Zum Inhalt springen

Marian Kotleba

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 23. November 2014 um 19:04 Uhr durch 3mnaPashkan (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Marian Kotleba im Parteihemd 2010.

Marian Kotleba (* 7. April 1977 in Banská Bystrica, Tschechoslowakei, heute Slowakei) ist ein slowakischer rechtsextremer Politiker der ĽSNS. Im November 2013 wurde er zum Regionalpräsidenten des Landesbezirks Banská Bystrica in der Slowakei gewählt und ist seit dem 20. Dezember 2013 im Amt.

Leben

Werdegang

Kotleba maturierte in der Mittleren Industriellenschule von Jozef Murgaš im Bereich elektrische Computersysteme und studierte an der Fakultät für Naturwissenschaften der Matej-Bel-Universität in Banská Bystrica, welches er mit dem Diplomtitel als Pädagoge abschloss. Im August 2013 schloss Kotleba sein Studium an der Fakultät für Wirtschaft der Matej-Bel-Universität ab und erhielt den Titel eines Wirtschatsingenieurs. Ab September 2001 lehrte er am Sportgymnasium in Banská Bystrica, 2006 wurde er von der Schulleitung aber auf einen Posten in der Administration versetzt. Nach dem Verbot der Slowakischen Gemeinschaft gründete Kotleba ein Modelabel mit dem Namen "KKK Mode".[1] Im Juli 2012 wurde er von der Schule gekündigt.[2][3]

Politische Tätigkeit

Kotleba übernahm 2003 die Führung über die ultranationalistische Slowakische Gemeinschaft. 2007 wurde er zwar von Ivan Sýkora abgelöst, dennoch blieb Kotleba das Gesicht der Bewegung. Im Dezember 2008 ließ das slowakische Innenministerium die Slowakische Gemeinschaft verbieten, im Jahr darauf war sie jedoch weiterhin aktiv. Bis 2008 traten die Mitglieder der Slowakischen Gemeinschaft meistens in schwarzen Uniformen auf, die jenen der Hlinka-Garde ähnelten. Mit den Aufmärschen im Sommer 2009 änderte sich das Erscheinungsbild deutlich: Die Kleidung blieb vornehmlich schwarz, die Uniformen aber verschwanden und wurden durch Schirmkappen und Lederjacken ersetzt. An der Spitze der Slowakischen Gemeinschaft steht ein „Vodca“ (Führer).[4][5]

Kotleba wurde mehrmals von der Polizei festgenommen: so im März 2009, als er in Bratislava seine Rede mit dem faschistischen Gruß „Na stráž“ (Auf Wache) beendete, und im August desselben Jahres, als er eine Demonstration in die ostslowakische Gemeinde Krompachy führen wollte.[6]

Bereits 2005 gründete Kotleba seine erste politische Partei, die „Slowakische Gemeinschaft – Nationalpartei“ (Slovenská pospolitosť – Národná strana). Sie wurde jedoch 2006 verboten, weil ihr Programm gegen die Verfassung verstieß.[7]

Am 14. November 2009 wurden in der Slowakei die Regierungschefs der Landkreise (Župan) gewählt. Als unabhängiger Kandidat im Kreis Banská Bystrica erhielt Marian Kotleba 10 % der abgegebenen Stimmen und erlangte damit den vierten Platz unter den neuen Kandidaten. Seine Wahlwerbung hatte er ausschließlich übers Internet und mit Flugblättern betrieben.[8]

Regionalpräsident von Banská Bystrica (seit 2013)

Das von Kotleba während der Gedenkfeiern zum 70. Jahrestag des Slowakischen Nationalaufstandes am Amtsgebäude in Banská Bystrica befestigte Anti-NATO-Plakat.

Bei den Landkreiswahlen im November 2013 erhielt Kotleba im ersten Wahldurchgang 21,30 % der abgebenen Stimmen und schaffte es damit als Zweitplatzierter in die Stichwahl mit dem sozialdemokratischen Amtsinhaber Vladimír Maňka.[9] Im zweiten Wahldurchgang setzte sich Kotleba mit 55 % der abgegebenen Stimmen gegen den sozialdemokratischen Amtsinhaber Vladimír Maňka durch und somit zum neuen Župan des Landeskreises Banská Bystrica gewählt. Die Wahlbeteiligung betrug 24,6 %.[10]

Nach der Verschiebung der Inauguration legte Kotleba den Eid am 20. Dezember 2013 ab und ist seither im Amt. Während der Inauguration weigerten sich einige Abgeordneten, mit ihm die Hände zu reichen.[11]

Am 30. Januar 2014 adressierte Kotleba vor dem Hintergrund der Massenproteste in der Ukraine einen offenen Brief an den ukrainischen Präsidenten Wiktor Janukowytsch. In seinem Brief forderte Kotleba Janukowytsch dazu auf, „im Interesse der Zukunft der slawischen Völker“ auf keinen Fall nachzugeben, da man mit „Terroristen“ nicht verhandeln könne. Diese würden laut Kotleba genauso vorgehen wie bei der Entmachtung des „serbischen Nationalhelden Slobodan Milošević“.[12]

Kotleba, der als Anhänger des mit dem Dritten Reich verbündeten Slowakischen Staates gilt, blieb den Gedenkfeiern zum 70. Jahrestag des Slowakischen Nationalaufstandes am 29. August fern und hing stattdessen vom Amtsgebäude in Banská Bystrica ein Plakat mit der Aufschrift Yankees go home! Stop NATO!.[13]

Literatur

  • Gregor Mayer, Bernhard Odehnal: Aufmarsch. Die Rechte Gefahr aus Osteuropa. Residenz Verlag, St. Pölten/Salzburg 2010, ISBN 978-3-7017-3175-6.

Einzelnachweise

  1. David X. Noack: Zurück zum Satellitenstaat, junge Welt 28. November 2013, abgerufen am 28. November 2013, 08:24.
  2. Biographische Angaben von der Parteiwebsite, www.naseslovensko.net, abgerufen am 24. November 2013, 18:52.
  3. Mayer: Aufmarsch, S. 172-173.
  4. Mayer: Aufmarsch, S. 193.
  5. Mayer: Aufmarsch, S. 199.
  6. Mayer: Aufmarsch, S. 171-172.
  7. Mayer: Aufmarsch, S. 194.
  8. Mayer: Aufmarsch, S. 199.
  9. www.hlavnespravy.sk, Maňka a Kotleba budú v 2. kole súťažiť o post predsedu BBSK (slowakisch) „Maňka und Kotleba werden im 2. Durchgang um den Posten des Vorsitzenden des BBSK gegeneinander antreten“, am 10. November 2013
  10. www.zpravy.idnes.cz, Slovensko zvolilo župany, Banskou Bystrici ovládl neonacista Kotleba (tschechisch) [Die Slowakei hat ihre Županen gewählt, Banská Bystrica übernahm der Neonazi Kotleba], vom 24. November 2013, 18:08.
  11. www.spravy.pravda.sk, Marian Kotleba zložil sľub a stal sa predsedom Banskobystrického kraja (slowakisch) [Marian Kotleba legte den Eid ab und wurde zum Vorsitzenden des Banskobystrický kraj], am 20. Dezember 2013
  12. Offener Brief von Marian Kotleba an Wiktor Janukowytsch vom 30. Januar 2014. (slowakisch)
  13. Kotleba dal na úrad transparent Yankees go home! Stop NATO! In: webnoviny.sk, 29. August 2014, abgerufen am 9. Oktober 2014.