In den 1980er Jahren verkehrten zwischen Bärenstein und Cranzahl werktags nur noch vier Reisezugpaare, an Samstagen und Sonntagen nur zwei. Zwischen Cranzahl und Flöha gab es hingegen acht tägliche Fahrtmöglichkeiten, darunter eine Eilzugverbindung von und nach Leipzig Hbf.[6][7]
Neue Perspektiven
Neue Perspektiven erhielt die Strecke mit den politischen Umwälzungen in der DDR und in der Tschechoslowakei in den Jahren 1989 und 1990. Nach Jahrzehnten der Trennung war es der Wunsch beider Seiten, die alten traditionellen Verkehrsverbindungen über die Grenze zu erneuern. Schon ab dem Fahrplanwechsel im Juni 1991 sollten auf drei grenzüberschreitenden Strecken zwischen Sachsen und Böhmen wieder Reisezüge verkehren, darunter auch zwischen Vejprty und Bärenstein. Dieser Termin konnte nicht gehalten werden. Das größte Hindernis für einen fahrplanmäßigen Verkehr war die noch aus dem Eröffnungsjahr stammende Grenzbrücke, die nur noch für eine Achsfahrmasse von 15 Tonnen und eine Meterlast von 5,5 Tonnen zugelassen war. Im Juni 1992 stellte schließlich das sächsische Wirtschaftsministerium 250.000 DM bereit, um die notwendigsten Reparaturen an der Brücke durchführen zu können.

Am 1. August 1993 konnte der grenzüberschreitende Reisezugverkehr mit vier Zugpaaren in der Relation Chemnitz–Vejprty wieder aufgenommen werden. Wegen der Tonnagebegrenzung auf der Grenzbrücke war allerdings zunächst kein Güterverkehr möglich. Der Neubau der Brücke wurde schließlich mit Mitteln des EU-Förderprogramms „PHARE“ zwischen dem 14. April und dem 24. August 1997 realisiert. Seitdem ist die grenzüberschreitende Strecke auch für den Güterverkehr zugelassen.
Alle Reisezüge verkehren derzeit mit Dieseltriebwagen der Baureihe 642. Die Linie ist über Annaberg-Buchholz und Flöha hinaus nach Chemnitz durchgebunden, wo weitere Anschlüsse ins Umland bestehen. Die Züge verkehren zwischen Cranzahl und Chemnitz im Zweistundentakt. Am Wochenende verkehrt ein Ausflugszug in der Relation Leipzig–Chemnitz–Vejprty–Chomutov. Es gilt der Tarif des Verkehrsverbundes Mittelsachsen, für Fahrten über das Verbundgebiet hinaus der allgemeine Bahntarif. Seit 11. Dezember 2011 wird der Abschnitt zwischen Vejprty und Cranzahl nur noch an den Wochenenden mit drei Zugpaaren bedient. Werktags ruht dort der Reiseverkehr.[8] Zum Fahrplanwechsel am 14. Dezember 2014 wird der Reiseverkehr zwischen Vejprty und Cranzahl gänzlich eingestellt, gleichzeitig entfallen die touristisch orientierten Zugverbindungen zwischen Chemnitz und Chomutov.[9]
Im Güterverkehr wird die Strecke heute nur noch bedarfsweise befahren. Im April 2010 verkehrten mehrere Ganzzüge in Richtung Annaberg-Buchholz Süd und weiter nach Schwarzenberg, die im Bahnhof Vejprty mit Schotter für Gleisbaustellen beladen worden waren.[10]
Streckenbeschreibung
Verlauf

Die Strecke verlässt den Grenzbahnhof Vejprty in nördlicher Richtung, unmittelbar danach wird auf einem Viadukt der Pöhlbach und die Staatsgrenze überquert. Auf sächsischem Gebiet folgt die Trasse zunächst fast ohne Neigung dem einstigen Annaberger Floßgraben. Bei Königswalde ob Bf überwindet das Gleis in einem tiefen Einschnitt die Wasserscheide zum Sehmatal, um dann an dessen Flanke südwärts nach Cranzahl abzufallen. Die Sehma wird auf einem Viadukt überquert. Dann folgt die Strecke der Sehma nordwärts bis Annaberg-Buchholz.
Betriebsstellen
- Vejprty

Der Bahnhof Vejprty (bis 1945: Weipert) ist Grenzbahnhof zwischen Tschechien und Deutschland. Die einst umfangreichen Anlagen des Bahnhofes sind seit der Einstellung des grenzüberschreitenden Verkehrs nach 1945 in einem fortschreitenden Verfall begriffen. Das große Empfangsgebäude wurde im Frühjahr 2012 weitgehend abgerissen. Erhalten ist nur noch der nördliche, ehemals durch die sächsischen Beamten genutzte Flügel. Er wurde bereits 2008 renoviert. Vejprty ist auch im Jahr 2011 noch Tarifpunkt im Güterverkehr.
- Königswalde ob Bf
Von 1906 bis 1996 zweigte vom Bahnhof die Stichstrecke nach Annaberg-Buchholz ob Bf ab, sie diente fast ausschließlich dem Güterverkehr.
- Cranzahl

Am Bahnhof Cranzahl zweigt seit 1897 die Schmalspurbahn Cranzahl–Kurort Oberwiesenthal nach Oberwiesenthal ab.
- Annaberg-Buchholz Süd
Seit 1889 zweigt in Buchholz (heute Annaberg-Buchholz Süd) die als Sekundärbahn errichtete Bahnstrecke Annaberg-Buchholz–Schwarzenberg als Verbindungsstrecke zur Bahnstrecke Schwarzenberg–Zwickau in Richtung Aue (Sachs)–Zwickau ab. 1997 wurde der fahrplanmäßige Zugverkehr auf der Strecke eingestellt.
- Annaberg-Buchholz Mitte
Der Haltepunkt Annaberg-Buchholz Mitte (bis 1945: Buchholz (Sachs) Königstraße) wurde am 1. Oktober 1902 eröffnet. Er entstand nach Forderungen der Buchholzer Bürgerschaft nach einem stadtnäheren Haltepunkt. Von 1905 bis 1945 besaß die Betriebsstelle noch ein zweites Gleis, das auch für Zugkreuzungen genutzt wurde.[11]
- Annaberg-Buchholz unt Bf
Der Bahnhof Annaberg-Buchholz unt Bf (bis 1945: Annaberg (Erzgeb)) ist 1866 als damaliger Endpunkt der Chemnitz-Annaberger Bahn in Betrieb genommen worden. Die einst umfangreichen Anlagen des Bahnhofes wurden 2006 im Zuge der Streckensanierung bis auf zwei Hauptgleise zurückgebaut. Auf dem Gelände des Güterbahnhofes befindet sich heute ein Einkaufsmarkt.[12]
Literatur
- Siegfried Bergelt: Die Zschopautalbahn und ihre regelspurigen Zweigstrecken. 2. überarbeitete Auflage. Bildverlag Böttger, Witzschdorf 2005. ISBN 3-9806606-9-9.
- Danilo Grund: Der Eisenbahngrenzübergang Bärenstein (Erzgeb) – Weipert; in Preßkurier, Ausgabe Januar 2004 (Digitalisat )
- Erich Preuß, Rainer Preuß: Sächsische Staatseisenbahnen. transpress Verlagsgesellschaft mbH, Berlin 1991, ISBN 3-344-70700-0.
Weblinks
- Commons: Bahnstrecke Vejprty–Annaberg-Buchholz unt Bf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Fahrplan
- Verkehrsverbund Mittelsachsen
- Dem Triebwagenführer über die Schulter geschaut
- Bilder der Tunnelportale
- Zschopautalbahn und Abzweige
Einzelnachweise
- ↑ STREDA – Gesamtstreckenverzeichnis der DB AG; Stand: 1. Februar 2003
- ↑ Gesetz vom 7. August 1865
- ↑ Reichsgesetzblatt für das Kaisertum Österreich vom 17. Oktober 1868
- ↑ Reichsgesetzblatt für die im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder vom 12. Juli 1871
- ↑ (Sächsisch-böhmische Verbindungsbahn.) Das Vaterland, 1. August 1872 Digitalisat
- ↑ Winterfahrplan 1980/81 der Deutschen Reichsbahn, Kursbuchstrecke 420
- ↑ Jahresfahrplan 1988/89 der Deutschen Reichsbahn, Kursbuchstrecke 420
- ↑ Jahresfahrplan 2012 der Erzgebirgsbahn - gültig ab 11. Dezember 2011
- ↑ Erzgebirgsbahn.de: Jahresfahrplan Chemnitz-Flöha-Zschopau-Annaberg-Buchholz-Cranzahl, gültig ab 14. Dezember 2014, abgerufen am 23. November 2014
- ↑ http://erzgebirgsbahner.bplaced.net
- ↑ Siegfried Bergelt: Die Zschopautalbahn und ihre regelspurigen Zweigstrecken. 2. Auflage. Bildverlag Böttger, Witzschdorf 2005; S. 54
- ↑ Siegfried Bergelt: Die Zschopautalbahn und ihre regelspurigen Zweigstrecken. 2. Auflage. Bildverlag Böttger, Witzschdorf 2005; S. 53f