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Hellmut Späth

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Gedenktafel für Hellmuth Späth am Haus Späthstrasse 80-81 in Berlin-Baumschulenweg

Hellmut Ludwig Späth (* 4. Dezember 1885 in Paris; † 15. Februar 1945 im KZ Sachsenhausen) war ein deutscher Baumschulenbesitzer. Er war letzter Inhaber der Späth'schen Baumschulen in Berlin.

Werdegang

Späth wurde als Sohn des Berliner Baumschulenbesitzers Franz Späth und der Wilhelmine Späth, geb. von Göriz, geboren. Er besuchte das Internat Schulpforta, wo er das Abitur ablegte. Anschließend studierte er Botanik, Geologie, Nationalökonomie und Philosophie zunächst in Berlin und anschließend in Cambridge. 1910 kam er nach Berlin zurück und promovierte dort 1912 an der Landwirtschaftlichen Hochschule. Seine Dissertation erschien 1912 in Berlin im Verlag von Paul Parey unter dem Titel Der Johannistrieb. Ein Beitrag zur Kenntnis der Periodizität und Jahresringbildung sommergrüner Holzgewächse. In dieser Arbeit beschrieb er als erster die Entstehung von Seitentrieben beim Längenwachstum der Mutterachse, ohne dass dabei ein Knospenstadium durchlaufen wird und prägte den Begriff Syllepsis für dieses Phänomen.

Im gleichen Jahr übernahm er als alleiniger Inhaber die Geschäftsführung des Familienbetriebes in Berlin-Baumschulenweg, den er zwischen 1920 und 1930 zur damals größten Baumschule der Welt ausbaute, die bis zu 1.500 Mitarbeiter beschäftigte.[1]

Im Jahr 1922 heiratete er Helga Eysler, eine Jüdin. Die gemeinsame Tochter, die spätere Journalistin und Fernsehmoderatorin, Dagmar Späth wurde im gleichen Jahr geboren. 1926 ließ das Paar sich scheiden. Er heiratete noch zweimal, wobei auch diese Ehen jeweils wieder geschieden wurden.

Mit der Weltwirtschaftskrise geriet der Baumschulbetrieb in wirtschaftliche Schwierigkeiten, weshalb Späth Ländereien verkaufen musste.

1933 trat Späth in die NSDAP ein, wobei der Baumschulbetrieb durch diese Kontakte profitierte und Aufträge zur Begrünung von Autobahnen und beim Bau des Berliner Olympiastadions sowie des Flughafen Tempelhof erhielt.[2] Allerdings wurde ihm später von den Nazis vorgeworfen, mit "jüdischem Kapital" zu arbeiten. Außerdem pflegte er eine Freundschaft mit Werner Magnus, einem Botaniker, der seine Professur an der Humboldt-Universität verloren hatte. Späths Tochter Dagmar aus der ersten Ehe mit Helga Eysler war Halbjüdin. Sie musste deshalb die Schule 1940 verlassen, weshalb Späth ein Arisierungsverfahren für sie beantragte.

Im Jahr 1943 machte die Gestapo Späths Privatsekretärin Erna Wisniewsky zu ihrer Spionin. Diese lieferte Informationen, die Späth des verbotenen Tauschhandels überführten. Er wurde am 10. April 1943 wegen "Kriegswirtschaftsvergehen" verhaftet und am 13. August 1943 zu einem Jahr Haft in Bautzen verurteilt. In dem Schutzhaftbefehl wurde ihm außerdem "versteckte Hetz- und Wühlarbeit" und sowie der Umgang mit Juden, die er in seiner Baumschule beschäftigte, vorgeworfen.[3] Wenige Monate später musste er aus der NSDAP austreten.

Von Bautzen wurde Späth später als politischer Häftling in das Konzentrationslager Sachsenhausen überführt, wo er am 15. Februar 1945 ermordet wurde, als offizielle Todesschein wurde auf dem Totenschein Durchfall und ein Katarrh angegeben.[4]

Gedenken

Stolperstein für Hellmut Späth am Gebäude Baumschulenweg 80-81

Am 17. August 2009 wurde vor dem Hauptportal der Landesschule Pforta in Schulpforte ein Stolperstein-Mahnmal verlegt. Späth war Schüler dieser Schule.[5]

Ein weiterer Stolperstein ist auf einer Treppenstufe zum Verwaltungsgebäude und ehemaligen Wohnhaus Hellmut Späths innerhalb des Geländes der Späth'schen Baumschule verlegt worden.

Sonstiges

Eine 1936 in der Baumschule gezüchtete und 1936 in den Handel gegebene Floribunde-Rosen-Züchtung benannte Späth zu Ehren seiner Tochter Dagmar Späth.

Literatur

  • Deutscher Wirtschaftsverlag (Hrsg.): Reichshandbuch der deutschen Gesellschaft: das Handbuch der Persönlichkeiten in Wort und Bild. - Berlin: Deutscher Wirtschaftsverlag, 1930-1931. - 2 Bde

Einzelnachweis

  1. F. Böger: Folgen eines Verdachts. In: Die taz. vom 17. September 2010
  2. U. Kulke: Späth'sche Baumschulen - von der ersten Ausgabe an dabei. Berliner Morgenpost, 8. Mai 2005, abgerufen am 29. Juni 2014
  3. Heinrich-Wilhelm Wörmann: Widerstand in Köpenick und Treptow (= Band 9 der Schriftenreihe über den Widerstand in Berlin von 1933 bis 1945), Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Berlin, 1995, S. 265
  4. F. Böger: Folgen eines Verdachts. In: Die taz. vom 17. September 2010
  5. Albrecht Günther: Stolpersteine mahnen gegen das Vergessen In: mz-web.de (Mitteldeutsche Zeitung) vom 17. August 2009. Abgerufen am 11. Juli 2010.