Eduard Geselschap
Eduard Geselschap (* 22. März 1814 in Amsterdam; † 5. Januar 1878 in Düsseldorf) war ein deutsch-niederländischer Maler der Düsseldorfer Schule.
Werdegang
Eduard Geselschap wurde in eine kinderreiche Kaufmannsfamilie geboren.[1] Nach Studien am Gymnasium in Wesel, wo ihn der Maler Johann Friedrich Welsch unterrichtete, studierte Geselschap von 1833 bis 1844/1845 an der Kunstakademie Düsseldorf, unter anderem bei Wilhelm von Schadow. Bis 1841 malte er im Akademiegebäude, dann in einem privaten Atelier.


Zunächst wandte er sich literarischen Stoffen zu (Faust im Studierzimmer, 1839; Götz von Berlichingen vor dem Rat in Heilbronn, 1842; Valentins Tod nach Goethes Faust, 1844; Romeo und Julie in der Gruft, 1845), dann biblischen Themen (Grablegung Christi, 1846; Herodias mit dem Haupte des Johannes, 1847; Anbetung der heiligen drei Könige, 1847), um – nach Aufenthalten in Belgien und den Niederlanden, die ein „belgisches Kolorit“ in seine Arbeiten sichtbar werden lassen[2] – in der Historienmalerei die Geschichte des Dreißigjährigen Krieges zu behandeln (Auffindung der Leiche Gustav Adolfs, 1848;[3] Nachtlager wallensteinischer Soldaten in einer Kirche, 1849). Im Revolutionsjahr 1848 gehörte Geselschap zu den Gründern des Künstlervereins Malkasten. In den 1850er Jahren fand er mit der Genremalerei das Hauptfach seines Schaffens, wobei er es in spätromantischer Manier vorzog, gemütliche Szenen aus dem Volks-, Haus- und Familienleben zu komponieren, oft illuminiert von warmem Lampen- und Kerzenlicht (Der St. Nikolaus-Abend, 1852; Musikalische Abendgesellschaft; Der Weihnachtsmorgen; Familienbad, 1855; Niedliche Geschwister, 1856; Der Martinsabend, 1858;[4] Mutter mit Kind (Mutterglück), 1859; Kleines Kind mit Hund, 1860; Die Wiege; Die Gutenachtgeschichte; Eine stolze Familie, 1863; Familienglück). Einige dieser Gemälde fanden in Stichen von Fritz Werner Verbreitung. 1853 nahm die norwegische Nationalgalerie Christiania ein Werk Geselschaps in ihre Sammlung auf.[5] Im gleichen Jahr stellte Geselschap das Bild Auffindung der Leiche Gustav Adolfs in der Exhibition of the Industry of All Nations im New York Crystal Palace aus.[6] Auch zur Sanitary Fair New York 1864 stellte Geselschap in New York City aus.[7]
Kunstgeschichtliche Bedeutung kommt Geselschap auch deshalb zu, weil er – zusammen mit dem Maler Heinrich Oecklinghaus – als der Entdecker Theodor Mintrops (1814–1870) gilt. Sie erkannten das Talent des dreißigjähren Landarbeiters aus Heidhausen, der als Autodidakt das Zeichnen erlernt hatte, und überzeugten den Akademiedirektor Schadow, ihn trotz des Alters 1844 an der Kunstakademie Düsseldorf aufzunehmen. Dann zog Mintrop zu Geselschap in eine Wohngemeinschaft, die selbst dann nicht beendet wurde, als Geselschap 1856 Lotte Rose heiratete.[8] Zu dritt unterhielten sie bis zum Tod Mintrops im Jahr 1870 eine innige Beziehung, die durch drei Eheringe symbolisiert wurde.[9][10] Mintrop unterrichtete Friedrich Geselschap (1835–1898), den Bruder Eduards. Die Königliche Akademie Amsterdam nahm Eduard Geselschap als ihr Mitglied auf. Geselschap starb 1878 in Düsseldorf-Pempelfort (Sternstraße 41),[11] bereits seit Jahren durch einen Schlaganfall erkrankt.
Weblinks
- Moritz Blanckartz: Geselschap, Eduard. In: Allgemeine Deutsche Biographie (1879), S. 86–87
- Eduard Geselschap, Auktionsresultate im Portal artnet.de
- Eduard Geselschap, biografische Inforamtion im Portal rkd.nl
- Eduard Geselschap (Porträt, Holzstich, 1886. In: Vom Fels zum Meer. Spemann's Illustrirte Zeitschrift für das Deutsche Haus. Bd. 2, April bis September 1886, Sp. 1103), Portraitkatalog im Portal tripota.uni-trier.de
Literatur
- Wolfgang Müller von Königswinter: Düsseldorfer Künstler aus den letzten 25 Jahren. Leipzig 1854
- Rudolf Wiegmann: Die Königliche Kunst-Akademie zu Düsseldorf. Ihre Geschichte, Einrichtung und Wirksamkeit und die Düsseldorfer Künstler. Düsseldorf 1856
- Thieme-Becker, Band XIII, 1920, S. 492 f.
Einzelnachweise
- ↑ Vgl.: Walther Gensel: Geselschap, Friedrich. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 49, Duncker & Humblot, Leipzig 1904, S. 317–322.
- ↑ Wolfgang Cortjaens: Zwischen Institutionalisierung und individuellem Austausch. Deutsch-belgischer Kulturtransfer am Beispiel der Düsseldorfer Malerschule 1831 bis 1865. In: Bettina Baumgärtel (Hrsg.): Die Düsseldorfer Malerschule und ihre internationale Ausstrahlung 1819–1918. Band 1, Michael Imhof Verlag, Petersberg 2011, ISBN 978-3-86568-702-9, S. 163
- ↑ Bettina Baumgärtel (Hrsg.), a.a.O., Band 2, S. 191 (Katalog-Nr. 144)
- ↑ Düsseldorfer Lichthistorie, Webseite im Portal dus-illuminated.de, abgerufen am 23. November 2014
- ↑ Ernst Haverkamp: Die norwegischen Künstler in Düsseldorf. Der Kulturtransfer zwischen Düsseldorf und dem Norden. In: Bettina Baumgärtel (Hrsg.), a.a.O., S. 184
- ↑ Sabine Morgen: Die Ausstrahlung der Düsseldorfer Malerschule nach Amerika. In: Bettina Baumgärtel (Hrsg.), a.a.O., S. 189
- ↑ Ulrich Pohlmann: Die Düsseldorfer Malerschule und die Fotografie. In: Bettina Baumgärtel (Hrsg.), a.a.O., S. 348
- ↑ Theodor Mintrop (Illustrationen), Margaret A. Rose (Hrsg.): Das Album für Minna (1855–1857), nebst weiteren neuentdeckten Materialen. Aisthesis Verlag, Bielefeld 2003, ISBN 978-3-89528-378-9, S. 82
- ↑ Helga Meister: Mintrops teuflisches Vergnügen. Artikel vom 17. Oktober 2014 im Portal wz-newsline.de, abgerufen am 22. November 2014
- ↑ In einer Skizze hielt Mintrop ein Tableau vivant fest, das Roses Schwestern Anna und Minna im Oktober 1855 bei einer allegorischen Herbstfeier zeigt. – Vgl. Margaret A. Rose: Scherz, Satire, Paarodie und tiefere Bedeutung in der Kunst der Düsseldorfer Malerschule um 1850. In: Bettina Baumgärtel (Hrsg.), a.a.O., S. 299 f.
- ↑ Zivilstandsregister Düsseldorf, Nr. 37 vom 5. Januar 1878