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AIDS

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Das Acquired Immune Deficiency Syndrome (erworbenes Immun-Schwäche-Syndrom, kurz AIDS) ist Folge einer Infektion mit dem HI-Virus (Human Immunodeficiency Virus (Menschliches Immun-Schwäche-Virus), HIV), welches eine schrittweise Zerstörung des Immunsystems bewirkt. Die Folge sind Sekundärinfektionen (auch opportunistische Infektionen genannt), die in bestimmter Kombination das Syndrom AIDS definieren.

HI-Virus, das sich aus einer Immunzelle herauslöst

Infektionswege

HIV wird mit Körperflüssigkeiten wie Blut oder Sperma übertragen. Die häufigsten Infektionswege sind ungeschützter sexueller Kontakt und die Benutzung nicht steriler Spritzen beim Drogenkonsum. Wie hoch das Risiko beim Geschlechtsverkehr ist, hängt vor allem von der Viruslast in der Samenflüssigkeit und im Blut ab. Diese ist unmittelbar nach der Infektion, bevor sich Antikörper gebildet haben, besonders hoch, um dann erst wieder in späten Stadien der Erkrankung anzusteigen. Bluttransfusionen sind ebenfalls eine mögliche Infektionsquelle, die allerdings heute in Deutschland durch die 1985 eingeführten Routine-Untersuchungen der Blutspender kaum noch Bedeutung hat. Aber auch hier ist ein Risiko vorhanden, da zwischen Ansteckung des Spenders und Nachweis einige Wochen verstreichen. Weiterhin ist die Übertragung über Endosope möglich aber sehr selten. Alle gängigen Desinfektionsmaßnahmen sind bei sachgerechter Durchführung ausreichend um eine Ansteckung zu verhindern. Das Risiko einer Infektion eines Kindes durch eine HIV-infizierte Mutter während der Schwangerschaft oder während der Geburt wird auf 15% bis 30% geschätzt. Bei bekannter HIV-Infektion der Mutter kann durch die Gabe der antiretroviralen Medikamente das Risiko der HIV-Übertragung auf das Kind beträchtlich gesenkt werden und wird in Deutschland mit ca. 2% angegeben. Eine Übertragung des Virus beim Stillen ist ebenfalls möglich. Die Gefahr, sich durch Zungenküsse anzustecken, wird als äußerst gering eingeschätzt, kann aber nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Die HIV-Konzentration in Tränen, Schweiß und Speichel sind allen Erkenntnissen nach für eine Ansteckung zu niedrig. Eine Übertragung des Virus durch Insektenstiche oder durch Tröpfcheninfektion ist ebenfalls nicht bekannt.

Das HI-Virus

Aufbau und Vermehrung des HIV

Das HIV ist ein kugelförmiges Virus mit etwa 100nm Durchmesser und gehört zur Familie der Retroviren. Zur Vermehrung benötigt das Virus Körperzellen, die den CD4-Rezeptor auf der Oberfläche tragen, da das Oberflächenprotein gp120 des HIV eine Bindung mit den CD4-Rezeptoren eingehen kann. Das sind vor allem die CD4-tragenden T-Lymphozyten (T4-Zellen), die beim Menschen für die Antikörperbildung zuständig sind. Das HIV baut zur Vermehrung sein RNA-Genom in DNA-Form in das Genom der Wirtszelle ein (Endogene retrovirale Genome), wodurch diese beginnt Virus-Proteine und vom Virus benötigte Enzyme zu produzieren.
Die Bekämpfung der Infektion ist deshalb besonders schwierig, da die befallenen Wirtszellen dauerhaft neue Viren produzieren. Man versucht daher zum Beispiel durch CD4-Impfstoffe das Andocken des HIV an den T4-Zellen zu verhindern oder auch die reverse Transkriptase zu hemmen, um die DNA-Synthese abzubrechen. Frühere Bezeichnungen für das Virus sind Lymphadenopathie-assoziiertes Virus (LAV), humanes T-Zell-Leukämie-Virus III (HTLV III) oder AIDS-assoziiertes Retrovirus (ARV). Neben HIV-1 (u. Subtyp O) gibt es in Westafrika eine Variante namens HIV Typ 2.

Was das HI-Virus so außergewöhnlich überlebensfähig macht ist seine unglaubliche Wandlungsfähigkeit oder besser gesagt seine schnelle Evolutionsrate. Von den Influenza-Viren (Grippe) zum Beispiel entwickeln sich, in derselben Zeit, auf der ganzen Welt nicht einmal halb so viele neue Unterarten wie das HI-Virus in einem einzelnen Infizierten. An diesem Problem sind die langjährigen Forschungen um CD4-Impfstoffe, die das Oberflächenprotein gp120 des HIV einfach blockieren sollten, am Ende auch gescheitert. Denn als man endlich soweit war, dass das Mittel gegen den sehr ähnlichen SI-Virus der Affen erfolgreich ausgetestet war, hatte das HI-Virus in Freiheit die Struktur seines gp120 Oberflächenproteins verändert. Auch die T4-Zellen-Strategie, bei der man den körpereigenen Vorrat an T4-Zellen erhöht, welche schon von Natur aus die Zellen töteten die vom HI-Virus infiziert wurden, war nicht erfolgreich, da sich das Virus weiterentwickelte und von den T4-Zellen nicht mehr erkannt wurde. Bei einem Versuchsaffen konnte man den Ausbruch des eigentlichen AIDS um zehn Jahre herauszögern bis eine neue Mutation der Viren eintrat.

Auch die lange Inkubationszeit von zehn Jahren ist ein Problem, da viele Infizierte unter Umständen noch jahrelang andere Personen infizieren, bevor ihre Infektion erkannt wird oder von ihnen selbst bemerkt wird.

Definition und Klassifikation

HIV-Erkrankungen werden zu meisten nach der CDC-Klassifikation eingeteilt, die vom US-amerikanischen Center of Deseases Control erstellt wurde und zuletzt 1993 überarbeitet wurde. Die Einteilung basiert auf drei verschiedenen Kategorien, die sich aus dem klinischen Bild ergeben (A-C) und der Einteilung des CD4-T-Helferzellstatus (1-3).

Kategorie A bezeichnet eine asypmtomatische HIV-Infektion.

Unter Kategorie B werden Krankheiten zusammengefasst, die nicht als AIDS definierend gelten, aber im Zusammenhang mit einem Immundefizit zu stehen scheinen. Zu diesen gehören:

  • bazilläre Angiomatosen,
  • Entzündungen des kleinen Beckens, besonders bei Komplikationen eines Tuben- oder Ovarialabszesses,
  • ausgedehnter oder rezidivierender Herpes Zoster,
  • thrombozytopene Purpura,
  • lang anhaltendes Fieber oder Diarrhoen, die länger als einen Monat anhalten,
  • Listeriose,
  • orale Haarleukoplakie,
  • oropharyngiale Candidosen,
  • chronische oder schwer zu therapierende vaginale Candidosen,
  • zervikale Dysplasien,
  • Carcinoma in situ und
  • periphere Neuropathie.

Kategorie C umfasst die AIDS-definierenden Erkrankungen. Es handelt sich um meist opportunistische oder maligne Erkrankungen, die bei einem gesunden Immunsystem nicht oder nicht in der beschriebenen Weise auftreten. Zu ihnen gehören:

  • Candidosen der Atemwege oder der Speiseröhre,
  • CMV-Infektionen (außer der Leber, Milz und Lymphknoten),
  • CMV-Retinitis (mit Einschränkung der Sehschärfe),
  • HIV-bedingte Enzephalopathie,
  • Herpes simplex mit chronischen Ulzera (>1 Monat) oder durch Herpes simplex bedingte Bronchitis,
  • Pneumonie oder Ösophgitis,
  • Histoplasmose, chronisch,
  • intestinale Isosporiasis,
  • Kaposi-Sarkom,
  • disseminierte oder extrapulmonale Kokzidiodomykose,
  • extrapulmonale Kryptokokkose,
  • chronisch intestinale Kryptosporidiose,
  • immunoblastisches, primär zerebrales oder Burkitt Lymphom,
  • extrapulomale Mykobakterien,
  • Pneumocystiis-Pneumonie,
  • bakteriell rezidivierende Pneumonien (mehr als in einem Jahr),
  • progressive multifokale Leukenzephalopathie,
  • rezidivierende Salmonellen-Septikämie,
  • Tuberkulose,
  • zerebrale Toxoplasmose,
  • Wasting-Syndrom,
  • invasives Zervix-Karzinom.

Die CDC-Klassifikation der Laborkategorien beschreibt die noch vorhandene Anzahl von CD4-Zellen. Kategorie 1 entspricht mehr als 500 CD4-Zellen/pl, Kategorie 2 200 bis 400 und Kategorie 3 unter 200 CD4 Zellen/pl.

Zur Einstufung werden beide Werte herangezogen. Die Erkrankung eines Patienten mit einer oropharyngialen Candidose und mit einem CD4 Zellwert von 300 wird also mit B2 beschrieben. Eine Rückstufung bei Besserung des klinischen Bildes oder des CD4 Zellwertes wird nicht vorgenommen.

In Deutschland wird die Diagnose AIDS anhand des klinischen Bildes getroffen, wohingegen in den USA bei einem CD4-Zellwert von unter 200 ebenfalls von AIDS gesprochen wird, auch ohne klinische Symptomatik.

Die CDC Klassifikation ist die derzeit gebräuchlichste und wahrscheinlich beste Einteilung der HIV-Erkrankung. Trotzdem weist sie einige Schwächen auf. Zum einen ist sie zuletzt 1993 neu bearbeitet worden, was eine ganze Epoche an HIV-Therapiemöglichkeiten und der damit verbundenen Änderung des klinischen Bildes nicht mit einschließt. Zum anderen ist sie geprägt durch ihren Entstehungsort (USA). Einige opportunistische Erreger, die in anderen Teilen der Welt eine große Rolle spielen, wie Penicillosen in Asien, tauchen nicht in der Klassifikation auf.

Krankheitsverlauf

Nicht jeder, der mit dem HI-Virus infiziert wurde, entwickelt zwangsläufig AIDS. Die rein klinische Diagnose "AIDS" wird gewöhnlich ab einem gewissen Grad der Zerstörung des Immunsystems gestellt, da es bis heute keine direkte Nachweismethode (AIDS-Test) gibt. Sie ist definiert über das Auftreten von so genannten opportunistischen Infektionen. Diese werden ausgelöst durch Erreger, die erst durch die von der HIV-Infektion ausgelöste Immunschwäche überhaupt krank machen können; vorher gilt ein Patient lediglich als HIV-positiv. Als Maß für die Zerstörung des Immunsystems dient die T-Helfer-Zellen-Zahl im Blut eines HIV-Infizierten. Der Standard-Grenzwert ist erreicht, wenn das T-Zellen-Niveau eines Patienten unter 200-400 / µl Blut fällt. Die Unterschreitung dieser Grenze stellt eine Behandlungsindikation dar.

Geschichte von AIDS

HIV ist eng mit Viren verwandt, die AIDS-ähnliche Symptome in Primaten auslösen, und es ist allgemein akzeptiert, dass einer dieser Virustypen Anfang des 20. Jahrhunderts auf den Menschen übertragen wurde, obwohl es Hinweise darauf gibt, dass dies in isolierten Fällen bereits früher geschah.

Genaue Angaben über Zeit, Ort, Wirtstier, Art und Anzahl der Übertragungen sind nicht bekannt. Ein Virus, das fast identisch mit dem menschlichen HI-Virus ist und SIV genannt wird, wurde in Schimpansen gefunden. Nach jüngsten Untersuchungen von Virologen der Universität Birmingham/Alabama löst HIV-1, das von dem im Schimpansen gefundenen SI-Virus abstammt, vermutlich die Immunschwächekrankheit aus. Durch eine genetische Analyse konnten die Wissenschaftler zeigen, dass das SI-Virus eine Kombination aus zwei Virusstämmen ist, die in bestimmten Meerkatzen vorkommen. Da Meerkatzen von Schimpansen gejagt und gefressen werden, müssen sich die Schimpansen mit den zwei Virusstämmen infiziert haben, aus denen sich dann in ihrem Körper das SI-Virus gebildet hat. Die Übertragung dieses SI-Virus auf den Menschen erfolgte nach Ansicht der Forscher wohl bereits in den 1930er Jahren durch den Verzehr von Schimpansenfleisch.

Weitere wissenschaftliche Untersuchungen ergaben, dass das HI-Virus zuerst in West-Afrika auftrat, aber es ist nicht mit letzter Sicherheit geklärt, ob es nicht mehrere Virusherde gab. Neue so genannte phylogenetische Untersuchungen, das heißt Verwandtschaftsvergleiche zwischen den unterschiedlichen Subtypen von HIV und zwischen HIV und SIV lassen vermuten, dass mehrere unabhängige Übertragungen vom Schimpansen auf den Menschen in Kamerun und/oder dessen Nachbarländern stattfanden. Die erste Blutprobe, die nachgewiesenermaßen HIV enthält, wurde 1959 im Kongo genommen. Weitere Proben stammen von einem US-Amerikaner (1969) und einem norwegischen Matrosen (1976).

1981 wurde erstmals eine Häufung seltener und oft tödlich verlaufender Infektionen bei zuvor gesunden homosexuellen Männern in den USA beschrieben. Besonders auffällig war die Kombination von Pneumocystis-Carinii-Infektionen und Karposi-Sarkomen, beides Erkrankungen, die zu meist bei deutlich geschwächten Patienten auftrat. Schon recht früh wurde eine erworbene Immunschwächeerkrankung für die wahrscheinlichste Ursache in Betracht gezogen. Epidemiologische Untersuchungen in den USA zeigten, dass neben Homosexuellen vorwiegend Drogenabhängige, Empfänger von Blut und Blutprodukten und Kleinkinder von erkrankten Müttern an AIDS erkrankten. Dies führte zu der 1982 zu der Vermutung, dass der Auslöser der neuen Erkrankung ein sexuell und parenteral übertragbarer Erreger sei. 1983 isolieren französische Forscher einen Virus, der wahrscheinlich ursächlich für AIDS ist. Eine kausale Beziehung zwischen dem Virus und der Immunschwächeerkrankung wird kurze Zeit später aufgedeckt. Zwei Jahre später, 1985, wird der erste ELISA-Antikörper-Test etabliert. Zu Anfang galt die Erkrankung in der öffentlichen Wahrnehmung als Problem von Randgruppen - Homosexuellen und Drogenabhängigen. Dies ändert sich jedoch auf dramatisch Weise durch das Aufkommen von HIV-Tests. Denn auch Menschen ohne klinische Symptome hatten Antikörper, was darauf hindeutete, dass die Inkubationszeit mehrere Jahre beträgt; in dieser aber der Virus weitergegeben werden kann. 1984 ergaben Untersuchungen, dass AIDS in Kinshasa bei Männern und Frauen gleich häufig auftraten, unabhängig von Drogenkonsum und Bluttransfusionen. In den USA wurde 1985 berichtet, dass bei untersuchten Hämophiliekranken ("Bluter"), die sich durch Blutkonserven infiziert hatten, die Ansteckungsrate der Ehefrauen bei 70% lag. Die Erkenntnis, dass die Ansteckungsgefahr bei heterosexuellem Geschlechtsverkehr deutlich höher zu sein schien als zunächst angenommen führte zu einem großen öffentlichen Interesse. Die Kombination aus den nun bekannten Ansteckungswegen und langer Inkubationszeit ließen epidemiologische Hochrechnungen ein apokalyptisches Bild zeichnen. Eine geschichtlich einmalige Massenhysterie breitete sich aus: AIDS schien zu einer Bedrohung der Menschheit geworden zu sein. Die jährliche Verdopplung von Neuerkrankungen hielt in Deutschland glücklicher Weise nur von 1984 bis 1987 an, danach verlief der Anstieg der Zahl von Erkrankten weniger steil bis sich die Zahlen im Jahre 1993 auf ca. 2000 einpendelte. Dadurch änderte sich auch schnell wieder die öffentliche Einstellung zu AIDS.

Epidemiologie

Allgemein

Aus epidemiolgischer Sicht ist das weltweite Verteilungsmuster von HIV interessant: Während sich die meisten Viren gleichmäßig schnell ausbreiten, war dies bei HIV anders. Während die HIV-Epidemie in den USA bereits vor 20 Jahren begann, gab es einige Länder, die von HIV verschont zu seien schienen, dann aber mit großer Geschwindigkeit vom Virus erobert wurden. So geschah es vor allem in den Osteuropa und Asien Mitte der 1990er Jahre. In anderen Ländern, zum Beispiel Kamerun, blieb die Prävalenz von HIV Jahre lang stabil, um dann sprunghaft an zu steigen. Auch eine Obergrenze in der HIV-Prävalenz scheint es nicht zu geben. So stieg die Quote der schwangeren Frauen mit HIV in städtischen Zentren in Botswana nach 1997 in vier Jahren von 38,5% auf 55,6%. Dass HIV erfolgreich zu bekämpfen ist, zeigt das Beispiel Uganda. 1992 lag die Prävalenz von HIV bei schwangeren Frauen bei nahezu 30% und konnte auf 10% im Jahre 2000 gesenkt werden. Grundlagen dieses Erfolges waren die landesweite Einführung von Sexualkundeuntericht, flächendeckende Kampagnen zur Steigerung der Akzeptanz von Kondomen, HIV-Tests, deren Ergebnisse noch am selben Tag bekannt gegeben wurden und Selbsthilfe-Kits für sexuell übertragbare Krankheiten. Diese Erfolge sind jedoch nur mit finanziellem Mitteln durchführbar, die viele der Hochendemie-Länder in Afrika nicht alleine aufbringen können.

Weltweit

Im Jahr 2003 waren 42 Millionen Menschen mit HIV infiziert; allein im Jahr 2001 infizierten sich ca. fünf Millionen Menschen neu mit dem Virus, drei Millionen Menschen starben an der Krankheit.

Deutschland

Die Zahl der Neuinfektionen liegt in den letzten Jahren recht konstant bei knapp 2.000 pro Jahr. Ende 2002 lebten ca. 39.000 HIV infizierte Menschen in der Bundesrepublik. Grund zur Besorgnis gibt der kontinuierliche Anstieg von anderen sexuell übertragbaren Krankheiten. Nicht nur, dass sich damit das Risiko einer Ansteckung erhöht, es zeigt auch, dass die Akzeptanz von Kondomen rückläufig zu sein scheint. Auch die Zahl der an AIDS Erkrankten liegt bei ca. 700 pro Jahr und ist ebenfalls relativ konstant. Etwa 600 Menschen sind 2002 an den Folgen einer HIV-Infektion beziehungsweise an AIDS verstorben. Seit Anfang der 1980er Jahre bis 2002 haben sich in der Bundesrepublik Deutschland etwa 60.000 Menschen mit HIV infiziert, etwa 25.500 Menschen sind an AIDS erkrankt und etwa 20.500 sind an den Folgen der HIV-Infektion gestorben.

HIV-Test

In Deutschland wird die Diagnose HIV meist durch zwei Tests gestellt: einen Suchtest und einen Bestätigungstest. Als Suchtest wird meist ein HIV-Elisa-Test durchgeführt. Dieser weist Antikörper gegen HIV-1, HIV-2 und HIV-1 Subtyp 0 im Blut nach. Für diesen Test werden von kommerziellen Herstellern Virusproteine, die so genannten Elisa-Testplatte vertrieben. Eine Testplatte besteht aus bis zu 96 kleinen Näpfen, in denen HIV-Proteine auf dem Trägermaterial fixiert wurden.

Von der zu testenden Blutprobe werden die Blutzellen abgetrennt und die verbleibende gelblich-klare Flüssigkeit, das so genannte Serum, in eines der Näpfchen der Testplatte gegeben. Wenn Antikörper im Serum vorliegen, die vom Immunsystem eines HIV-Infizierten gebildet wurden, heften diese sich an die HIV-Proteine. Nach weiteren Arbeitsschritten verbleibt in den Näpfen von HIV-negativen Personen eine glasklare Flüssigkeit und bei HIV-infizierten Menschen eine gefärbte Flüssigkeit. Der Test wird maschinell und immer im Vergleich zu HIV-positiven und HIV-negativen standardisierten Seren abgelesen.

Die Empfindlichkeit des Suchtests ist sehr hoch eingestellt, damit auch 'grenzwertig-positive' Seren entdeckt werden. Jedes im Suchtest als positiv oder grenzwertig aufgefallene Serum muss in einem Bestätigungstest überprüft werden. Als Bestätigungstest dient die Western-Blot-Methode. Hierzu wird eine Reihe unterschiedlicher HIV-Proteine auf einen Teststreifen als Trägermaterial nebeneinander aufgebracht. Der Streifen wird in eine weitere Serumprobe eingelegt. Wenn Antikörper gegen HIV vorhanden sind, heften sich diese an die Virusproteine. Nach weiteren Arbeitsschritten werden dunkle Striche auf dem Teststreifen sichtbar. Sie zeigen an, gegen welche Virusproteine der Mensch Antikörper gebildet hat. Nach WHO-Empfehlung wird die Diagnose 'HIV-positiv' auf Grund von Antikörpern gegen zwei verschiedene Virusproteine gestellt. Auf diese Weise wird der zuvor positive oder grenzwertige Suchtest widerlegt oder bestätigt.

Zudem kann mittels Polymerase-Kettenreaktion die Virus-DNA direkt nachgewiesen werden. Diese Methode wird meist nach gestellter Diagnose zur Bestimmung der Viruslast angewandt.

Ein besonderes Problem beim HIV-Test ist die diagnostische Lücke. In der Zeit, die der Körper braucht, um Antikörper zu bilden, können diese auch nicht nachgewiesen werden. Die heute üblichen Tests können in der Regel drei bis fünf Wochen nach der Infektion Antikörper nachweisen. In seltenen Fällen können aber noch Monate später falsch negative Ergebnisse entstehen.

Bei Neugeborenen ist ein Antikörper-Test nicht aussagefähig, da die Antikörper der Mutter durch die Plazenta in das Blut des Kindes gehen, und daher ein falsch positives Testergebnis entstehen kann. Daher ist die gängige Untersuchungsmethode bei Neugeborenen und Säuglingen die PCR.

HIV-Therapie

Gegen die Grundkrankheit sind zurzeit etwa 15 antiretrovirale Medikamente zugelassen. Sie lassen sich nach drei unterschiedlichen Wirkprinzipien einteilen. Die größere Gruppe umfasst Hemmstoffe des viruseigenen Enzyms Reverse Transkriptase (RT). Diese werden nochmals in zwei Stoffklassen unterteilt, die so genannten nukleosidischen und die nicht-nukleosidischen RT-Inhibitoren. Diese Medikamente beeinträchtigen beziehungsweise verhindern die Umschreibung der viralen RNA in das Provirus. Eine zweite Stoffgruppe bilden die Hemmstoffe der HIV-Protease. Seit Anfang 2003 ist außerdem ein von der Firma Hoffmann-La Roche entwickeltes Medikament auf dem Markt, das das Andocken des Virus an die Wirtszelle verhindert. Eine Sammlung mit übersichtlichen Beschreibungen aller zur Zeit angewandten antiretroviralen Therapeutika sowie einiger gängiger Medikamente zur Behandlungen opportunistischer Infektionen findet sich unter HIV.NET.

HIV-Impfung

Nach jahrzehntelangen vergeblichen Versuchen, einen Impfstoff gegen das HI-Virus herzustellen, beginnt Ende Februar 2004 zum ersten Mal eine klinische Studie an gesunden Probanden. Die Studie wird von den Universitätskliniken Bonn und Hamburg-Eppendorf durchgeführt. Mit ersten Ergebnissen ist Anfang 2005 zu rechnen. Falls diese Ergebnisse überzeugen, wird es mindestens weitere sieben Jahre dauern, bis der Impfstoff industriell gefertigt werden kann. Als Grundlage für die neue Impfung nahmen die Forscher den Subtyp HIV1-C, der vor allem in Afrika vorkommt. Denn hier soll das Hauptanwendungsgebiet liegen. Aus diesem Grund wird die Studie von gemeinnützigen Organisationen wie der International Aids Vaccine Initiative (IAVA) gefördert.

Alternative Theorien

Zur Herkunft und Verbreitung von HIV und AIDS gibt es Theorien, die der gängigen wissenschaftlichen Sichtweise widersprechen und dementsprechend umstritten sind.

  • Es wird insbesondere argumentiert, dass die wissenschaftliche Evidenz nicht ausreicht, um Afrika als Herkunftsland zu benennen, um die absichtliche oder versehentliche Herstellung des HI-Virus im Labor auszuschließen oder um eine Übertragung zwischen Tier und Mensch (vom Affen auf den Menschen) anzunehmen. Von Professor Segal wurde zudem die Theorie aufgestellt, dass das HI-Virus möglicherweise das Ergebnis militärischer Experimente ist, vgl. hierzu [1].
  • Stefan Lanka, Virologe, behauptet, die Existenz von Retroviren als solchen sei vollständig unbewiesen, und verweist auf erkenntnistheoretische Betrachtungen der im Mainstream als anerkannt geltenden Publikationen.
  • Viele Forscher, die eine Nicht-Mainstream-Sicht auf das HIV/AIDS-Phänomen haben, haben sich in der "Scientific Group for Reappraising the HIV-AIDS hypothesis", zusammengefunden. Der Zugang zu AIDS-Konferenzen wird ihnen laut eigenen Aussagen in aller Regel verweigert. Innerhalb dieser Gruppe gibt es unterschiedlich starke Ausprägungen der Zweifel: Einige zweifeln die Infektiosität oder Übertragbarkeit von HIV an, andere sogar die Existenz eines HIV (siehe oben). Die Gruppe vermutet hauptsächlich harte Drogen, Unterernährung und Vergiftungen als Ursache für das AIDS-Syndrom.
  • In Afrika ist die Theorie verbreitet, dass westliche Rassisten die Krankheit AIDS auf ihren Kontinent gebracht haben, um die dortige Bevölkerung zu dezimieren.

Meldepflicht

Eine HIV-Infektion ist in Österreich im Gegensatz zur AIDS-Erkrankung nicht meldepflichtig. Diese erfolgt an das Ministerium in anonymisierter Form. In Deutschland ist bereits die HIV-Infektion meldepflichtig und erfolgt ebenfalls anonymisiert an das Robert-Koch-Institut in Berlin.

siehe auch

HIV/AIDS Kritik: