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Franz Eugen Schlachter

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Franz Eugen Schlachter

Franz Eugen Schlachter (* 28. Juli 1859 in Mülhausen; † 12. Januar 1911 in Bern) war Erweckungsprediger, Altphilologe und der Übersetzer der Schlachter-Bibel.

Leben

Franz Eugen Schlachter wurde als Sohn des Kaufmanns Joseph Franz Schlachter und seiner Ehefrau Elisabeth geb. Faesch in Mühlhausen im Elsass als jüngstes von drei Kindern geboren. Die Familie Schlachter war wohnhaft in Altkirch im Elsass und zog später nach Basel in die Schweiz, wo Franz Eugen Schlachter auch 1883 das Bürgerrecht erhielt. Hier besuchte er die Volksschule und später zeitweise auch das Gymnasium, das er nach der Konfirmation - vermutlich aus finanziellen Gründen - verließ. Beruflich wird von einer gewerblichen Lehre als Glaser berichtet.

Im Oktober 1878 begann er an der Evangelischen Predigerschule in Basel eine theologische Ausbildung. Es handelte sich um eine Predigerschule mit altsprachlicher Ausrichtung unter der Leitung von Wilhelm Arnold-Rappard (1838-1918), einen Schwager von Carl Heinrich Rappard. Hier wurde er von der Theologie von Johann Tobias Beck (1804-1878) geprägt, die den geistlichen Hintergrund der Predigerschule bildete. Während dieser Zeit trieb er das am Gymnasium begonnene Studium der Altsprachen (Altgriechisch-Hebräisch-Lateinisch) fleißig weiter. Er las zeitweise das Neue Testament nur noch im altgriechischen Grundtext und ging das Alte Testament ebenfalls im Hebräischen systematisch durch. Im März 1882 schloss er die Ausbildung mit dem Examen ab.

Im selben Jahr berief ihn die Evangelische Gesellschaft des Kantons Bern als Prediger und Mitarbeiter des bekannten deutschen Evangelisten Elias Schrenk, der damals für die Evangelische Gesellschaft tätig war. Sein Arbeitsgebiet war Bern, Schönbühl, Thun und Steffisburg am Thunersee. Schlachter arbeitete als Evangelist und war in der Anfangszeit ein Mitarbeiter von Elias Schrenk bei der örtlich entstandenen Erweckung. Anna von Wattenwyl stand ihm in der Anfangszeit als Mitarbeiterin bzw. Seelsorgehelferin zur Seite. Als sich F.E. Schlachter 1884 in Thun als Erwachsener von Konrad Werndli, dem Prediger der Freien Evangelischen Gemeinde Thun taufen ließ, gab es Irritationen mit der Evangelischen Gesellschaft, die aber bald beigelegt werden konnten. Es war eine Gewissensentscheidung von Franz Eugen Schlachter, obwohl er eigentlich kein Täufer in klassischem Sinne war.

Schlachter war stark von der beginnenden Heiligungsbewegung unter Robert Pearsall Smith geprägt. Bereits als Konfirmand hatte er die ersten Kontakte. In diese Zeit dürfte auch seine Bekehrung fallen. 1884 lernte er bei einem Englandaufenthalt die großen Evangelisten, wie z.B. Dwight Lyman Moody und Charles Haddon Spurgeon kennen. Er war ein begabter und begnadeter Redner und Evangelist.

Von 1890 bis 1907 war er als Prediger der Evangelischen Gesellschaft in Biel tätig. In dieser Zeit entstanden auch seine Bibelübersetzung, die Miniaturbibel, und diverse seiner Bücher und Schriften. Es war wohl die schriftstellerisch fruchtbarste Zeit Schlachters. Er war auch maßgeblich daran beteiligt, dass 1893 in Biel die Evangelische Kapelle gebaut wurde. Hierzu hatte Schlachter einen Kapellbauverein gegründet, dessen Präsident er war. Ab 1907 übernahm er die Predigerstelle an der Freien Evangelischen Gemeinde in Bern, zuerst kommisarisch und ab 1908 dann fest. Hier trieb er an der ev. theologischen Fakultät der Universität Bern sein Studium der altorientalischen Sprachen weiter und belegte drei Semester Syrisch und Arabisch. Er las auch die syrisch-aramäische Bibel, die Peschitta, in der Ursprache.

Franz-Eugen Schlachter war seit 1885 mit Maria geb. Jakob, der Tochter des Berner Landarztes Johann Jakob aus Dieterswil und seiner Ehefrau Magdalena geb. Bucher, verheiratet. Er hatte zwei Töchter, Maria und Elisabeth, verheiratete Baumann und zwei Söhne, Theodor Wilhelm und Samuel. Schlachter war ein Multitalent und arbeitete zeitweise regelmäßig bis 4 Uhr nachts. Als Ausgleich hielt er den Montag als Ruhetag, an dem er ausgedehnte Wanderungen im Schweizer Jura unternahm. Er war ein Zeitgenosse von Arnold Bovet und Johanna Meyer im Umfeld der grossen Berner Erweckung.

Nach einer schweren Magenerkrankung verstarb Franz-Eugen Schlachter am 12. Januar 1911 und wurde auf dem Berner Schosshaldenfriedhof begraben.

Werke

Er hatte ein erfülltes Leben als Prediger und Schriftsteller. Ab 1888 gab er eine erbauliche Zeitschrift namens "Brosamen von des Herrn Tisch" heraus. Es handelte sich um eine 16-seitige Monatszeitschrift im DIN A5 Format, das später dann in ein Folio-Format geändert wurde. Diese Zeitschrift war eine Mischung aus Evangeliumsblatt, Fachzeitschrift bzw. lexikalischer Schrift und Nachrichtenblatt. Die "Brosamen" erlebten bereits im 2. Jahr eine Auflage von 3000 Stück. F. E. Schlachter blieb Redakteur der Zeitschrift bis 1907.

Seine Aufgabe sah Schlachter literarisch aber nicht nur in der o. g. Zeitschrift, sondern er gab eine ganze Serie von erbaulich-lehrmäßigen Schriften heraus. Einige seien hier stellvertretend genannt:

1964 wurde Berechtigung und Aufgabe der Predigt aus dem Jahre 1900 neu aufgelegt. Zur Zeit werden Teile der Schriften als Manuskriptdruck wieder neu aufgelegt, z. B. Resli, der Güterbub, die Geschichte eines Verdingkindes, Herodes I., Meister Pippin, Das Evangelium der Reformation.

Bibelübersetzung

Sein Hauptwerk ist aber die Übersetzung der ganzen Bibel ins Deutsche. Er hatte 1893 bereits das Buch Hiob übersetzt und gab dann die übersetzten Teile der Bibel als Einzelhefte heraus, z. B. 1901 den Propheten Jesaja. 1905 wurde dann die Miniaturbibel veröffentlicht. Es war eine volkstümliche und doch genaue Bibelübersetzung mit einer prägnanten Sprache. Der Stil war Luther-ähnlich, wies aber auch Parallelen zur alten Zürcher-Bibel auf, die Schlachter ebenfalls herangezogen hatte und zeichnete sich durch eine besonders treffende Wortwahl aus. Wörter wie "Disputiergeist dieser Welt", "Kapital" usw. fanden sich in dieser Bibelausgabe.

Das Besondere an der Ausgabe war, dass der Text fortlaufend gesetzt war und nur bei neuen Sinnabschnitten unterbrochen wurde. Das Schriftbild war zwar klein, aber gestochen scharf und gut lesbar. Die ganze Bibel war nur 1 cm dick und hatte ein länglich handliches Format mit nur 728 Seiten, so dass es in jede Jackentasche passte. Sie war eine sehr beliebte Ausgabe in den südlichen deutschsprachigen Landen wie Schweiz, Elsass, Schwaben usw. Später gab es dann eine Großdruckausgabe, die so genannte Hausbibel (1907) und eine Handbibel (1908). Die Miniaturbibel erlebte in den ersten 2 Jahren sechs Auflagen.

Die Schlachter-Bibel nach Schlachters Tod

Nach Schlachters Tod wurde die herausgebende Miniaturbibelgesellschaft aufgelöst und die "Privilegierte Württ. Bibelanstalt in Stuttgart" übernahm die Schlachter-Bibel. Sie wurde von den Schweizer Pfarrern Linder und Kappeler erstmals revidiert, erschien als Revision 1918 und erlebte mindestens 7 zusätzliche Auflagen (1952). 1945 verteilte die englische Scripture Gift Mission Hunderttausende von leicht überarbeiteten Neuen Testamenten der Miniaturbibel als Sonderdruck unter die deutschen Kriegsgefangenen in den englischen Gefangenenlagern. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Schlachter-Bibel von der Genfer Bibelgesellschaft neu herausgegeben. Nicht als neue Revision, sondern als Neubearbeitung der alten Miniaturbibel von 1905. Auch diese handlich-kleine, fortlaufend gesetzte Bibel erlebte als Hand-, Taschen-, Lese- und Hausbibel viele Auflagen. 1995 begann dann eine grundlegende Revision dieser Ausgabe, die im Jahr 2002 abgeschlossen wurde. So liegt jetzt die revidierte Schlachter-Bibel 2000 vor (reformatorischer Grundtext, sinngemäß sehr grundtextgenau, erbauliches gutes Deutsch). Seit November 2003 liegt eine zusätzliche Studienausgabe mit ca. 100.000 Parallelstellen, einem reichhaltigen Anhang und vielen sachlichen Fußnoten vor. 2005 folgte eine Miniaturbibel, allerdings im Perl-Bibel-Format.

Geistlicher Einfluss

Franz Eugen Schlachter war eine der am fruchtbarsten wirkenden Persönlichkeiten der Erweckungsbewegung. Durch die Miniaturbibel reichte sein Einfluss weit über die Schweiz hinaus. Auch die Übersetzung von Pater Chiniquys Erlebnissen bzw. des Buches "Jarousseau, der Pfarrer der Wüste", waren wichtige Beiträge zur geistlichen Auseinandersetzung des Protestantismus. Sein grösster Einfluss geschah aber durch die Herausgabe seiner Zeitschrift Brosamen von des Herrn Tisch, durch die er Teile der Berner Landbevölkerung sowohl geistlich, als auch sozial und kulturell prägte.