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Profitrate

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Der Begriff der Profitrate ist eine ökonomische Kategorie, die bei Karl Marx (1818-1883) eine zentrale Rolle spielt. Sie drückt den Verwertungsgrad des angewandten Kapitals aus. Es handelt sich hier um eine Lehnübersetzung aus dem Englischen "rate of profit", auch "profit rate". Im deutschen Sprachgebrauch ist das Wort "Profitrate" marxistisch vorgeprägt. Statt dessen werden "bürgerlich" Begriffe wie "Rentabilität" oder "Kapitalrentabilität" verwendet.

Unterschiede zu "bürgerlichen" Definitionen

Es gibt keine grundsätzlichen Unterschiede zwischen bürgerlicher und marxistischer Profitrate. Die Unterschiede zwischen Marxscher und bürgerlicher Wirtschaftswissenschaft haben aber einige Auswirkungen. So geht die Marxsche Wirtschaftstheorie von Werten aus gemäß der Marxschen Arbeitswertlehre. Unternehmen und die bürgerliche Wirtschaftwissenschaft gehen dagegen von den Preisen und Löhnen aus. Ein Unternehmen muss beispielsweise eine Korrekturrechnung machen, wenn Geldentwertung oder Inflation vorliegt, dies entfällt bei Marx, da er gleich die Werte betrachtet.

Bei der Bezugnahme zur Referenzgröße Kapital wird im Quotienten der Gleichung

bisweilen vereinfachend nur der Kapitalstock (Bauten, Produktionsanlagen und Maschinerie oder buchhalterisch Anlagevermögen) verwendet. Die Marx'sche Profitrate hat in der Regel - grundsätzlich nicht anders wie in der Betriebswirtschaftslehre - einen weiter gefassten Kapitalbegriff, in den neben dem Anlagevermögen auch das Umlaufvermögen (konstantes zirkulierendes Kapital bei Marx) als auch die Wertsumme für die ausgezahlten Löhne und Gehälter, das variable Kapital, eingehen.

Die allgemeine Profitrate

Aus den einzelnen individuellen Profitraten kann kapitalmassengewichtet eine durchschnittliche Profitrate errechnet werden. Darüber hinaus kommt es zu einem tendenziellen Ausgleich der Profitraten, so dass sich eine allgemeine, gesellschaftliche Durchschnittsprofitrate, eine einheitliche allgemeine Profitrate herausbildet.


Formeln

Die Profitrate (im Sinne der Kapitalanalyse von Karl Marx) drückt das Verhältnis aus, zwischen dem erzeugtem Mehrwert m und dem zu dieser Erzeugung notwendigen Einsatz an Kapital C. Das Kapital C setzt sich zusammen aus dem konstanten Kapital c (also Kapital für Maschinerie, Bauten, Roh- und Hilfsstoffe, Halbfabrikate) und aus dem variablen Kapital v, der Lohnsummer für die eingesetzte Arbeitskraft: C = c + v

Formal drückt sich die Profitrate aus als:

Profitrate

Profit

Der Profit ist die innerste Triebkraft der kapitalistischen Produktionsweise, d.h. es wird nur das und nur dann produziert, wenn die Produktion einen höheren Wert abwirft, als zu ihrer Herstellung an Werten notwendig war. Dieses 'mehr' an Werten ist der Mehrwert (der sich in die verschiedenen Teile des Profits verwandelt, nämlich Unternehmergewinn, Zins, Bodenrente), welcher aus der unbezahlten Mehrarbeit resultiert.

Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate

Siehe ausführlichen Artikel unter Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate

Dieses Gesetz drückt folgendes aus: Die Akkumulation von Kapital, d.h. die permanente Erweiterung der stofflichen wie wertmäßigen Basis der Produktion, vollzieht sich in einer stärkeren Ausdehnung des konstanten Kapitals im Verhältnis zum variablen Kapital. (Die Wertzusammensetzung des Kapitals, das Verhältnis c zu v, wächst, vgl. obige Formel).

Damit die Profitrate dadurch nicht sinkt, muss zum Ausgleich m : v, die Mehrwertrate, das Verhältnis von Mehrwert m zu Lohnsumme oder variablem Kapital v entsprechend stark ausgeweitet werden (vgl. obige Formel). Da dies laut Marx nicht oder nur unzureichend erreicht werden kann, kommt es zur fallenden Tendenz der Profitrate.

Dabei ist wesentlich, dass die Wertübertragung (von konstantem Kapital) und die Erzeugung neuen Werts (des variablen Kapitals und des Mehrwerts, insgesamt der Neuwert m + v) gemäß der Arbeitswertlehre ausschließlich durch die "lebendige Arbeit", genauer durch die Arbeit der "freien" Lohnarbeiter innerhalb des Arbeitsprozesses erfolgt.

Der permanente Zwang zur Erweiterung des Kapitals (technische Verbesserungen, um sich im Konkurrenzkampf mit anderen Einzelkapitalien durchzusetzen) schreibt diese gesamtwirtschaftliche Tendenz fort.

Zur Definition von Profit und Profitrate im Einzelnen

Beispiel

Zu Beginn eines „Jahres“ (es kann auch eine andere Periodenlänge gewählt werden, dann ergeben sich andere Zahlenwerte) muss der Kapitalist einen bestimmten Kapitalbetrag investieren.

Er muss z. B. investieren:

100 € für Löhne (variables Kapital v)

Außerdem muss er für konstantes Kapital c investieren:

100 € für Produktionsmaterial

100 € für Geräte (mit einer Lebensdauer von 2 Jahren)

100 € für Maschinen (mit einer Lebensdauer von 4 Jahren)

100 € für eine Produktionsanlage (mit einer unendlich langen Lebensdauer).

Insgesamt investiert er also zu Jahresbeginn 500 €.

Während des Jahres werden Waren im Wert von 300 € produziert und verkauft. Von diesem Umsatz müssen aber die Kosten abgezogen werden, die während des Jahres anfallen.

Das sind für zirkulierendes Kapital, also Ausgaben für Produktionsmittel und Arbeitskraft, die noch während des Jahres wieder verbraucht werden:

100 € Lohnkosten (variables Kapital)

100 € Ausgaben für Produktionsmaterial.

Kosten für fixes Kapital (Abschreibungen). Der Wert von Produktionsmittel, die über mehrere Jahre hinweg zum Einsatz kommen, stellt fixes Kapital dar: Der Kapitalist muss berücksichtigen, dass seine Geräte und Maschinen nicht ewig halten, sondern nach Abnutzung ersetzt werden müssen. Er muss also von den Erlösen jährlich etwas zurücklegen (Abschreibungen), um zum Lebensende der Geräte und Maschinen gleich die Ersatzinvestitionen tätigen zu können.

Je Jahr muss er von den Geräten 50 € abschreiben (100 € Anschaffungskosten dividiert durch Lebensdauer von 2 Jahren, es ist lineare Abschreibung unterstellt) und von den Maschinen 25 € (100 € Anschaffungskosten dividiert durch Lebensdauer von 4 Jahren). Von der Produktionsanlage muss er nichts abschreiben, weil diese in diesem Beispiel ewig hält.

Insgesamt betragen die Kosten je Jahr also 275 €. Zieht man vom Umsatz von 300 € diese Kosten ab, verbleibt ein Profit von 25 € (hier gleich dem Mehrwert m). 25 € bezogen auf einen Kapitaleinsatz von 500 € ergeben eine jährliche Profitrate von 5 %.

Besonderheiten:

In diesem Beispiel wurde angenommen dass die Löhne vorschüssig, also zu Jahresbeginn gezahlt werden. Werden sie nachschüssig, erst zu Ende des Jahres gezahlt, sind sie nachwievor vom Umsatz als Kosten abzuziehen, sie gehen aber nicht mehr in den Kapitaleinsatz zu Jahresbeginn ein. Die Profitrate hat dann einen anderen höheren Wert.

Im Beispiel wurde angenommen, dass die Umschlagsperiode der Produktionsmittel ein Jahr beträgt. Die 100 € müssen also zu Jahresbeginn vorgehalten werden. Können dagegen die Produktionsmittel laufend während des Jahres nachgekauft werden (Kapitalumschlagsperiode für Produktionsmittel kleiner als ein Jahr), dann muss weniger Kapital für sie vorgehalten werden. Die Profitrate ist entsprechend höher. Ähnliches gilt auch für die Löhne. Werden diese laufend als Monats-, Tages- oder Stundenlohn ausgezahlt, muss der Kapitalist für Löhne weniger Kapital vorhalten.

Im Beispiel bestimmte sich die Lebensdauer des fixen Kapitals durch den physischen Verschleiß, durch die physische Abnutzung im Produktionsprozess. Karl Marx nennt daneben auch den moralischen Verschleiß, die Entwertung von fixem Kapital, weil neuere Produktionsmittel mit höherer Profitrate sich ausbreiten und die alten Produktionsmittel entwerten. In obigem Beispiel könnte beispielsweise der Wert der physisch ewig haltenden Anlagen nach vier Jahren wegen technischen Fortschritts auf null absinken. Dann müssten auch die Anlagen jährlich mit 25 € abgeschrieben werden. Der Gewinn von 25 € ohne moralischen Verschleiß würde auf 0 € mit moralischem Verschleiß sinken. Im Kapitalismus besteht also eine Rationalitätenfalle in dem Sinne, dass die Anschaffung neuer Anlagen mit höherer Profitrate dem Kapitalisten einen Konkurrenzvorteil verschafft, verbreiten sich jedoch diese neuen Anlagen auf die Gesamtwirtschaft, geben sie die Norm vor und entwerten alte bestehende Produktionsmittel. Diese Entwertung gehört zu den Kosten und vermindert die Profite.