Bünzli
Bünzli ist einerseits ein Schweizer Familienname, anderseits im Schweizerdeutschen eine abwertende Bezeichnung für eine geistig unbewegliche, kleinkariert denkende und ausgeprägt gesellschaftskonforme Person, mithin ein Synonym für Spiessbürger.
Familienname
Der Familienname Bünzli ist im Zürcher Oberland alteingesessen.[1]
Die sprachliche Herkunft ist nicht klar; es gibt mehrere Thesen. Die Rückführung von Bünzli auf einen althochdeutschen Vornamen Bunzo ist problematisch, da die Existenz eines solchen fraglich ist.[2] Als mögliche Ausgangspunkte wurden deshalb zwei Appellative vorgeschlagen. Das eine ist mittelhochdeutsch binez, binz ‚Binse, grasartige Sumpfpflanze‘, das auch als Ortsbezeichnung auftritt, beispielsweise Binz in der Gemeinde Maur (Kanton Zürich) oder im (nicht mehr zuweisbaren) Hofnamen (bi den) Binzen.[3] Ein anderer Vorschlag geht von mittelhochdeutsch punze ‚geeichtes Weinfässchen‘ aus, einem Lehnwort aus dem Lateinischen.[4]
Spiessbürger
Die appellativische Bedeutung ‚Spiessbürger‘, die im modernen Schweizerdeutsch gang und gäbe ist, hat das Wort erst im Laufe des 20. Jahrhunderts bekommen. Der vierte Band des Schweizerischen Idiotikons, der 1901 erschienen ist und das Wort enthalten sollte, kennt sie jedenfalls noch nicht.[5]
Ausgangspunkt für den Wandel vom Familiennamen zum Appellativ dürfte die ordentliche und sparsame Züs Bünzlin aus Gottfried Kellers Novelle Die drei gerechten Kammacher (1856) sein. Zum Durchbruch aber hat der heutigen Bedeutung ‚Spiessbürger‘ wohl Fredy Scheim mit seiner populären Bühnenfigur Heiri Bünzli verholfen, die in seiner Dialektposse Käsefabrikant Heiri Bünzli und in den von ihm geschriebenen Filmen Bünzli’s Grossstadt-Erlebnisse (1930; Regie: Robert Wohlmuth) und Ohä lätz! De Bünzli wird energisch! (1935) die Hauptrolle spielt.[6]
Einzelnachweise und Quellen
- ↑ Familiennamenbuch der Schweiz, hrsg. von der Schweizerischen Gesellschaft für Familienforschung unter Mitwirkung des Eidgenössischen Amtes für Zivilstandswesen und der Zivilstandsämter der Schweiz, Zürich 1940 (und später zweimal neu aufgelegt), unter Bünzli (auch online); Viktor Schobinger, Alfred Egli, Hans Kläui: Zürcher Familiennamen. Entstehung, Verbreitung und Bedeutung der Namen alteingesessener Zürcher Familien, Zürich 1994, S. 52.
- ↑ Vgl. Ernst Förstemann: Altdeutsches namenbuch, Erster Band: Personennamen. Zweite, völlig umgearbeitete auflage, P. Hanstein’s Verlag: Bonn 1900, Sp. 345.
- ↑ Viktor Schobinger, Alfred Egli, Hans Kläui: Zürcher Familiennamen. Entstehung, Verbreitung und Bedeutung der Namen alteingesessener Zürcher Familien, Zürich 1994, S. 52.
- ↑ Josef Brechenmacher: Eymologisches Wörterbuch der Deutschen Familiennamen, 2 Bände, Limburg/Lahn 1957–1963; hier Bd. I, S. 248; vgl. auch den Wortartikel Bunze im Deutschen Wörterbuch Bd. II Sp. 531.
- ↑ Das Lemma Bünzli, welches das Schweizerische Idiotikon in Bd. IV Sp. 413 in der Bedeutung ‚Pustel, Knötchen‘ anführt, ist hiervon fernzuhalten. Am angegebenen Ort wird das nur einmal belegte bünzlein als Druckfehler für häufiges bützlein interpretiert.
- ↑ Wortgeschichten, veröffentlicht vom Schweizerischen Idiotikon, Beitrag vom 4. Juli 2012.
Weblinks
- Wiktionary: Bünzli – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
- Christoph Landolt und Martin Graf: Bünzli, in: Wortgeschichten, online veröffentlicht von der Redaktion des Schweizerischen Idiotikons, Beitrag vom 4. Juli 2012.
- Die Schweiz in einem Wort: Bünzli, Radiosendung auf SRF 3, 17. November 2013.