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Christian Führer

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Christian Führer (* 5. März 1943 in Leipzig) ist evangelischer Pfarrer und einer der Initiatoren der Montagsdemonstrationen in Leipzig, die entscheidend zur Wende und dem Ende der DDR beitrugen.

Führer stammt aus einer Pfarrersfamilie. 1961-66 studierte er an der Karl-Marx-Universität Leipzig Theologie. Nach der Ordination 1968 war er zunächst Pfarrer in Lastau und Colditz, bevor er 1980 Pfarrer an der Nikolaikirche in Leipzig wurde.

Im Rahmen der Friedensdekade, die 1980 als gemeinsame Protestaktion der Evangelischen Jugendpfarrämter in Ost und West entstand, organisierte Führer Veranstaltungen, aus denen die seit dem 13. September 1982 jeden Montag in der Nikolaikirche stattfindenden Friedensgebete gegen das Wettrüsten in Ost und West entstanden. 1986 ließ er Schilder mit der Aufschrift "Nikolaikirche - offen für alle" anbringen. 1987 organisierte er einen Pilgerweg im Rahmen des Olof-Palme-Friedensmarschs und organisierte einen Gesprächskreis "Hoffnung" für Ausreisewillige. 1988 moderierte er die Fürbittandachten für die anlässlich der Liebknecht-Luxemburg-Demonstration in Berlin Verhafteten. Sein Vortrag "Leben und Bleiben in der DDR" machte die Montagsgebete zu einem Anziehungspunkt für Ausreisewillige und Oppositionelle.

Schon seit Mai 1989 übten die Staatsorgane der DDR Druck aus, um die Friedensgebete einzustellen. Zufahrtstraßen wurden kontrolliert, Verdächtige "zugeführt". Am 9. Oktober gab es ein großer Aufgebot von Armee und Kampfgruppen, Polizei und Stasileuten in Zivil. Man hatte etwa 1.000 SED-Genossen in die Nikolaikirche beordert, von denen bereits gegen 14 Uhr etwa 600 das Kirchenschiff füllten. Kurz vor dem Schluss des Friedensgebets, vor dem Segen des Bischofs, wurde ein Appell des Gewandhauskapellmeisters Kurt Masur und anderer verlesen, der zur Gewaltlosigkeit aufrief. Tatsächlich verlief die folgende Demonstration mit über 100.000 Teilnehmern ohne jede Gewaltanwendung.

1991 erhielt Führer (gemeinsam u.a. mit Joachim Gauck, Ulrike Poppe und Jens Reich) den Theodor-Heuss-Preis. Der Preis wurde "Den gewaltlosen Demonstranten für den aufrechten Gang in die Demokratie" übergeben.

Nach der Wende setzte sich Führer besonders für Arbeitslose ein, es entstand die Kirchliche Erwerbsloseninitiative Leipzig, 1993 die Koordinierungsgruppe Kirchlicher Erwerbslosigkeitsinitiativen Sachsen.

Literatur