Landeskriminalamt Thüringen
[[Neutralität}} [[Belege fehlen}}
Landeskriminalamt Thüringen | |
---|---|
![]() | |
Staatliche Ebene | Freistaat Thüringen |
Stellung | Landesbehörde |
Aufsichtsbehörde | Innenministerium Thüringen |
Gründung | 1. Juli 1991[1] |
Hauptsitz | Erfurt, Thüringen |
Behördenleitung | Präsident Werner Jakstat[2] |
Bedienstete | 558 Beamte, 103 Angestellte (2014) [3] |
Netzauftritt | http://www.thueringen.de/th3/polizei/lka/ |
Das Landeskriminalamt Thüringen ist obere Landesbehörde und dem Thüringer Innenministerium unmittelbar nachgeordnet. Es ist Servicedienststelle für alle Thüringer Polizeidienststellen, Zentralstelle für das polizeiliche Informations- und Kommunikationswesen sowie für einsatz- und ermittlungsunterstützende Serviceleistungen.
Präsident ist seit Oktober 2010 Werner Jakstat. Der Hauptsitz der Behörde ist am Schwemmbach 69 in 99099 Erfurt. Unmittelbar daneben wird seit August 2009 für mehrere Dienststellen der Thüringer Polizei ein neues Behördenzentrum gebaut.
Die in Behördenschreiben gebräuchliche Abkürzung für das Landeskriminalamt Thüringen ist TLKA.
Geschichte
Als erstes Innenministerium der neuen Bundesländer stellte das Thüringer Innenministerium im Herbst 1990 die Weichen für ein eigenes Landeskriminalamt. In dessen Folge wurde im Februar 1991 die Arbeitsgruppe Aufbaustab Thüringer Landeskriminalamt mit Beamten aus Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz und Thüringen eingesetzt. Innerhalb von fünf Monaten entwickelte die Arbeitsgruppe präzise Vorstellungen zu Struktur, Personal und Geschäftsverteilung sowie einen Stufenplan zum Aufbau der neu zu gründenden Behörde. Am 1. Juli 1991 nahm das Landeskriminalamt Thüringen - als zentrale Dienststelle für kriminalpolizeiliche Aufgaben im Freistaat Thüringen - seine Arbeit auf. Die folgenden drei Jahre waren davon geprägt, die Organisationsstruktur inhaltlich zu festigen und die haushaltsmäßigen Voraussetzungen für zentrale Spezialbereiche, wie z. B. Information- und Kommunikation und Kriminaltechnik, zu schaffen.
Der erste Leiter der Behörde war für einige Monate Kriminaldirektor Helmut Schweigert, der zuvor als Leiter des lokalen Aufbaustabes verantwortlich für deren Gründung war. Am 4. November 1991 übernahm Uwe Kranz die Leitung. Er wurde im Sommer 1993 zum ersten Präsidenten des Landeskriminalamtes Thüringen ernannt.
In den Jahren 1992 bis 1995 wurde das Gebäude des Landeskriminalamtes Thüringen im laufenden Betrieb umgebaut und modernisiert. Nach dem Regierungswechsel 1994 fand eine Überprüfung der Polizeiorganisation statt, die unter anderem eine Stärkung der Zuständigkeiten des Landeskriminalamtes im operativen Bereich anstrebte. Der Behörde wurde daraufhin das Spezialeinsatzkommando (SEK) organisatorisch angegliedert und darüber hinaus die Ermittlungsführung bei qualifizierten Wirtschaftsstraftaten zugewiesen. Im Rahmen des Prozesses der ständigen Optimierung von Tätigkeitsabläufen und Organisationsstrukturen der Behörde wurden bestehende Schnittstellen und Doppelgleisigkeiten abgebaut.
Ende 1997 wurde der Ltd. Kriminaldirektor Egon Luthardt mit der Wahrnahme der Dienstgeschäfte als Behördenleiter beauftragt, bis im Jahr 2000 die Ernennung von Harald Kunkel zum zweiten Präsidenten statt fand.
Im Februar 2001 beauftragte das Innenministerium das Landeskriminalamt unverzüglich eine Abteilung Polizeilicher Staatsschutz zu errichten, was zum Anlass einer erneuten Überarbeitung der Organisationsstruktur genommen wurde.
Von 2004 bis 2008 übernahm Helmut Huber als Dritter das Amt des Präsidenten und stand dem Haus bis ins Jahr 2008 vor. Ab September 2008 war Werner Jakstat zunächst mit der Wahrnahme der Dienstgeschäfte als Leiter der Behörde beauftragt, bevor er im Oktober 2010 zum vierten Präsidenten ernannt wurde.
Aufgaben
Gemäß § 1 Abs. 2 Bundeskriminalamtgesetz (BKAG) unterhalten die Bundesländer für ihr Gebiet zentrale Dienststellen der Kriminalpolizei, die Landeskriminalämter. Diese sichern die Zusammenarbeit des Bundes und der Länder in der Kriminalitätsbekämpfung.
Gemäß § 3 Polizeiorganisationsgesetz (POG) werden die Hauptaufgaben des Landeskriminalamts wie folgt definiert:
- zentrale Dienststelle der Thüringer Polizei für kriminalpolizeiliche Aufgaben
- zentrale Dienststelle der Thüringer Kriminalpolizei i. S. des BKAG
- Zentralstelle für das polizeiliche Informations- und Kommunikationswesen der Thüringer Polizei
- Zentralstelle für Einsatz- und Ermittlungsunterstützung
Konkret ausgestaltet und um weitere Aufgaben sowie eigene Ermittlungskompetenzen ergänzt, werden die Aufgaben, u. a. in der Thüringer Richtlinie zur Durchführung des Polizeiorganisationsgesetzes (RLPOG) beschrieben.
Die Aufgaben des Landeskriminalamtes Thüringen gliedern sich in drei Schwerpunktbereiche:
Zentralstelle
Als Zentralstelle organisiert das Landeskriminalamt die fachliche Zusammenarbeit der Thüringer Polizei zur Aufgabenerfüllung sowie die Wahrnehmung des Schriftverkehrs in Grundsatzangelegenheiten mit nationalen und internationalen Partnern, vorwiegend auf europäischer Ebene und erarbeitet bzw. erlässt erforderliche Richtlinien.
Das Landeskriminalamt Thüringen ist unter anderem Zentralstelle:
- für die kriminalpolizeiliche Zusammenarbeit der Thüringer Polizei mit dem Bundeskriminalamt, der Bundespolizei, der Zoll- und Finanzverwaltung sowie mit den Landeskriminalämtern anderer Bundesländer und den Nachrichtendiensten des Bundes und der Länder sowie die Wahrnehmung der internationalen polizeilichen Zusammenarbeit, einschließlich des Rechtshilfeverkehrs und der Unterhaltung einer Koordinierungsstelle für EUROPOL sowie für internationale Fahndungen,
- für die strategische und operative Auswertung der Kriminalitätsentwicklung,
- für die Durchführung fallanalytischer Verfahren bzw. der Fallberatung in Fällen der Schwerstkriminalität (Fallanalyse, Tathergangsanalyse und Täterprofilerstellung),
- für die Bekämpfung der Computerkriminalität (Cybercrime) und der Politisch motivierten Kriminalität (PMK),
- für den Zeugenschutz im Rahmen der Strafverfolgung,
- für das Betreiben von kriminaltechnischen und erkennungsdienstlichen Einrichtungen sowie die Erstattung kriminaltechnischer und erkennungsdienstlicher Gutachten für Straf- und Bußgeldverfahren auf Anforderung von Polizeidienststellen, Staatsanwaltschaften und Gerichten und deren Vertretung vor Gericht sowie
- für das polizeiliche Informations- und Kommunikationswesen der Thüringer Polizei; dazu obliegt dem Landeskriminalamt die Planung und Entwicklung von Informations- und Kommunikationssystemen für die Thüringer Polizei sowie der Betrieb, soweit dieser nicht durch das Zentrum für Informationsverarbeitung (ZIV) der Thüringer Landesverwaltung sichergestellt wird.
Koordinierungsstelle
Das Landeskriminalamt Thüringen, in seiner Funktion als Koordinierungsstelle, wirkt im Rahmen der eigenständigen Bearbeitung mit den Dienststellen der Thüringer Polizei zusammen, koordiniert deren Zusammenarbeit und kann im konkreten Einzelfall Weisungen erteilen sowie Empfehlungen geben. Dazu stellt es auch die erforderliche Informationsbeschaffung und -steuerung sicher.
Das Landeskriminalamt Thüringen ist unter anderem Koordinierungsstelle:
- für die Wahrnehmung des Personenschutzes für die Mitglieder der Verfassungsorgane des Freistaates Thüringen und
- für die landesweite Koordinierung von bedeutsamen Fahndungen und die Durchführung der Zielfahndung.
Kriminalpolizeiliche Dienststelle
Das Landeskriminalamt Thüringen ist eine kriminalpolizeiliche Dienststelle mit eigener Zuständigkeit für die Bearbeitung von Straftaten, unter anderem für Fälle der Organisierten Kriminalität, des Hoch- und Landesverrates, der Gefährdung der demokratischen Rechtsordnung, der Bildung terroristischer Vereinigungen, der Geld- und Wertzeichenfälschung, bestimmter waffenrechtlicher Straftaten, der schweren Betäubungsmittelkriminalität sowie qualifizierter Wirtschafts- und Korruptionsstraftaten.
Darüber hinaus umfasst die Zuständigkeit polizeiliche Verwaltungsaufgaben und Dienstleistungen wie:
- die Entscheidung über Anträge auf Auskunft aus personenbezogenen Unterlagen und Daten in überregionalen polizeilichen personenbezogenen Sammlungen im Einvernehmen mit der aktenführenden Polizeibehörde und gegebenenfalls die Unterrichtung des Bundeskriminalamtes,
- die Wahrnehmung der Aufgaben der Telekommunikationsüberwachungsstelle, den Einsatz technischer Mittel zur Datenerhebung,
- das Vorhalten von Spezialeinheiten und von Spezialkräften:
- Spezialeinsatzkommando und mobiles Einsatzkommando,
- Beratergruppe für Fälle schwerster Gewaltkriminalität,
- Geschäftsstelle der Verhandlungsgruppe,
- Unkonventionelle Spreng- und Brandvorrichtungen,
- Tatortgruppe,
- Bearbeitung aller Arten von Zuverlässigkeits- und Sicherheitsüberprüfungen,
- die Bereitstellung von IuK-Systemen,
- das Betreiben der Autorisierten Stelle Digitalfunk.
Aufbau
Das Landeskriminalamt Thüringen umfasst sechs Abteilungen mit 24 Dezernaten. Die Führungsunterstützung erfolgt durch den Bereich Controlling/Qualitätsmanagement/Präsidialbüro. Dazu kommt noch die Projektgruppe für den Neubau in der Kranichfelder Straße in Erfurt (Deutschland).
Personal

Der Landeshaushaltsplan 2014 sieht für das Landeskriminalamt Thüringen 558 Beamtenstellen und 104 Entgeltbeschäftigte vor. Die Planstellen stehen für Polizeivollzugsbeamte, Verwaltungsbeamte und Entgeltbeschäftigte bereit.
Neben der Berufsgruppe der Polizeivollzugsbeamten ist eine Vielzahl von Mitarbeitern aus anderen Berufen im Landeskriminalamt beschäftigt. So sind u. a. in der Abteilung Kriminaltechnik Wissenschaftler aus den Gebieten Mathematik, Physik, Chemie und Ingenieure eingesetzt. In der Abteilung Information- und Kommunikation sowie Einsatz- und Ermittlungsunterstützung werden bspw. Mathematiker, Informatiker, Ingenieure und andere Fachkräfte zahlreicher Berufe beschäftigt. In der Abteilung Auswertung und Ermittlung sind Diplom-Betriebswirte, Psychologen und Juristen tätig.
Haushalt
Gemäß Thüringer Haushaltsplan 2013/2014 wird dem Landeskriminalamt Thüringen für das Jahr 2014 ein Budget von 50.079.800 EUR zugewiesen, welches sich in verschiedene Haushaltsgruppen aufteilt.
Ausgaben | Haushaltsjahr 2013 | Haushaltsjahr 2014 |
---|---|---|
Personalausgaben | 27.688.500 EUR | 27.706.900 EUR |
Sächliche Verwaltungsausgaben und Ausgaben für den Schuldendienst | 9.603.400 EUR | 10.069.000 EUR |
Ausgaben für Zuweisungen und Zuschüsse mit Ausnahme für Investitionen | 801.400 EUR | 702.400 EUR |
Sonstige Ausgaben für Investitionen und Investitionsförderungsmaßnahmen | 7.220.400 EUR | 11.601.500 EUR |
Gesamt | 45.313.700 EUR | 50.079.800 EUR |
Neubau
Durch die wissenschaftlich-technische Entwicklung, deren Einfluss auf die Kriminalitätsphänomene, die Auswertung und Untersuchung von Beweismitteln sowie die Unterstützung polizeilicher Arbeit mit zeitgemäßen technischen Mitteln, benötigt das Landeskriminalamt modern ausgestattete Labore, IuK-Betriebsräume und Büros. Mit dem viele Jahre geplanten und seit 2009 begonnenen Neubauvorhaben, wird sowohl diesen Anforderungen entsprochen als auch die Voraussetzungen für die künftige Entwicklung geschaffen.
Die bisherige dezentrale Unterbringung einzelner Bereiche des Landeskriminalamtes verursacht zudem erhebliche Mietkosten; das Zusammenwirken von ausgelagerten Organisationen mit anderen Diensteinheiten wird erschwert, die Räume entsprechen nicht den Anforderungen und nicht zuletzt muss ein aufwendiges Telefon- und Kommunikationsnetz bereitgestellt und gepflegt werden. Hohe Kosten für die Bewirtschaftung und logistische Probleme stellen das Landeskriminalamt Thüringen täglich vor neue Herausforderungen. Darüber hinaus erfordert das Betreiben der kriminaltechnischen Labore die Einhaltung sowohl von DIN-Normen als auch Normen des Arbeits-, Gesundheits- und Brandschutzes.

Die voraussichtlichen Kosten des Neubaus betragen rund 72 Millionen EUR.
Mit der Umsetzung dieser Baumaßnahme werden sich die Arbeitsbedingungen für viele Thüringer Polizeibeamte des Landeskriminalamtes und der Bereitschaftspolizei erheblich verbessern.
Am 3. August 2009 erfolgte unter Teilnahme des damaligen Ministerpräsidenten des Freistaates Thüringen, der Ressortvertreter der Landesregierung, der General- und Fachplanung, der Leiter der Polizeidirektionen, der Anwohner und Vertreter beider Behörden die feierliche Grundsteinlegung für die große Neubaumaßnahme von Bereitschaftspolizei und Landeskriminalamt Thüringen in der Kranichfelder Straße.
In den Jahren 2013 und 2014 wurde nach dem Fertigstellen des Rohbaus der komplette Innenausbau getätigt. Ende 2014 wird das Gebäude an die künftigen Nutzer übergeben.
Zusammenarbeit
Nationale Zusammenarbeit
Im Rahmen der bundesländerübergreifenden Zusammenarbeit sind eine Vielzahl von Mitarbeitern des Landeskriminalamtes in Kommissionen, Projekt- und Expertengruppen vertreten.
Darüber hinaus wird der Freistaat Thüringen auch durch das Landeskriminalamt in Sicherheitskooperationen mit dem Freistaat Sachsen und den Bundesländern Brandenburg und Sachsen-Anhalt vertreten.
Ferner ist das Landeskriminalamt in die Zusammenarbeit mit anderen Behörden und Einrichtungen (z. B. im Bereich des Innenressorts, der Justiz, der Wirtschaft und der Umwelt sowie der Luftsicherheit) eingebunden.
Aus den zahlreichen Verflechtungen, deren Ziel vorrangig in der Abstimmung, Informationsversorgung und Dienstleistungserbringung für die Thüringer Polizei besteht, resultiert eine enorme Komplexität und hoher personeller Aufwand.
Internationale Zusammenarbeit
Das Landeskriminalamt Thüringen arbeitet auf internationaler Ebene sehr eng mit der Europol-Dienststelle in Den Haag zusammen und nimmt regelmäßig an Expertentreffen von Europol teil.
Der Freistaat Thüringen seinerseits profitiert von der Zusammenarbeit in den verschiedenen Aufgabenfeldern von Europol durch Informationen über die neuesten internationalen Entwicklungen und Tendenzen bei verschiedenen Kriminalitätsphänomenen. Dieser Informationsaustausch dient dazu, entsprechende Kriminalitätsformen international abgestimmt wirksam bekämpfen zu können. Der unabdingbaren Stärkung der Europakompetenz kommt dabei besondere Bedeutung zu.
Über die Rechtshilfestelle wird in Zusammenarbeit mit dem Bundeskriminalamt der polizeiliche Dienstverkehr mit dem Ausland für die Thüringer Polizei und die Justizbehörden koordiniert und gesteuert. Die Internationale polizeiliche Zusammenarbeit (IPZ) bewertet, bewilligt und steuert dabei für Thüringen ein- und ausgehende internationale Ersuchen in strafrechtlichen Angelegenheiten. Sie ist für die Einleitung von internationalen Fahndungen mittels europäischer bzw. internationaler Haftbefehle zuständig und koordiniert in diesem Zusammenhang auch die Teilnahme von Thüringer Polizeibeamten an Amtshandlungen im Ausland. Zudem fungiert die Internationale polizeiliche Zusammenarbeit als zentrale Ansprechstelle für Europol-Angelegenheiten.
Im Bereich internationaler Fahndungen der Thüringer Staatsanwaltschaften sind ständig ca. 90 Ausschreibungen aktuell. Im Jahr 2013 erfasste die Rechtshilfestelle 26 neue Fahndungen. Durch 15 Festnahmen im Inland und 13 Festnahmen im Ausland wurden im Zusammenwirken mit der Zielfahndung Thüringens insgesamt 28 Fahndungserfolge erzielt.
Jährlich werden in 800 Neuvorgängen und 700 Bestandsvorgängen ca. 3.000 Schreiben in Rechtshilfeangelegenheiten bewertet und gesteuert.
Kriminalitätsformen
Seit 1991 wurden fortlaufend komplexe Ermittlungen und Maßnahmen durch und mit Unterstützung des Landeskriminalamtes in der Thüringer Polizei realisiert. Heute verfügt die Behörde über zwei Ermittlungsabteilungen, in welchen umfangreiche und komplexe Strafverfahren bearbeitet werden.
Politisch motivierte Kriminalität
Das Landeskriminalamt Thüringen führt Ermittlungsverfahren zu herausragenden und öffentlichkeitswirksamen Straftaten der Politisch motivierten Kriminalität -rechts- (PMK -rechts-), -links- (PMK -links-) und der Politisch motivierten Ausländerkriminalität (PMAK) sowie zu landesweiten und länderübergreifenden Ermittlungsverfahren durch und unterstützt ggf. die Dienststellen des Bundes, der Bundesländer und des Freistaates bei der Bearbeitung eigener Ermittlungsverfahren auf dem Gebiet der Politisch motivierten Kriminalität.
Mit Hilfe der Auswertung führt der Ermittlungsbereich Strukturermittlungen zu Gruppierungen, Organisationen und Vereinen sowie zu szenetypischen Treff- und Sammelpunkten, Versandhandel, Szeneläden und Produktionsstätten durch.
Die Bekämpfung des Rechtsextremismus bildet einen Schwerpunkt im Freistaat Thüringen. Im Bereich der Auswertung PMK -rechts- werden vor diesem Hintergrund eingehende Informationen und Daten bewertet, aufgearbeitet und erfasst, um Lagen und Tendenzen rechtzeitig zu erkennen und beurteilen zu können.
Im Frühjahr 2013 wurde vom Thüringer Innenministerium eine Ermittlungsgruppe eingesetzt, die zunächst in der Struktur einer Besonderen Aufbauorganisation (BAO) arbeitete. Die BAO „Zentrale Ermittlungen und Strukturaufklärung - Rechts“ (BAO ZESAR) ist der Abteilung Polizeilicher Staatsschutz im Landeskriminalamt Thüringen angegliedert. Ziel ist die Optimierung der Bekämpfung der PMK -rechts- insbesondere militanter, gewalttätiger und gewaltbereiter rechtsextremistischer bzw. rechtsterroristischer Aktivitäten in einem ganzheitlichen Ansatz und einer intensiven Kooperation zwischen allen Sicherheitsbehörden.
Die BAO ZESAR verdichtet dienststellenübergreifend und durch eine aktive Informationsbeschaffung innerhalb und außerhalb von Ermittlungsverfahren lokale Erkenntnisse zu überregionalen Lageinformationen. Daraus lassen sich Strafverfolgungs- aber auch Präventionsansätze ableiten. Die Strafverfolgung gegen Rechtsextremisten wird durch Führung von Sammelverfahren und täterorientierte Ermittlungen effektiviert sowie die Fahndung nach flüchtigen Rechtsextremisten intensiviert.
Mit Bekanntwerden der Straftaten des „Nationalsozialistischen Untergrundes“ (NSU) im November 2011 war für die Sicherheitsbehörden die Erkenntnis verbunden, dass jahrelang Aktivitäten dieser Gruppe falsch bewertet und Zusammenhänge nicht erkannt wurden.
Mit dem Ziel der Verbesserung der Zusammenarbeit der Sicherheitsbehörden von Bund und Ländern wurde ein „Gemeinsames Abwehrzentrum gegen Rechtsextremismus/Rechtsterrorismus“ (GAR) eingerichtet. Das GAR soll den Informationsaustausch zwischen den polizeilichen und nachrichtendienstlichen Sicherheitsbehörden von Bund und Ländern verbessern. Das Landeskriminalamt Thüringen entsendet einen Beamten in das GAR.
Die Gefährdungslage in der Bundesrepublik Deutschland und damit auch im Freistaat Thüringen wird maßgeblich durch die Bedrohung aus dem Bereich des islamistischen Terrorismus bestimmt.
Die im „Gemeinsamen Terrorismusabwehrzentrum“ (GTAZ) vertretenen Behörden verstärkten ihre Zusammenarbeit auf verschiedenen Ebenen und Foren über den operativen Informationsaustausch sowie in verschiedenen Arbeitsgruppen. Das Landeskriminalamt Thüringen ist im GTAZ durch einen Beamten ständig vertreten.
Wirtschaftskriminalität
Ermittler des Landeskriminalamtes Thüringen bearbeiten Verfahren der Wirtschaftskriminalität. Personal kommt aus verschiedenen Fachbereichen wie z. B. Wirtschafts- und Buchprüfer, Finanzermittler sowie IT-Spezialisten zum Einsatz. Das Landeskriminalamt Thüringen bearbeitet komplexe Ermittlungsverfahren, die teilweise auch umfangreiche Auslandsbezüge aufweisen und von einer hohen Öffentlichkeitswirksamkeit begleitet werden. So führte beispielsweise der Ermittlungskomplex „KI.KA“ im April 2011 zur Anklageerhebung am Landgericht Erfurt.
Organisierte Kriminalität und Rockerkriminalität
Im Rahmen der Bekämpfung der Organisierten Kriminalität wird im Landeskriminalamt Thüringen zentral die Rockerkriminalität bearbeitet. Anhand von Analyse- und Auswerteerkenntnissen bildete sich das Phänomen der Rockerkriminalität zunehmend zu einem Schwerpunkt der Organisierten Kriminalität heraus.
Mittels umfangreicher Analyse- und Ermittlungstätigkeit wurde 2008 ein Ermittlungsverfahren wegen schweren Bandendiebstahls gegen eine Tätergruppierung vor dem Landgericht Gera im Jahre 2010 zum Abschluss gebracht.
Cybercrime
Im dritten Quartal 2014 wurde, der zunehmenden Bedeutung der IT-Technik bei der Begehung von Straftaten entsprechend, das Dezernat Cybercrime gegründet. Bis dahin ermittelte zumindest eine Ermittlergruppe insbesondere zu Straftaten mit Bezug zur Kinderpornographie.
Veränderte gesellschaftliche Bedingungen spiegeln sich zunehmend auch bei der Vorbereitung, der Durchführung und der Nachtatphase von Straftaten wider. Täter nutzen technische Möglichkeiten in immer stärkerem Maße, indem sie beispielsweise digitale oder mikroelektronische Technologien als Tatmittel verwenden oder zum Tatobjekt machen.
Die einfache Handhabung der Computertechnik, Bilder aus dem Internet auf Speichermedien zu überspielen, erleichtert es bspw. pädophil veranlagten Menschen mit ihren Handlungen Straftatbestände zu erfüllen.
Einsatz- und Ermittlungsunterstützung
Zielfahndung
Das Zielfahndungskommando ist eines der kleinsten Kommandos im bundesdeutschen Vergleich. Die Hauptaufgabe besteht in der Übernahme von Zielfahndungsmaßnahmen zu ausgewählten Straftätern, von denen eine hohe kriminelle Energie ausgeht oder welche besonders gefährlich sind.
Bei den Delikten, welche zur Beauftragung der Zielfahndung führen, handelt es sich u. a. um Kapitalverbrechen wie Mord und Totschlag, schwerwiegende Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz, Raubhandlungen oder aber auch erhebliche Wirtschaftsstraftaten.
Seit der Gründung des Zielfahndungskommandos im Jahr 1994 wurden bereits mehr als 189 Festnahmen vollzogen, davon über 157 im Ausland - in 31 verschiedenen Ländern der Welt, auf allen Kontinenten der Erde.
Tatortgruppe

Die Tatortgruppe koordiniert die kriminaltechnische Tatortarbeit und organisiert die Zusammenarbeit bei der Spurensuche und Spurensicherung mit anderen Polizeidienststellen. Sie kommt insbesondere bei Kapitalverbrechen, terroristischer Gewaltkriminalität sowie bei großen Schadenslagen mit erheblichem Ausmaß zum Einsatz. Darüber hinaus wird die Tatortgruppe auf Anforderung der Landespolizeidirektion, anderer Landeskriminalämter oder des Bundeskriminalamtes tätig.
Mit der Sicherung des objektiven Tatort- oder Ereignisortbefundes und deren operativer Auswertung sollen objektive Sachbeweise gesichert und für das kommende Strafverfahren lückenlos und beweissicher dokumentiert werden.
Personenschutz
Das Landeskriminalamt Thüringen ist für den Schutz festgelegter Repräsentanten des Freistaates Thüringen unmittelbar zuständig.
Hauptziele des Personenschutzes sind die Verhinderung oder die Abwehr von Angriffen, die sich gegen Leben, körperliche Unversehrtheit, Willens- und Handlungsfreiheit von gefährdeten Personen richten.
Kriminaltechnik

Die Abteilung Kriminaltechnik leistet für die gesamte Thüringer Polizei wichtige Unterstützungsarbeit bei der Erlangung und Bewertung von Beweismitteln im Ermittlungsverfahren durch die Erstellung von Gutachten in folgenden Expertisenstrecken:
- forensische Chemie, Physik und Brandanalytik
- forensische Faser- und Haaranalytik sowie Molekulargenetik
- forensische Informations- und Kommunikationstechnik
- technische Formspuren, Waffen, Urkunden und Handschriften
- Daktyloskopie, Erkennungsdienst
Die im Ergebnis der Untersuchungen auf Anforderung der Polizeidienststellen, Staatsanwaltschaften und Gerichte erstellten kriminaltechnischen und erkennungsdienstlichen Gutachten können durch die Sachverständigen bei Bedarf auch vor Gericht vertreten werden.
Sachverständige für Branduntersuchung unterstützen beispielsweise die Polizeidienststellen im Rahmen der Ermittlung von Brand- und Explosionsursachen vor Ort.
Nach wie vor stellen die klassischen kriminaltechnischen Disziplinen Daktyloskopie sowie Formspuren und Waffen wichtige Teilbereiche der forensischen Expertisentätigkeit mit jeweils sehr hohem Auftragsvolumen dar. Parallel dazu werden auch chemische, physikalische und biologische Untersuchungen durchgeführt und Beweismittel begutachtet.
Der Bereich Forensische Informations- und Kommunikationstechnik erstellt auftragsbezogene Gutachten zu kriminalpolizeilichen Fragestellungen mit IT-Bezug. Die Untersuchungsergebnisse liefern wertvolle Hinweise für weitere polizeiliche Ermittlungen.
Kritik
Dem LKA Thüringen wird schweres Versagen bei der Aufklärung der Verbrechen des so genannten Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) vorgeworfen. Dem Kriminalhauptmeister beim Staatsschutz, Mario Melzer, der sich gegen Behinderungen seiner Ermittlungstätigkeit gegen die NSU bei Vorgesetzten beschwert hatte, werden öffentliche Aussagen gegenüber Medien von der Behördenleitung untersagt, obwohl er bereits in Untersuchungsausschüssen von Landtagen und des Bundestages in öffentlicher Sitzung ausgesagt hatte.[4][5] Eine ARD-Dokumentation wirft Mitarbeitern der Behörde gezieltes Weggucken vor, das im Resultat zum Tod von 10 Personen geführt hat.[5]
Einzelnachweise
- ↑ http://www.thueringen.de/th3/polizei/lka/vorstellung/geschichte/index.aspx
- ↑ http://www.thueringen.de/th3/polizei/lka/vorstellung/leitung/index.aspx
- ↑ http://www.thueringen.de/th5/tfm/haushalt/plaene/hh_1314/
- ↑ Nachrichtenmagazin Der Spiegel, Julia Jüttner, 3. Dezember 2012: Thüringer Neonazi-Ausschuss: "Das war TNT und kein Backpulver"
- ↑ a b ARD, Mitteldeutscher Rundfunk, 15. April 2013: Der Zschäpe Prozess - Brauner Terror vor Gericht