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AREVA-Gruppe

Logo von AREVA
Rechtsform S.A.
ISIN FR0004275832
Gründung 2001
Sitz Paris, Frankreich Frankreich
Leitung Luc Oursel (CEO), Alain-Pierre Raynaud (CFO), Gérard Arbola (COO)
Mitarbeiterzahl 46.000
Umsatz 10,863 Milliarden Euro
Branche Kraftwerkstechnik
Website www.areva.com

Die AREVA-Gruppe ist ein französischer Industrie-Konzern, der auf dem Gebiet der Herstellung, des Verkaufs usw. von Energieerzeugungsanlagen tätig ist. Sein bei weitem größtes Geschäftsfeld ist dabei die Nukleartechnik.

Der Konzern ist im Besitz des französischen Staates: 79 % der Anteile gehören dem Commissariat à l’énergie atomique et aux énergies alternatives (dt. Kommissariat für Kernenergie und alternative Energien), 8,4 % direkt dem französischen Staat, 3,6 % der Caisse des Dépôts et Consignations (CDC, staatliches französisches Finanzinstitut).

Geschichte

Gründung

Das Unternehmen Areva entstand 2001 durch die Fusion mehrerer Firmen. Den neuen Namen AREVA wählte die Gründerin Anne Lauvergeon zufällig aus einer Liste spanischer Klöster. Der Zusammenschluss der CEA-Industrie, Cogema, Framatome ANP und FCI, die zusammen AREVA bildeten, wurde am 30. November 2000 öffentlich gemacht.

Cogema betrieb die Wiederaufarbeitungsanlage La Hague (F) und war im nuklearen Brennstoffkreislauf in den Bereichen Herstellung, Transport, Wiederaufarbeitung und Entsorgung tätig; sie besaß zudem Anteile an Goldbergwerken in Australien und der Elfenbeinküste. Diese Aktivitäten wurden nun im AREVA-Konzern vereint.

Übernahmen und Kooperationen

Ein Konsortium von Areva und Siemens erhielt Ende 2003 von dem finnischen Unternehmen TVO den Auftrag, einen neuen Block 3 des Kernkraftwerk Olkiluoto zu bauen. Für Areva war bzw. ist es der erste Auftrag, einen Areva EPR zu bauen. Der Baupreis wurde schlüsselfertig auf etwa 3 Milliarden Euro angesetzt.

Im Frühjahr 2011 stieg Siemens aus der Zusammenarbeit mit dem französischen Staatsunternehmen AREVA aus. TVO und AREVA entschlossen sich im August 2011 zu einem Schiedsverfahren, um einen neuen Zeitplan für das Vorhaben - es ist zu etwa 80 % fertiggestellt - aufzustellen. Kurz darauf wurde die Kostenschätzung von 5,7 auf 6,6 Milliarden Euro erhöht. Areva hatte zuvor schon 2,7 Milliarden Euro Verlust verbucht; basierend auf der neuen Kostenschätzung müssen nun weitere etwa 900 Millionen Euro abgeschrieben werden. Areva und Siemens führen einen Rechtsstreit um finanzielle Folgen der Trennung sowie um durch die Verzögerung entstandene Kosten.[1][2]

Am 3. November 2005 wurde im Zuge einer Fokussierung auf das Nukleargeschäft der Verkauf der Firmentochter FCI an den Finanzinvestor Bain Capital bekannt gegeben.

Zur Stärkung ihres Angebotes im Bereich der CO2-freien Energieerzeugung erwarb AREVA ab September 2005 zunächst 21 % der Anteile am Windenergieanlagen-Hersteller REpower Systems[3] und versuchte ab Januar 2007 bei einem Anteil von 30,14 % durch ein Übernahmeangebot in den Besitz von mindestens 50 % der Aktien des Windenergieanlagen-Herstellers zu kommen. Dies scheiterte wegen höherer Gegenangebote der indischen Suzlon-Gruppe, und es kam zunächst zu einer Kooperationsvereinbarung: Areva behielt seine Anteile und unterstützte REpower weiterhin und wurde im Gegenzug zu dessen bevorzugtem Anbieter im Bereich Stromverteilung und -übertragung. Im Juni 2008 verkaufte Areva jedoch seine REpower-Anteile an Suzlon. Im Jahr 2010 konnte Areva stattdessen den deutschen Windenergieanlagen-Hersteller Multibrid vollständig erwerben und gliederte diesen als 'Areva Wind' in seine Konzernstruktur ein.[4]

Bis 2010 gehörte auch ein Bereich T&D (Transmission and Distribution, dt. Übertragung und Verteilung) zur Areva-Gruppe, so dass die Kette von Angeboten von der Stromerzeugung bis zum Endverbraucher geschlossen war. Im Bereich T&D arbeiteten weltweit 22.000 Personen. Er musste auf Betreiben der französischen Regierung verkauft werden. Die Firmen Alstom und Schneider Electric erwarben gemeinsam die Areva T&D. Alstom übernahm anschließend die ca. 2/3 des Kaufs umfassende Sparte Energieübertragung als Bereich Alstom Grid, Schneider Electric die Sparte Energieverteilung zunächst noch unter dem Namen Areva D.[5]

Im ersten Halbjahr 2010 machte der Konzern mehr als 840 Mio. Euro Gewinn.[6]

Durch die Präsidentschaftswahl im Mai 2012 und nach den Parlamentswahlen im Juni 2012 hat sich das politische Umfeld für Areva stark verändert: François Hollande wurde Präsident (damit gewann erstmals seit Mitterrand, der von 1981 bis 1995 Präsident war, wieder ein Sozialist die Wahl); auch in der Nationalversammlung erlangte die Parti socialiste die Mehrheit.

Krise

Mitten in einer schweren Krise der Atombranche im Gefolge der Nuklearkatastrophe von Fukushima wurde die Chefin und Gründerin des staatlichen Konzerns, Anne Lauvergeon zum 30. Juni 2011 abgelöst.[7] Die französische Regierung teilte mit, dass der Bergbauingenieur Luc Oursel an ihre Stelle treten solle, obwohl Gewerkschaftsvertreter und Abgeordnete sich intensiv für eine dritte Amtszeit der über Jahre sehr erfolgreichen Physikerin und Managerin einsetzten. Als Hintergrund wird ein Konflikt von Frau Lauvergeon mit dem EdF-Direktor (Électricité de France, französischer Staats-Energiekonzern) und Vertrauten des französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy, Henri Proglio, im Jahre 2010 vermutet, in dem sie eine Zerschlagung von AREVA und die Übernahme der Führung über die französische Atomwirtschaft durch die EdF verhindert hatte.[8]

Presseberichten im Herbst 2011 zufolge will der Konzern im Zuge drastischer Sparmaßnahmen an dreien seiner Standorte in Deutschland (Lingen (Ems), Offenbach, Erlangen) 800 Arbeitsplätze streichen, außerdem eine Fabrik in Dessel (Belgien) schließen sowie den Bau einer Brennelemente-Anreicherungs-Fabrik in Eagle Rock (USA) sowie Projekte zur Urangewinnung in Niger und Namibia verschieben bzw. aufgeben.[9] In diesem Zusammenhang erklärte auch der bisherige Deutschland-Chef Ulrich Gräber seinen Rücktritt.[10]

Ende 2014 gab Areva bekannt, dass der Konzern Verluste schreibt, zudem wurde die Gewinnprognose für 2015 und 2016 zurückgenommen. Daraufhin brach der Aktienkurs um 20 % ein. Hintergrund sind die Verzögerungen bei den laufenden Kernkraftwerksprojekten in Olkiluoto und Flamanville, bei denen die ursprünglich geplante Bauzeiten um einige Jahre verlängert und sich die Kosten von jeweils ca. 3 Mrd. Euro auf etwa 9 Mrd. Euro verdreifacht hatten. Zudem waren durch die weltweite Krise der Kernenergiebranche, die Nuklearkatastrophe von Fukushima und den Atomausstieg Neuaufträge eingebrochen; ein neues Kraftwerksprojekt war zuletzt sieben Jahre zuvor vereinbart worden. Um den Konzern vor der Inolvenz zu bewahren, soll der französische Staat weitere Anteile in Höhe von 2 Mrd. Euro übernehmen, zudem sollen defizitäre Teilbereiche des Konzerns in Bad Banks ausgelagert werden.[11][12][13]

Geschäftsfelder

Areva teilt seine Aktivitäten derzeit in fünf Geschäftsbereiche. Von diesen kann man vier dem Bereich Nukleartechnik zuordnen; der fünfte heißt "renewable Energies" (erneuerbare Energien).

Nukleartechnologie

Auf die Geschäftsbereiche der Nukleartechnik entfielen im Jahr 2009 98 % des Konzernumsatzes.

Deutschland

Arevas Atompartner war der Siemens-Konzern, mit dem seit 2002 beim Bau von Kernkraftwerken im Gemeinschaftsunternehmen Areva NP zusammengearbeitet wurde. Den vorzeitigen Ausstieg aus einem Vertrag und das vorgesehene Geschäft mit dem russischen Konzern Rosatom wollte Areva nicht hinnehmen, daher verklagte Areva die Firma Siemens wegen Vertragsbruches. Das Urteil des daraufhin angerufenen Schiedsgerichts der Internationalen Handelskammer lautete darauf, dass der Konzern über 700 Mio. Euro (648 Mio. Euro plus Zinsen) an Areva überweisen musste. Der Vorwurf an Siemens lautete auf Verletzung der Verträge des Joint Ventures und des darin enthaltenen Wettbewerbsverbots.[14]

Indien

Im indischen Jaitapur will der französische Konzern Areva mitten im Erdbebengebiet das weltgrößte KKW (Kernkraftwerk Jaitapur) bauen, berichtete die Zeitung Le Monde diplomatique. Gegner des Projekts würden schikaniert und verfolgt. Im Hinterland von Jaitapur im Bundesstaat Maharashtra, innerhalb eines „Biodiversitätszentrums“, das zu den zehn wichtigsten der Welt zähle, sollen demnächst sechs 1.650-Megawatt-Reaktoren von Areva stehen. Die staatliche 'Nuclear Power Corporation of India' (NPC) habe beschlossen, dass ihr französischer Partner Areva in Jaitapur die größte Atomkraftanlage der Welt errichten solle. Auch wenn das die Entwurzelung von ca. 40.000 Menschen bedeute, deren Lebensunterhalt auf den natürlichen Ressourcen und Produkten des Ökosystems beruhe: Reis, Hirse, Linsen, Gemüse, Kräuter, Fische und Früchte. Die Regierung des Bundesstaats Maharashtra unterstütze das Projekt, Ministerpräsident Prithviraj Chavan sei bis vor kurzem als Staatsminister in der indischen Zentralregierung für Nukleartechnologie zuständig gewesen und sitze nach wie vor in der indischen Atomenergiekommission, die auch die politische Aufsichtsinstanz der NPC ist.[15]

Am 27. Februar 2011 reiste Chavan nach Jaitapur, um auf einer öffentlichen Versammlung die Vorzüge des Projekts anzupreisen. Kurz nach Chavans Besuch habe die Polizei 22 Aktivisten verhaftet, denen verschiedene Straftaten - bis hin zu versuchtem Mord - angelastet würden. Le Monde diplomatique berichtet von friedlichen Protesten; die Festnahmen hätten allein den Zweck, die Aktivisten einzuschüchtern und durch langwierige juristische Prozeduren von ihrer regulären Arbeit abzuhalten. Die Zeitung berichtete weiterhin, dass mehr als 95 % der Leute, deren Land die Regierung mit Hilfe des aus der Kolonialzeit stammenden Enteignungsgesetzes übernommen hat, die angebotene Entschädigung ablehnten. Von denen, die das Geld annahmen, wohnten die meisten nicht in der Gegend.[16]

Jaitapur liegt in einer seismologisch kritischen Zone der Kategorie IV. Das bedeutet, dass hier Erdbeben bis Stärke 7 auf der Richterskala für möglich gehalten werden. „Allein in den letzten zwanzig Jahren wurde die Region von drei Erdbeben der Stärke 5 und darüber erschüttert“, schreibt Greenpeace. „1993 gab es hier ein Erdbeben der Stärke 6,3, bei dem etwa 9.000 Menschen ums Leben kamen. Und 2009 stürzte bei einem Erdbeben die Brücke vor Jaitapur ein. Diese Umstände wurden bei der Standortwahl überhaupt nicht berücksichtigt.“[17] Die Times of India berichtet, dass in dem Gebiet um Jaitapur zwischen den Jahren 1985 und 2005 92 mal die Erde gebebt hat. Das stärkste Beben im Jahr 1993 erreichte demnach 6,2 auf der Richterskala.[18]

Bei einer Demonstration gegen das geplante Kraftwerk wurde ein Demonstrant erschossen. Der Innenminister des Bundesstaats Maharashtra, R.R. Patil, sagte vor dem Regionalparlament, der Mann sei getötet worden, als 600 bis 700 Demonstranten eine örtliche Polizeiwache gestürmt hätten. Die Menge habe die Wache geplündert und Polizeifahrzeuge in Brand gesteckt. Da sie sich trotz Schüssen in die Luft nicht zerstreute, seien die Beamten gezwungen gewesen, mit scharfer Munition in die Menge zu feuern.[19]

Japan

Wie die Frankfurter Rundschau berichtet, hat Areva eine vorgesehene Lieferung von Kernbrennstoff in den havarierten japanischen Atommeiler Fukushima verschoben. Die Chefin des französischen Unternehmens, Anne Lauvergeon, begründete dies mit der Katastrophe in Japan. Wie schon 2010 hätte Areva im April eine Ladung MOX-Brennelemente per Schiff an den dortigen Betreiber Tepco schicken sollen. Das Gemisch aus Plutonium und Uran kam zu dieser Zeit in 21 französischen und zehn deutschen Kernreaktoren, aber auch in Japan zum Einsatz. Es ist energiereicher als normaler Kernbrennstoff, setzt jedoch bei einem Unfall mehr radioaktive Stoffe frei und verlangt wegen der großen Hitzeentfaltung mehr Kühlwasser. Das Japan-Geschäft beträgt sieben Prozent des Umsatzes von insgesamt 11 Milliarden Euro (Stand 2011).[20]

Uranbergbau

Die Exploration sowie der Abbau von Uranerz, dessen Verarbeitung zu Uranoxid und anderen Produkten sowie die Rekultivierung der Abbaufelder hatten 2009 einen Anteil von zehn Prozent am Konzernumsatz.

Afrika
Südliches Afrika

AREVA erkundet und betreibt Uranabbau in Namibia und Südafrika. Der Hauptsitz für das südliche Afrika wurde Anfang 2011 von Johannesburg nach Swakopmund verlagert.[21]

Niger

Im Norden des westafrikanischen Niger, dem ärmsten Land der Welt nach der Armutsskala der Vereinten Nationen, fördern AREVA NC (AREVA Niger) und ihre Tochterfirmen COMINAK und SOMAÏR seit 1968 mehr als 100.000 Tonnen Uran. Der Konzern ist der größte Arbeitgeber im Land, die Uranmine die größte weltweit. Rund um die Städte Arlit und Akokan sollen sich mittlerweile ca. 35 Mio. Tonnen Abraum türmen, jährlich sollen einige 100.000 nach Angaben AREVAs unbedenkliche Tonnen hinzukommen.[22] Kritiker werfen AREVA vor, bei der Urangewinnung in Arlit die Gesundheit der Minenarbeiter zu gefährden und die Umgebung radioaktiv zu kontaminieren und zu belasten.[23][24]

Der Tuareg Almoustapha Alhacen gründete im Jahr 2001 die Organisation Aghirin Man (dt. Schutz der Seele), als er merkte, dass viele Arbeiter in den Uranminen an rätselhaften Krankheiten starben. Vom AREVA-eigenen Krankenhaus vor Ort wurden u.a. AIDS oder Tuberkulose diagnostiziert, jedoch niemals betriebs- oder berufsbedingte Krebserkrankungen. Krebs wurde nur bei Patienten diagnostiziert, die nicht in der Mine arbeiteten. Im Jahr 2009 jedoch starb der Franzose Serge Venel nach der Diagnose eines französischen Arztes an Lungenkrebs. Er hatte sieben Jahre in der Grube gearbeitet.[25]

In einem Fragebogen gaben die meisten ehemaligen Arbeiter an, bei der Arbeit Hemd und Shorts getragen zu haben. Es gab keine Schutzhandschuhe oder etwa ein Dosimeter.[26]

2003 stattete ein Kernphysiker des französischen Strahlenforschungsinstitutes CRIIRAD dem Land erstmals einen Besuch ab: er fand auf den lokalen Märkten radioaktiv verseuchtes Altmetall sowie zum Teil erheblich radioaktiv belastetes Trinkwasser vor.[27]

Im November 2009 nahmen Mitarbeiter von Greenpeace Proben nahe der Uranminen: Eine Sandprobe aus der Nähe der Mine in Akokan enthielt 100-mal mehr radioaktive Stoffe als normaler Sand. In den Straßen von Akokan war die Strahlung 500-mal höher als normal. Von fünf Wasserproben lagen vier über den Richtwerten der Weltgesundheitsorganisation für Uran. Diesen Messungen steht die Aussage von AREVA gegenüber, wonach die jährliche Strahlendosis für die Einwohner geringer als bei einer Brust-Röntgenaufnahme sei.[26]

Weil die wahren Gesundheitszustände der Minenarbeiter verschwiegen werden und die Bevölkerung zu wenig über die Gesundheitsrisiken aufgeklärt wird, wurde AREVA 2008 der Negativpreis Public Eye Award gleich zweifach verliehen: in den Kategorien „People“ (Internetwahl) und „Global“.[28] AREVA weist einige der Vorwürfe zurück.[29]

Die Uranförderung sorgt daneben für politische Probleme im Niger: Im Norden leben die Tuareg, im Süden die Haussa. Das Geld, das AREVA an den Staat zahlt, bleibt in der Hauptstadt im Süden. Bei den Tuareg im Norden, wo das Uran abgebaut wird, kommt nichts an. Im Norden besteht darüber hinaus die Gefahr des Uranschmuggels durch Rebellen.

Das einzige, ca. 30 Jahre alte, staatliche Steinkohlekraftwerk Nigers SONICHAR liefert 85 % seiner fossilen Energie für die Produktion des so genannten Yellow Cake (Urankuchen): je nach Urangehalt müssen zur Gewinnung von 800 g Uran über 1 t Gestein bearbeitet werden. Das Wasser zur Kühlung, Schmierung, zur Bindung des uranhaltigen, radioaktiven Staubes usw. wird aus fossilen Wasservorkommen gefördert.[30]

Der ehemalige Präsident Nigers Tandja Mamadou drohte einmal, das Uran des Landes an den Iran zu verkaufen;[26] dabei ist der Verkauf des Rohstoffs für das Land selbst aufgrund der hohen Förderkosten eher ein Verlust bringendes Geschäft: Gewinn wirft vor allem das Ergebnis der Weiterverarbeitung und die Einbindung des aufgrund der überhöhten Nachfrage immer teurer werdenden Endprodukts in die Wertschöpfungskette ab: so beträgt der Gewinn der Fa. AREVA im 1. Halbjahr 2010 das fünfeinhalbfache der Einnahmen des Staates Niger im ganzen Jahr 2009 (ohne Entwicklungshilfe).

Entsprechend will AREVA angesichts des sich verändernden Kosten-Nutzen-Verhältnisses 2013 noch die Uranerz-Tagebau-Mine Imouraren in Betrieb nehmen.[31]

Abgeschiedenheit und Uranbergbau machen die Region interessant für islamistische Terroristen.[32] Am 16. September 2010 wurden in Arlit fünf für Areva tätige Franzosen sowie ein Togolese und ein Madagasse mutmaßlich von Al-Qaida im Maghreb entführt.[33][34] Am 30. Oktober 2013 kamen die vier Franzosen frei und konnten nach Frankreich zurückkehren.[35]

Laut einem Bericht vom Dezember 2013 deckt Areva den gewaltigen Wasserbedarf für den Uranabbau aus dem Grundwasser und leitet die kontaminierten Abwässer anschließend einfach in nahegelegene Seen und Flüsse ab. Einem Greenpeace-Bericht zufolge lag der Strahlenwert bei vier von fünf getesteten Wasserproben über der von der Weltgesundheitsbehörde WHO empfohlenen Höchstdosis für Trinkwasser.[36]

„Front End“ (Anfang der Herstellungskette)

Uranchemie, Anreicherung (so mit der Fa. Eurodif in der Nuklearanlage Tricastin), Herstellung von Brennelementen: 31 % des Konzernumsatzes (2009)

„Back End“

Brennstoffaufarbeitung, -anreicherung, Logistik, Rückbau: 19 % des Konzernumsatzes (2009)

Wiederaufbereitung von Nuklearmaterial

Aus der von AREVA betriebenen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague werden über ein viereinhalb Kilometer langes Rohr täglich 400 Kubikmeter radioaktives Abwasser genehmigt in den Ärmelkanal eingeleitet.[37]

Transport, Lagerung radioaktiven Mülls

AREVA betreibt die Castor-Transporte von der französischen Aufbereitungsanlage für radioaktive Stoffe La Hague in das deutsche Atommüllzwischenlager am Standort Gorleben. Im Auftrag der Électricité de France transportiert Areva seit Mitte der 1990er Jahre jährlich 108 Tonnen abgereichertes Uran aus Frankreich nach Sibirien. Insgesamt lagern etwa 13 Prozent der französischen Atomabfälle in der für die Öffentlichkeit unzugänglichen sibirischen Stadt Sewersk in Containern unter freiem Himmel.[38][39]

Reaktoren und Dienstleistungen

Konstruktion und Herstellung von Reaktoren, Kraftwerken und Ausrüstungen, Modernisierung, Prüfung, Wartung: 38 % des Konzernumsatzes (2009)

AREVA ist durch ihr Tochterunternehmen Technicatome im Zuliefergeschäft für Kernkraftwerke sowie in den Bereichen Steuerungs-, Regel-, Mess- und Sicherheitseinrichtungen und dem Bau von nuklear angetriebenen Wasserfahrzeugen engagiert. Mit der Übernahme eines Teils des Kernkraftgeschäftes von Siemens ist AREVA zum größten integrierten Lieferanten für Kernkrafttechnik und -dienstleistungen avanciert. Die französische Regierung plante zweimal, das Unternehmen zu privatisieren. Das Vorhaben wurde aber beide Male zurückgezogen.

Derzeit bietet der Konzern zwei verschiedene Reaktortypen an: Den Druckwasserreaktor EPR (Europäischer Druckwasserreaktor) und den Siedewasserreaktor KERENA. Im Februar 2011 befanden sich vier EPR in Bau (in den Kraftwerken Olkiluoto und Flamanville, zwei Blöcke in Taishan), für KERENA waren keine Bauaufträge eingegangen. Der Bau des EPR in Olkiluoto ist von Problemen begleitet: Der schlüsselfertig vereinbarte Bau wird mindestens 2,3 Milliarden Euro teurer als geplant und die Fertigstellung verzögert sich um mindestens drei Jahre.[40] Areva macht hierfür Auflagen der Aufsichtsbehörde bzw. Anforderungen des Auftraggebers verantwortlich, Rechtsstreitigkeiten sind anhängig.

Inspektion und Wartung

AREVA NDE Solutions (IntelligNDT) untersucht und wartet Kraftwerke im Betrieb. Im Falle der Nuklearkatastrophe von Fukushima wurden Experten und Ausrüstung der AREVA einbezogen[41], ein Hilfsangebot der Regierung Sarkozy war bereits am Tag nach der Katastrophe eingegangen. Areva hatte zur Zeit des Unglücks über 100 Angestellte in Japan, davon 18 Mitarbeiter unter anderem aus Deutschland bei Wartungsarbeiten im unmittelbaren Umfeld des Reaktors 4. Diese wurden erst in Sicherheit gebracht und ausgeflogen oder auf Wunsch in der Region Kyoto untergebracht.[41]

Erneuerbare Energien

Der Geschäftsbereich Erneuerbare Energien (siehe Areva NP) beschäftigt weltweit rund 1000 Mitarbeiter und erzielte im Jahr 2009 rund 2 Prozent des Konzernumsatzes.

Für Offshore-Windparks stellt die Konzerntochter Areva Wind die 5-MW-Turbine „Multibrid M5000“ her. Anlagen dieses Typs werden derzeit im Windpark alpha ventus eingesetzt, wo sechs von zwölf verbauten Windturbinen von Areva geliefert sind. Weitere 120 Turbinen wurden in den deutschen Offshore-Windparks Global Tech I und Trianel Windpark Borkum installiert. Im November 2013 kündigte Areva die Entwicklung einer 8-MW-Anlage mit einem Rotordurchmesser von 180 Metern an. Der Prototyp soll 2015 aufgestellt werden, die Serienfertigung ist für 2018 anvisiert.[42]

AREVA Solar mit Sitz im kalifornischen Mountain View bietet solarthermische Kraftwerke in verschiedenen Leistungsstärken an. Arevas Angebot an Biomasse-Anlagen reicht von 5 MW bis 50 MW elektrischer Leistung. Bei Anwendung von Kraft-Wärme-Kopplung wird eine thermische/elektrische Leistungsabgabe bis zu 200 MW erreicht. Zur Energiespeicherung mittels Wasserstoff werden integrierte Systeme angeboten, welche aus Strom Wasserstoff produzieren, speichern sowie über eine Brennstoffzelle in Strom zurück wandeln.

Sponsoring

Am 17. Juli 2008 gab der 1. FC Nürnberg die Zusammenarbeit mit der Tochtergesellschaft Areva NP mit deutschem Hauptsitz in Erlangen als neuem Haupt- und Trikotsponsor bekannt.[43] Das Energieunternehmen folgte damit der Textilmarktkette mister.lady, die ihr Engagement nach der Saison 2007/2008 beendete. Der Vertrag zwischen AREVA und dem „Club“ war auf drei Jahre angelegt und umfasste vor allem das Trikotsponsoring. AREVA zahlte pro Saison 1,9 Millionen Euro an den 1. FC Nürnberg.[44] Präsidium und Management des 1. FC Nürnberg betonten, AREVA sei deshalb ausgewählt worden, weil man einen starken Partner aus der Region bevorzuge.

Einzelnachweise

  1. klimaretter.info 14. Oktober 2011: Reaktorbau Olkiluoto 3 weiter verzögert
  2. Les Echos: La facture de l'EPR finlandais d'Areva dérape encore
  3. Senvion-Pressemitteilung: Areva-Gruppe erwirbt 21 % des Grundkapitals
  4. http://www.actufinance.fr 31. Mai 2010: Areva : annonce la création d’Areva Wind (dt. etwa: Areva: teilt die Schaffung von Areva Wind mit)
  5. finanzen.net 20. Januar 2010: Verkauf von Areva T&D an Alstom und Schneider Electric perfekt
  6. dradio.de; Deutschlandfunk, Das Feature, 26. Oktober 2010, Bettina Rühl: Die „saubere“ Lösung - Vom Niger und deutschen Atomkraftwerken (13. Juni 2011, Manuskript, S. 15)
  7. Areva-Chefin Lauvergeon muss gehen. In: moneycab.com, Int People, International, 17. Juni 2011 (29. Oktober 2011)
  8. badische-zeitung.de, Wirtschaft, 18. Juni 2011, Ansgar Haase (dpa): "Kung Fu Panda" ersetzt "Atomic Anne" (25. Juni 2011)
  9. AFP: Areva kappt 800 Jobs. In: Badische Zeitung, 20. Oktober 2011
  10. AFP: Deutschland-Chef des französischen Atomkonzerns Areva geht in: thueringer-allgemeine.de, 20. Oktober 2011 (29. Oktober 2011)
  11. Steuerzahler sollen Atomkonzern Areva retten. In: Badische Zeitung, 21. November 2014. Abgerufen am 21. November 2014.
  12. Französischer Atomkonzern Areva ist pleite. In: Berliner Zeitung, 21. November 2014. Abgerufen am 21. November 2014.
  13. Atomkonzern Areva am Abgrund. In: Neue Zürcher Zeitung, 22. November 2014. Abgerufen am 22. November 2014.
  14. Die Niederlage von Siemens: Löschers teure Fehlentscheidungen
  15. taz.de 8. April 2011: AKW mit 3.000 Sicherheitsmängeln
  16. AKW mit 3.000 Sicherheitsmängeln
  17. Jaitapur, India: EPR: --a nuclear problem not a energy solution
  18. Protest gegen Mega-AKW
  19. Todesopfer bei Demonstration gegen ein AKW
  20. Areva stoppt Atomlieferung
  21. Eer vir Swakopmund, Die Republikein, 2. Februar 2011
  22. dradio.de; Deutschlandfunk, Das Feature, 26. Oktober 2010, Bettina Rühl: Die „saubere“ Lösung - Vom Niger und deutschen Atomkraftwerken (13. Juni 2011, Manuskript, S. 1, 8)
  23. Film von Greenpeace: Verlassen im Staub - Uranabbau im Niger
  24. Beitrag in der ARD-Sendung Kontraste: Uranabbau Niger - für KKWs in Deutschland
  25. dradio.de; Deutschlandfunk, Das Feature, 26. Oktober 2010, Bettina Rühl: Die „saubere“ Lösung - Vom Niger und deutschen Atomkraftwerken (13. Juni 2011, Manuskript, S. 24/25)
  26. a b c spiegel.de: Uranförderung in Niger - Der gelbe Fluch
  27. dradio.de; Deutschlandfunk, Das Feature, 26. Oktober 2010, Bettina Rühl: Die „saubere“ Lösung - Vom Niger und deutschen Atomkraftwerken (13. Juni 2011, Manuskript, S. 11)
  28. Public Eye on Davos 2008
  29. Stellungnahme von Areva (englisch)
  30. dradio.de; Deutschlandfunk, Das Feature, 26. Oktober 2010, Bettina Rühl: Die „saubere“ Lösung - Vom Niger und deutschen Atomkraftwerken (13. Juni 2011, Manuskript, S. 13, 17)
  31. dradio.de; Deutschlandfunk, Das Feature, 26. Oktober 2010, Bettina Rühl: Die „saubere“ Lösung - Vom Niger und deutschen Atomkraftwerken (13. Juni 2011, Manuskript, S. 12/13, 15)
  32. Alfred Hackensberger, Heise online: Al-Qaida und der Uran-Boom in Afrika, veröffentlicht am 25. September 2010, abgerufen am 12. Januar 2012
  33. Offenbach-Post: Paris warnt vor neuer Terror-Gefahr, veröffentlicht am 17. September 2010, abgerufen am 12. Januar 2012
  34. ABC: Secuestrados cinco franceses en el norte de Níger, veröffentlicht am 16. September 2010, abgerufen am 12. Januar 2012.
  35. Michaela Wiegel: Hohes Lösegeld für in Niger freigelassene Geiseln. faz.net, 30. Oktober 2013, abgerufen am 30. Oktober 2013
  36. http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/niger-areva-baut-im-grossen-stil-uran-ab-und-schadet-der-umwelt-a-934979.html
  37. taz.de, Leben, Medien, 13. Oktober 2009, Reimar Paul: Dokumentation über Atommüll - Und ständig wächst der Abfallberg - über die TV-Ausstrahlung eines Dokumentarfilms des französischen Journalisten Éric Guéret (6. November 2010)
  38. faz.net, F.A.Z., 12. Oktober 2009: Französischer Atommüll in Sibirien (abgerufen am 26. Oktober 2010)
  39. Vorlage:Tagesschau (abgerufen am 26. Oktober 2010)
  40. http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,654629,00.html
  41. a b Earthquake and tsunami in Japan, Areva Hilfsleistungen laut der Firmenwebseite
  42. Areva launches 8MW turbine. In: Windpower Monthly, 29. November 2013, abgerufen am 1. Dezember 2013
  43. AREVA ist neuer Hauptsponsor des 1. FC Nürnberg
  44. Club: Millionen aus Atomkraft