Napoleon Franz Bonaparte

Franz Herzog von Reichstadt (* 20. März 1811 in Paris; † 22. Juli 1832 in Wien), geboren als Napoléon-François-Charles-Joseph Bonaparte, war der einzige legitime Nachkomme des französischen Kaisers Napoléon Bonaparte mit seiner zweiten Frau Marie-Louise von Habsburg. Er wurde von Napoléon und dessen Anhängern auch mit dem Namen Napoléon II. belegt – diese Benennung wurde später durch die Zählung seines Cousins als Napoleon III. bekräftigt.
Leben
Napoléon Bonaparte heiratete seine Frau Marie-Louise auf Betreiben des Fürsten Metternich hin. Noch am Tag seiner Geburt wurde der aus dieser Ehe hervorgehende Thronfolger Napoléon-François zum König von Rom ausgerufen. Die Verleihung der Titels Römischer König an Thronfolger vor ihrer Kaiserkrönung war eine verbreitete Vorgehensweise im Hause Habsburg, als diese fast ununterbrochen den deutschen Kaiser des Heiligen-Römischen Reiches stellten.

Napoléon I. wollte seinen Sohn möglicherweise als Nachfolger von dessen Großvater mütterlicherseits Franz II. als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation einsetzen. Damit wäre eine Dynastie von Bonaparte-Herrschern europaweit zu legitimieren gewesen.
Am 4. April 1814 trat Kaiser Napoléon Bonaparte zurück, zunächst ohne auf die Rechte seiner Nachkommen zu verzichten. Damit wäre Napoléon-François sein Nachfolger geworden. Er gelangte jedoch niemals in Amt und Würden: bereits am 6. April musste Napoléon I. auch den Thronverzicht für seine Nachkommen erklären.
Nach der Verbannung Napoléons I. auf die Insel Elba floh Marie-Louise mit ihrem Sohn zu ihrem Vater, der inzwischen als Franz I. österreichischer Kaiser war, nach Wien. Hier freundete sich der junge Franz mit seiner angeheirateten Tante, der sechs Jahre älteren Erzherzogin Sophie Friederike von Bayern an. Die beiden besuchten zusammen Bälle und Konzerte, und der Wiener Klatsch glaubte sogar, dass Sophies zweiter Sohn Ferdinand Max das Kind des Herzogs von Reichstadt war. In Wien wurde der Vorname Napoléon aus naheliegenden Gründen nie für ihn verwendet, dort war er ausschließlich als Franz bekannt.
Nachdem Napoléon I. bei seiner Herrschaft der Hundert Tage wieder auf der politischen Bühne Europas erschienen war, musste er am 22. Juni 1815 erneut abdanken. Dieses Mal verzichtete er aber nicht auf die Nachfolge und proklamierte seinen am 22. April 1815 zum Prince Imperial (aber nicht erneut zum König von Rom) ernannten Sohn ausdrücklich mit dem Namen Napoléon II. zum Kaiser der Franzosen. Eine tatsächliche Wirkung entfaltete jedoch auch diese Proklamation nicht mehr, da am 8. Juli 1815 bereits Ludwig XVIII. nach Paris zurückkehrte, um die Regierung zu übernehmen.
Im Zuge des Wiener Kongresses wurde beschlossen, dass die ehemalige Kaiserin Marie-Louise und ihr Sohn Franz die 1814 im Vertrag von Fontainebleau erhaltenen Titel des Herzogtums Parma weiterhin führen durften – Marie-Louise als Herzogin, Franz als Prinz von Parma.

1817 wurde dem Prinzen von Parma auf Bestreben der Alliierten Russland und England der Titel wieder aberkannt, da er als Prinz von Parma erbfolgeberechtigt gewesen wäre – und einen Bonaparte auf einem europäischen Thron galt es nach Sicht der Siegermächte zu vermeiden. Sein Großvater Kaiser Franz I. schenkte ihm daraufhin am 22. Juli 1818 die böhmische Provinzstadt Reichstadt (tschechisch: Zákupy) und erhob diese zum Herzogtum, woraufhin sich Franz als Herzog von Reichstadt bezeichnen durfte. Der Herzog hatte bereits früh mit Lungenproblemen zu kämpfen und erkrankte schließlich an der Tuberkulose, an der er am 22. Juli 1832 - erst 21-jährig - auf Schloss Schönbrunn in Wien starb.
Er wurde in der Wiener Kapuzinergruft bestattet. 1940 wurde sein Sarkophag mit dem Leichnam auf Befehl Adolf Hitlers nach Paris überführt und im Invalidendom zunächst in der Krypta an der Seite von Napoleon I. aufgestellt. Später wurde der Sarkophag in die Unterkirche verbracht.
Literatur
- Octave Aubry: Der König von Rom. 4. Auflage. Rentsch, Erlenbach-Zürich 1949
- André Castelot: Der Herzog von Reichstadt. Biographie. Neff, Wien u. a. 1960
- Gerd Holler: Napoleons Sohn - Der unglückliche Herzog von Reichstadt. Amalthea, Wien 1987 ISBN 3-85002-248-X
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Bonaparte, Napoléon-François-Charles-Joseph |
ALTERNATIVNAMEN | Napoleon II.; Franz Herzog von Reichstadt; König von Rom; Prinz von Parma |
KURZBESCHREIBUNG | Nachkomme Napoléon Bonapartes |
GEBURTSDATUM | 20. März 1811 |
GEBURTSORT | Paris |
STERBEDATUM | 22. Juli 1832 |
STERBEORT | Wien |