Brassband
Die Brass Band ist eine Blasmusikformation, die sich in Großbritannien ab etwa 1830 entwickelt hat und in den vergangenen Jahrzehnten auch in Kontinentaleuropa, vor allem in der Schweiz und in den Benelux-Ländern etabliert hat. Zudem hat die Brass-Band-Bewegung in Nordamerika und Australien eine eigene Entwicklung durchgemacht. Der Name leitet sich von "brass" (englisch: Messing) ab, der auch als Sammelbegriff für alle Blechblasinstrumente verwendet wird.
Geschichte und gesellschaftliche Stellung
Die Brass Bands entstanden in den englischen Kohlenbergwerksgebieten. Für viele Arbeiter der frühen Industrialisierung war das Zusammenspiel mit anderen "Leidensgenossen" eine Abwechslung, auch gingen die Fabrikbesitzer bald dazu über, diese Musikgruppen finanziell zu fördern. Auf diese Weise bildeten sich Werkskapellen heraus mit denen Arbeiter angelockt wurden und die als Werbung für die eigenen Produkte dienten. Noch heute gibt es in Großbritannien eine Anzahl werkseigener Brass Bands mit einer über 150-jährigen Tradition. Neben Industriebetrieben hat auch die Heilsarmee eine Rolle bei der Entwicklung von Brass Bands gespielt: Ab 1880 mußten alle Offiziere und Soldaten ein Blasinstrument erlernen und so gab es bereits sechs Jahre später etwa 400 Bands der Heilsarmee.
Parallel zur Entwicklung in Industriebetrieben und Heilsarmee wurden vor allem in der Zeit zwischen 1860 und 1880 auch private Brass Bands gegründet, sodass die Zahl aller Bands um 1890 alleine in England zwischen 15.000 bis 20.000 gelegen haben dürfte.
Mit den seit 1850 jährlich abgehaltenen Wettbewerben in verschiedenen Ligen wurde nicht nur das musikalische Niveau gehalten bzw. verbessert, bei dieser Gelegenheit lernten die Musiker auch Kollegen kennen und kamen aus ihrem Alltagstrott heraus. Für die Contests wurden strenge Richtlinien entwickelt, die nicht nur für die Gruppen, sondern auch für die Juroren galten und gelten. Letztere sitzen bei der Aufführung in einem Kasten, sodass sie nicht erkennen können, welche Band gerade spielt.
Besetzung
Die frühen Werkskapellen bzw. Vorläufern der Brass Bands waren nicht nur mit Blechblasinstrumenten sondern auch mit Holzbläsern besetzt. So ist für das zweite Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts folgende Besetzung genannt: 4 Flöten, 4 Klarinetten, 2 Fagotte, 1 Trompete, 2 Hörner, 1 Keyed Bugle, 1 Basshorn, 1 Ophikleide, 1 Serpent sowie Schlagzeug.
Nachdem 1857 die britische Militärmusik nach preußischen Vorbild umgebildet und einheitlich mit Blechblasinstrumenten besetzt worden waren, hatte diese auch Einfluß auf die zivilen Bands, die meist von Militärmusikern dirigiert wurden. Möglich wurde die reine Blechbesetzung einmal durch die Entwicklung der Ventile, die die Blechblasinstrumente zu vollwertigen chromatischen Instrumenten machte. Zum anderen konnten die bis dahin üblichen Cornets, Posaunen und Waldhörner durch die von Adolphe Sax neu entwickelten Instrumente der Saxhornfamilie ergänzt und damit ein geschlossenen Klangkörper entwickelt werden.
Die britische Auffassung von "fairplay" führte zu einer Besonderheit, die nur die Brass Band auszeichnet. Damit die Contests auch wirklich gerecht waren, wurde die Besetzung der Brass Band um die Jahrhundertwende auf maximal 24 Mitglieder festgeschrieben und die Kombination der Instrumente bei Wettbewerben standardisiert. Daran wird bis heute mehr oder weniger festgehalten
Die heute übliche Besetzung der britischen Brass Band besteht aus folgenden Instrumenten:
- 1 Sopran-Cornet (in Es)
- 4 Solo Cornets (in B)
- 1 Repiano Cornet (in B)
- 2 2. Cornets (in B)
- 2 3. Cornets (in B)
- 1 Flügelhorn (in B)
- 3 Hörner (in Es)
- 2 Baritones (in B)
- 2 Euphonien (in B)
- 2 Posaunen (in B)
- 1 Bassposaune (in B)
- 2 Tuben (in Es)
- 2 Tuben (in B)
- 3 Schlagzeuger
Repertoire
Die Brass Bands spielten in ihren Anfangszeiten insbesondere Bearbeitungen bekannter Themen aus Opern, wie dies bei vielen kontinentalen Blasmusik-Gruppen ebenfalls der Fall war. Schon sehr früh gab es jedoch auch eigens für Brass Band komponierte Stücke, etwa die Tydfil Ouverture von Joseph Parry, die heute noch gespielt wird. Bezeichnend sind jedoch Bearbeitungen, beispielsweise von Verdis Il Travatore (1857), der Vespri Siciliani (1880) oder Meyerbeers Le Phrophète (1869). Vielfach wurden auch verschiedene Melodien von Komponisten in ein Stück verarbeitet.
Bei den Contests konnten die Bands ihre Stücke selbst wählen, was dazu führte, dass eine Gruppe zwischen 1884 und 1892 eine Komposition 22 mal aufführte. Das erste speziell für Contests komponierte Stück war Orynthia von James Melling (1855).
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts schufen namhafte Komponisten Stücke für Brass Band, so unter anderen Percy Fletcher: Labour and Love (1913), Arthur Sullivan: The Absent Minded Beggar (nach Rudyard Kiplings Gedicht), Cyril Jenkins: Coriolanus (1920) and Life Divine (1921), Hubert Bath: Freedom (1922), Henry Gheel: Oliver Cromwell (1923) und On the Cornish Coast (1924), Percy Fletcher: An Epic Symphony (1926), Gustav Holst: A Moorside Suite (1928) oder Edward Elgar: Severn Suite (1930). Diese Stücke werden noch heute gespielt.
Von großer Bedeutung waren die Kompositionen vom Fagottisten Gilbert Vinter. Die Art wie heute Stücke für Brass Band arrangiert werden, geht hauptsächlich auf ihn zurück.
Der Film Brassed Off (1996) von Mark Herman hat eine Brass Band und ihre heutigen Probleme thematisiert.
Siehe auch
Weblinks
Bekannte englische Brass Bands
Amerikanische Brass Bands
Deutsche Brass Bands
- St. Stephan Brass Band Hamburg
- Blechbläser der Bläserphilharmonie Mannheim
- Brass Band Oberschwaben-Allgäu
- Express Brass Band München
- Brass Band des Musikverein St.Wolfgang/Oberbayern
- Top Dog Brass Band Dresden
- Cologne Concert Brass
- Brass Band WBI
- Brass Band Düren