Ostfränkische Dialekte
Ostfränkisch ist die wissenschaftlich genauere Bezeichnung für den Dialekt, der volkstümlich einfach als "Fränkisch" bezeichnet wird. Ostfränkisch wird im Nordteil des Bundeslandes Bayern sowie am Nordostrand Baden-Württembergs gesprochen. Es ist eine Dialektgruppe des Fränkischen und liegt - wie das Südfränkisch-Nordbadische - im Übergangsbereich zwischen dem mitteldeutschen und oberdeutschen Sprachraum.
Eine Eigenart der ostfränkischen Dialekte ist das Verschleifen von Wortendungen: z.B. wird Nürnberg wie Nämberch, Fürth wie Fädd ausgesprochen. Ebenfalls charakteristisch ist das gerollte r sowie die weiche (stimmhafte) Aussprache von harten (stimmlosen) Konsonanten (t wird zu d, k wird zu g usw.) Beugungsendungen v.a. der Konjugation werden in manchen Regionen reduziert: gegessen wird zu gegess; gleichzeitig werden dafür teilweise die Vokale des Wortstammes verändert: gewusst wird zu gewiss.
Die Grammatik unterscheidet sich von der des Hochdeutschen u.a. durch das Fehlen des Imperfekts und des Genitivs (außer in zusammengesetzten Wörtern).
Das "Linguasphere Register" (Ausgabe 1999/2000, Seite 431) führt unter dem Ostfränkischen 14 Dialekte auf:
- Mainfränkische Dialekte (umgangssprachlich auch Fränkisch genannt)
- Unterfränkisch (Bayern: Würzburg-Schweinfurt)
- Grabfeldisch (Bayern: Bad Königshofen-Mellrichstadt, Thüringen: Römhild-Frankenheim, Hessen: Gersfeld-Hilders-Tann)
- Hennebergisch (Thüringen: Schmalkalden-Meiningen-Zella-Mehlis-Suhl-Schleusingen)
- Bambergisch (Bayern: Bamberg-Forchheim)
- Itzgründisch (Bayern: Coburg-Neustadt, Thüringen: Sonneberg-Hildburghausen)
- Oberfränkisch (Bayern: Bayreuth-Kulmbach-Kronach-Lichtenfels)
- Taubergründisch (Bayern: Euerhausen-Sonderhofen, Baden-Württemberg: Weikersheim-Bad Mergentheim-Tauberbischofsheim)
- Hohenlohisch (Baden-Württemberg: Crailsheim-Schwäbisch Hall-Gerabronn)
- Ansbachisch (Bayern: Ansbach-Rothenburg-Neustadt an der Aisch)
- Vogtländisch (Bayern: Töpen-Joditz, Sachsen: Plauen-Klingenthal, bis 1945 in Tschechien: Asch)
- Vorvogtländisch (Sachsen: Reichenbach-Rodewisch)
- Vorerzgebirgisch (Sachsen: Oelsnitz-Zschopau)
- Westerzgebirgisch (Sachsen: Johanngeorgenstadt-Schwarzenberg-Annaberg-Buchholz, bis 1945 in Tschechien: Sankt Joachimsthal)
- Osterzgebirgisch (Sachsen: Olbernhau-Glashütte)
Die oben genannten fünf vogtländischen und erzgebirgischen Dialekte liegen im Übergangsbereich des Ostfränkischen zum Thüringisch-Obersächsischen und haben viele Merkmale des Meißenischen teils als Dialekt, aber auch als obersächsische Hochsprache übernommen. Insbesondere im Osten und Vorland des Erzgebirges, im nördlichen Vogtland und in größeren Städten - wie Zwickau, Glauchau oder Chemnitz - ist der ursprünglich ostfränkische Dialekt heute kaum noch erkennbar und wird von meißenischen Sprach- und Klangmustern auch in der Alltagssprache zugedeckt.
Weblinks
Siehe auch: Franken (Land), Bayern, Dialekte in Bayern