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Akte Grüninger

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Film
Titel Akte Grüninger – Die Geschichte eines Grenzgängers
Originaltitel Akte Grüninger
Produktionsland Schweiz und Österreich
Originalsprache Deutsch und Schweizerdeutsch
Erscheinungsjahr 2014
Länge 96 Minuten
Stab
Regie Alain Gsponer
Drehbuch Bernd Lange
Produktion Anne Walser
Golli Marboe
Kamera Matthias Fleischer
Schnitt Bernhard Lehner
Mike Schaerer
Besetzung

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Akte Grüninger – Die Geschichte eines Grenzgängers ist ein Schweizer Spielfilm, der für das Schweizer Fernsehen produziert wurde. Der Fernsehfilm thematisiert die Ereignisse im Spätsommer 1938, als Paul Grüninger bis zu 3600 jüdischen Flüchtlingen aus Deutschland und Österreich das Leben rettete, indem er ihnen durch Vordatierung der Einreisevisa die Einreise in die Schweiz ermöglichte. Stefan Kurt spielt unter der Regie von Alain Gsponer die Titelrolle. Die Uraufführung war im Rahmen des Wettbewerbs der Solothurner Filmtage 2014.

Handlung

Im August 1938 schliesst die Schweiz ihre Grenzen für jüdische Flüchtlinge. Weiterhin gelangen Hunderte von Menschen ohne gültiges Visum über die Grenze, insbesondere aus Deutschland und Österreich. Die Überprüfung der nach damaligem Schweizer Recht illegalen Grenzübertritte leitet der Chef der Schweizer Fremdenpolizei, Heinrich Rothmund. Dieser beordert Polizeiinspektor Robert Frei, einen skrupellosen und obrigkeitsgläubigen Beamten, in den Kanton St. Gallen, wo die meisten Grenzübertritte stattfinden. Diese scheinen von Teilen der Bevölkerung getragen zu werden, mit der Zustimmung des St. Galler Polizeihauptmanns, Paul Grüninger. Freis Ermittlungen erhärten den Verdacht, dass Polizeihauptmann Grüninger jüdischen Flüchtlingen ohne gültige Visa die Einreise erlaubt, Dokumente verfälscht und Flüchtlinge gar selbst illegal über die Grenze in die Schweiz bringt. Grüninger ist zwar geständig, doch handle er damit seines Erachtens nicht gegen das Gesetz und somit gegen die Staatssicherheit. Seine Beweggründe beruhen zudem auf reiner Menschlichkeit. Grüningers Uneinsichtigkeit und der Anblick der hilfesuchenden Flüchtlinge lassen bei Frei Zweifel an der Richtigkeit seines Auftrags aufkommen…[1]

Hintergrund

Akte Grüninger wurde koproduziert vom Schweizer Radio und Fernsehen, den Produktionsgesellschaften C-Films (Zürich), Makido Film (Wien) und Mecom (München) sowie dem Sender Arte. Weitere Unterstützung leistete der Fernsehfonds Austria. Die Dreharbeiten unter dem Arbeitstitel Nur ein Schritt fanden von Oktober bis Dezember 2012 und im März 2013[2] im Kanton St. Gallen und in Österreich statt.[3] Drehorte waren in der Schweiz St. Gallen, Diepoldsau, Widnau und Mels sowie in Österreich Tarrenz, Hall in Tirol, Innsbruck, Jenbach, Kufstein, Lustenau und Hohenems.[4]

Das Drehbuch vermischt die historischen Fakten mit fiktionalen Elementen. So ist die zentrale Filmfigur des Polizeiinspektors Robert Frei, der aus Bern entsandt wird, um die Vorgänge in St. Gallen zu untersuchen, nicht historisch.[5]

Veröffentlichung

Am 23. Januar 2014 lief Akte Grüninger als Weltpremiere und Eröffnungsfilm der Solothurner Filmtage.[6] Anschliessend wurde der Film auch in ausgewählten Schweizer Kinos gezeigt. Die TV-Erstausstrahlung in der Reihe Schweizer Film war am 19. Oktober 2014 auf SRF 1.[7] Akte Grüninger – Die Geschichte eines Grenzgängers ist auf BluRay und DVD erhältlich.

Kritiken

Bettina Spoerri verwies in der Neuen Zürcher Zeitung darauf, dass der Film trotz des Kinostarts in erster Linie eine Fernsehfilmproduktion sei, die «auf der Ebene der ästhetisch-visuellen Inszenierung im konventionellen Rahmen reiner TV-Produktionen» verharre. Dennoch wage er sich an «heikle und relevante» Punkte der Schweizer Geschichte und schlage dabei einen «ernsten, ja ermahnenden Ton» an. Es gelinge «eine überzeugende Balance zwischen dem Anliegen, nahe an den historischen Fakten zu erzählen, […] und der notwendigen Verdichtung und Emotionalisierung für das fiktionale Genre».[8]

Christian Jungen nannte Akte Grüninger als Beispiel für Deutschschweizer Filme ohne Haltung. Auch wenn der Film „mit starken Schauspielern gehobene Unterhaltung“ biete, präge er sich kaum ein. Richard Dindos Dokumentarfilm Grüningers Fall von 1997 sei mit seinen Berichten jüdischer Zeitzeugen hingegen aufwühlend und nachwirkend.[9]

Auszeichnungen

Einzelnachweise

  1. Akte-Grüninger. Geschichte eines Grenzgängers. In: erinnern.at, Nationalsozialismus und Holocaust: Gedächtnis und Gegenwart. Abgerufen am 15. Oktober 2014.
  2. "Die kontroversen Diskussionen freuen uns!" Artikel bei persoenlich.com vom 6. Februar 2014
  3. Akte Grüninger bei der Produktionsfirma C-Films, abgerufen am 16. Oktober 2014.
  4. Akte Grüninger bei Mecom Fiction GmbH, abgerufen am 16. Oktober 2014.
  5. Jörg Krummenacher: «Akte Grüninger» – Fiktion und Fakten. In: Neue Zürcher Zeitung. 23. Januar 2014, abgerufen am 16. Oktober 2014.
  6. Neuer SRF Schweizer Film «Akte Grüninger» geht ins Kino. SRF Medien News Detailinformation, abgerufen am 16. Oktober 2014.
  7. SRF Schweizer Film: Akte Grüninger. Abgerufen am 16. Oktober 2014.
  8. Bettina Spoerri: «Akte Grüninger» – Zivilcourage ist ein seltenes Gewächs. In: Neue Zürcher Zeitung. 29. Januar 2014, abgerufen am 15. Oktober 2014.
  9. Christian Jungen: Schweizer Filmer bieten Unterhaltung ohne Haltung. In: Neue Zürcher Zeitung. 19. Januar 2014.