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Badeanzug

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Schwimmerin im Badeanzug

Ein Badeanzug ist ein Kleidungsstück, das beim Baden und Schwimmen getragen wird. Er bedeckt weitestgehend den ganzen Oberkörper und hat Öffnungen für Beine, Arme und Hals. Eine im Gegensatz zum einteiligen Badeanzug zweiteilige Badebekleidung für Frauen wird als Bikini oder Tankini bezeichnet. Männer trugen bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts ebenfalls einteilige Badeanzüge, die nach dem Zweiten Weltkrieg zunehmend von Badehosen und später durch Badeshorts ersetzt wurden.

Historische Entwicklung

Badebekeidung im 19. Jahrhundert

Badeanzüge im Marinestil, 1898

Die Entwicklung der Bademode wurde entscheidend beeinflusst durch den Aufschwung des Kur- und Badewesens seit dem 18. Jahrhundert und vor allem der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert. Zunächst waren die Badekostüme in den neuen See- und Flußbädern an Nacht- oder Unterwäsche angelehnt.[1] Erste Berichte in Modezeitschriften über Badeanzüge datieren aus dem Jahr 1863. Dort wurden zweiteilige Badeanzüge aus schwarzem Barchent beschrieben, die zusammen mit einer Haube aus gewachster Baumwolle getragen wurden. Später wurden die an den Knöcheln endeten Badehosen aus gefärbten Flanell gefertigt.[2] Frauen, die meist abgeschirmt öffentlich gebadet haben, trugen ein Badekleid oder einen Baderock mit einer Badehaube. Um die Beine zu bedecken, wurden die Ensembles durch Badestrümpfe, Wollstrumpfhosen oder Gewichte am Rocksaum des Badekleides komplettiert, um einen Auftrieb des Kleidungsstückes zu verhindern. Marineblaue Badeanzüge aus Perkal oder beigefarbenen Loden mit Marinesymbolen kamen ab 1888 in Mode und sollten die Bademoden zwei Jahrzehnte beherrschen.

Erste Badeanzüge

Annette Kellerman

In Zusammenhang mit der zunehmenden Verbreitung der Reformkleidung in der Gesellschaft änderte sich auch die Bademode für Frauen am Ende des 19. Jahrhunderts. Zunehmend wurde Kleidung auch in bürgerlichen Gesellschaftsschichten getragen, die eine sportliche Betätigung ermöglichten.[3]

Bei sportlichen Wettkämpfen wurden von Frauen zu Beginn des 20. Jahrhunderts einteilige Badeanzüge getragen, die im nassen Zustand die Körpersilouette deutlich abzeichneten und daher als unschicklich oder unsittlich angesehen wurde. Eine der ersten Frauen, die die zweckmäßigen Badeanzüge bei öffentlichen Wettkämpfen trug und deshalb auch 1907 in Boston wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses verhaftet und vor ein Gericht gestellt wurde, war die australische Schwimmerin Annette Kellermann.[4] Die enggeschnittenen Badeanzüge konnten sich in den verschiedenen Ländern nur zögerlich durchsetzen. Im Freizeitbereich dominierten kniebedeckende Badeanzüge aus Wollserge mit Borten und Gürteln, häufig im sogenannten Matrosenlook, die außerhalb des Wassers noch mit einem Rock komplettiert wurden.[5] Zu den Badekleidern oder Badehosen wurden dunkle Badestrümpfe und - meist geschnürte - Badeschuhe getragen.[6] Parallel dazu kam um 1910 ein einteiliges sackartiges Gewand in Mode, dass eng an den Achseln anlag und mit einem Gürtelschößchen verziert war. 1914 entwarf Coco Chanel erste elastische Stoffe für Badeanzüge.

Während darauf geachtet wurde, dass die Beine der Frauen in der Öffentlichkeit verhüllt wurden, reichten die Badeanzüge der Männer zu Beginn des 20. Jahrhunderts nur bis zum Knie. Die Einteiler, die häufig an der Schulter geschlossen wurden, waren meist durch angeschnittene Ärmel und Beine und eine heruntergezogene Taille charakterisiert.[7] Kurze Badeanzüge für Männer meist aus Wolle setzten sich im Schwimmsport bereits vor dem Ersten Weltkrieg durch. Das Oberteil war dabei wie ein Trägerhemd geschnitten und die Hosen meist zweilagig gearbeitet. Nachteil des eingesetzten Wollmaterials war, dass der Badeanzug im Wasser seine Form verlor und sich mit Wasser vollgesogen hat. Leichte Baumwolltrikotstoffe, die auch schneller trockneten, lösten zunehmend ab 1915 die Wollmaterialien ab. Im Freizeitbereich dominierten in dieser Zeit zweiteilige Badekombinationen aus kurzer Hose und Sporthemd.[8]

Verbreitung des Badeanzugs in den 1920er Jahren

Die gesellschaftliche Akzeptanz für sportliche Badeanzüge für Frauen setzte sich erst allmählich in den 1920 Jahren durch. Noch im Jahr 1919 wurde die Olympiaschwimmerin Ethelda Bleibtrey inhaftiert, weil sie am Stand von Manhattan ihre Strümpfe zum Schwimmen abgelegt hatte.[9]

In den 1920 Jahren wurden die Bekleidungsvorschriften etwas liberaler. Auch Frauen trugen nun figurbetonte Badeanzüge ohne Strümpfe. Die Modeindustrie wandte sich unter dem Einfluss der verschiedenen moderner Kunstrichtungen verstärkt dem Design von Badeanzügen zu. Im Jahr 1926 wurden im Berliner Sportpalast auf dem Ball der Bälle erstmals freizügige Badeanzüge während einer Modenschau gezeigt. Konservative Kreise regierten empört.[10] Tiefe Rückenausschnitte und geometrische Muster sowie hellere Farben charakterisierten den Badeanzug der Zwanziger Jahre. Seit 1929 wurden regelmäßig Bademodenschauen durchgeführt. Neben Badeanzügen wurden auch Strandanzüge und spezielle Kombinationen entworfen, die man zusammen mit den Badeanzügen tragen konnte, wie beispielsweise die Rompers, weite, breitgestreifte Trägerhosen.[11] Von der Malerei inspiriert, widmeten sich Designerinnen wie Sonia Delaunay-Terk dem Entwerfen von bunten, geometrischen Stoffen und Schnitten von Badeanzügen.[12] Die Künstler des Bauhauses, wie beispielsweise Walter und Ise Gropius bevorzugten hingegen einfache Schnitte und vorwiegend klassischen, dunklen Farben.[13] Die Badeanzüge der Männer waren häufig durch schmale Schulterträger, kurze angesetzte Beine und schwarze oder weiße Gürtel gekennzeichnet, die auf der hohen Taille getragen wurden.[14] Gegen Ende der Zwanziger Jahre wurden diese Badeanzüge durch Badehosen verdrängt. Besonders in fortschrittlichen Kreisen wurde die beinfreie Dreiecksbadehose beliebter.

Gegenwart

Im Leistungssport sind Badeanzüge mit zum Teil langen Ärmeln und Beinen bei Männern und Frauen weit verbreitet. Einige Hersteller bieten solche Schwimmanzüge ausdrücklich unisex für Männer und Frauen an, andere Hersteller differenzieren Männer- und Frauenmodelle.

Unter muslimischen Frauen findet mit dem sogenannten Burkini ein Ganzkörper-Badeanzug Verbreitung, der es ihnen erlaubt, trotz strenger religiöser Normen in Anwesenheit von Männern baden zu gehen.

Der einteilige School Mizugi, kurz Sukumizu, ist ein Badeanzug, der beim Schwimmunterricht von Schülerinnen in Japan getragen wird.

Einzelnachweise

  1. Gernot von Hahn, Hans-Kaspar von Schönfels: Wunderbares Wasser - Von der heilsamen Kraft der Brunnen und Bäder. AT Verlag, Aarau und Stuttgart, 1980, ISBN 3-85502-095-7, S. 184ff.
  2. Lucie Hampel: Hundert Jahre Badeanzug. Lenziger Berichte, Folge 16, Wien 1964, S. 75f.
  3. 1870-1900 Madame wird sportlich. In: Mode - 3000 Jahre Kostüme, Trends, Stile, Designer. Dorling-Kindersley, München 2013, ISBN 978-3-8310-2389-9, S. 214f.
  4. Charles Sprawson: Ich nehme Dich auf meinen Rücken, vermähle Dich dem Ozean: die Kulturgeschichte des Schwimmens. marebuchverlag, Hamburg 2002, ISBN 3-936384-73-8, S. 46f., S.278
  5. 1870-1900 Madame wird sportlich. In: Mode - 3000 Jahre Kostüme, Trends, Stile, Designer. Dorling-Kindersley, München 2013, ISBN 978-3-8310-2389-9, S. 215.
  6. 1901-1914 Frauen in Aktion. In: Mode - 3000 Jahre Kostüme, Trends, Stile, Designer. Dorling-Kindersley, München 2013, ISBN 978-3-8310-2389-9, S. 230f.
  7. 1837-1900 Männer der Tat. In: Mode - 3000 Jahre Kostüme, Trends, Stile, Designer. Dorling-Kindersley, München 2013, ISBN 978-3-8310-2389-9, S. 217.
  8. 1901-1914 Sport und Freizeit. In: Mode - 3000 Jahre Kostüme, Trends, Stile, Designer. Dorling-Kindersley, München 2013, ISBN 978-3-8310-2389-9, S. 226.
  9. Charles Sprawson: Ich nehme Dich auf meinen Rücken, vermähle Dich dem Ozean: die Kulturgeschichte des Schwimmens. marebuchverlag, Hamburg 2002, ISBN 3-936384-73-8, S.278
  10. Geschichte der weiblichen Bademode: Zwischen Schamgefühl und Lebenslust – der Einteiler im 20. Jahrhundert, abgerufen am 22. Oktober 2014
  11. 1919-1928 Moderne. In: Mode - 3000 Jahre Kostüme, Trends, Stile, Designer. Dorling-Kindersley, München 2013, ISBN 978-3-8310-2389-9, S. 266f.
  12. 1870-1900 Madame wird sportlich. In: Mode - 3000 Jahre Kostüme, Trends, Stile, Designer. Dorling-Kindersley, München 2013, ISBN 978-3-8310-2389-9, S. 214f.
  13. Ute Ackermann: Bauhaus intim. In: Jeannine Fiedler und Peter Feierabend (Hrsg.): Bauhaus. Könemann, Köln 1999, ISBN 3-89508-600-2, S.115
  14. 1920-1929 Am Strand. In: Mode - 3000 Jahre Kostüme, Trends, Stile, Designer. Dorling-Kindersley, München 2013, ISBN 978-3-8310-2389-9, S. 260.
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