Bernhard Lösener
Bernhard Lösener (* 27. Dezember 1890 in Fürstenberg; † 28. August 1952 in Köln, wirkte 1935 als Rassereferent bei der Abfassung der Nürnberger Gesetze mit, strich nach 1945 jedoch seine Rolle als Widerstandskämpfer heraus.
Leben
Bernhard Lösener war Sohn eines Amtsrichters und wurde nach Jurastudium und Promotion 1929 Vorsteher im Hauptzollamt Glatz. 1930 trat er der NSDAP bei. Sein beruflicher Werdegang führte ihn 1931 zum Landesfinanzamt Neiße und im April 1933 in das Reichsinnenministerium; dort stieg er im August 1935 zum Ministerialrat auf. Als Rassereferent wurde er in der Nacht vom 13. September 1935 nach Nürnberg beordert, um dort gemeinsam mit anderen Verwaltungsfachleuten wie Hans Globke und Wilhelm Stuckart eilens die Nürnberger Gesetze zu formulieren.
Lösener war auch an der Ausformung der Durchführungsverordnungen beteiligt und Mitverfasser eines 1937 erschienen weiteren Kommentars zu den Rassegesetzen. Am 29. Januar 1942 definierte er in einer Verordnung für die besetzten Ostgebiete, welche Personen unter den Begriff „Jude“ gefasst werden sollten. Ab April 1943 war er im Reichsverwaltungsgericht mit Fragen der Kriegsschäden befasst.
Lösener wurde am 11. November 1944 verhaftet, weil er im August 1944 einige Tage den Hauptmann Gehre beherbergt hatte, der mit Graf Stauffenberg befreundet war. Nach eigenen Angaben hatte Lösener überdies seit 1936 lose Verbindungen zu Gisevius, der zum Kreise von Goerdeler gehörte. Im Januar 1945 wurde Lösener aus der NSDAP ausgeschlossen. Zu einem Prozess kam es nicht mehr; Lösener wurde kurz vor dem Eintreffen der Roten Armee in Torgau freigelassen.
Nach dem Krieg trat Lösener als Zeuge im Wilhelmstraßen-Prozess auf. Durch Fürsprache Verfolgter erhielt er im April 1949 eine Arbeit bei der jüdischen Hilforganisation Joint Distribution Committee. Danach war Bernhard Lösener bei der Oberfinanzdirektion Köln tätig und erreichte dort 1950 die Beförderung zum Regierungsdirektor.
Leistungen
Löseners Version seiner Tätigkeit als Referent für "Rasserecht" im Reichsministerium des Inneren, die ihn als heimlichen Widerstandskämpfer ausweist, wurde als Dokumentation post mortem in einer angesehenen Fachzeitschrift veröffentlicht.
Löseners Wirken im Dritten Reich ist umstritten. Ähnlich wie Hans Globke machte Lösener für sich geltend, bei der Ausformung der Rassegesetze weitergehende Forderungen zurückgewiesen und stets nur die denkbar mildeste Fassung formuliert zu haben. Kritiker vertreten dagegen die Einschätzung, die Mitarbeit von Seiten der Staatsbürokratie habe die praktische Durchführung des nationalsozialistischen Parteiprogramms beschleunigt oder zumindest ein Hindernis aus dem Weg geräumt.
Literatur
- Das Reichsministerium des Inneren und die Judengesetzgebung. Die Aufzeichnungen von Dr. Bernhard Lösener: Als Rassereferent im Reichsministerium des Inneren. In: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte 9 (1961) S. 262-313
- Otto Dov Kulka: Die Nürnberger Rassengesetze und die deutsche Bevölkerung im Lichte geheimer NS-Lage- und Stimmungsberichte. In: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte 32(1984) S. 582-636 (zu Lösener S. 618 / Anm. 124)
Weblinks
Personendaten | |
---|---|
NAME | Bernhard Lösener |
GEBURTSDATUM | 27. Dezember 1890 |
GEBURTSORT | Fürstenberg |
STERBEDATUM | 28. August 1952 |
STERBEORT | Köln |