BIZ-Turm
Vorlage:Infobox Hohes Gebäude Der BIZ-Turm, seltener BIZ-Hochhaus, ist ein 69,5 Meter hohes Verwaltungshochhaus und Hauptsitz der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel. Das von 1972 bis 1977 erbaute Hochhaus ist eine Landmarke des Centralbahnplatzes und der Stadt Basel. Aufgrund eines Sonderabkommens und internationaler Vereinbarungen steht das Gebäude auf exterritorialem Gelände.<.[1][2] Neben der Funktion als Verwaltungssitz dient das Bauwerk der BIZ regelmässig für internationale Tagungen und Konferenzen.
Funktion und Sonderstatus
Der BIZ-Turm dient in erster Linie der BIZ als Verwaltungs- und Hauptsitz. Zusammen mit dem Botta-Gebäude am Aeschenplatz beherbergt die Bank in Basel rund 600 Arbeitsplätze.
Darüber hinaus ist der BIZ-Turm regelmässiger, im zweimonatlichen Turnus, Tagungsort von Entscheidungsträgern des IWF und nationaler Zentralbanken. Der informelle Austausch – der sogenannte Basler Prozess – dient der Kooperation zwischen den Zentralbanken und weiteren Gremien und gilt als wesentlicher Pfeiler der internationalen Finanzstabilitätsdiskussion.[3] In diesem Rahmen treffen sich jährlich über 5000 Teilnehmende an den von der BIZ organisierten Veranstaltungen. Dazu gehören internationale Ausschüsse und normsetzende Instanzen, wie z.B. der für das Regelwerk Basel III bekannte Basler Ausschuss für Bankenaufsicht. [4]
Für die BIZ gilt, ähnlich wie für die Vereinten Nationen, das IKRK oder dem IWF, ein Sonderstatus. Mitarbeiter im Finanzbereich erhalten Immunität und dürfen nicht durchsucht werden. Auch dem Gebäude mit all seinen Teilen kommt eine Sonderrolle zu. Das Gelände wird genauso wie eine Botschaft als exterritoriales Gebiet betrachtet, auf dem die nationale Rechtsprechung keine Gültigkeit hat. Schweizer Behörden erhalten nur dann Zutritt, wenn der Präsident oder der Generaldirektor der BIZ die Erlaubnis erteilt und auf die grundsätzliche Unverletzlichkeit des Territoriums verzichtet.[5]
Geschichte
Vorgeschichte und Bau
Mit der Gründung der BIZ mietete die Organisation für ihre Veranstaltungen und Treffen zunächst für zwei Jahre Grand Hotel und Savoy Hotel Univers am Basler Centralplatz. Dieses Provisorium blieb jedoch effektiv bis in die 1970er Jahre bestehen. Der zunehmende Platzbedarf führte in den Jahren 1966 bis 1972 dazu, dass die BIZ nach und nach das Areal erwarb, auf dem ihr aktueller Hauptsitz steht. Als Architekten engagierte die Bank Martin Burckhardt, der 1969 drei Entwürfe einreichte. Der Verwaltungsrat der BIZ entschied sich zunächst für die Variante, in dem ein 82 Meter hoher zylindrischer Turm mit 24 Stockwerken vorgesehen war. Aufgrund des Einspruchs des Basler Heimatschutzes, die Bauwerkshöhe würde die historische Silhouette der Stadt beeinträchtigen, wurde der ursprüngliche Entwurf – vegetative Gestaltung genannt – auf 69,5 Meter und 20 Stockwerke reduziert. Im Gegensatz zum ursprünglichen Vorschlag sah das Modell einen «taillierten» Zylinder vor. Die Planung sah im Hochhaus eine Kapazität für 300 Angestellte vor.
Ein Referendum der Stadtbevölkerung nahm mit einer Zustimmung von 69 % diesen Entwurf an, so dass 1972 mit den Bauarbeiten begonnen werden konnten. Im März 1977 konnte der Geschäftsbetrieb aufgenommen werden und am 9. Mai desselben Jahres erfolgte die offizielle Einweihung.[6] Nach dem 72 Meter hohen Bau 52 des Chemieunternehmens Hoffmann-La Roche war der BIZ-Turm zum Errichtungszeitpunkt das zweithöchste Hochhaus der Stadt.
Seit Erbauung
Mit der Ausweitung des Tätigkeitsbereiches und dem damit einher gehenden gestiegenen Personalbedarfs rief die BIZ 1997 einen internationalen Architekturwettbewerb aus zur Umgestaltung des Verwaltungshochhauses, den der japanische Architekt Toyo Ito, der zwei Türme vorsah, mit seinem Büro gewann. Die Umgestaltung wurde jedoch nie verwirklicht. Stattdessen erwarb die BIZ im Mai 1998 ein von Mario Botta am Basler Aeschenplatz gestaltetes Gebäude, in wemelchem ursprünglich die UBS beheimatet war. Dieser moderne Bau mit sechs Ober- wie sechs Untergeschossen wie die angrenzende neobarocke Villa erwarb die BIZ und baute es umfassend für ihre Zwecke um. Seit 1999 nutzt sie es als Zweitgebäude, in welchem die Bankabteilung, das Risikocontrolling und die IT-Abteilung beherbergt sind.[6]
Mittlerweile habe sich die Zahl der Sitzungen auf 300 und ihrer Teilnehmer auf 9'000 jährlich erhöht sowie auch der Personalbedarf, so dass 2014 die BIZ weitere Erweiterungsmöglichkeiten evaluiert. Dazu hat die BIZ zum weiteren Ausbau eine Zonenänderung für das Areal unmittelbar südlich vom heutigen Turm beim Kanton eingereicht. Geplant ist ein mehrgeschossiger Bau, der sich an den Sockelbau des BIZ-Turms einfügen soll.[7] Gegenwärtig begleitet das Büro Herzog & de Meuron die Baupläne. Der Baustart werde allerdings nicht vor 2020 erfolgen und die konkrete Bauausführung werde über einen Architekturwettbewerb entschieden. Die derzeitige Bruttogeschossfläche von 30'000 Quadratmetern solle dann auf 68'000 anwachsen.[8]
Beschreibung
Lage und Umgebung
Der BIZ-Turm befindet sich am nordöstlichen Rand des Centralplatzes, einem zentralen Verkehrsknotenpunkt in Basel, an dem südlich davon der Bahnhof Basel SBB verläuft. Das Gebäude steht auf einem viereckigen Grundstück, welches von der Heumattenstrasse im Westen, Centralbahnstrasse im Süden und der Gartenstrasse im Osten begrenzt wird. Die nördlich verlaufende mehrspurige Nauenstrasse ist eine innerstädtisch stark befahrene West-Ost-Achse. Auf Höhe des BIZ-Turms befindet sich die östliche Portalrampe des Nauentunnels, der den mittleren Teil der Nauenstrasse unterirdisch verlaufen lässt.
In unmittelbarer Nachbarschaft zum BIZ-Turm befinden sich die Post 2, das Hotel Hilton, Hotel Schweizerhof, Verwaltungsgebäude der Basler Versicherung und vis-à-vis der Strassenkreuzung das Strassburger Denkmal und der Park Elisabethenanlage.
Architektur und Bautechnik
Das 69,5 Meter hohe Verwaltungs- und Konferenzgebäude hat seinen Haupteingang in der Ecke Nauenstrasse/Heumattstrasse. Das Bauwerk mit konkaver Linienführung weist ein Erdgeschoss und 19 Obergeschosse sowie vier Untergeschosse auf, die unter anderem eine Tiefgarage für rund 270 Fahrzeuge umfasst sowie eine Krankenstation.[9]

Die kreisförmigen Geschosse haben einen zylindrischen Kern als Versorgungsschacht, in dem unter anderem die Aufzuganlagen untergebracht sind. Die kupferfarbene Fassade besteht aus einer hyperboloiden Hülle, die aus zwölf tragenden Stahlstützen besteht und einheitlich eingesetzten, verglasten Metallelementen. Jedes Stockwerk besteht aus 72 Fassadenelementen. Davon sind 60 Elemente fest verglast und zwölf als Vollelemente ausgebildet, hinter denen sich die tragenden Hauptpfeiler verbergen. Für den Fassadenunterhalt stehen zwei aussen verlaufende Anlagen zur Verfügung.
Das Bauvolumen umfasst 174'000 Kubikmeter, davon liegt rund die Hälfte unterirdisch. Da das Hochhaus auf Rheinschotter gegründet ist, beträgt die Stärke der Fundamentplatte unter dem Turm 150 Zentimeter, am Rand des Kellergeschosses sind es noch 60 Zentimeter. In den unteren Geschossen dienen Stützen und Wände als inneres Trageelement, die konsequent radial in 15- und 30-Grad Abschnitten kreisförmig gesetzt sind.
Im Bereich des Haupteingangs befindet sich das grosse Auditorium, welches mit einer Granitfassade verkleidet ist. Das Pultdach ist zum Turm hin geneigt. Der BIZ-Turm wird von einem weitläufigen Sockelbau umgeben, dessen Dach teilweise mit reich bepflanzten Terrassengärten begrünt ist und teilweise bis zum siebten Obergeschoss reicht. Für die Gärten auf den Terrassen und den Innenhöfen wurden robuste Bodendecker und Stauden, darunter Rhododendrensträucher, verwendet. Die Bepflanzung soll den erforderlichen Kontrast zur massiven Turmarchitektur ergeben.[10]
Rezeption
Als zeittypischer Bau der 1970er Jahre prägt der BIZ-Turm die Stadtsilhouette. Da es mit Ausnahme des Messeturms und des voraussichtlich 2015 fertiggestellten Roche Tower in Basel keine Hochhäuser über 100 Meter gibt, fällt die markante Form des BIZ-Turms von vielen Seiten der Stadt auf.
In kritischer Berichterstattung zur globalen Finanzwelt, die massgeblich auch durch die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich mitgestaltet wird, wird häufig auch der BIZ-Turm gezeigt und als «Turm zu Basel» bzw. seine Erbauung als «Turmbau zu Basel» beschrieben.[11][12][13] Dabei soll die Assoziation zum Turmbau zu Babel als Sinnbild für die Hybris und Machtstreben der Finanzwelt geweckt werden.
Literatur
- Bank für internationalen Zahlungsausgleich in: werk, 1/1976, S. 752. (hier online)
- Max Hoch, Max Egloff: Absteckung des Gebäudes für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel in: Schweizerische Bauzeitung, September 1977, S. 605–608. (hier online)
- Wolf Hunziker: Umgebungsgestaltung zum Verwaltungsgebäude der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel in: Anthos, 20/1981, S. 1–5. (hier online)
Weblinks
- bis.org: The BIS's Basel buildings (englisch)
- TagesWoche: Raumschiff BIZ – so sieht es im Turm von innen aus, Artikel vom 19. Juni 2014
Einzelnachweise
- ↑ Abkommen vom 10. Februar 1987, Art. 3
- ↑ Basler Zeitung: Der exklusivste Club der Welt und seine dunkle Vergangenheit, Artikel vom 5. August 2013, abgerufen am 22. September 2014
- ↑ Deutsche Bundesbank: Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), abgerufen am 22. September 2014
- ↑ Stadt Basel: Areal Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) (pdf), S. 3, aufgerufen am 22. September 2014
- ↑ admin.ch: Abkommen zwischen dem Schweizerischen Bundesrat und der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich zur Regelung der rechtlichen Stellung der Bank in der Schweiz, abgerufen am 23. September 2014
- ↑ a b bis.org: The BIS's Basel buildings, abgerufen am 22. September 2014
- ↑ Basellandschaftliche Zeitung: Die BIZ wächst – und braucht darum mehr Platz, Artikel vom 20. August 2014, aufgerufen am 23. September 2014
- ↑ srf.ch: BIZ will am Basler Bahnhof wachsen, Artikel vom 19. August 2014, abgerufen am 24. September 2014
- ↑ TagesWoche: Das bestgehütete Geheimnis Basels, Artikel vom 19. August 2013, aufgerufen am 23. September 2014
- ↑ Umgebungsgestaltung zum Verwaltungsgebäude der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel, S. 2
- ↑ nzz.ch: Der Turmbau zu Basel, Artikel vom 2. September 2012
- ↑ Der Turmbau zu Basel: Geheimpläne für eine globale Währung, abgerufen am 29. September 2014
- ↑ Adam LeBor: Der Turm zu Basel, abgerufen am 29. September 2014
Koordinaten: 47° 32′ 53,1″ N, 7° 35′ 30,4″ O; CH1903: 611529 / 266383