HK G36

G36 | |
---|---|
![]() | |
Allgemeine Information | |
Militärische Bezeichnung | G36 |
Einsatzland | siehe Nutzerstaaten |
Entwickler/Hersteller | Heckler & Koch |
Produktionszeit | seit 1997 |
Modellvarianten | siehe Modellvarianten |
Waffenkategorie | Sturmgewehr |
Technische Daten | |
Kaliber | 5,56 × 45 mm NATO |
Kadenz | 750 Schuss/min |
Anzahl Züge | 6 |
Drall | rechts |
Montagesystem | Picatinny-Schiene |
Verschluss | Drehkopfverschluss |
Ladeprinzip | Gasdrucklader |
Listen zum Thema |
Das Sturmgewehr G36 ist die Ordonnanzwaffe der Bundeswehr und Nachfolger des Gewehres G3, das ebenfalls von Heckler & Koch entwickelt und produziert wurde. Beim G36 bestehen wesentliche Bauteile aus glasfaserverstärktem Kunststoff[1] mit Einlagen aus rostfreiem Stahl. Dadurch ist die Waffe relativ leicht. Während der Entwicklung wurde das Gewehr als HK50 bezeichnet.
Geschichte
Entwicklung des G11

Im Jahr 1948 gründete die US-Armee das zivile Operations Research Office (ORO), um wie das Vereinigte Königreich Operations Research zu betreiben. Dabei wurden über 3 Millionen Gefechtsberichte des Ersten und Zweiten Weltkrieges analysiert. Die Schlussfolgerung daraus war, dass die meisten Kämpfe auf kurze Entfernung stattfinden. In einem Bewegungskrieg treffen Kampfteams beider Seiten oft überraschend aufeinander, das Team mit der größten Feuerkraft ging meistens als Sieger hervor. Sie fanden ebenso heraus, dass die Wahrscheinlichkeit für Kampftreffer in hohem Maße von Glück und Zufall abhängig ist. Genaues Zielen machte wenig Unterschied, da das Ziel meist nicht still stand oder sich in Deckung befand. Die Zahl der Verwundeten im Kampf war ungefähr proportional zur Anzahl der abgefeuerten Geschosse, unabhängig vom Kaliber.[2] Andere Studien über das Verhalten von US-Soldaten zeigten, dass 2/3 ihre Waffe niemals im Gefecht abgefeuert hatten. Im Gegensatz dazu hatten Soldaten mit Schnellfeuerwaffen wie Maschinenpistolen und -gewehren überproportional oft gefeuert.[3] Dies führte zu folgenden Schlussfolgerungen:
- Die Soldaten sollten mit einer Schnellfeuerwaffe ausgerüstet werden.
- Die Soldaten sollten soviel Munition wie möglich mitnehmen, dies erforderte ein möglichst leichtes Gewehr und leichte Munition.
In Deutschland fanden zur selben Zeit ähnliche Studien statt. In den sechziger Jahren kam das Bundesministerium für Verteidigung zu dem Schluss, dass das HK G3, welches auf das Sturmgewehr 45 der Wehrmacht zurückgeht, nur einen vernachlässigbaren Vorteil gegenüber anderen Gewehren hätte. Das Battelle-Institut in Frankfurt wurde deshalb in den sechziger Jahren mit einer Studie beauftragt, wie die Trefferwahrscheinlichkeit von Handfeuerwaffen erhöht werden könnte. Dabei wurden zwei mögliche Methoden postuliert:[4]
- Indem wie bei einer Schrotflinte eine große Anzahl an Geschossen gleichzeitig verschossen wird. Die Nachteile sind der hohe Rückstoß, die beschränkte Reichweite und die geringe Durchschlagsleistung. Dem von Heckler & Koch für die US-Armee entwickelten Close Assault Weapon System (CAWS) war deshalb kein Erfolg beschieden.
- Indem die Waffe die Projektile eines 3-Schuss-Feuerstoßes sehr schnell hintereinander abfeuert, damit der Rückstoß für den Schützen erst nach dem dritten Schuss spürbar wird. Ansonsten kommt es zu einem Verziehen der Waffe, das sich negativ auf die Trefferwahrscheinlichkeit des zweiten und dritten Schusses auswirkt.

Dieser letzte Ansatz wurde für die Entwicklung des HK G11 ausgewählt. Die ersten Prototypen wurden im Oktober 1971 vorgestellt, welche noch hülsenlose Munition im Kaliber 4,9 mm sowie eine seitliche Munitionszuführung verwendeten. Die beiden Systeme bewiesen jedoch die grundsätzliche Realisierbarkeit der geforderten Merkmale. Bis 1989, dem Zeitpunkt der Fertigung des finalen Prototyps, wurde unter anderem das äußere Erscheinungsbild der Waffe mehrfach geändert sowie die Verwendung unterschiedlicher Materialien für das Gehäuse erprobt. Diese letzte Version wurde als G11 K2 bezeichnet. Während dieser Zeit durchlief das G11 mehrere Vergleichstests verschiedener Nationen; die Bundeswehr erprobte 27 Exemplare an verschiedenen Truppenschulen. Die Truppentauglichkeit wurde der Waffe von der Bundeswehr im Jahr 1990 bescheinigt, jedoch zeichnete sich durch die Wiedervereinigung Deutschlands bereits die Nichteinführung der Waffe in der Bundeswehr ab. Bis zu jenem Zeitpunkt flossen seit 1976 über 90 Millionen DM an Steuergeldern in das Projekt.[5] Am 25. Juni 1993 bestätigte das Verteidigungsministerium endgültig, dass das G11 nicht für die Bundeswehr beschafft werden würde.
HK36 und HK50
Noch während der Entwicklung des G11 wurde von Heckler & Koch an anderen Systemen gearbeitet: So sollten die Truppen der „zweiten Reihe“ mit dem preiswerteren G41 ausgerüstet werden, während das G11 den Fronteinheiten vorbehalten gewesen wäre. Die Waffe war mit einem beweglich abgestützten Rollenverschluss ausgestattet, und sollte 5,56 × 45-mm-NATO-Munition aus M16-Magazinen verschießen. Ein fortschrittlicheres Projekt wurde in den siebziger Jahren mit dem HK36 angegangen, welches dem späteren G36 äußerlich sehr ähnlich war.

Das HK 36 verwendete zunächst neu entwickelte, konventionelle 4,5 × 36-mm-Munition mit einem Geschossgewicht von 3,5 Gramm und einer Mündungsgeschwindigkeit von 780 m/s. Durch den geringen Rückschlag der Munition konnte eine Kadenz von 1100 Schuss pro Minute realisiert werden. Um die Durchschlagsleistung gegen Hartziele zu verbessern, hatten die Geschosse einen Kern aus Wolframcarbid. Auch hier wurde der beweglich abgestützte Rollenverschluss beibehalten. Durch die großzügige Verwendung von Kunststoffen war das Gewicht der Waffe trotz einer Länge von 890 mm mit 2,9 kg sehr gering. Das äußere Erscheinungsbild war mit dem des späteren G36E fast identisch: Auch hier war die Visiereinrichtung im Tragebügel integriert, und die grundsätzliche Form des Vorderschaftes wurde beibehalten. Die Waffe sollte am Advanced Combat Rifle (ACR)-Programm der US-Armee teilnehmen, jedoch entschied sich Heckler & Koch 1976 auch aus ökonomischen Gründen, sich ganz auf das G11 zu konzentrieren.[6]
Als nach dem Ende des Kalten Krieges das G11-Programm gestoppt wurde, formulierte 1992 das deutsche Heer die Anforderungen nach einem Nachfolger für das G3 neu. Forderung war, dass ein schon auf dem Markt befindliches Gewehr beschafft werden müsse. Heckler & Koch entwickelte daraufhin den Gasdrucklader HK50 im Kaliber 5,56 × 45 mm NATO. Die Bundeswehr testete das Steyr AUG und das HK50 von Heckler & Koch in einem Truppenversuch in den Varianten Gewehr und leichtes Maschinengewehr (LMG), woraus das HK50 als Sieger hervorging. Am 8. Mai 1995 wurde die Einführungsgenehmigung unterzeichnet, und am 3. Dezember 1997 erfolgte in der Infanterieschule Hammelburg unter der Bezeichnung G36 die offizielle Übergabe an das Heer. Auf die Einführung des leichten Maschinengewehres 36 (LMG36) wurde verzichtet, da das Gewehr mit Zweibein nur marginal von der Leistung des LMG abwich. Stattdessen wurden als Zubehör zur Waffe das Zweibein sowie das Trommelmagazin beschafft, um das Gewehr als Unterstützungswaffe einsetzen zu können.[7]
Weiterentwicklungen

Die Technologie des G36 floss auch in andere Waffenentwicklungen ein: So basierte die kinetische Gruppe des HK XM29 auf dem G36C/K. Allerdings entsprach das XM29 nicht den Anforderungen des US-Militärs in Punkten wie Gewicht und Letalität, weshalb eine Aufteilung des Projektes in das Sturmgewehr HK XM8 und die 25-mm-Granatwaffe HK XM25 erfolgte. Dabei wurde das G36K als Basis genommen, und in wenigen Monaten an die Anforderungen der US-Armee angepasst. Der damalige Projektverantwortliche der US-Armee war jedoch der Ansicht, dass die Waffe zu sehr dem G36 ähnele, und dass es so keine Möglichkeit gebe den Kongress zu überzeugen, eine deutsche Waffe an die USA zu verkaufen. Folglich wurden Verschluss, Magazin und Abzugsgruppe vom G36 übernommen und ein neues Gehäuse entworfen. Die Unterschiede blieben aber weiterhin nur marginal: So wurde auf einen Polygonlauf gewechselt, und zur Gewichtsreduzierung bewegte sich der Verschlussträger nun direkt auf dem Kunststoff des Gehäuses statt auf Stahlschienen. Die beim G36 getrennten Bauteile Griffstück und Magazinschacht wurden zu einem unteren Gehäuseteil zusammengefasst, und statt Picatinny-Schienen wurde mit den Picatinny Combat Attachment Points (PCAP) ein neues Montagesystem von Zubehörteilen postuliert. Trotz der Designänderung wurde die weitere Entwicklung im November 2005 eingestellt.

Da das Insight Tech-Gear ISM-IR-Reflexvisier des XM8 dem Schützen zusätzlich einen Tageslicht- und IR-Laser zur Verfügung stellte, beschaffte die Bundeswehr mit dem Laser-Licht-Modul LLM01 eine weitere Zielhilfe mit gleichen Fähigkeiten und zusätzlichem Weißlichtscheinwerfer. Da die Visiere (insbesondere das Reflexvisier) bei höherer Feuchtigkeit beschlagen können, sowie leicht verschmutzt oder beschädigt werden, wird für das G36A2 ein RSA-S-Reflexvisier Zeiss eingeführt, welches auf einer Picatinny-Schiene montiert ist und somit problemlos entfernt werden kann. Die Version G36K wird von der Bundeswehr zu den Versionen G36KA1 und G36KA2 aufgerüstet. Das A1 wird mit einer Picatinny-Schiene wie das G36C, mit einem EOTech Holosight 551 oder EO Tech Holosight 552 und mit einem RIS-System im Austausch zum normalen Vorderschaft ausgestattet. Das G36KA2 ist wie das G36K ausgestattet, es besitzt jedoch anstatt des HKV-typischen Reflexvisiers ein EO Tech Holosight 551. Gegenüber dem RSA-S verfügt das EO Tech über ein größeres Sichtfenster, was die Zielerfassung im Nahkampf verbessert.
Exportversionen des Modells G36K, wie sie von den lettischen oder litauischen Streitkräften verwendet werden, wurden bereits mit Picatinny-Schienen am Vorderschaft ausgeliefert. Abgesehen von der Schulterstütze und dem Mündungsfeuerdämpfer sind diese Waffen äußerlich mit dem ursprünglichen XM8-Design fast identisch. Das XM8 verzichtete auf eine klappbare Schulterstütze, diese konnte im Gegenzug in der Länge verstellt werden. Aus Kostengründen waren frühe Prototypen noch mit einem schnabelförmigen Mündungsfeuerdämpfer ausgerüstet.
Medienberichte
Nachlassende Genauigkeit in heißgeschossenem Zustand
Im April 2012 berichtete der Spiegel, die Bundeswehr habe bei Versuchen festgestellt, das G36 werde „nach mehreren hundert Schuss“ zu heiß, dadurch falle die Trefferwahrscheinlichkeit auf Entfernungen über 300 Meter rapide ab.[8] Da auch andere Medien den Bericht aufnahmen, reagierte Heckler & Koch mit einer Stellungnahme, in der das Unternehmen die Berichterstattung „als Teil einer mittlerweile über zwei Jahre andauernden und äußerst vielschichtigen Kampagne gegen das Unternehmen“ bezeichnete. Die Waffen seien vom Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung abgenommen worden, von einem Mangel könne keine Rede sein. In über zehn Jahren Kampfeinsatz der Bundeswehr in Afghanistan sei Heckler & Koch keine einzige Beschwerde der kämpfenden Truppe in Bezug auf die Treffleistung des Gewehres G36 im heißgeschossenen Zustand bekannt geworden. „Nach Kenntnis von Heckler & Koch sind auch innerhalb der Bundeswehr diesbzgl. keine Beschwerden der kämpfenden Truppe bekannt geworden.“[9]
Wenige Wochen darauf berichtete Bild von einer internen Prüfung der Wehrtechnischen Dienststelle 91, bei der die Angaben des Spiegel bestätigt worden seien. Einer dieser Berichte an den Bundesverteidigungsminister wurde zitiert: „Alle bisher untersuchten G36 zeigen im heißgeschossenen Zustand eine Veränderung des mittleren Treffpunktes, dass ein Gegner in einer Entfernung von 200 Metern nicht mehr sicher bekämpft werden kann.“ Die Bundeswehr habe intern auf die Notwendigkeit zur Kühlung der Waffe nach schneller Schussfolge hingewiesen, mit der Begründung, dass die Bekämpfung von Zielen über 100 Metern andernfalls erschwert wird. Von Soldaten aus dem Einsatz seien bisher keine Beschwerden öffentlich bekannt geworden.[10]
Im September 2013 berichtete der Spiegel, die Wehrtechnische Dienststelle 91 habe im Juli 2012 einen vertraulichen Abschlussbericht vorgelegt. Nach der Abgabe von 90 Schuss habe das G36 auf hundert Meter eine Streuung von 50 bis 60 Zentimetern. Grund seien die aus Kunststoff hergestellten Teile des G36; es verliere bereits bei 23 Grad Celsius an Steifigkeit. Liege es in der Sonne oder werde es von einer Seite erwärmt, verlagere sich dadurch sein Treffpunkt. Die „Erst-Treffer-Wahrscheinlichkeit“ sinke, der Munitionsbedarf steige, der Soldat verliere „das Vertrauen in seine Schießfähigkeit.“[11]
Am 17. Februar 2014 meldete Spiegel Online, dass die sinkende Treffsicherheit mit Qualitätsschwankungen bei der Munition zusammenhänge. Die sinkende Treffergenauigkeit sei darauf zurückzuführen, dass sich durch die Verwendung der Munition eines bestimmten Herstellers der kunststoffgelagerte Lauf zu sehr erhitze.[12]
Beispiel für verfehlte Beschaffungspolitik
Im September 2012 zitierten Spiegel Online und der Spiegel aus einem Bericht des Prüfungsamtes des Bundes (dem Bundesrechnungshof unterstehend) an das Bundesministerium der Verteidigung. Darin wurde das Anschaffungskonzept der Bundeswehr als plan- und konzeptlos bezeichnet und dem Ministerium vorgeworfen, es ignoriere „alarmierende Einsatzerfahrungen“ der Soldaten. Als Beispiel wurde das G36 genannt; für dieses habe es „nie eine sorgsame Einsatzprüfung gegeben“. Es habe den falschen Kalibertyp; dessen Wirksamkeit sei nicht geprüft worden. Das „bis dahin wirksame Gewehr G3 [ist] durch ein eingeschränkt wirksames Gewehr G36 ersetzt“ worden; dies habe 210 Millionen Euro gekostet.[13][14] Im Juni 2014 berichteten Spiegel Online und die Süddeutsche Zeitung über einen als Verschlusssache – Vertraulich eingestuften Bericht des Bundesrechnungshofs, in dem die Zuverlässigkeit der Waffe bezweifelt wurde. Die Mängel „könnten dazu führen, dass sich Soldatinnen und Soldaten im Einsatz nicht auf ihre Waffe verlassen können“. Gerügt wurde das Verteidigungsministerium, das „auf die anhaltende Kritik nicht in dem gebotenen Maß“ eingehe.[15][16]
Beschaffungsstopp
Am 22. Juni 2014 berichtete Bild, dass das Bundesverteidigungsministerium einen Beschaffungsstop für das G36 verfügt habe, weil vor einer neuen Investition von 34 Millionen Euro erst geprüft werden soll, was der Grund für die Schießungenauigkeit ist. An der Untersuchung sind die Munitionshersteller, das Bundeskriminalamt und das Ernst-Mach-Institut beteiligt.[17] Zudem beschloss der Haushaltsausschuss des Bundestages, dass alle weiteren Verträge zur Beschaffung ihm vorzulegen seien, was vom Grünen-Ausschuss-Mitglied Tobias Lindner als faktischer Beschaffungsstopp bezeichnet wurde.[18]
Überblick
Wie bereits oben erwähnt, hängt es in hohem Maße vom Zufall ab, ob man im Kampf trifft oder selbst getroffen wird. Genaues Zielen macht wenig Unterschied, da Gegner nicht stillstehen oder sich in Deckung befinden. Da die Zahl der Verwundeten im Kampf ungefähr proportional zur Anzahl der abgefeuerten Geschosse ist – unabhängig vom Kaliber –, sollte ein Schütze möglichst viel Munition mitführen können. Das scheinbare Paradoxon, wonach die Durchschlagsleistung keinen Einfluss auf das Gefechtsergebnis hat, lässt sich recht leicht erklären: In einem Feuergefecht befinden sich beide Parteien in Deckung, jedoch sind Kopf, Hals und Schultern beim Schießen und Beobachten exponiert. Da diese nicht gegen Hartkernmunition geschützt werden können, spielt lediglich die effektive Reichweite der Munition und Waffe eine Rolle. Nur beim Kampf auf nahe und nächste Entfernung, oder wenn Kampfteams beider Seiten überraschend aufeinandertreffen, sind Treffer am Torso wahrscheinlicher. Die geringe Entfernung begünstigt hier das Schießen mit vollautomatischen Waffen, die mit kleineren Kalibern besser kontrollierbar sind. Die leichtere Ablenkbarkeit der kleineren Munition durch Wind und Hindernisse wird dadurch relativiert, dass die Trefferquote von Gewehrschützen im realen Gefecht im Promillebereich liegt. Somit gilt das Prinzip Quantität vor Qualität.
In dieser Hinsicht waren das G11 und HK36 ein großer Fortschritt. Die konventionelle 4,5 × 36-mm-Munition des HK36 hätte die Zahl der mitgeführten Geschosse gegenüber dem Kaliber 5,56 × 45 mm NATO deutlich erhöht und dem Schützen einen echten Vorteil gegenüber Konkurrenzmustern wie Colt M16 und Ischmasch AK-74 gegeben. Um Kosten zu sparen, wurde jedoch auf die Einführung eines neuen Kalibers verzichtet, so dass der Vorteil des G36 gegenüber den seit Jahrzehnten eingeführten Systemen lediglich bei den Zielhilfen liegt. Diese werden deshalb von der Bundeswehr kontinuierlich verbessert und erweitert. Die von Heckler & Koch entwickelte 4,5 × 36-mm-Munition wurde später zur 4,6 × 30-mm-Munition weiterentwickelt, um in das Griffstück der HK MP7 zu passen. Wenig überraschend wurde bei der Entwicklung der HK UCP festgestellt, dass die neue Patrone nicht für den Gebrauch in Pistolen geeignet ist.
Die nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick über die Waffenentwicklung von Heckler & Koch, zum Vergleich ist auch das M16A2 von Colt aufgeführt. Da das Gewicht der neuesten Version M16A4 unter anderem durch die Einsparung des Tragegriffs auf 3,4 kg reduziert werden konnte, ist es unwahrscheinlich, dass die US-Armee in nächster Zeit ein neues Sturmgewehr einführen wird. Die Gesamtmasse von Waffe und Munition beträgt in allen Fällen etwa 7,35 kg. Der Vorteil des G36 gegenüber dem G3 ist deutlich ersichtlich, bei gleichem Gewicht kann 140 % mehr Munition pro Schütze mitgeführt werden. Der Unterschied zum HK XM8 ist nur marginal, vor allem wenn die kleinere Lauflänge berücksichtigt wird. So besitzt das G36K bereits eine Masse von 3,3 kg (leer) und verfügt noch über ein im Tragegriff integriertes Zielfernrohr mit dreifacher Vergrößerung.
HK G3A3 | Colt M16A2 | HK G11 | HK G36 | HK XM8 | |
---|---|---|---|---|---|
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() | |
Gewicht (leer) | 4,38 kg | 3,77 kg | 3,8 kg | 3,63 kg | 2,7 kg |
Zielhilfen (Standard) | offene Visierung | offene Visierung | Einfach-Zielfernrohr | Reflexvisier Dreifach-Zielfernrohr |
Reflexvisier Laserzielhilfe (optisch/IR) |
Kaliber | 7,62 × 51 mm NATO | 5,56 × 45 mm NATO | 4,73 × 33 mm | 5,56 × 45 mm NATO | 5,56 × 45 mm NATO |
Magazinfüllung | 20 | 30 | 45 (15) | 30 | 30 |
Anzahl Magazine | 1 + 4 + 1 | 1 + 7 | 2 + 28 | 1 + 7 | 1 + 9 |
Munition pro Schütze | 120 | 240 | 510 | 240 | 300 |
Technik
Aufbau

Das G36 ist ein aufschießender indirekter Gasdrucklader mit Drehkopfverschluss. Zur Gewichtsreduzierung sind alle nicht direkt mit dem Feuervorgang in Verbindung stehende Bauteile aus kohlefaserverstärktem Kunststoff gefertigt. Aus Kostengründen kommt Polyamid 6.6 zum Einsatz, das zu etwa 33 % mit Kohlefaserschnipseln vermischt wird. Die Bauteile werden damit im Spritzgussverfahren gefertigt. Die Metallteile sind ausnahmslos aus korrosionsbeständigem Stahl gefertigt und werden gegossen oder geschmiedet. Manche Bauteile wie der Verschlussträger müssen noch mechanisch nachbearbeitet werden. Zentrales Element der Waffe ist der Teil des Gehäuses, der das Rohr aufnimmt. Die Rohraufnahme besteht aus Stahl und wird zusammen mit den Führungsschienen des Verschlussträgers in das von außen sichtbare Kunststoffgehäuse eingebacken. Der Lauf der Waffe ist kaltgehämmert und mit sechs Feldern und Zügen ausgestattet, die Dralllänge beträgt 178 mm. Aus Korrosionsschutzgründen ist der Lauf innen verchromt. Er wird mit einer Mutter in der Rohraufnahme fixiert. Die Abzugsgruppe (engl. trigger group) ist beidhändig bedienbar und mit einer Buchstabenbeschriftung versehen: „S“ für Sicher, „E“ für Einzelschuss und „F“ für Feuerstoß. Auf Kundenwunsch sind auch eine Piktogrammbeschriftung sowie ein 2-Schuss-Feuerstoß möglich. Die Waffe kann auch mit angeklappter Schulterstütze eingesetzt werden.
Der Repetiermechanismus der Waffe wurde vom Armalite AR-18 abgeleitet und arbeitet wie folgt: Nach der Schussabgabe werden die Verbrennungsgase durch eine Bohrung im vorderen Mittel des Laufes in die Gasabnahme auf den Gaskolben geleitet. Der Gaskolben ist mit einer Antriebsstange verbunden, welche sich um etwa 6 mm nach hinten bewegt und so einen Impuls auf den Verschlussträger überträgt. Die Antriebsstange bewegt sich dann wieder nach vorne, getrieben von ihrer eigenen Feder. Der ganze Mechanismus ist selbstregelnd, auf ein Regelventil wurde verzichtet. Daraufhin bewegt sich der Verschlussträger nach hinten und drückt über seine Steuerkurve den Steuerbolzen des Verschlusskopfes nach unten. Dadurch wird der Verschlusskopf gezwungen, eine kleine Drehung auszuführen, so dass die sechs Verriegelungswarzen frei werden und der Verschluss entriegelt. Der Verschluss läuft weiter nach hinten und zieht die leere Patronenhülse mittels des Ausziehers aus dem Patronenlager des Laufes. Die Patronenhülse wird vom Auswerfer schließlich nach rechts ausgeworfen. Am hinteren Ende des Auswurffensters befindet sich ein Prallschutz, der die Hülsen leicht nach vorne ablenkt. Die Waffe kann deshalb auch von der linken Schulter abgefeuert werden, ohne dass der Schütze durch die ausgeworfenen Patronenhülsen verletzt oder beeinträchtigt wird. Der weiter zurücklaufende Verschluss spannt die Schließfeder und drückt den Schlaghahn nach unten in dessen Raststellung. Nachdem die restliche Rücklaufenergie des Verschlusses vom Verschlusspuffer am Ende des Rücklaufweges aufgezehrt wurde, erfolgt die Bewegungsumkehr. Die Schließfeder drückt den Verschlussträger wieder in die Ausgangsstellung, wobei durch den Vorlauf eine neue Patrone aus dem Magazin in das Patronenlager geführt wird. Der Verschlussträger dreht dabei den Verschlusskopf über dessen Steuerbolzen wieder in die Verriegelungsposition.
Der Verschlussträger ist die wesentlichste Innovation gegenüber der AR-18 und für das bekannte Durchladen der Waffe verantwortlich. Der Verschlussträger besitzt dazu eine verlängerte Oberseite mit einem um ±90° seitwärts schwenkbaren Ladehebel an der Spitze. Im Normalzustand zeigt dieser nach vorne und wird von seiner Feder in dieser Position gehalten. Zum Durchladen kann er seitlich ausgeschwenkt werden, um damit den Verschlussträger nach hinten zu ziehen. Durch das Hineindrücken des Ladehebels kann dieser in seitlicher Position fixiert werden, um den Verschlussträger nach vorne zu führen und den Schließ- und Verriegelungsvorgang manuell zu unterstützen (engl. forward assist). Im Gegensatz zum AR-18 kommt der Verschluss des G36 mit nur einer Feder aus. Da der Verschlussträger bündig mit dem Gehäuse abschließt, konnte auch auf eine Auswurfklappe verzichtet werden. Ist das Magazin leergeschossen, bleibt der Verschluss automatisch in offener Position stehen. Nach dem Entfernen des leeren Magazins durch Drücken des Magazinhalters und dem Einführen eines neuen Magazins kann der Verschluss durch ein Zurückziehen über den Fangstollen freigegeben werden, so dass dieser nach vorne schnappt und die Waffe einsatzbereit ist. Bei einem Repetieren ohne leeres Magazin muss der Fangstollen im Griffstück einmalig gedrückt werden, um den Verschluss in offener Position zu halten.
Die 30-schüssigen Magazine bestehen aus transparentem Kunststoff und sollten auch im XM8 eingesetzt werden. Durch die Plastikbauweise kann nicht nur der Füllstand abgelesen werden, das Design spart auch Gewicht und Kosten. Es ist möglich, bis zu fünf Magazine zusammenzustecken, um den Nachladevorgang zu beschleunigen (engl. jungle style). Das G36 kann auch 100-schüssige Beta-C-Trommelmagazine aufnehmen, ist aber sonst nicht STANAG-Kompatibel. Zur Verwendung von STANAG-Magazinen kann ein Adapter angebracht werden.
Zielhilfen


klicken für Beschreibung

Da die Zielhilfen des G36 den einzigen technischen Vorteil gegenüber potentiellen gegnerischen Waffen wie M16A2 oder AK-74 darstellen, wurde und wird auch weiterhin viel Geld und Optimierungsarbeit in diese investiert. Das G36 verfügt über ein duales Hauptkampfvisier (HKV), bestehend aus zwei Teilen: Reflexvisier und Zielfernrohr. Später wurde noch als Ergänzung das Laser-Licht-Modul LLM01 beschafft.
Im oberen Reflexvisier, das auch als Kollimatorvisier bezeichnet wird, befindet sich eine Lichtsammelschnecke aus Glasfaser, die einen roten Leuchtpunkt erzeugt, der auf 100 m Entfernung etwa 25 cm des Ziels abdeckt. Der Leuchtpunkt ist sowohl bei Tageslicht als auch bei Nacht oder schlechten Witterungsbedingungen gut zu erkennen. Wegen der Bauweise kann nur der Schütze den Punkt sehen. Wenn nicht genügend Licht zur Verfügung steht, kann dieses auch via Batterie erzeugt werden. Oberhalb des Reflexvisiers befindet sich eine Schiebeklappe, mit der die Lichtöffnung geschlossen werden kann; eine Lichtquelle (die von einer Batterie maximal 36 Stunden gespeist wird) ersetzt dann das Sonnenlicht. Die Helligkeit des so erzeugten Rotpunktes passt sich über einen Fotosensor automatisch den Lichtverhältnissen an. Bei schlechten Kontrastverhältnissen kann der Schütze durch Drücken des Ein-/Ausschalters die Leuchtstärke erhöhen. Eine Zeitschaltung veranlasst nach etwa 45 Sekunden die Rückschaltung der Beleuchtungsstärke auf den Standardwert. Das Kollimatorvisier wird für Schnellschüsse bei Entfernungen bis maximal 200 Metern eingesetzt. Das ist möglich, da sich der Haltepunkt wegen der flachen Flugbahn des Geschosses bei Entfernungen zwischen 50 und 150 Metern nicht ändert. Der Schütze hat beim Schießen mit diesem Visier beide Augen geöffnet, was ein größeres Gesichtsfeld, räumliches Sehen und schließlich eine schnellere Reaktion ermöglicht. Da das Visier leicht beschlagen, verschmutzen oder beschädigt werden kann, wird für das G36A2 das RSA-S-Reflexvisier eingeführt, das auf einer Picatinny-Schiene montiert wird und somit problemlos entfernt werden kann.
Das darunter liegende, im Tragegriff integrierte Zielfernrohr mit einer dreifachen Vergrößerung ermöglicht es dem Schützen, Ziele auf eine Entfernung von bis zu 500 m zu bekämpfen. Im Visier befindet sich die Entfernungsschätzmarke für Mannziele bis zu einer Entfernung von 800 m. Sie ist auf eine Körpergröße des Zieles von 1,75 m ausgelegt. Diese wird zur Entfernungsschätzung benutzt. Das Fadenkreuz in der Mitte des Zielkreises ist die Zielmarke für eine Schussentfernung von 200 Metern, auf die die Waffe in der Regel auch eingeschossen ist. Weiter bildet der Kreis in der Optik drei Fadenkreuze, die jeweils als Zielmarke für 200, 400, 600 und 800 Meter dienen. Nur das oberste Fadenkreuz ist mit einem Kreis umgeben, die beiden Schnittpunkte der Außenflächen des Zielkreises mit der Visierlinie dienen als Vorhaltemarke für Ziele mit einer Lateralgeschwindigkeit von 15 km/h in einer Entfernung von 200 m. Wo sich der unterste Punkt des Fadenkreuzes mit dem Kreis schneidet, liegt die 400-Meter-Marke. Aufgrund der flachen Flugbahn des 5,56-mm-Projektils können mit nur geringfügig tiefer gesetztem Haltepunkt auch Ziele in einer Entfernung von weniger als 200 Metern getroffen werden.
Das vorhandene Kimme-Korn-Visier am Tragebügel ist schlicht das Nahkampfvisier für die Exportvariante des G36, die über kein Reflexvisier verfügt und beispielsweise von der spanischen Armee verwendet wird. Versuche, das mit Schrauben und Klebstoff montierte Reflexvisier abzuschlagen, resultieren zumeist in der Zerstörung aller drei Visiereinrichtungen.[19]
Für das G36 ist der Nachtsichtaufsatz NSA 80 der Firma Carl Zeiss erhältlich, der ohne zusätzliches Werkzeug mit einer Hand auf dem Haltebügel montiert werden kann. Dadurch wird das G36 auf Entfernungen ab 20 Meter nachtkampffähig, ohne dass Einstellungen an der Zieloptik notwendig werden. Dies geschieht jedoch unter Verzicht auf das Reflexvisier, das vom NSA 80 abgedeckt wird. Der NSA 80 misst 19 × 10 × 15 cm und wiegt 1,2 kg mit Batterien. Der Schwerpunkt des G36 verschiebt sich durch das NSA 80 nach vorne und nach oben, so dass eine ruhige Schussabgabe erschwert wird, was sich jedoch durch das Gegengewicht von drei aneinandergesteckten Magazinen teilweise ausgleichen lässt. Das G36 wiegt in dieser Konfiguration etwa 6 Kilogramm.
Da das XM8 mit dem Insight Tech-Gear ISM-IR-Reflexvisier dem Schützen zusätzlich ein Tageslicht- und IR-Laser zur Verfügung stellte, beschaffte die Bundeswehr mit dem Laser-Licht-Modul LLM01 eine weitere Zielhilfe mit gleichen Fähigkeiten und zusätzlichem Weißlichtscheinwerfer. Sie wird mittels einer Metallklemme an der linken Seite des Hauptvisierträgers des G36 befestigt. Die Laserpunkte eignen sich gut für den Schnellschuss, da die Visiereinrichtung des Hauptkampfvisiers nicht benutzt werden muss. Mit Hilfe des Weißlichtscheinwerfers können tagsüber dunkle Ecken und Räume ausgeleuchtet werden.
Zusätzlich stehen weitere Zielhilfen zur Verfügung, die im Rahmen des Programmes Infanterist der Zukunft (IdZ) oder als Kampfwertsteigerung eingeführt werden. So wird die Version G36K von der Bundeswehr zu den Versionen G36KA1 und G36KA2 aufgerüstet. Das A1 wird mit einer Schiene wie das G36C, mit einem EO Tech Holosight 551 oder EO Tech Holosight 552 und mit einem RIS-System im Austausch zum normalen Vorderschaft ausgestattet. Das G36KA2 ist wie das G36K ausgestattet, es besitzt jedoch anstatt des HKV-typischen Reflexvisiers ein EO Tech Holosight 551. Das 551 verwendet N-Batterien, das 552 auch handelsübliche AA-Batterien. Gegenüber dem RSA-S verfügt das EO Tech über ein größeres Sichtfenster und verwendet holographische Technologie. Dabei wird mit Hilfe eines Lasers ein holografisches Bild ausgelesen und als Absehen in die Visierlinie des Schützen eingeblendet. Dabei hat sich jedoch gezeigt, dass durch die Montageschiene das EO Tech so hoch angesetzt wird, dass es ohne Nachrüstung der Schulterstütze mit einem Rücken sowie einer Backe nicht von allen Schützen bedient werden kann und der Schütze durch das holografische Visier nur bei nicht angelehntem Kopf durch das Visier zielen kann.
Im Rahmen des IdZ-Programms soll noch das Wärmebildgerät HuntIR beschafft werden. Dieses wiegt weniger als 3 kg und besitzt zwei Sehfelder mit 2,3° × 3,0° für Reichweite und 6,8° × 9,1° für größtmögliche Umsicht. Eine Zielidentifizierung soll in bis zu 1700 Metern Entfernung möglich sein. Für das erweiterte System des Infanteristen der Zukunft soll das System um den RangIR-Aufsatz ergänzt werden. Dadurch kommen Laserentfernungsmesser (LEM) und Digitaler Magnetkompass (DMC) sowie ein Link zur kabellosen Verteilung von Daten und Video innerhalb der Infanteriegruppe dazu. Das System kann dann auch verwendet werden, um mit Hilfe des eingebauten Ballistikrechners den genauen Haltepunkt der Waffe zu berechnen. Auch lassen sich dann Ziele exakt anmessen, um gegebenenfalls Feuerunterstützung einzuleiten.
Baugruppen und Zubehör

Wie die meisten Infanteriewaffen kann das G36 mit einfachen Handgriffen in seine neun Baugruppen zerlegt werden. Einige Baugruppen sind außerdem wiederum in ihre einzelnen Bauteile zerlegbar:
- Gehäuse mit Rohr und Anbauteilen
- Gehäuse, Magazinschacht, Magazinhalter, Rohr, Gasantrieb (Gaskolben, Antriebsstange, Gasabnahme), Mündungsfeuerdämpfer
- Stangenmagazin
- Trageriemen
- Griffstück, vollständig
- Schaft (Schulterstütze), vollständig
- Handschutz, vollständig
- Verschluss
- Verschlussträger, Sicherungsbolzen, Schlagbolzen, Steuerungsbolzen, Verschlusskopf
- Bodenstück mit Schließfeder
- Tragebügel mit Visiereinrichtung

Zum Reinigen wird die Waffe annähernd wie oben beschrieben zerlegt, Ausnahme bilden der Tragebügel mit Visiereinrichtung und die Schulterstütze, die mit dem Gehäuse verbunden bleiben. Beim feldmäßigen Reinigen bleibt der Verschluss komplett, Antriebsstange und Gaskolben werden nicht ausgebaut. Die Zeitvorgabe für das Zerlegen und Zusammensetzen der Waffe beträgt in der Regel zwei Minuten, ist aber mit einiger Übung auf 30 Sekunden reduzierbar. Der Vorgang benötigt im Vergleich zu anderen Sturmgewehren etwas mehr Zeit, da einige Baugruppen (Griffstück, Bodenstück mit Schließfeder, Magazinschacht und Handschutz) von drei Haltebolzen gesichert werden. Die Haltebolzen werden in vier Bohrungen in der Schulterstütze zwischengelagert. Im internationalen Vergleich ist diese deutsche Lösung – ähnlich beim G3 – einzigartig. Das G36 kann noch mit weiteren Anbauteilen ausgerüstet werden. Das am häufigsten verwendete Zubehör (ohne Zielhilfen) ist:
- Zweibein
- Anbaugranatwerfer AG36, zum Anbau muss der Vorderschaft gewechselt werden.
- das als „Kampfmesser, schwer“ aus NVA-Beständen übernommene Mehrzweckbajonett M1974 bzw. M1974/2 des AKM (allerdings nur mit verändertem Haltering bzw. bei entferntem Mündungsfeuerdämpfer)[20]
- Manöverpatronengerät (MPG)
- Sicherheitsmanöverpatronengerät (SMPG rot)
- Sicherheitsmanöverpatronengerät (SMPG weiß → AGDUS)
- Beta-C-Magazin mit einer Kapazität von 100 Schuss, um als leichtes Maschinengewehr eingesetzt zu werden.
Modellvarianten

Variante | Gesamtlänge[A 1] mm |
Rohrlänge mm |
Höhe mm |
Breite[A 2] mm |
Gewicht[A 3] kg |
Visiere | Magazin (Schuss) |
---|---|---|---|---|---|---|---|
G36 | 1002 (758)[21] | 480 | 320 | 64 (94) | 3,63 (3,77) | Dreifach-Optik Reflexvisier |
Stange (30) Trommel (100) |
G36K Kurz | 833 (613) | 318 | 3,3 (3,44) | ||||
G36C Compact | 716 (500) | 228 | 278 | 2,82 (2,96) | Picatinny-Schiene optional offene Visierung | ||
G36V Variante (ehemals G36E) |
1002 (758)[21] | 480 | 285 | 3,33 (3,47) | 3- oder 1,5-fach-Optik | ||
G36KV KurzVariante (ehemals G36KE) |
833 (613) | 318 | 3,0 (3,14) | ||||
Neben den militärischen Varianten des G36, bietet Heckler & Koch für den zivilen Markt das SL8 an. Zudem ist der Verkauf des zivilen Modells HK243 (HK293 in den Vereinigten Staaten) geplant, welches bis auf den Lauf und Verschlusskopf aus Teilen des G36 bestehen und ebenfalls das Kaliber .223 Rem verschießen können soll.[22] Es soll in folgenden Varianten verfügbar sein werden:
Variante | Gesamtlänge[A 1] mm |
Rohrlänge mm |
Magazin (Schuss) | ||||
---|---|---|---|---|---|---|---|
HK243 Compact | 746 (502) | 228 | Stange (10) | ||||
HK243 Kurz | 837 (502) | 330 | |||||
HK243 Sporter | 938 (694) | 420 | |||||
HK243 Long | 998 (754) | 480 | |||||
|
Kunden


Lizenznehmer
Das G36 ist durch Patente geschützt und darf nur durch die offiziellen Lizenznehmer produziert werden:
Deutschland: Heckler & Koch in Oberndorf am Neckar als Entwickler und Patenthalter
Spanien: General Dynamics Santa Bárbara Sistemas in A Coruña
Saudi-Arabien: Modern Industries Company (MIC) in Al-Kharj[23]
Nutzerstaaten
Ägypten – 608 Stück[24]
Australien – Australian Federal Police (G36C)[25]
Belgien – lokale Polizeieinheit von Antwerpen[26]
Brasilien – Bundespolizei[27]
Deutschland – Bundeswehr,[28] Bundespolizei mit SEKs sowie Strafvollzugsbehörden
Frankreich – Polizeibeamte der GIPN[29]
Vereinigtes Königreich – SAS und SBS,[30] sowie Polizeibeamte (denen das Tragen einer Waffe erlaubt ist)
Georgien – G-36K/C, werden beide von Spezialeinsatzkräften verwendet[31][32]
Jordanien – Spezialeinheiten[33]
Kroatien – Special Operations Battalion [BSD][34]
Lettland – G36KV als Standardgewehr der Streitkräfte und der Spezialkräfte[35][36]
Litauen – Standardgewehr der Streitkräfte (G36V und G36KV)[37]
Malaysia – Pasukan Khas Laut (PASKAL) maritimen Antiterroreinheit der Malaysische Marine and Pasukan Gerakan Khas (PGK) konterrevolutionären Kriegsführung der Königliche malaysische Polizei[38]
Mexiko – verschiedene Polizeieinheiten (u. a. bei der Policía Federal), Infantería de Marina[39]
Norwegen – Kystjegerkommandoen (maritime Spezialeinheit)[35]
Philippinen – wird von militärischen und polizeilichen Spezialeinheiten sowie von der Präsidentenwache eingesetzt.[40]
Portugal – Portugiesische Marineinfanterie (Corpo de Fuzileiros)[41]
Spanien – alle Teilstreitkräfte werden mit dem G36V als Standardgewehr ausgerüstet.
Saudi-Arabien – Ausrüstung der Armee und von Polizeieinheiten
Literatur
- Sören Sünkler: Die Spezialverbände der Bundeswehr. 2. Auflage, Motorbuch Verlag, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-613-02592-9.
- Rolf Abresch, Lothar Schulz: Der Soldat und seine Ausrüstung. Report Verlag, Frankfurt am Main u. a. 2002, ISBN 3-932385-13-6.
- Rolf Abresch, Ralph Wilhelm (Hrsg.): Moderne Handwaffen der Bundeswehr. Report Verlag, Frankfurt am Main u. a. 2001, ISBN 3-932385-10-1.
- Sören Sünkler: Elite- und Spezialeinheiten Europas. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-613-02853-1.
- Zentrale Dienstvorschrift (ZDv) 3/136: Das Gewehr G36.
Weblinks
- Offizielle Produktwebsite von Heckler & Koch
- Deutsches Heer: Handwaffen, Gewehr 36
- Streitkräftebasis: Gewehr G 36
- G36 in Teile zerlegt
Einzelnachweise
- ↑ Heckler & Koch MP7 und das Kaliber 4,6 mm x 30. In: Deutsches Waffen Journal. 8. Januar 2010, abgerufen am 6. April 2014 (deutsch).
- ↑ Edward Clinton Ezell: Small Arms of the World. Stackpole Books, New York 1983, ISBN 978-0-88029-601-4, S. 46–47.
- ↑ S.L.A. Marshall: Men against Fire: The Problem of Combat Command in Future War. Morrow, New York 1966, S. 50–60.
- ↑ HKPro – G11 (Caseless Military Rifle)
- ↑ David Th. Schiller: Solo-Tour ins Aus. In: Visier Special Nr 53, S. 65.
- ↑ HKPro – HK36
- ↑ Rolf Abresch, Lothar Schulz: Der Soldat und seine Ausrüstung. Report Verlag, Frankfurt am Main u. a. 2002, ISBN 3-932385-13-6, S. 54.
- ↑ Gewehr mit Schwächen. In: Der Spiegel. Nr. 14, 2012, S. 15 (online).
- ↑ Heckler & Koch: Stellungnahme: Aktuelle Medienberichte zum Gewehr G36. 3. April 2012, abgerufen am 5. April 2013.
- ↑ Paul Ponzheimer: Bundeswehr schlägt Alarm: Versagt das deutsche Sturm-Gewehr im Kampfeinsatz? In: Bild. 25. April 2012, abgerufen am 29. Juni 2014.
- ↑ Matthias Gebauer, Gerald Traufetter & Andreas Ulrich: Auf Handwärme abkühlen. In: Der Spiegel. Nr. 38, 2013, S. 46–48 (online).
- ↑ Matthias Gebauer: Waffe der Bundeswehr: Deutsche Soldaten schossen wegen Mangel-Munition daneben. In: Spiegel Online. 17. Februar 2014
- ↑ Matthias Gebauer: Interner Bericht: Bundeswehr gibt unsinnige Millionen für Waffen aus. In: Spiegel Online. 9. September 2012, abgerufen am 29. Juni 2014.
- ↑ Feuer ohne Wirkung. In: Der Spiegel. Nr. 37, 2012, S. 19 (online).
- ↑ Matthias Gebauer, Gordon Repinski & Gerald Traufetter: Bundeswehr: Rechnungshof wirft Wehrressort jahrelange Vertuschung bei G36-Gewehr vor. In: Spiegel Online. 27. Juni 2014
- ↑ Christoph Hickmann: Bundesrechnungshof – Scharfe Rüge für das Verteidigungsministerium wegen Sturmgewehr. In: Süddeutsche Zeitung. 27. Juni 2014
- ↑ Angelika Hellemann: Ministerium stoppt Sturmgewehr G36. In: Bild. 22. Juni 2014
- ↑ Matthias Gebauer: Probleme mit Bundeswehr-Standardwaffe: Bundestag stoppt Beschaffung von G36-Gewehr, Spiegel-Online, 2. Juli 2014 (abgerufen 3. Juli 2014).
- ↑ WaffenHQ.de: Abschlagversuch eines G36-Reflexvisiers
- ↑ Dietmar Pohl: Messer deutscher Spezialeinheiten. 1. Auflage. Motorbuch, Stuttgart 2005, ISBN 978-3-613-02526-4.
- ↑ a b Herstellerwebsite. Abgerufen am 13. Januar 2012 (Angaben mit 999, 1000 (ZDv) sind nicht falsch. Messfehler 4 mm!).
- ↑ Bekanntmachung eines Feststellungsbescheides nach § 2 Absatz 5 in Verbindung mit § 48 Absatz 3 des Waffengesetzes (WaffG) zur waffenrechtlichen Beurteilung der halbautomatischen Selbstladebüchse Modell „HK243“ (für den US-Markt „HK293“). In: Bundesanzeiger. Bundeskriminalamt, 6. November 2013, abgerufen am 26. November 2013 (deutsch).
- ↑ zeit.de: 9. Februar 2012
- ↑ Gewehre kommen aus Ägypten. 2003 legal exportiert. n-tv, abgerufen am 6. Oktober 2011.
- ↑ 'G36C Firearms' sold to the Australian Federal Police by HK Systems Australia
- ↑ Bijzonder Bijstandsteam (Dutch)
- ↑ Folha de São Paulo. Retrieved June 23rd, 2007
- ↑ Redaktion Heer: Gewehr G36. In: bundeswehr.de. 1. Februar 2013, abgerufen am 8. September 2013 (deutsch).
- ↑ GIPN – Groupe d'Intervention de la Police Nationale. Archiviert vom am 1. Mai 2007; abgerufen am 8. September 2013 (französisch).
- ↑ EliteUKForces.info: Special Air Service (SAS) Weapons
- ↑ Spiegel.de: Georgier kämpften mit deutschen Sturmgewehren
- ↑ Bits.de: G36 in Georgien: Lakmustest für die Bundesregierung
- ↑ Dean Shea: SOFEX 2008. Small Arms Defense Journal, 2009, S. 29.
- ↑ Krešimir Žabec: Heckler & Koch: Tvornica od koje Hrvatska vojska i policija kupuju puške i bacače. Jutarnji list, 13. November 2006, abgerufen am 27. November 2008 (kroatisch).
- ↑ a b Assault rifles in a 5.56 mm evolution: the fielding of new designs and the upgrade of existing weapons will ensure that 5.56 mm remains the predominant assault rifle calibre.
- ↑ THE LATVIAN NATIONAL ARMED FORCES. (PDF, 263 KB) 4. September 2008, abgerufen am 8. September 2013 (englisch).
- ↑ SOJ "Aitvaras" ginkluotė, technika. In: SOJ.lt. Archiviert vom am 5. August 2009; abgerufen am 8. September 2013 (litauisch).
- ↑ Leroy Thompson: Malaysian Special Forces. Special Weapons, Dezember 2008, abgerufen am 14. Februar 2012.
- ↑ World Small Arms Inventory (englisch)
- ↑ World Infantry Weapons: Philippines
- ↑ Ian Kemp: Assault rifles in a 5.56 mm evolution: the fielding of new designs and the upgrade of existing weapons will ensure that 5.56 mm remains the predominant assault rifle calibre. In: Armada International. Gale Group, 1. April 2007, abgerufen am 29. Juni 2012 (englisch).