Vita des Despoten Stefan Lazarević
Die Vita des Despoten Stefan Lazarević ist eine von Konstantin Kostenezki verfasste Historiographie über den serbischen Despoten Stefan Lazarević, die vier Jahre nach dessen Tod 1431 in der Schreibschule des Klosters Manasija (Resava) entstanden ist. Sie stellt das bedeutendste historiographische slawische Werk Südosteuropa des ausgehenden Mittelalters dar und ist eines der wichtigsten Quellwerke zur frühen Geschichte des Osmanischen Reiches. Das Werk umfasst 300 Druckseiten und behandelt die Zeit des Fürsten Lazar Hrebeljanović, die Schlacht auf dem Amselfeld sowie insbesondere die Regierung Stefan Lazarevićs und die Verhältnisse und Ereignisse im Osmanischen und Byzantinischen Reich zwischen 1370 und 1431. Es lehnt sich an die Byzantinischen Historiographen wie Nikephoros Gregoras an.[1]
Entstehung
Die Vita wurde sicher vor dem Jahr 1431 verfaßt, da sich danach jegliche Spur Konstantins verliert. Der Originaltext ist nicht erhalten geblieben, vier Abschriften, zwei serbische und zwei russische datieren vom 15. - 17. Jahrhundert.
- Odesser- oder Cetinje Abschrift - serbischer Redaktion zwischen 1508/10 und 1523/27
- Cavtater- oder Bogičever Abschrift - serbischer Redaktion der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts - Museum Bogičevićs in Cavtat
- Kyrilobelozersker Abschrift - russischer Redaktion des 16. Jahrhunderts - in der Russischen Nationalbibliothek in St. Petersburg
- Volokolamer Abschrift - russischer Redaktion von Ende des 15. Jahrhunderts.
Zudem bstehen noch drei kurze Abschriften russischer Redaktion: Troicker-, Kazaner- und Pogodiner Abschrift.
Inhalt
Kostenezki geht in seinem Werk weit über den Rahmen einer bloßen Vita hinaus; es ist praktisch eine allgemeine historische Studie über die Zeit Stefan Lazarevićs:
„Dies habe ich nicht nur als Vita, sondern als ob ich ein Chronist wäre, mit allen anderen Sachen beschrieben“
Insbesondere werden die osmanischen Thronwirren nach dem Tod Bayezid I. sehr ausführlich behandelt, wie auch überhaupt die türkischen Ereignisse und Verhältnisse im Vordergrund stehen. Zudem war Konstantin als wichtige Persönlichkeit am serbischen Hofe ein Mann, der im Mittelpunkt des politischen Lebens stand und über erstklassiges Informationsmaterial verfügen musste.
Die Vita beginnt in Rückblenden auf die großen Persönlichkeiten des alten Bundes bzw. der Alten Welt sowie die Erzählung der hellenischen Weisen (Thukydides, Aristoteles, Hermes, Trismegistos, Platon) und deren angebliche Prophezeiungen, die in Bezug zur Jugend und Herkunft des serbischen Despoten gestellt werden.
Über die Beschreibung der alten Paradiesflüsse wird eine Blende auf die Neuerrichtung Belgrads an Save und Donau als neuer Residenzstadt berichtet:
„Und noch eine der 36 bedeutenden Flüsse der Ökumene ist die Save; sie ist hier wie eine Mauer, die sich in zwei Arme teilt und sich am schönsten Platz wieder vereint, wo der Phison (Donau) mit drei Armen in sie hineinfließt sind drei Inseln, an denen sich Belgrad zusammenfügt, worüber später noch genauer berichtet wird.“
In der Vita erhielt sich auch die Darstellung der Charta Belgrads, auf die bis heute das Stadtfest Belgrads zurückgeht, befindet. In der Charta von Belgrad (Povelja grada Beograda) bestimmte Stefan Lazarević nach der glücklichen Rückkehr vom Schlachtfeld bei Ankara, nachdem er von König Sigismund 1403 Belgrad als Residenzstadt seines Despotats erhielt, den Himmelfahrtstag als Tag des Schutzpatronenfestes.[2]
„Vom Amselfeld (Kosovo) den Ismailern (Osmanen) Gefangener, bis der Zar der Perser und Tartaren ankommend diese niederschmetterte und mich mit göttlicher Milde aus ihrem Griff frei ließ. Von dort, also, kommend, fand ich bei meiner Rückkehr den berückendsten Platz, wo jeher die große Stadt Beligrad stand und ich sie jetzt zerstört und verlassen fand. Ich entschied sie neu aufzubauen und der Mutter Gottes zu weihen und ihren Bewohnern Freiheit zu schenken.“
Die Bauten des Despoten wie die Errichtung Belgrads wird ausdrücklich als neues Jerusalem und der Despot als neuer Salomon dargestellt:
„Und wer könnte in geschriegenen Worten die Lage, Aussehen und Schönheit Belgrads beschreiben?! Der Despot errichtete zahlreiche Mauern und Türme für die Menschen die in der Stadt und davor leben; daher kann über die Belgrader Anhöhe wie über Salomons Jerusalem gesagt werden: von diesen Gebäuden fällt der Schatten auf die Umgebung, wie sie von den hohen mächtigen Babylonischen Toren fiel.“
Ausführlich berichtet er als Zeitzeuge über die Schlacht auf dem Amselfeld, die Schlacht von Rovine, die Schlacht von Angora, die Zweite Schlacht am Amselfeld sowie über die historischen Persönlichkeiten wie die Herrscherfamilie Stefans und die Osmanischen Sultane und Söhne Bayezids.
Auf Konstantin gehen viele Ersterwähnungen zum Leben Olivera Despinas, Milica Hrebeljanovićs, sowie Marko Kraljevićs zurück.
Quellen
- ↑ Gordana Jovanović 2007: Vorwort. Veljko Vrboric (Hrsg.): Konstantin Filosof: ЖИВОТ СТЕФНА ЛЗАРЕВИЧА ДЕСПОТА СРПСКОГА. Biblioteka Knjizevnost i Jezik, 17, Belgrad. ISBN 978-86-84885-19-9
- ↑ Belgrade as new Jerusalem: Reflections on the reception of a topos in the age of despot Stefan Lazarević