Gythio
Gemeindebezirk Gythio Δημοτική Ενότητα Γυθείου (Γύθειο) | ||
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Basisdaten | ||
Staat: | ![]() | |
Region: | Peloponnes | |
Regionalbezirk: | Lakonien | |
Gemeinde: | Anatoliki Mani | |
Geographische Koordinaten: | 36° 46′ N, 22° 34′ O | |
Höhe ü. d. M.: | ||
Fläche: | 197,313 km² | |
Einwohner: | 7.106 (2011[1]) | |
Bevölkerungsdichte: | 36 Ew./km² | |
Code-Nr.: | 430201 | |
Gliederung: | 17 Ortsgemeinschaften | 1 Stadtbezirk|
Website: | www.gythio.net/gr/gr_dimos.htm | |
Lage in der Gemeinde Anatoliki Mani und im Regionalbezirk Lakonien | ||
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Gythio (Vorlage:ELSneu (n. sg.), Ausspprache: , Vorlage:ELSalt2) ist eine griechische Hafenstadt am Lakonischen Golf im Süden der Peloponnes in der Präfektur Lakonien. Gythio ist seit der Verwaltungsreform von 2010 ein Gemeindebezirk und Sitz der Gemeinde Östliche Mani (Anatoliki Mani).
Lage
Gythio liegt auf einem kleinen fruchtbaren Delta des Flussen Xeras, umrahmt von Ausläufern des Taygetos-Gebirges, dessen mit 2.407 Metern höchster Gipfel namens "Profitis Ilias" bei guter Sicht direkte Stadtkulisse – oft bis in den Mai hinein schneebedeckt - ist. Inmitten des Ebene entspringt eine reichhaltige Trinkwasserquelle und am Nordrand des Deltas gibt es einige kleine perennierende Bäche. Die Bucht von Gythio bietet von Natur aus einen guten Schutz für Schiffe. Der heute ausgebaute Hafen ist Fährhafen für Verbindungen zur Insel Kythira und nach Kissamos auf Kreta.
Beim Hafen liegt die kleine Insel Marathonisi (die antike Kranaë) mit einem Pinienwäldchen und einem Leuchtturm. Sie ist mit Gythio durch einen Damm verbunden und grenzt das Stadtbild malerisch gegen das offene Meer hin ab. Paris und Helena sollen hier auf der Flucht von Sparta nach Troja ihre erste Liebesnacht verbracht haben.
Geschichte
Bronzezeit
Die ältesten Funde stammen von der Insel Marathonisi. Hier wurden bronzezeitliche Scherben gefunden, die ältesten können in das Frühhelladikum datiert werden. Die Siedlung während der Mykenischen Palastzeit (SH III) umfasste etwa die Hälfte der Insel und war somit ein nicht unbedeutender Ort.[2] Auf dem 2 km südlich von Gythio gelegenen Berg Mavrovouni wurden zudem mykenische Grabkammern entdeckt und die Überreste einer Tholos. Diese Funde und andere in der näheren Umgebung deuten auf ein mykenisches Zentrum hin. Am Ende der Bronzezit wurde die Siedlung auf der Insel aufgegeben.
Antike
Der Ursprung der dorischen Siedlung Gythion (agr. Vorlage:ELSalt2) auf dem Festland gegenüber bleibt im Dunkeln. Es war eine von Sparta abhängige Periökenstadt. Nachdem die Spartaner zu Beginn des 5.Jh.v.Chr. den Hafen ausgebaut hatten, wurde es zum Haupthafen vom 45 km entfernt gelegenen Sparta und der ältere Hafen beim 7 km südlicher gelegenen Las verlor an Bedeutung.
Als Haupthafen der spartanischen Flotte war Gythion wiederholt feindlichen Angriffen ausgesetzt. So führte im Jahre 455 v.Chr. Tolmides die Athenische Flotte gegen Gythion und brannte den Hafen nieder [3]. Dennoch führt dieser Krieg zwischen Athen und Sparta zur Niederlage Athens. Auch im Peloponnesischen Krieg (431-404 v.Chr.) war Gythion der Ausgangspunkt der spartanischen Flotte. Im Jahre 407 v. Chr. landete Alkibiades vor seiner Rückkehr nach Athen hier und überwachte den Bau von dreißig Trieren durch die Spartaner [4].
Nach der Schlacht von Leuktra fiel Epaminondas im Winter 370 v.Chr. mit einem Landheer des Böotischen Bundes in Lakonien ein, vermochte aber Sparta nicht einzunehmen. Das Heer zog bis zur Küste und belagerte Gythion drei Tage lang erfolglos, worauf das Heer umkehrte.
Im Laufe des Ersten Makedonischen Krieges fiel im Jahre 215 v.Chr. das makedonische Heer unter Philipp V. in Lakonien ein und belagerte auf seinem Vorstoss bis zum Kap Tainaron erfolglos Gythion.
195 v.Chr. gelang es im Zweiten Makedonischen Krieg dem römischen Feldherrn Titus Quinctius Flamininus Gythion einzunehmen, wobei er den Spartanern erlaubte sich nach Sparta zurückzuziehen. Gythion blieb darauf umkämpft und dem spartanische König Nabis gelang es 192 v.Chr. die Stadt einzunehmen, doch vermochten sich die Spartaner nicht lange zu halten. Zusammen mit den anderen von Sparta entrissenen Städten wurde Gythion von Rom unter den Schutz des Achäischen Bundes gestellt. Als Griechenland 146 v.Chr. in eine Römische Provinz umgewandelt wurde, schlossen sich diese Städte zum „Lakedaimonischen Bund“.
Um 70 v. Chr. kam es offenbar zu einer Stasis in der Stadt, die von einem auswärtigen Schiedsrichter beigelegt werden konnte.[5]
Unter Kaiser Augustus wurde dann der „Bund der Eleutherolakonen“ gegründet. Gythion gehörte zu den wenigen Städten der Eleutherolakonen, die eigene Münzen herausgab, was die Beudeutung und den Reichtum der Stadt bezeugt.
Während der Römerzeit erebte Gythion (lat. Gythium) seine wirtschaftliche Blütezeit, wobei materieller Wohlstand neben dem regen Handel vor allem durch den Abbau von Marmor und Holz aus den nahen Eichenwäldern des Taygeton stammen dürfte. Welche Bedeutung der Purpurschneckenfischerei zukam, bleibt in der Forschung umstritten. Die Stadt wurde stark ausgebaut. Dabei wurden unter anderem ein Theater in die Ostflanke der Akropolis gebaut und Thermen errichtet. Von Norden und von Westen her führten Aquädukte Frischwasser zur Stadt, das in einer Zisterne am Westhang der Akropolis gesammelt wurde. Die Stadt dehnte sich schliesslich bis in die Hänge der nördlichen Hügel aus. Südlich der Stadt gegenüber der Insel Kranae lag das Migonion, ein heiliger Bezirk, in dem vor allem Aphrodite Migonitis verehrt wurde.
375 n. Chr. richtete ein verheerendes Erdbeben erhebliche Schäden in der Stadt an und 20 Jahre später plünderten Goten unter Alarich die Stadt. Später wird Gythion nicht mehr genannt und mit der Zeit verlor es völlig an Bedeutung und wurde offenbar verlassen.
Neuzeit
Erst als sich ab Ende des 18. Jahrhunderts die einflussreiche Familie der "Grigorakis" hier niederließ, wurde der Ort wieder stärker besiedelt und erlebte neue Blüte, bis er im Zuge der Landflucht im 20. Jahrhundert wieder schrumpfte.
Der Ort war Verwaltungszentrum der gleichnamigen ehemaligen Provinz innerhalb der Präfektur Lakonien, zu der auch die östliche Mani gehörte. 1997 wurde er Sitz einer größeren Gemeinde Gythio, die 2010 in die Gemeinde Anatoliki Mani integriert wurde und dort als Gemeindebezirk weiter besteht. Gythio ist Endpunkt der in Malmö beginnenden Europastraße 65 auf dem griechischen Festland, sie wird auf Kreta fortgesetzt.

Charakter und Sehenswürdigkeiten
Gythio ist eine Kleinstadt, der eine lange Hafenpromenade, steile Treppen und malerische Gassen urgriechisches Ambiente verleihen.
Aus ihrer antiken Vergangenheit hat die Stadt heute nurmehr ein kleines römisches Theater zu bieten; viel baulichen Zeitzeugen versanken im 4. Jh. n. Chr. durch ein Erdbeben unter dem Meeresspiegel.
Zeugen der Glanzzeit im 19. Jahrhundert sind zahlreiche Häuser neoklassizistischer Architektur am Berghang über dem Hafen, die heute teils im Verfall begriffen, teils liebevoll restauriert sind.
Die Strände der zu Gythio gehörenden Ortschaft Mavrovouni sind vor allem bei Campingtouristen beliebt.
Literatur
- Christian Le Roy: Gythelon or Gythion, Lakonia, Greece. In: Richard Stillwell u. a. (Hrsg.): The Princeton Encyclopedia of Classical Sites. Princeton University Press, Princeton NJ 1976, ISBN 0-691-03542-3 (englisch, perseus.tufts.edu).
Geschichte
- Yves Lafond: Gyth(e)ion. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 5, Metzler, Stuttgart 1998, ISBN 3-476-01475-4, Sp. 37.
- Edward S. Forster: Gythium and the N.W. Coast of the Laconian Gulf. In: Annual of the British School at Athens 13, 1906-1907
- Graham Shipley: Lakedaimon. In: Mogens Herman Hansen (Hrsg.): An Inventory of Archaic and Classical Poleis. Oxford 2004, ISBN 0-19-814099-1, S. 582.
- Helen Waterhouse & R.Hope Simpson: Prehistoric Laconia: Part II; in: The Annual of the British School at Athens 56; p. 114.
- J.M. Wagstaff: A Small Coastal Town in the Southern Greece: Its Evolution and Present Condition; in: The Town Planning Review, Vol. 37, No. 4 (1976); pp. 255-270.
Weblinks
- gythio.net
- Private und kommerzielle Websites [2] [3] [4] [5] [6]
- Informationen des Römisch-Germanischen Zentralmuseums für Vor- und Frühgeschichte in Mainz zum antiken Hafen von Gythio (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ Ergebnisse der Volkszählung 2011 beim Nationalen Statistischen Dienst Griechenlands (ΕΛ.ΣΤΑΤ) (Excel-Dokument, 2,6 MB)
- ↑ Helen Waterhouse & R.Hope Simpson: Prehistoric Laconia: Part II; in: The Annual of the British School at Athens 56; p. 114.
- ↑ Pausanias I.27.5 1.27.5
- ↑ Xenophon, Hellenika, I.4.11 [1]
- ↑ IG V 1,1145.