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Antitrinitarier

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Nichttrinitarier sind Christen, die nicht an die Lehre von der Trinität Gottes glauben. Als Antitrinitarier werden nichttrinitarische Christen bezeichnet, die gegen die Trinitätslehre Stellung nehmen.

Formen der Nichttrinität

Nichttrinitarische Nachfolger von Jesus lassen sich in unterschiedliche Gruppen aufteilen:

  • Manche glauben, dass Jesus nicht Gott ist sondern dass er ein Gesandter von Gott oder ein perfektes menschliches Wesen war. Eine solche Sichtweise wird vertreten von den Ebioniten und allgemein dem Adoptianismus. Auch die radikalen Arianer wie Aetius sind hier einzuordnen. Diese Lehre wird manchmal auch als dynamischer Monarchianismus bezeichnet
  • Manche glauben, dass Jesus göttlich ist, aber ein erschaffenes Wesen mit einem geringeren Status als Gott. Diese Lehre wurde von Arius im vierten Jahrhundert vertreten. Heute sind die Zeugen Jehovas hier einzuordnen.
  • Andere glauben, dass Gott Vater, Jesus und der Heilige Geist einfach drei Erscheinungsweisen eines einzigen Gottes sind und nicht unterscheidbare Personen. Diese Lehre wird manchmal auch als modalistischer Monarchianismus bezeichnet, manchmal auch als Patripassionismus. In der Kirchengeschichte war Sabellius ein wichtiger Vertreter dieser Lehre. Heutige Vertreter sind die Oneness Pentecostals.
  • Verschiedene Konfessionen innerhalb des Mormonismus akzeptieren die Göttlichkeit von Jesus aber glauben, dass die drei Personen der Trinität auch im Wesen unterschiedlich sind, was von christlichen Kritikern als Tritheismus angesehen wird.
  • Manche Konfessionen innerhalb der Kirche Gottes von Herbert W. Armstrong akzeptieren die Göttlichkeit von Gott Vater und dem Sohn Jesus, lehren aber nicht, dass der Heilige Geist eine Person ist. Diese Sichtweise wird auch als Binitarismus bezeichnet.

Biblische Argumente für ein nicht trinitarisches Gottesbild

Diese Argumente vertreten den Typus des arianischen Nichttrinitarismus

Gott

  • Nichttrinitarier gehen, wie schon Arius von einem strikten Monotheismus aus und betonen, die absolute Geistigkeit und Transzendenz Gottes Geist sei aber weder sichtbar noch hörbar. So verstehen sie auch die Aussagen von Jesus:
    • Weder habt ihr jemals des Vaters Stimme gehört, noch Sein Aussehen wahrgenommen (Joh 5:37)
    • Niemand hat Gott jemals gesehen (Joh 1:18)
  • Biblische Unitarier behaupten, „Gott“ werde in der Auslegung der christlichen Bibel als Titel verwendet (im Sinn von Unterordner) und habe verschiedene Träger, etwa Jesus (Heb 1:8, Joh 20,28), Mose (2 Mose 4:16), andere Menschen (Ps 82:8; Joh 10,34), zum Beispiel Richter (2 Mose 21:6) oder der eigene Körper (Phil 3:19). Nicht alle Träger des Titels seien also gleichzusetzen, wie es das Dogma meine, das ja eigentlich von drei gleich großen Göttern spreche.
  • In absoluter Form ohne Einschränkung (also als Gott über alle und alles) sei dagegen mit Gott in der Bibel immer nur der Vater gemeint: Gott sei nicht teilbar, Er ist E i n e r (Röm 3:30), e i n Gott und Vater aller (Eph 4:6). Für uns ist nur e i n e r Gott, der Vater (1. Kor 8:6).
  • Gott ist unwandelbar (Jes 41:4b; Jak 1:17): Er sei immer Geist gewesen, sei Geist und werde immer Geist bleiben. Allein das schließe schon die Vorstellung aus, dass Gott Mensch wurde.
  • Damit Gott mit Seiner Schöpfung kommunizieren könne, sei also ein Mittler nötig. Dieser Mittler, in Auslegung der biblischen Unitarier symbolisch „das Wort“ genannt (Joh 1:1), sei mit Gott, dem Vater eins, aber nicht einer (Joh 10:30) „denn Gott ist einer, ebenso ist einer auch Mittler zwischen Gott und den Menschen, der Mensch Christus Jesus“ (1 Tim 2:5). Dieser Vers wird so ausgelegt, dass Gott und Jesus zwei seien, aber in vollkommener Vertrautheit, weil, so wie Jesus sage, „ich von Ihm bin und derselbe mich ausgesandt hat“ (Joh 7:9). Ein Mittler sei von dem zu unterscheiden, der vermittelt werden soll, nicht mit diesem identisch.
  • Sie legen Philipper 2 so aus, dass nur der Sohn Gottes seine Gestalt ändern könne, von der Gestalt Gottes (also Geist) sei er dem Menschen gleich geworden: „Denn diese Gesinnung sei auch in euch, die auch in Christus Jesus ist: der, als Er in der Gestalt Gottes war, es nicht als ein Rauben erachtete, ebenso wie Gott zu sein; sondern Er entäußerte Sich Selbst, nahm die Gestalt eines Sklaven an, wurde den Menschen gleich gestaltet.“ (Phil 2:6-7).
  • Nach Sicht der biblischen Unitarier sei der Vater zuerst da gewesen und Jesus Christus von ihm gezeugt worden (Joh 1:18; 8,42; Spr 8:22-24,30), vor aller anderen Schöpfung, die Gott dann durch seinen Sohn geschaffen habe (Joh 1:1-3,10; siehe auch Kol 1:16; 1 Kor 8:6; Hebr 1:2).
  • Wird der Gottesbegriff im Plural verwendet, wie mit „Elohim“ in Gen 1:1, so sei dieses gemeinsame Handeln betont.
  • Bei dem Apostel Paulus fehle eine Gleichsetzung von „Sohn“ und „Vater“. So schreibt er, „Gott habe Jesus über alle Maßen hoch erhöht“ oder „Sobald ihm aber alles unterworfen ist, dann wird auch der Sohn selbst sich dem unterwerfen, der ihm alles unterworfen hat, damit Gott sei alles in allen“. Paulus spricht noch vom „Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus“ und nennt Gott „das Haupt Christi“ in demselben Sinne wie Christus das Haupt des Mannes ist. Bezeichnend sei auch, dass Paulus fast durchgängig das Gottesprädikat dem Vater allein vorbehält. (Unvollständige Auswahl: Röm 1:7, 15:5,6, 2 Kor 1:2,3, Eph 1:3, Phil 1:2, Kol 1:12, 1 Thes 1:2f, 1 Tim 1:2)

Jesus Christus

  • Unbestritten ist für biblische Unitarier die besondere Harmonie zwischen dem Vater und seinem Sohn, sie seien eines Geistes (Joh 10:30), also eins, aber nicht einer, sondern unterscheidbar mit klarer Rangfolge. Für uns ist nur e i n e r Gott, der Vater (1 Kor 8:6) wird in dieser Richtung ausgelegt.
  • Nichttrinitarier meinen, Jesus Christus sei nicht genauso „Gott“ wie sein Vater und damit ihm gleichrangig. Schon mit dem Ausspruch Jesu: Der Vater ist größer als Ich (Joh 14:28) sei, so Nichttrinitarier die Annahme der Gleichrangigkeit zwischen dem Vater und seinem Sohn widerlegt.
  • Gott, der Vater, habe seinen Sohn mit einem Auftrag auf die Erde gesandt, aber er sei nicht gesandt woren. Der Sohn werde gesandt, aber er sende niemals seinen Vater. Das sei nicht umkehrbar und ein klares Zeichen von Unterordnung. Wer wäre da, um Gott zu schicken? Mehrfach bezeugt Jesus, dass der Vater Ihn gesandt habe (Joh 5:39; 6:29,38,44; 17:3,8,18,21), und er stellte fest, dass ein Sklave nicht größer sei als der, der ihn gesandt habe (Joh 13:16). Auch Paulus schreibt, dass Jesus von Gott gesandt wurde (Röm 8:3).
  • Christus habe einen Gott (Unterordner in der Definition der biblischen Trinitarier) und Vater. Er rief Ihn an: Mein Gott, mein Gott! (Mat 27:43). Paulus und Petrus schrieben: Gesegnet sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus! (2 Kor 1:3,16; Eph 1:3; 1. Pet. 1:3). Auch Stellen wie Das Haupt des Christus ist Gott (1 Kor 11:3). [Da ist] ein Gott und Vater aller, der über allen ist und durch alle und in allen wirkt (Eph 4:6) werden als Subordination ausgelegt.
  • Nichttrinitarier legen die folgenden Bibelverse so aus, dass der Vater zuerst da gewesen sei und Jesus Christus von ihm gezeugt worden sei vor aller anderen Schöpfung, die Gott dann durch seinen Sohn geschaffen habe.
    • Der Herr hat mich geschaffen im Anfang seiner Wege, vor seinen Werken in der Urzeit; in frühester Zeit wurde ich gebildet, am Anfang, beim Ursprung der Erde. Als die Urmeere noch nicht waren, wurde ich geboren, als es die Quellen noch nicht gab, die wasserreichen. (Spr 8:22ff)
    • Niemand hat Gott je gesehen. Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht. (Joh 1:18)
    • Wenn Gott euer Vater wäre, würdet ihr mich lieben; denn von Gott bin ich ausgegangen und gekommen. (Joh 8:42).
  • Auch der auferstandene Jesus werde als eigenständige Persönlichkeit beschrieben, die vom Vater verschieden ist:
    • Diesen hat Gott zum Urheber und Retter zu Seiner Rechten erhöht (Apg 5:31)
    • Darum hatt Gott Ihn auch überaus hoch erhöht und Ihn mit dem Namen begnadet, der über jedem Namen ist, damit in dem Namen Jesu sich jedes Knie beuge, [..] und jede Zunge huldige: Herr ist Jesus Christus, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters. (Phil 2:9-11)
    • Denn Christus ging [..] in den Himmel selbst, um nun vor dem Angesicht Gottes für uns zu erscheinen. (Hebr 9:24)
    • Stephanus erhält kurz vor seiner Steinigung Einblick in den Himmel: Er aber, voll Glauben und heiligem Geist unverwandt in den Himmel sehend, gewahrte Gottes Herrlichkeit und Jesus zur Rechten Gottes stehen und sagte: „Siehe, ich schaute die Himmel aufgetan und den Sohn des Menschen zur Rechten Gottes stehen!“ (Apg 7:55,56)

Heiliger Geist

  • Bibelgläubige Nichttrinitarier erklären, der Heilige Geist sei in der Bibel nicht genauso unabhängig vom Vater' wie der Sohn und dürfe nicht als eigenständige „Person“ betrachtet werden. Der Heilige Geist werde auch nie Gott genannt.
  • “Geist“ werde in der Bibel zwar des Öfteren personifiziert:
    • Gottes Geist, also der Heilige Geist: Röm 8:9, 14
    • Christi Geist: 1 Petr 1:11
    • Marias Geist: Lk 1:47
  • Personifizierung beweise aber nicht Persönlichkeit. Auch die Weisheit müsste so nach Spr 1:20-33; 8:7-15, Mt 11:19 und Lk 7:35 eine Person sein. Ebenso wie die Sünde (Röm 5:14, 17, 21; 6:12), der Tod oder die Liebe (nach 1 Kor 13). In ihren Augen entsteht eine Verwirrung, weil nicht gesehen werde, dass hier Sprachfiguren vorlägen. Gott wirke mit Hilfe seines Geistes (also des Heiligen Geistes) in den Herzen der Gläubigen, damit sie durch Gott verändert werden könnten (z.B. Eph 3:16ff). Dem Heiligen Geist, also dem Geist Gottes, den gleichen Stellenwert wie dem Vater oder dem Sohn zu geben, kann ihrer Meinung nach mit der Bibel nicht unterstützt werden.
  • Die Bibel sage auch, dass der Geist Gottes, der Heilige Geist, in der selben Verbindung zu Gott stehe wie der Geist eines Menschen in Verbindung zum Menschen stehe: Denn wer unter den Menschen weiß, was im Menschen ist, außer dem Geist des Menschen, der in ihm ist? Also hat auch niemand die Tiefen Gottes erkannt außer dem Geist Gottes. (1 Kor 2:11). Wenn jemand den Heiligen Geist, die Kraft Gottes betrübe, werde Gott, der Vater betrübt und niemand anderer.
Alle Bibelstellen entstammen dem Konkordanten Neuen Testament.

In den theologischen Auseinandersetzungen um die Trinität im 4. und 5. Jahrhundert werden diese Bibelstellen auch von Trinitariern aufgenommen und in trinitarischer Auslegung nicht als Widerspruch zur Trinitätslehre gesehen, manchmal sogar als Bekräftigung. Umfassende Darstellungen von trinitarischer Bibelauslegung finden sich insbesondere bei Gregor von Nazianz in den fünf Theologischen Reden und bei Augustinus in seiner Abhandlung "De Trinitate".


Geschichte

In der Antike waren die Anhänger des Arianismus Nichttrinitarier. Der Arianismus starb jedoch im 8. Jahrhundert aus.

Voraussetzung zu stärkerem Widerspruch nach der Formulierung des Dogmas schuf vor allem der aufklärerische Humanismus Oberitaliens und die Umbruchszeit der Reformation, in der die Anzahl der Gegner erheblich stieg.

Herausragender Repräsentant der Antitrinitarier war Michael Servet, der 1553 bei der Durchreise durch Genf von Calvin angezeigt und kurz darauf aufgrund seiner scharfen Verurteilung des Dogmas ("de trinitatis erroribus") lebendig verbrannt wurde. Seit seinem Tod verfolgte die Inquisition die Antitrinitarier vor allem in Italien. Täufer wie auch Wiedertäufer waren größtenteils antitrinitarisch gesinnt. Die Verfolgten wichen in den Osten aus, wie der Arzt Giorgio Biandrata (gest. 1585) nach Siebenbürgen. Einflussreich war auch Fausto Sozzini (gest. 1604), der eine eigene Bewegung schuf, die "Sozinianer" genannt wurden. Sie wurden aber 1658 aus Polen vertrieben und wanderten über Holland und England nach Nordamerika aus, wodurch dort die Bewegung der Unitarier-Universalisten entstand. Eine Rolle mag auch der in der Aufklärung aufkommenden Deismus in England gespielt haben, wie auch eine liberale Reaktion auf das Great Awakening in den USA.

In der Neuzeit entstanden 1548 - 1574 in Polen antitrinitarische Gemeinden, die Anhänger des Letzteren Sozinianer oder auch Unitarier genannt, die in ganz Europa verfolgt wurden.

Im 17. Jahrhundert bildeten sich auch in England und ab dem 18. Jahrhundert in den späteren USA unitarische Gemeinden. Einige der frühen Staatsmänner und Präsidenten der USA waren bekennende Unitarier. Die heutigen amerikanischen "Unitarian Universalists", die daraus entstanden, aber heute eher Universalisten (siehe ebenfalls unter Unitarier) als Christen sind, kann man damit nicht mehr gleichsetzen.

Nichttrinitarische Gruppen

Im deutschsprachigen Raum gibt es auch einige Einzelgemeinden und kleinere Gruppen, die nichttrinitarische Lehren vertreten:

Nichttrinitarische Personen

Literatur

  • H. M. Kuitert: Kein zweiter Gott; Jesus und das Ende des kirchlichen Dogmas. Patmos-Verlag, 2004. ISBN 3-491-77052-1
  • Buzzard, Anthony F., Hunting, Charles F.: Die Lehre von der Dreieinigkeit Gottes als selbst zugefügte Wunde der Christenheit; Linz: Verlag Aletheia, 2001; (Vorwort)
  • Ohlig, Karl-Heinz: Ein Gott in drei Personen? Vom Vater Jesu zum "Mysterium" der Trinität; Mainz: Grünewald und Luzern: Edition Exodus, 1999; ISBN 3-7867-2167-X (Grünewald) bzw. ISBN 3-905577-33-X (Exodus)

Siehe auch

Dreifaltigkeit Christologie