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Parks Range

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Die Parks Range ist ein ehemaliges Militärgelände der US-Truppen im Berliner Stadtteil Lichterfelde-Süd.

Nutzung und Planung

U.S. Army

Das Gelände wurde seit 1953 von der Berlin Brigade der U.S. Army genutzt. Auf dem Übungsgelände an der Osdorfer Straße, direkt an der Grenze zum brandenburgischen Teltow-Seehof gelegen, befand sich unter anderem eine Häuserkampf-Anlage, die unter dem Namen „Doughboy City“[1] bekannt wurde. 1975 wurde das Gelände erweitert und umfasste ca. 70 ha. Das gesamte Militärgelände wurde umgangssprachlich auch US-Geisterstadt genannt und war seinerzeit auf den Berliner Stadtplänen so bezeichnet: als weiße Fläche – anders in einem Stadtplan, wie ihn die Nationale Volksarmee der DDR in Gebrauch hatte. Hier waren Details des Truppenübungsgeländes eingezeichnet.[2] Der Namensgeber für den Truppenübungsplatz ist Generalmajor Floyd Lavinius Parks, der von Juli bis Oktober 1945 kommandierender Militärgouverneur des amerikanischen Sektors war. Hintergrund könnte der Bezug auf die Park Range, ein abgelegenes Gebiet in den heimatlichen Rocky Mountains, gewesen sein.

Nach jahrelangem Kampf Lichterfelder Bürger gegen den Militärübungslärm in Parks Range hatten die Amerikaner Mitte 1989 Zugeständnisse gemacht. Zwischen 22 und 7 Uhr wurden die Schießübungen auf Kleinkaliberwaffen mit „blinder“ Munition beschränkt. Des Weiteren wurde zugesagt, dass zu diesen Zeiten keine Konvois mehr anrollen, keine Hubschrauber-Tiefflüge stattfinden und das Kampftraining in der „Geisterstadt“ von geräuschintensiven Aktionen befreit wurde. Ebenso wurde Ruhe an Sonn- und Feiertagen vereinbart, und die Sandbahn-Rallyestrecke wurde geschlossen. Der US-amerikanische Generalmajor Haddock machte seinerzeit aber auch deutlich, dass die Zurückhaltung Grenzen hatte: Die drei einwöchigen Manöver pro Jahr zur „Prüfung der Einheiten auf Kampfbereitschaft“ blieben unumgänglich, und eine Verlagerung in die frühere amerikanische Zone kam nicht in Betracht.

Bevor 1994 die amerikanischen Besatzungstruppen aufgrund des Zwei-plus-Vier-Vertrages abzogen, wurde die Doughboy City abgetragen.

Natur

Seither nahm die Natur dieses Gebiet in Besitz und brachte eine Vielzahl von Pflanzenansiedlungen hervor.[3] Seit über 20 Jahren wird ein Teil des Areals von der Reitgemeinschaft Holderhof genutzt. Dies hat erheblich dazu beigetragen, dass sich in Lichterfelde-Süd eine offene Weidelandschaft mit außerordentlich großer Arten-Vielfalt entwickelte. Die aktuelle Situation wird hier [4] beschrieben. Aus einer Stellungnahme des Landesbeauftragten für Naturschutz und Landschaftspflege[5], Prof. Dr. Ingo Kowarik, vom 27. Juli 2012 gehen Details zur "hohen naturschutzfachlichen Bedeutung" der "Weidelandschaft Lichterfelde-Süd" hervor. Die dazugehörige Naturschutzfachliche Bewertungskarte macht die Oualitäten anschaulich.[6]

Immobilienentwicklung

Bis Juli 2012 befand sich das Areal im Eigentum der Immobiliengesellschaft CA Immo, die das Areal dann zusammen mit einer Fläche am Gleisdreieck für rund 12 Millionen Euro an die Groth Gruppe[7], Berlin, verkaufte. Die Fläche in Lichterfelde-Süd, also Parks Range und angrenzende Flächen zusammengenommen, umfasst 96,2 ha.

Aktionsbündnis

Dagegen stellte ab 2011 das „Aktionsbündnis Landschaftspark Lichterfelde-Süd“[8] ein Konzept der verträglichen Sozialraumerweiterung unter Erhalt schützenswerter Natur innerhalb und außerhalb der ehemaligen Parks Range als Landschaftspark Lichterfelde Süd vor [9] Für ihr Umweltengagement wurden das Projekt GroßstadtWildnis Lichterfelder Weidelandschaft sowie das Aktionsbündnis Landschaftspark Lichterfelde Süd mit dem Berliner Umweltpreis 2012 des BUND-Berlin ausgezeichnet.[10] [11] Gewerbebetriebe am Rande von Parks Range bangen um ihre Existenz angesichts der Planung des Investors Groth. Sie richteten eine Petition an das Abgeordnetenhaus von Berlin, in der sie eine "Gewerbeinsel" im Planungsverfahren begehrten.[12]

Planungen, Bürgerbeteiligung

Ein Prozess der Bürgerbeteiligung an dem Bebauungsvorhaben und der städtebaulichen Neuordnung ist vom Bezirk Steglitz-Zehlendorf zugesagt worden. Anfang April 2013 wurde eine "Absichtserklärung" von Groth-Gruppe und BA Steglitz-Zehlendorf veröffentlicht, in der Vorstellungen von "Wohnungsbauflächen in Lichterfelde-Süd" von 39 ha mit bis zu 2700 Wohnungen (durchschnittlich 78 qm groß) festgelegt werden. Dass Gewerbe sowie Natur- und Artenschutz dabei nicht berücksichtig wurden, stieß auf Kritik seitens des Aktionsbündnisses.[13]

Die weiteren Schritte des Bezirks zur Planung für Lichterfelde Süd sehen einen Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan sowie eine Änderung des Flächennutzungsplans (FNP) vor. Ein Städtebaulicher Workshop[14] wurde vom Investor Anfang 2014 ausgeschrieben und führte Ende September 2014 zur Vorstellung eines Masterplans, entworfen von casanova + hernandez architects, Rotterdam.[15] Das Aktionsbündnis Landschaftspark Lichterfelde-Süd übte am Workshop-Verfahren und dessen Ergebnis heftige Kritik. [16] Hier ist die Pressemitteilung mit den Details der Kritik. [17]

Schutzgebiet

Anfang 2013 wurde eine "Naturschutz- und Landschaftsentwicklungsstudie für ein zukünftiges Schutzgebiet Lichterfelde-Süd - Dezember 2012" durch das vom BA Steglitz-Zehlendorf beauftragte Landschaftsarchitekturbüros Fugmann & Janotta vorgelegt und im Umweltausschuss der Bezirksverordnetenversammlung vorgestellt.[18] Die umfangreiche und detaillierte Studie hebt die wichtige Funktion hervor, die das Untersuchungsgebiet, dessen Teil Parks Range ist, in Bezug auf den regionalen Biotopenverbund hat. In einer dem Gutachten vorangestellten Zusammenfassung "wird empfohlen, insgesamt 84 ha des ca. 111 ha umfassenden Areals als Landschaftsschutzgebiet auszuweisen". Das Bezirksamt hatte erklärt, die Ergebnisse des Gutachtens zur Grundlage für die weitere bauliche Entwicklung des Gebiets zu nehmen.

U-Bahnhof „Parks Range“

Bemerkenswert war ein nachgebauter U-Bahnhof in Form einer Hochbahnstation in Dammlage, der für Straßenkampfübungen genutzt wurde. Der detailgetreu und realitätsnah gestaltete U-Bahnhof war mit Sitzbänken, Zugabfertiger-Häuschen und Treppenaufgängen ausgestattet. Auf einem – nicht mit dem Netz der BVG verbundenen – Gleisstück war sogar ein ausrangierter Berliner U-Bahn-Wagen abgestellt, der als Befehlsstand diente.

Siehe auch

  • Beschreibung der Geisterstadt und Bilder auf Berlin-Brigade-Memories [1]
  • Bürger-Portal zur Stadt(ver)planung in Lichterfelde-Süd: AKTUELLES und Archiv [2]
  • Landschaftspark Lichterfelde-Süd [3]
  • Giesensdorfer Feld / Geschichte [4]

Einzelnachweise

  1. Umfangreiche U.S. Installations details
  2. "Topographischer Stadtplan Berlin/ 1:25000/ Vertrauliche Verschlußsache"
  3. http://pls.khd-blog.net/Ex/PLS_Dies-Das_03.html
  4. http://pruefstein-lichterfelde-sued.de/Themen/GROTH-GRUPPE_Planungen_04.html#Weide/
  5. http://www.stadtentwicklung.berlin.de/natur_gruen/
  6. http://pls.khd-blog.net/Ex/LBNatSch_zu_Li-Sued.html
  7. http://www.grothgruppe.de/
  8. http://pls.khd-blog.net/Lichterfelde_References.html#Ref_8
  9. Thermometer-Siedlung in Berlin-Lichterfelde – Teil 12; http://www.khd-research.net/ThS/Thermometer-Siedlung_12.html#St-Plg_5
  10. http://www.bund-berlin.de/nc/bund_berlinde/presse/pressemitteilungen/detail/artikel/preistraeger-des-berliner-umweltpreises-2012.html?tx_ttnews%5BbackPid%5D=447&cHash=35dcf21c42
  11. http://www.tagesspiegel.de/berlin/gefahren-der-grossstadtwildnis/7372118.html
  12. http://pruefstein-lichterfelde-sued.de/ALL/ALL_Mitteilungen_07.html#ALL_4
  13. http://pls.khd-blog.net/Pruefstein.html
  14. http://www.archkk.com/20140524-berlin-lichterfelde-sued-workshop-berliner-abendblatt/
  15. http://www.stadtrand-nachrichten.de/wordpress/synthese-zwischen-naturerlebnis-und-wohnbebauung-groth-gruppe-und-bezirksamt-stellen-masterplan-fur-parks-range-vor/
  16. http://pruefstein-lichterfelde-sued.de/Themen/GROTH-GRUPPE_Planungen_06.html#Stb_Konzept
  17. http://pruefstein-lichterfelde-sued.de/ALL/ALL_StbWsh_PM_23-09-2014.pdf
  18. http://www.berlin.de/ba-steglitz-zehlendorf/verwaltung/naturschutz/1lichterfelde-sued.html

Koordinaten: 52° 24′ 18″ N, 13° 18′ 52″ O