Spechtsbrunn
Spechtsbrunn Stadt Sonneberg
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Koordinaten: | 50° 30′ N, 11° 15′ O |
Höhe: | 683 m ü. NN |
Eingemeindung: | 1994 |
Eingemeindet nach: | Engnitzthal |
Postleitzahl: | 98743 |
Vorwahl: | 036703 |
![]() Matthäuskirche
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Spechtsbrunn ist ein Ortsteil der Stadt Sonneberg im Landkreis Sonneberg in Thüringen.
Lage

Spechtsbrunn ist ein Ort im Thüringer Schiefergebirge an der Grenze zu Bayern. Durch den Ort führte einst eine Handels- und Heeresstraße von Nürnberg nach Leipzig.
Geschichte
Spechtsbrunn entstand bereits um 1300. Es ist einer der ältesten Orte in der Rennsteigregion. Der Ortsname ist nicht auf einen Specht, sondern auf eine sumpfige, morastige Stelle (Specke), die mit Reisigbündeln und einem Knüppeldamm passierbar gemacht wurde, zurückzuführen.
Am 29. Juni 1414 [1] wurde der Ort erstmals mit dem Erwerb der Gräfenthaler Wälder durch die Grafen von Orlamünde urkundlich erwähnt. 1438 werden die Reichserbmarschälle von Pappenheim mit der Adelsherrschaft Gräfenthal belehnt. 1525 führte Sebastian von Pappenheim die Reformation in der Herrschaft Gräfenthal ein. Somit gehört Spechtsbrunn zu den ersten evangelisch-lutherischen Orten Deutschlands.
Der Ort entwickelte sich im Mittelalter an der Handels- und Heeresstraße zwischen Nürnberg und Leipzig, die über den Sattelpass nach Franken führte. Die Einwohner hatten besondere Rechte, aber auch die Pflicht, für Ordnung auf der Handelsstraße zu sorgen und Vorspanndienste zu leisten, für den die Bauern von Spechtsbrunn eine große Anzahl Ochsen hielten. Die Einwohner hatten das Privileg, Strauchdiebe ohne Gerichtsurteil zu hängen oder ihnen Asyl zu gewähren. Kriegsdienst musste nur insoweit geleistet werden, als dass die Männer abends wieder zuhause sein konnten.
Neben dem Verkehr war der Griffelschieferabbau und die Herstellung von Schiefergriffeln im Hausgewerbe beziehungsweise später industriemäßig in einer modernen Großhütte auf der Grube „Brand“ (bis 1930) von Bedeutung. Als Zubehör wurden auch die benötigten Griffelkasten aus Holz geschnitzt. Die Fertigung dieser Schreibgeräte für den Schulgebrauch wurde erst in den 1950er Jahren durch die massenhafte Verbreitung von Bleistiften beendet.
Im Jahre 1912 wurde eine Porzellanfabrik gegründet, die bis 1990 existierte. Heute hat Spechtsbrunn das größte Gewerbegebiet in Oberland am Rennsteig. Mehrere Industriezweige konnten sich hier ansiedeln.
Zur DDR-Zeit befand sich im Forsthaus Am Brand, ergänzt um Finnhütten, im Grenz-Sperrgebiet bei Spechtsbrunn ein Ferienobjekt des MfS.[2] Am Forstort Kalte Küche, einer alten Straßenkreuzung am Rennsteig, forderten 1989 die Einwohner von Spechtsbrunn die Öffnung der Innerdeutschen Grenze, heute erinnert ein Mahnmal an diese Grenzöffnung.
Spechtsbrunn gehörte seit 1868 zum Landkreis Saalfeld. 1950 wurde es Teil des Landkreises Sonnerberg. Zwei Jahre später kam es zum Kreis Neuhaus am Rennweg und nach dessen Auflösung 1994 wieder zum Landkreis Sonneberg. Im selben Jahr wurde der Ort in die Einheitsgemeinde Engnitzthal eingemeindet, die 1997 in der Gemeinde Oberland am Rennsteig aufging. Diese wurde 2013 nach Sonneberg eingemeindet.
Sehenswürdigkeiten
Wichtig für Spechtsbrunn ist der Tourismus im Sommer und Winter mit dem Rennsteig. Beim Naturparkinformationszentrums auf der „Kalten Küche“ kreuzen sich der Rennsteig und die Alte Heer- und Handelsstraße unmittelbar an der Grenze zwischen dem Freistaat Thüringen und dem Freistaat Bayern. Der ehemalige Grenzstreifen, das "Grüne Band", wurde touristisch ausgebaut und kann hier noch hautnah erlebt werden. Mehrere Gaststätten und Pensionen, sowie Privatquartiere sind zu finden. Die Naturparkroute Thüringer Wald, eine 430 km lange Touristenstraße quer durch den Freistaat, führt den Gast zu einigen Routenangeboten.
Spechtsbrunn ist Station des Pilgerweges "Via Porta" vom katholischen Kloster Waldsassen in Bayern zur evangelischen Bruderschaft im Kloster Volkenroda in Thüringen.
- Die Matthäuskirche zu Spechtsbrunn (1746/1747) gilt mit ihrer reichen Bemalung als ein Beispiel der Blütezeit der barocken Kirchenbauten im Thüringer Schiefergebirge. Sie war 1911 mit finanzieller Beteiligung des Herzogshauses von Curt Steinberg aus Berlin-Steglitz renoviert worden. Der Herzog hatte auch den Einbau einer neuen Orgel aus der Werkstatt Sauer (Frankfurt/Oder) finanziert.[3] Am 21. September 2008 wurde die Kirche nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten neu geweiht. Sie erhielt den Namen Matthäuskirche.
- Ein Mahnmal an der „Kalten Küche“ am Rennsteig erinnert an die Überwindung der Deutschen Teilung.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Coburg-Saalfeld II UB 55 ( Wolfgang Kahl: Ersterwähnung Thüringer Städte und Dörfer. Ein Handbuch. Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza, 2010, ISBN 978-3-86777-202-0, S. 269)
- ↑ Sibylle Göbel: Wo die Stasi früher unbehelligt Urlaub machte. Thüringische Landeszeitung, 24. Juli 2013
- ↑ Thüringer Vereinigung für Heimatpflege (Hrsg.): Jahrbuch 1912. Erfurt 1913, Nachrichten, S. 72.