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Twitter, Inc.

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Twitter, Inc.

Twitter bird logo 2012.svg
Rechtsform Aktiengesellschaft
ISIN US90184L1026
Gründung 2006
Sitz San Francisco, Vereinigte Staaten
Leitung Jack Dorsey, Dick Costolo
Mitarbeiterzahl etwa 2700 (2014)[1]
Umsatz 665 Mio. US-Dollar (2013)[2]
Branche Softwareentwicklung
Website twitter.com

Twitter Inc. ist ein börsennotiertes US-amerikanisches Unternehmen mit Sitz in San Francisco, Kalifornien. Die Gesellschaft betreibt unter anderem das soziale Netzwerk Twitter.

Geschichte

Zentrale in San Francisco (2011)

Twitter war ursprünglich ein Forschungs- und Entwicklungsprojekt zur internen Kommunikation für Mitarbeiter der San Franciscoer Podcasting-Firma Odeo,[3] gegründet im März 2006 von Jack Dorsey, Biz Stone und Evan Williams. Später kam heraus, dass mit Noah Glass eine weitere Person an der Gründung von Twitter maßgeblich beteiligt war. Glass war es auch gewesen, der den Namen „Twitter“ vorgeschlagen hat.

Anfangs lief die Technik des Twitter-Services direkt auf dem IBM Thinkpad Laptop von Glass. Mitentwickler war zu dieser Zeit, als sich das Projekt noch Twttr nannte,[4] der deutsche Auftragsentwickler Florian Weber.[5]

Im Jahr 2006 wurde Twitter ein Produkt der Firma Obvious.[6] Der Dienst gewann sehr schnell an Popularität. Im März 2007 gewann er den South by Southwest Web Award in der Kategorie „Blogs“.[7] Dorsey, der Mann hinter dem Konzept von Twitter,[8] hielt bei der Verleihung des South by Southwest Web Award folgende humorvolle Rede: „Wir würden uns gern mit 140 Zeichen oder weniger bedanken. Was wir hiermit getan haben!“[9]

Im April 2007 gliederte Obvious Twitter als eigenständiges Unternehmen aus.[10] Dorsey war CEO, bis er 2008 von Williams ersetzt wurde.[11] Im November 2009 sagte Biz Stone während einer Veranstaltung an der Universität von Oxford, dass ein Börsengang als eine Möglichkeit betrachtet wird, um Twitter zu einem Unternehmen auszubauen, das es lange Zeit geben wird. Im Oktober 2010 gab Evan Williams bekannt, dass er seinen Posten als CEO verlässt und Dick Costolo seine Nachfolge antritt.[12][13]

Erst im Jahr 2011 betonte Evan Williams die wichtige Rolle des Mitgründers Noah Glass, die Glass während der frühen Produktentwicklungsphase von Twitter zusammen mit Ideengeber Jack Dorsey hatte. Aufgrund von Meinungsverschiedenheiten mit Noah Glass hatte Evan Williams ihn nach der Firmenausgründung aus Odeo unter der neuen Firma Obvious nicht wieder in das Team aufgenommen.

“It’s true that @Noah never got enough credit for his early role at Twitter. Also, he came up with the name, which was brilliant.”

Evan Williams[14]

Im Frühjahr 2012 wurde bekannt, dass Twitter den Aufbau einer deutschen Niederlassung in Berlin plant.[veraltet]Bitte nutze in Fällen, in denen die Jahreszahl bereits in der Vergangenheit liegt, {{Veraltet}} anstatt {{Zukunft}} Geleitet werden soll sie von Rowan Barnett, der zuletzt Leiter der Social-Media-Abteilung von bild.de war.[15]

Bewertung

Anfang März 2011 boten Investoren an einer Versteigerung der SharesPost pro Twitter-Aktie USD 34,50. Bei knapp 224 Millionen Aktien ergibt dies hochgerechnet einen Gesamtwert von US$ 7,7 Milliarden. Im Dezember 2010 wurde anlässlich einer Finanzspritze der Unternehmenswert durch Experten auf rund die Hälfte dieses Wertes geschätzt.[16] Ende 2011 wurde ein Investment des saudi-arabischen Milliardärs Alwaleed bin Talal in den Kurznachrichtendienst bekannt. Der Prinz stellte dem Internetunternehmen über seine Kingdom Holding 300 Millionen Dollar zur Verfügung und erhielt im Gegenzug bei einem mittlerweile auf acht Milliarden Dollar geschätzten Firmenwert eine Beteiligung von 3,8 Prozent.[17]

BlackRock investierte im Januar 2013 80 Millionen Dollar in Twitter (und macht den Dienst somit rund sieben Prozent wertvoller als Ende 2011). Insgesamt werde Twitter nun mit neun Milliarden Dollar bewertet, schreiben die Nachrichtenagentur Reuters und die britische „Financial Times“ unter Berufung auf Insider.[18][19]

Am 7. November 2013 ging die Twitter Inc. an die Börse. Bei einem Ausgabepreis von 26 Dollar pro Aktie und insgesamt 545 Millionen Aktien ergab sich am Ausgabetag ein rechnerischer Unternehmenswert von 14,17 Milliarden US-Dollar.[20]Ausgegeben wurden allerdings nur 12,84 % der Aktien, also insgesamt 70 Millionen. Die Nachfrage lag weit darüber. Noch am ersten Handelstag stieg der Kurs zwischenzeitlich um über 90 Prozent und schloss schließlich mit 73 Prozent. Die Aktie ging mit knapp 45 Dollar aus dem Handel und der Unternehmenswert steigerte sich auf 24,59 Milliarden US-Dollar. Im Vergleich zum Börsengang von Facebook war der Twitter-IPO somit ein voller Erfolg. Facebook hatte den Fehler begangen, den Aktienwert künstlich nach oben zu schrauben und musste dadurch einen erheblichen Kursfall am ersten Handelstag erleiden.[21]

Finanzierung

Twitter Inc. erlöst Umsätze fast ausschließlich durch Werbung. Dabei sind die Einnahmen in den USA besonders hoch, so verzeichnete das Unternehmen 2013 Werbeeinnahmen von 2,89 Dollar pro US-Nutzer, während außerhalb der Vereinigten Staaten nur 34 Cent je Nutzer erreicht wurden. Etwa 22 % der Twitter-Nutzer sind in den USA zuhause. Von 2012 auf 2013 verdoppelte sich der Umsatz von 316 auf 665 Millionen Dollar. In der Gesamtbilanz wies der Internetdienst bis 2013 aber jeweils deutliche Verluste aus.[2]

Die Finanzierung des Unternehmens erfolgte anfänglich über Investoren, zu denen unter anderem Facebook Inc. und die russische Investmentgesellschaft Mail.ru Group gehören. Anfang November 2013 ging das Unternehmen an die Börse, der Erlös lag bei 1,82 Milliarden Dollar.[22]

Übernahmen

Im Zuge der globalen Expansion hat Twitter Inc. immer wieder kleinere Unternehmen gekauft, deren Produkte zeitnah in Twitter integriert wurden oder sich komplementär zur bisherigen Strategie verhalten:

  • Am 15. Juli 2008 akquirierte Twitter Summize und integrierte es in seine Website unter der Subdomain search.twitter.com. Summize war ein Internet-StartUp, das den Twitter-XMPP-Stream verwendete, um Benutzern zu ermöglichen, Twitter-Konversationen nahezu in Echtzeit zu durchsuchen. Zum Zeitpunkt des Verkaufs hatte Summize sechs Mitarbeiter, von denen fünf zu Twitter wechselten. Der CEO Jay Verday wechselte in ein anderes Projekt.[23]
  • Seit Mai 2012 ist TweetDeck eine Tochtergesellschaft von Twitter.[24] Die Firma bietet Apps für mobile Endgeräte an, mit denen mehrere Twitter-Profile effizient verwaltet werden können. Auch eine Integration von Facebook ist möglich. Mit der Übernahme stärkt Twitter die Verbreitung seiner Plattform auf mobilen Endgeräten und verhindert die Übernahme der populären Software durch einen Konkurrenten.[25] TweetDeck wird seitdem als unabhängige App neben den offiziellen Twitter-Apps weitergeführt.
  • BackType, das im Juli 2011 gekauft wurde, war auf die Auswertung von Tweets in Echtzeit spezialisiert.[26] Das Unternehmen bot einen Dienst an, der über Zielgruppe und Reichweite von Meldungen und Profilen in Sozialen Netzwerken informiert hat. Zu den Kunden des Anbieters zählten zum Beispiel die New York Times, WordPress und SlideShare.[27] Nach der Akquisition durch Twitter Inc. wurde BackType eingestellt, die Funktionen der Plattform wurden in die Werbeplattform von Twitter für mittlere und große Unternehmen eingebaut.
  • Im Januar 2012 wurde Summify mit Sitz in Vancouver übernommen.[28] Die gleichnamige Plattform aggregiert Nachrichten aus sozialen Netzwerken, ähnlich Flipboard. Im Zuge der Übernahme wurde der Funktionsumfang von Summify auf ein Minimum reduziert, die Entwickler des Angebots wechseln in die Zentrale der Twitter Inc. nach San Francisco.
  • Die Blog-Plattform Posterous wurde im März 2012 gekauft.[29] Nach der Einschätzung von Experten hatte es Twitter dabei vor allem auf die Mitarbeiter des populären Dienstes abgesehen. Im Zuge der Übernahme wurde bekanntgegeben, dass Posterous ungeachtet der Übernahme als eigenständige Plattform erhalten bleiben und weiterentwickelt werden soll.[30] Am 15. Februar 2013 wurde bekannt gegeben, dass der Dienst mit 30. April eingestellt wird.[31]
  • Im Oktober 2012 übernahm Twitter die Video-Anwendung Vine, noch vor ihrer Veröffentlichung. Mit ihr können kurze, maximal sechs Sekunden lange Videos auf Twitter geteilt werden.[32] Vine kam im Januar 2013 auf den Markt und bot zunächst auch eine Integration in Facebook, die später aber seitens der Betreiber gelöst wurde.[33]
  • Am 11. April 2013 teilte der kalifornische Musikdienst We Are Hunted auf seiner Website mit, dass das Unternehmen von Twitter zu einem nicht näher genannten Preis übernommen wurde.[34] Auf We Are Hunted konnten Nutzer neu veröffentliche Songs streamen. Der Dienst erstellte zudem Charts, wobei der Algorithmus teilweise auf Tweets basierte. Bereits wenige Tage nach über Übernahme stellte Twitter ein eigenes Angebot namens #music vor, das weitgehend mit der Funktionalität von We Are Hunted identisch ist.[35]

Literatur

Einzelnachweise

  1. About. Twitter Inc., 24. Februar 2014, abgerufen am 15. März 2011 (englisch).
  2. a b c Twitter Aktie: stolzer Umsatz jedoch kaum Nutzerwachstum, Gideon Gottfried, Musikmarkt, 6. Februar 2014
  3. Mark Glaser: Twitter Founders Thrive on Micro-Blogging Constraints, Public Broadcasting Service (PBS), 17. Mai 2007. Abgerufen am 5. November 2008 (englisch). 
  4. Biz Stone am 13. Juli 2006. Abgerufen am 26. August 2011 (englisch).
  5. Nicholas Carlson: The Real History Of Twitter, Business Insider, Inc., 13. April 2011 (englisch). 
  6. Evan Williams: Twitter, Inc. Obvious, 16. April 2007, abgerufen am 7. Mai 2008 (englisch).
  7. Biz Stone: We Won. Twitter, 14. März 2007, abgerufen am 7. Mai 2008 (englisch).
  8. Adario Strange: Flickr Document Reveals Origin Of Twitter In: Wired News, CondéNet, 20. April 2007. Abgerufen am 5. November 2008 (englisch). 
  9. englisch „We'd like to thank you in 140 characters or less. And we just did!“
  10. Biz Stone: Incorporating Twitter. Twitter, 18. April 2007, abgerufen am 5. März 2011 (englisch).
  11. Claire Cain Miller: Popularity or Income? Two Sites Fight It Out, The New York Times, 20. Oktober 2008. Abgerufen am 5. November 2008 (englisch). 
  12. Chefwechsel bei Twitter in: Frankfurter Rundschau vom 5. Oktober 2010
  13. Twitter-Blog: #newtwitterceo. Twitter Blog. Abgerufen am 6. Oktober 2010.
  14. http://twitter.com/ev/status/58275072011542529
  15. derwesten.de: Twitter holt sich seinen neuen Deutschland-Chef von Bild.de, 26. März 2012, Zugriff am 12. Mai 2012
  16. NZZ Neue Zürcher Zeitung: Twitter schätzungsweise 7.7 Milliarden Dollar wert, 5. März 2011
  17. http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/internet-saudischer-prinz-investiert-in-twitter-11571310.html
  18. http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/blackrock-steigt-bei-twitter-ein-a-879792.html
  19. http://uk.reuters.com/article/2013/01/25/us-blackrock-twitter-deal-idUKBRE90O18920130125
  20. NYSE handelt erstmals Twitter-Aktien, Andre Borbe, silicon.de, 7. November 2013
  21. Twitter startet glücklich – und nun?"
  22. 2,3 Milliarden für Börsengang von Hotelkette Hilton, Schweizer Radio und Fernsehen, 12. Dezember 2013
  23. Michael Arrington: Confirmed: Twitter Acquires Summize Search Engine. TechCrunch, 15. Juli 2008, abgerufen am 17. November 2008 (englisch).
  24. Jens Ihlenfeld: Twitter kauft Tweetdeck. In: Golem. 25. Mai 2011, abgerufen am 26. Juli 2012.
  25. Marcel Seer: Twitter will TweetDeck für 50 Millionen Dollar präventiv kaufen. In: t3n. 19. April 2011, abgerufen am 26. Juli 2012.
  26. Twitter übernimmt BackType. In: heise Developer. 6. Juli 2011, abgerufen am 26. Juli 2012.
  27. Sebastien Bonset: Twitter übernimmt Social Analytics Startup BackType. In: t3n. 6. Juli 2011, abgerufen am 26. Juli 2012.
  28. Dennie Beneke: Twitter kauft weiter sein Ökosystem auf: Summify übernommen. In: t3n. 20. Januar 2012, abgerufen am 26. Juli 2012.
  29. Luca Caracciolo: Twitter kauft Blogging-Plattform Posterous. In: t3n. 13. März 2012, abgerufen am 12. August 2012.
  30. Richard Meusers: Twitter kauft Blog-Plattform Posterous. In: Spiegel Online. 13. März 2012, abgerufen am 12. August 2012.
  31. Sachin Agarwal: Posterous will turn off on April 30. In: Posterous. 15. Februar 2013, archiviert vom Original am 17. Februar 2013; abgerufen am 16. Februar 2013.
  32. Vine: A new way to share video. In: Twitter Blog. Twitter Inc., 24. Januar 2013, abgerufen am 3. April 2013 (englisch).
  33. Falk Hedemann: Facebook kappt Integration in Twitters neue Video-App Vine. In: t3n Magazin. 25. Januar 2013, abgerufen am 3. April 2013.
  34. Twitter übernimmt kalifornischen Musik-Dienst. heise online, 12. April 2013, abgerufen am 13. April 2013 (deutsch).
  35. Andreas Floemer: Twitter Music startet heute – inklusive iOS-App. In: t3n Magazin. 18. April 2013, abgerufen am 18. April 2013.